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Trotzender Mops, ein Spar ohne Schwein

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Ob schön illustriert oder wunderbar vertont: Gedichte von Ernst Jandl, Paul Maar und Edward van de Vendel bereiten Spaß.

Ein faulsein ist nicht lesen kein buch." Eben. Und wenn dann noch Ottos Mops trotzt, dann ist die Welt in Ordnung. Zumindest für Ernst Jandl, den einstmals nimmermüden Wortverdreher. Eine kleine Auswahl seiner Gedichte - um genau zu sein: 16 an der Zahl - ist jetzt erschienen, garniert mit Radierungen von Erhard Dietl, der den Jandl'schen Texten einerseits artig folgt, andererseits deren absurde Komik noch ein bisschen weiterspinnt. Vorlesespaß und Augenschmaus in einem. Und eine gute Vorbereitung aufs zehnbändige Jandl-Gesamtwerk, das ja vielleicht zur Pflichtlektüre in den Schulen wird, wenn die Pisa-Leute gemerkt haben, dass Sprache mehr kann als sich nur "richtig" lesen und schreiben lassen.

Riesenspaß macht auch die Lektüre der Gedichte des Niederländers Edward van de Vendel. Seine Verse schwingen hin und her zwischen Sprachspielerei und Poesie, wie man sie Kindern nicht besser in den Mund legen könnte. So etwa im Gedicht "Sommer": "Erst bekam ich Sonnenbrand und fing an mich zu häuten / jetzt schält sich meine Außenwand und das vor allen Leuten / in tausend kleinen Stückchen Haut leg ich mich vor mich hin / der Sommer ist ein Puzzlespiel und ich bin mittendrin." Da werden gebrochene Brillengläser verarztet, bis sie undurchsichtig sind; tote Vögelchen vom Bahnsteig aufgehoben und behutsam bestattet, während Mama - die die Zugtür blockiert - die Krise kriegt; und da wird der Schnee aufgefordert, noch ein paar Flocken nachzulegen in die Ohren des Kindes, so wie Münzen in einen Schneeballschlacht-Automat. Die Illustrationen von Fleur van der Weel sind klasse - wenn auch das unterlegte Knall-Grün etwas gewöhnungsbedürftig ist ?

Rundum gelungen ist die Vertonung von Paul Maars Gedichten, Rätseln und Abzählreimen, die jetzt bei Oetinger audio erschienen ist. Über 50 Titel hat die CD "Jaguar und Neinguar", wohlkomponiert in der Abfolge. Für jedem der 13 Sprecherinnen und Sprecher, etwa Jürgen Thormann, Felix von Manteuffel und Marion Elskis, sind zur Stimme passende Texte ausgewählt. Abgerundet wird das Hörerlebnis durch niveauvolle Zwischenmusiken, komponiert von Dieter Faber und Frank Oberpichler.

Unter diesen Voraussetzungen gewinnen Paul Maars Verse, deren Wendungen immer wieder überraschen, zum Schmunzeln, ja, zum Lachen sind, an Strahlkraft hinzu. Und nach dem ein oder anderen melancholischen, nachdenklichen Gedicht, kann es schon mal sein, dass man kurz auf Pause drückt - um die Worte in der Stille wirken zu lassen.

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