„Waldhufendorf“ – Versionsunterschied
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[[Bild:Königswalde.jpg|thumb|right|400px|Aufgrund der noch weitgehend vorhandenen Steinrücken als Flurgrenzen gilt [[Königswalde]] als eines der markantesten Waldhufendörfer des Erzgebirges]]▼
Das '''Waldhufendorf''' ist eine ländliche [[Siedlungsform]], die typischerweise in Rodungsgebieten auftritt und die sich durch einen regelmäßigen Grundriss auszeichnet. Es handelt sich um in Reihe ([[Reihendorf]]) gegenüberliegende, relativ breite Streifen landwirtschaftlichen Grundbesitzes, wobei sich die Hofanlage am straßenseitigen Rand des jeweiligen Streifens befindet.
▲[[File:Waldhufen.png|thumb|right|Waldhufendorf]]
[[Bild:Lancuchowka1852.jpg|thumb|right|Stebnik-Steinfels (1783) wurde als Waldhufendorf gegründet. Katasterplan 1852]]▼
== Verbreitung ==
▲[[
Waldhufen- und Hagenhufendörfer sind besonders im [[
Diese Siedlungsform kam um das Jahr 1000 im bis dahin unbewohnten [[Nordschwarzwald]] auf. Auf den meist höher gelegenen fruchtbaren Kuppen des oberen [[Buntsandstein]]s wurden die [[Gehöft]]e (auch „[[Hufe]]“ oder „Hube“ genannt) entlang einer Straße durch [[Rodung]] angelegt. Als „Fränkische Hufe“ wird eine Parzelle von 24,2 Hektar bezeichnet, bei der sich hinter den Gebäuden längliche [[Grundstück]]e etwa rechtwinklig zur Mittelachse bis zum auf den [[Höhenrücken]] verbliebenen Wald erstreckten. Diese Strukturen sind bis heute erkennbar. ▼
Aneinandergekettete Waldhufendörfer ziehen sich zum Beispiel im sächsischen Gebirgsvorland bis zu 25 km in den Tälern entlang. Der Kern eines Waldhufendorfs ist auch noch bei Dörfern in anderen deutschen Mittelgebirgen zu erkennen
Im 12. und 13. Jahrhundert war die Form des Waldhufendorfes auch im [[Thüringen|thüringischen]], [[Sachsen|sächsischen]] und [[Schlesien|schlesischen]] Raum die bevorzugte Siedlungsform der deutschen [[Siedler]] beim [[Landesausbau]]. Wegen der hier meist mit einer [[Hecke]] ([[Hag]]) umgebenen Grundstücke wurden diese Siedlungen auch [[Hagenhufendorf|Hagenhufendörfer]] genannt. ▼
== Geschichte ==
▲Waldhufen- und Hagenhufendörfer sind besonders im [[Erzgebirge]], in dessen Vorland, in Ostsachsen, in den [[Sudeten]] und [[Beskiden]], im [[Thüringer Wald]], im [[Fichtelgebirge]], im [[Bayerischer Wald|Bayerischen Wald]], im [[Böhmerwald]], im [[Spessart]], im [[Odenwald]], im [[Westrich]], im [[Nordschwarzwald]] sowie in [[Nordvorpommern]] anzutreffen.
Als vermutlich ältestes Waldhufendorf Deutschlands gilt das im Jahre 877 erstmals urkundlich erwähnte [[Zotzenbach]] im hessischen Odenwald.<ref>Alan Mayhew: ''Rural settlement and farming in Germany'' (Batsford Historical Geography Series). Batsford, London 1973, ISBN 0-7134-2105-3, S. 69 f.</ref>
▲Diese Siedlungsform
Die Mittelachse der Siedlung bildet neben der Straße meist auch ein Wasserlauf, an dessen Ufer sich gemeindeeigenes [[Weideland]] befand. Ebenfalls entlang von Wegen oder Straßen erhielten Neusiedler streifenförmige Stücke des Landes in der Größe einer Hufe, die sie rodeten. Am Weg, fast immer außerhalb des Überschwemmungsgebietes des Wasserlaufes, wurden die Höfe errichtet. Auf der dahinter liegenden Fläche wurde Ackerbau betrieben. Am Ende der Hufe blieben häufig noch Wald bzw. Waldreste erhalten, an die man sich im Laufe der Zeit bei Bedarf an neuem Ackerland „heranarbeitete“. Die langen, im Mittelgebirge und dessen Vorländern meist sich die Berghänge hinaufziehenden [[Flurstücksgrenze|Flurstückgrenzen]] reichten oftmals bis zur Rückenlinie der [[Höhenrücken]] und waren entweder als Wege oder aber als [[Steinrücken]] ausgebildet. Jenseits der Höhenrücken schloss sich das oft im benachbarten Tal liegende Waldhufendorf mit seinen [[Flur|Fluren]] an.▼
Neue Forschungen stellen in Frage, dass es sich um planmäßige Neugründungen handelte. Möglicherweise gab es ältere Siedlungsformen, die eher aus isoliert liegenden Einzelhofsiedlungen bestanden.<ref>R. Schreg: ''Würzbach – ein Waldhufendorf im Nordschwarzwald.'' In: ''Stadt – Land – Burg. Festschrift für Sabine Felgenhauer-Schmiedt'' (Studia honoraria 34). Leidorf, Rahden/Westf. 2013, ISBN 978-3-89646-553-5, S. 189–202.</ref> Ähnliche Beobachtungen konnten bei Reihensiedlungen in Sachsen gemacht werden.
▲Im 12. und 13. Jahrhundert war die Form des Waldhufendorfes auch im [[Thüringen|thüringischen]], [[Sachsen|sächsischen]] und [[Schlesien|schlesischen]] Raum die bevorzugte Siedlungsform der deutschen [[Siedler]] beim [[Landesausbau]]. Wegen der hier meist
▲Aneinandergekettete Waldhufendörfer ziehen sich zum Beispiel im sächsischen Gebirgsvorland bis zu 25 km in den Tälern entlang. Der Kern eines Waldhufendorfs ist auch noch bei Dörfern in anderen deutschen Mittelgebirgen zu erkennen. Das einzige rund um die Kirche als Dorfzentrum angelegte Waldhufendorf (im Prinzip kuchenförmig) ist der Ortsteil [[Neuweiler]]-Gaugenwald.
== Formen ==
▲Die Mittelachse der Siedlung bildet neben der Straße meist auch ein Wasserlauf, an dessen Ufer sich gemeindeeigenes [[Weideland]] befand. Ebenfalls entlang von Wegen oder Straßen erhielten Neusiedler streifenförmige Stücke des Landes in der Größe einer Hufe, die sie rodeten. Am Weg, fast immer außerhalb des Überschwemmungsgebietes des Wasserlaufes, wurden die Höfe errichtet. Auf der dahinter liegenden Fläche wurde Ackerbau betrieben. Am Ende der Hufe blieben häufig noch Wald bzw. Waldreste erhalten, an die man sich im Laufe der Zeit bei Bedarf an neuem Ackerland „heranarbeitete“
Die langen, im Mittelgebirge und dessen Vorländern meist sich die Berghänge hinaufziehenden [[Flurstücksgrenze]]n reichten oftmals bis zur Rückenlinie der [[Höhenrücken]] und waren entweder als Wege oder aber als [[Lesesteinhaufen|Steinrücken]] ausgebildet. Jenseits der Höhenrücken schloss sich das oft im benachbarten Tal liegende Waldhufendorf mit seinen [[Flur (Gelände)|Fluren]] an.
Ein seltenes Beispiel für ein in runder Form entstandenes Waldhufendorf ist [[Kreuzberg (Freyung)]]. Auch [[Gaugenwald]] und [[Steinbuch (Michelstadt)]] (halbrund) können in diesem Zusammenhang genannt werden.
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== Siehe auch ==
* [[Liste von Waldhufendörfern]]
* [[Waldhufen]], Gemeinde in Ostsachsen
* [[Landesausbau]]
== Literatur ==
* Rainer Krüger
* Johannes Langer
* B. Bruhns: ''Geographische Studien über die Waldhufensiedlungen in Sachsen''. In: ''Globus'', Historische Zeitschrift für Länder- und Völkerkunde mit besonderer Berücksichtigung der Anthropologie und Ethnologie, Band 95, S. 222, Braunschweig, 1909.
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4188980-0}}
[[Kategorie:Dorfform]]
[[Kategorie:Lokale Siedlungsform]]
[[Kategorie:Walderschließung]]
▲[[en:Waldhufendorf]]
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