Als '''Halluzinogene''' werden [[psychotrope Substanz]]en bezeichnet, welche Veränderungen in Denken und [[Perzeption]] bewirken und somit eine stark veränderte Wahrnehmung der Realität hervorrufen können.<ref name="schc-doa">{{Webarchiv |url=http://www.sunshinecoasthealthcentre.ca/doa-guide.pdf |wayback=20111021062018 |text=Drug Identification Guide |wayback=20111021062018 |archiv-bot=2019-03-08 21:13:09 InternetArchiveBot }} (PDF; 1,3 MB) – ''Sunshine Coast Health Center''</ref><ref>{{RömppOnline|ID=RD-08-00273|Name=Halluzinogene|Abruf=2017-02-18}}</ref> Namensgebende Gemeinsamkeit halluzinogener [[Droge]]n ist, dass sie [[Halluzination]]en hervorrufen können; Sinneswahrnehmungen, die nicht der Realität des Wachbewusstsein entsprechen, sondern von [[emotion]]alen Faktoren ausgelöst und beeinflusst werden. Es handelt sich hierbei jedoch nur um einen einzelnen Aspekt eines je nach Droge und Dosierung qualitativ sehr unterschiedlich [[Veränderter Bewusstseinszustand|veränderten Bewusstseinszustandes]].
Den durch Halluzinogene ausgelösten [[Rausch]]zustand bezeichnet man umgangssprachlich auch als ''Trip'', den negativen, [[Angststörung|angst]]behafteten Rausch als ''[[Horrortrip]]''.
[[Datei:2006-10-25 Amanita muscaria crop.jpg|mini|Fliegenpilz (Amanita muscaria)]]
[[Datei:Psilocybin Structural Formulae V.1.svg|mini|Psilocybin]]
Die Praxis der Nutzung halluzinogener Substanzen zu medizinischen und religiösen Zwecken reicht vermutlich bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte zurück.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.thueringen.de/de/lka/wissenschaft/kriminaltechnik/uc13/u_start.html |wayback=20090529050702 |text=Kriminaltechnische Untersuchung von Drogen |wayback=20090529050702 |archiv-bot=2019-06-05 20:42:21 InternetArchiveBot }} – ''Landeskriminalamt Thüringen''</ref> So ist die kultische Verwendung des [[Fliegenpilz]]es und [[Psilocybinhaltige Pilze|psilocybinhaltiger Pilze]] in mehreren Teilen der Welt vor 7000 Jahren belegt, und diese hat sich bis in die Gegenwart im Kontext des sibirischen und zentralamerikanischen [[Schamanismus]] erhalten.<ref name="DP">{{Literatur |Autor=Andrea Blätter |Hrsg=[[Bundeszentrale für politische Bildung]] |Titel=Rausch und Ekstase zwischen Normalität und Ächtung |Sammelwerk=[[Das Parlament]] |Band=Nr. 3 |Datum=2005-01-17 |Online=[http://webarchiv.bundestag.de/archive/2010/0824/dasparlament/2005/03/Thema/002.html HTML] |Abruf=2010-11-07}}</ref><ref name="erw-pmh">[[Erowid]]: [http://www.erowid.org/plants/mushrooms/mushrooms_history.shtml ''Psilocybe Mushroom History''], 2005.</ref> Die psychoaktiven Eigenschaften des [[Stechapfel]]s waren bereits im alten Griechenland bekannt.<ref name="erw-pih">[http://www.erowid.org/psychoactives/history/history_article1.shtml Psychoactives in History] – Erowid, Fire. "Psychoactives in History: A Sample of Some of the Earliest Evidence of the Use of Psychoactives". Erowid Extracts. May 2003; 4:12-17.</ref> Auch wurde in Mitteleuropa dem Bier bis in das 17. Jahrhundert oft [[Schwarzes Bilsenkraut|Bilsenkraut]] zugegeben, um die Wirkung zu verstärken.
Bis heute existieren zahlreiche Gemeinschaften, in denen der geregelte Gebrauch halluzinogener Substanzen eine zentrale Rolle einnimmt, etwa die [[Santo Daime|Santo-Daime]]-Kirche und die [[Native American Church]]. Doch auch Einzelpersonen nutzen privat Halluzinogene, um mit [[Psychonautik|psychonautischen]] Mitteln die eigene Psyche zu erforschen oder [[Spiritualität|spirituelle]] Zustände zu erfahren.
* ''Psychedelika'': [[LSD]], [[Psilocybin]] ([[psilocybinhaltige Pilze]]), [[Dimethyltryptamin|DMT]] (z. B. [[Ayahuasca]]), [[Mescalin]] ([[Lophophora williamsii|Peyote-Kaktus]], [[Echinopsis pachanoi|San-Pedro-Kaktus]]), [[Ergin|LSA]] ([[Hawaiianische Holzrose]], [[Ololiuqui]]), sowie diverse halluzinogene [[Phenethylamine]] und [[Tryptamine]]
* ''Dissoziativa'': [[Arylcyclohexylamine]] wie [[Ketamin]], [[Phencyclidin|PCP]] (PCP) oder [[Methoxetamin]]; [[Dextromethorphan|DXM]], [[Salvinorin A]] ([[Salvia divinorum|Wahrsagesalbei]]) und [[Lachgas]]
* ''Delirantia'': [[Scopolamin]] ([[Schwarzes Bilsenkraut|Bilsenkraut]], [[Engelstrompeten]], [[Stechapfel]], [[Tollkirsche]]), [[Muscimol]] ([[Fliegenpilz]], [[Pantherpilz]]) und [[Diphenhydramin]]
{{Hauptartikel|Psychedelikum}}
Psychedelika entfalten ihre Effekte vorwiegend über [[Serotoninagonist|agonistische Aktivität]] am [[Serotonin-Rezeptor#5-HT2-Rezeptoren|5-HT<sub>2A</sub>-Rezeptor]] sowie vermutlich auch am [[Serotonin-Rezeptor#5-HT2-Rezeptoren|5-HT<sub>2C</sub>-Rezeptor]].<ref name="DOI10.1371/journal.pone.0009019">Thomas S. Ray, Olivier Jacques Manzoni: ''Psychedelics and the Human Receptorome.'' In: ''PLoS ONE.'' 5, 2010, S. e9019, [[doi:10.1371/journal.pone.0009019]].</ref><ref name="ncl-eil">{{Webarchiv |url=http://www.neuroculturelab.com/portfolio/edelrausch-im-labor/ |wayback=20110128205308 |text=Edelrausch im Labor |wayback=20110128205308 |archiv-bot=2019-03-08 21:13:09 InternetArchiveBot }} – ''Neuro Culture Lab''</ref><ref name="enp-iaoaya">{{Cite journal | author=Valle, Marta et al. | date=2016-03-26 | title=Inhibition of alpha oscillations through serotonin-2A receptor activation underlies the visual effects of ayahuasca in humans | journal=European Neuropsychopharmacology | doi=10.1016/j.euroneuro.2016.03.012 }}</ref> Die Störung der Normalfunktion bestimmter Regelschleifen bewirkt hierbei eine Einschränkung der Filterfunktion des [[Thalamus]]; innere und äußere Reize sowie alle Arten von nicht bewussten Inhalten können in der Folge ungehindert in die [[Großhirnrinde]] aufsteigen und auf diesem Wege als [[Erscheinung|Visionen]] im Bewusstsein erscheinen. Ferner kommt es zu einer Überaktivierung des [[Locus caeruleus]] und hierdurch zu großflächiger [[Noradrenalin]]ausschüttung, was einen Zustand geistiger [[Transzendenz]] und z. T. sogar intensive [[Mystische Erfahrung|spirituelle Erfahrungen]] bewirken kann.<ref name="stn-psy">[http://www.sterneck.net/drogen/sterneck-psychedelika/index.php Psychedelika] – ''sterneck.de''</ref><ref name="tlp-sak">[https://www.heise.de/tp/features/Spiritualitaet-auf-Knopfdruck-3407201.html Spiritualität auf Knopfdruck?] – ''Heise Telepolis''</ref> Drogen, die diesen als ''[[psychedelisch]]'' bezeichneten Zustand herbeiführen können, bezeichnet man auch als [[Entheogen]]e, insbesondere, wenn sie traditionell genutzt werden.
=== Dissoziativa ===
{{Hauptartikel|Dissoziativum}}
Die meisten dissoziativen Drogen fungieren primär als [[NMDA-Rezeptor|NMDA]]-[[Antagonist (Pharmakologie)|Antagonisten]] und rufen auf diesem Wege durch Unterbrechung der normalen Integration von Bewusstseinsinhalten einen [[psychotomimetisch]]en Zustand mit lebhaften Pseudohalluzinationen und [[außerkörperliche Erfahrung|außerkörperlichen Erfahrungen]] hervor.<ref name="ncl-eil" /><ref name="sma-ked">[http://www.sma.org.sg/smj/4401/4401a5.pdf Ketamine associated psychedelic effects and dependence] (PDF; 67 kB) -– ''Singapore Medical Association''</ref><ref name="ele-kpt">{{Webarchiv |url=http://www.eleusis.us/resource-center/references/kpt10yrs.php |archive-is=20120526054323 |text=Ketamine Psychedelic Therapy (KPT): A Review of the Results of Ten Years of Research}} – ''Eleusis – Alternative Addiction Treatment Center''</ref> Auch werden [[Nikotinischer Acetylcholinrezeptor|nikotinische Acetylcholinrezeptoren]] blockiert, deren Einfluss auf die Psyche jedoch derzeit nicht bekannt ist.<ref name="nidu-spnr">{{Webarchiv |url=http://archives.drugabuse.gov/pdf/monographs/133.pdf |wayback=20110116150522 |text=Sigma, PCP, and NMDA Receptors |wayback=20110116150522 |archiv-bot=2019-03-08 21:13:09 InternetArchiveBot }} (PDF; 2,0 MB) – ''National Institute on Drug Abuse''</ref> Viele Dissoziativa wirken dosisabhängig auch als Agonisten am [[Sigma-1-Rezeptor|σ1-Rezeptor]], von dem angenommen wird, dass er unter anderem bei [[Schizophrenie]] und anderen Formen [[Assoziative Lockerung|assoziativer Lockerung]] eine Rolle spielt.<ref name="nidu-spnr" /><ref name="erw-dxfp">[http://www.erowid.org/chemicals/dxm/faq/dxm_physiological.shtml DXM FAQ: Physiological Effects of DXM] – ''[[Erowid]]''</ref><ref name="dro-kef">[http://www.drogenring.org/dxm/ketamin.html Eine deutsche Ketamin-FAQ] – ''drogenring.org''</ref> Durch den Konsum von Dissoziativa können Zustände auftreten, die von den Konsumenten als spirituelle und psychedelische Erfahrung aufgefasst werden. Einen Spezialfall stellt das Salvinorin A dar, welches primär am [[Opioid-Rezeptor|<small>K</small>-Opioid-Rezeptor]] bindet, wodurch die dissoziative Komponente schwächer ausgeprägt ist.
=== Delirantia ===
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