„Advocatus Diaboli“ – Versionsunterschied

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Der lateinische Ausdruck '''{{lang|la|Advocatus Diaboli}}''', zu deutsch{{DeS}} '''Anwalt des Teufels''', bezeichnetsteht einefür die [[Rhetorik|rhetorische]] [[Strategie]] eines [[Anwalt]]s, bzw.beziehungsweise allgemeiner die eines Redners, der bei einem rhetorischen Streit zunächst ganz bewusst die Position seineseines Gegners einnimmt, aber nur, um diese dann '''trotzdem''' zu widerlegen.<br>
Der Begriff bezeichnet im ursprünglichen engeren Sinne einen [[Kirchenanwalt]], dessen Aufgabe es ist, in einem Heiligsprechungsprozess die zusammengetragenen Belege und Argumente für die [[Heiligsprechung]] anzufechten bzw. eigene Argumente gegen die Kanonisation einzubringen.<ref>{{LThK|Elmar Güthoff|Kirchenanwalt|3|5|1509}}</ref><br>
 
Der''Advocatus BegriffDiaboli'' bezeichnetbedeutet im ursprünglichen engeren Sinne einen [[Kirchenanwalt]], dessen Aufgabe es ist, in einem Heiligsprechungsprozess[[Heiligsprechung]]sprozess die zusammengetragenen Belege und Argumente für die [[Heiligsprechung]] anzufechten bzw.oder eigene, Argumentemit gegennegativen dieGesichtspunkten Kanonisationbehaftete Gegenargumente einzubringen.<ref>{{LThK|[[Elmar Güthoff]]|Kirchenanwalt|3|5|1509}}</ref><br> Den [[Gegenpart]] als Fürsprecher übernahm traditionell ein '''''Advocatus Dei''''' („Anwalt Gottes“).
Die Strategie in einem allgemeineren rethorischen Sinne kann nach bestem Wissen und Gewissen, also mit der '''ernsthaften Absicht''' verfolgt werden, einen Gegenanwalt (Streitgegner) nachzuvollziehen (was in letzter Konsequenz sogar die Möglichkeit einer [[Kapitulation]] einschließt), dem entgegen kann sie aber auch aus einer '''voreingenommenen''' Position [[a priori]] dazu dienen, die Gegenseite letztlich zu widerlegen, also eine Kapitulation kategorisch ausschließen. <br>
 
Die Strategie inIn einem allgemeineren rethorischenrhetorischen Sinne kann die Strategie nach bestem Wissen und Gewissen, also mit der '''ernsthaften Absicht''' verfolgt werden, einen Gegenanwalt (Streitgegner) nachzuvollziehen. (was inIn letzter Konsequenz sogarschließt das ergebnisoffen die Möglichkeit einer [[Kapitulation]] einschließt), demein. entgegenDementgegen kann sie aber auch aus einer '''voreingenommenen''' Position ''[[a priori]]'' dazu dienen, die Gegenseite letztlich zu widerlegen, also eine Kapitulation kategorisch ausschließenauszuschließen. <br>
Ersteres ist eine Methode zu ernsthafter Wahrheitsfindung. Ein Beispiel wäre z. B. ein überzeugter [[Marxist]], der sich mit voller Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit fragt, was z. B. [[Margaret Thatcher]] als das 'Gute' definieren würde, das sie mit ihrer Politik letztlich verfolgt, vor dem Hintergrund, dass jeder, egal was er tut, letztlich irgendetwas 'gutes' damit anstrebt. Dabei schließt er nicht aus, evtl. sogar bei einer Pro-Thatcher Überzeugung anzugelangen.<br>
 
Ersteres, das ernsthafte Nachvollziehen der gegnerischen Argumente, ist eine Methode zu ernsthafter Wahrheitsfindung. Ein Beispiel wäre ein überzeugter [[Marxist]], der sich mit voller Ernsthaftigkeit und Gewissenhaftigkeit fragt, was beispielsweise [[Margaret Thatcher]] als „das Gute“ definieren würde, das sie mit ihrer Politik letztlich verfolgt, vor dem Hintergrund, dass jeder, egal was er tut, letztlich irgendetwas „Gutes“ damit anstrebt. Dabei schließt er nicht aus, eventuell sogar zu einer Pro-Thatcher-Überzeugung zu gelangen. Letzteres, also das Aufzählen der Gegenargumente aus rein rhetorischen Gründen, geschieht von vornherein nur [[Polemik|polemisch]]-scheinbar, entgegen einer gefassten Überzeugung,; bzw: Eses wird ein Gedankengang referiert, der trotz der Advocatus -Diaboli -Position bereits bei einer Gegenüberzeugung angelangt ist.<br>
 
Häufig findet man auch die falsche Bezeichnung ''advocatus diabolus'' oder ''advocatus diabolicus''. ''Diabolus'' ist falsch dekliniert (Nominativ statt des Genitivs), wohingegen ''diabolicus'' „der Teuflische“ bedeutet.
 
== Verwendungszweck ==
Das rhetorische Stilmittel kann dazu verwendet werden, die Argumente der eigenen Position im Hinblick auf mögliche Gegenargumente (des Advocatus Diaboli) zu schärfen. Bei Debatten kann die Einnahme der Position des Advocatus Diaboli auch der gezielten [[Provokation]] dienen.
 
Im Bereich der [[Pädagogik]] wird diese Methode angewendet, um den Lernenden Übung darin zu vermitteln, eine Meinung zu vertreten. Diese [[Unterrichtsmethode]] hat besonders im gesellschaftswissenschaftlichen Bereich Geltung.<ref>Vgl. Reinhardt, Sibylle: Politikdidaktik. Praxishandbuch für die Sekundarstufe I und II. Cornelsen, Berlin, 2014, S. 31</ref>
 
Für Lernende von Berufen, in denen es besonders auf die Stichhaltigkeit von Argumenten und Beweisen ankommt ([[Rechtswissenschaft]], [[Naturwissenschaften]], [[Mathematik]]), ist die Entwicklung eines „inneren“ Advocatus Diaboli zum Schutz gegen den Verlust der Objektivität, durch Fehler wie [[Selbstüberschätzung]], [[Betriebsblindheit]] usw.und anderes, ein unverzichtbarer Bestandteil der Berufsausbildung.
 
== Devil’s-Advocacy-Technik ==
''Devil’s advocacyAdvocacy'' baut auf dem Prinzip des Advocatus Diaboli auf. SieEs beschreibthandelt sich um eine Technik aus der [[Arbeits- und Organisationspsychologie]], die dazu genutzt wird, um der voreingenommenen Informationssuche im Rahmen von Urteils- und Entscheidungsprozessen in Gruppen entgegenzuwirken. Bei der Devil’s-advocacyAdvocacy-Technik übernimmt ein zufällig ausgewähltes Gruppenmitglied die Rolle des Advocatus Diaboli ({{enS|devil’s advocate}}), dessen Aufgabe es ist, Vorschläge der Gruppe zu kritisieren. Wenn sich alle über eine Lösung geeinigt haben, vertritt der Devil’s Advocate Gegenargumente zu dieser Lösung und versucht, dazugehörige Schwächen zu identifizieren. Die Gruppe muss danndaraufhin auf die Kritik reagieren und prüfen, ob die Argumente, die von dem Devil’s Advocate hervorgebracht wurden, entkräftet werden können. Nach dieser Prüfung wird die anfänglich vorgeschlagene Lösung entweder ausgewählt oder abgewiesen.
 
=== Ablauf/Prozedur ===
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== Literatur ==
=== zuZu Advocatus Diaboli ===
* {{LThK|[[Elmar Güthoff]]|Advocatus|3|1|175–176}}
 
=== zurZur Devil’s-Advocacy-Technik ===
* Bierhoff, Hans-Werner (2006): ''Sozialpsychologie. Ein Lehrbuch''. 6. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer.
* Schulz-Hardt, Stefan; Jochims, Marc; Frey, Dieter (2002): ''Productive conflict in group decision making: genuine and contrived dissent as strategies to counteract biased information seeking.'' In: ''Organizational Behavior and Human Decision Processes 88 (2),'' S. 563–586.
 
== Weblinks ==