„Margarete von Navarra“ – Versionsunterschied

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[[Datei:Jean Clouet (Attributed) - Portrait of Marguerite d'Angoulêmeof Navarre - Google Art Project.jpg|mini|Margarete von Navarra, Porträt von [[Jean Clouet]] (um 1530) [[FileDatei:SignatureMargueriteDeNavarre.png|rahmenlos|centrezentriert|128px|klasse=skin-invert-image]]]]
'''Margarete von Navarra''' (auch ''Margarete von Angoulême'', französisch ''Marguerite de Navarre''; * [[11. April]] [[1492]] in [[Angoulême]]; † [[21. Dezember]] [[1549]] in [[Odos]]) war eine französische Schriftstellerin und Mäzenin. Sie war die Tochter des Grafen [[Charles de Valois, comte d’Angoulême|Karl von Angoulême]] und ältere Schwester König [[Franz I. (Frankreich)|Franz’ I.]] von Frankreich. Durch Heirat wurde sie 1509 [[Herzogtum Alençon|Herzogin von Alençon]] und 1527 [[Königreich Navarra|Königin von Navarra]]. Sie förderte Dichter, Künstler und Gelehrte und war auch selbst Schriftstellerin. Ihr bekanntestes literarisches Werk ist das ''[[Heptaméron]].''.
 
== Leben ==
Margarete stammte aus einer Nebenlinie der französischen Königsfamilie, die durch den Tod von [[Ludwig XII.]] ohne männliche Erben zur Hauptlinie wurde (Haus [[Valois-Angoulême]]). Sie war Tochter des hochgebildeten Grafen Karl von Angoulême und zwei Jahre ältere Schwester von Franz von Angoulême, der 1515 als Franz I. auf den Thron nachrückte. Selbst hochgebildet wie ihr Vater, wurde sie aus dynastischen Gründen 1509 mit Herzog [[Karl IV. (Alençon)|Karl IV.]] von Alençon verheiratet. Durch die Thronbesteigung ihres Bruders wurde sie neben ihrer Mutter [[Luise von Savoyen]] für eine Weile zur mächtigsten Frau Frankreichs. So1524 starb zudem Königin Claude und sie wurde mit der Aufsicht der königlichen Kinder betraut, denn sie hatte damals noch keine eigenen Kinder. Und etwa ein Jahr später reiste sie als Unterhändlerin nach Madrid, um Franz zu pflegen und zu befreien, als er dort nach der verlorenen [[Schlacht bei Pavia (1525)|Schlacht von Pavia]] 1525 als Gefangener von [[Karl V. (HRR)|Karl V.]] festgehalten wurde.
 
1525Trotzdem wurde sie im gleichen Jahr Witwe. undDanach wurde sie von vielen Fürsten für eine erneute Heirat umworben, unter anderem, wie es heißt, von Karl V. und [[Heinrich VIII. (England)|Heinrich VIII.]] 1527 ließ sich Margarete, wiederum aus dynastischen Gründen, mit [[Heinrich II. (Navarra)|Henri d'Albretd’Albret]] verheiraten, dem König des auf der nördlichen Seite der Pyrenäen gelegenen Restes des alten Königreichs [[Königreich Navarra|Navarra]], dessen größerer Teil 1512 von Spanien annektiert worden war. Der attraktive Henri war 11 Jahre jünger als sie und entstammte der [[Grafschaft Foix|gräflichen Dynastie von Foix]]. Das Paar lebte anfangs überwiegend am französischen Hof, verbrachte aber auch viel Zeit in den südwestfranzösischen Residenzstädtchen [[Nérac]] und [[Pau]], wo sie einen eigenen kleinen Hof unterhielten.
 
Margarete, die sieben Sprachen lesen konnte, betätigte sich nicht nur als Mäzenin, sondern war auch sehr an philosophischen und Glaubensfragen interessiert. Sie las die Schriften von [[Platon]], die sie durch die italienischen Humanisten [[Marsilio Ficino]] und [[Gianfrancesco Pico della Mirandola|Pico della Mirandola]] kennengelernt hatte, und sympathisierte mit [[Martin Luther|Luther]]. Sie förderte und protegierte (und beherbergte auch häufig) Intellektuelle, die ebenfalls der [[Reformation]] zugeneigt waren, darunter [[Clément Marot]], [[Bonaventure des Périers]], [[Jacques Lefèvre d’Étaples]] ([[Bible de Lefèvre d’Étaples|Übersetzung der Bibel ins Französische]]), [[Jean Calvin]], [[Melchior Volmar]], [[Nicolas Denisot]], [[Jacques Peletier]], [[Victor Brodeau]], [[François Rabelais]] und [[Étienne Dolet]]. An den reformorientierten Bischof von Meaux, [[Guillaume Briçonnet (Bischof)|Guillaume Briçonnet]], wandte sie sich um geistigen Beistand, ein Briefwechsel mit ihm erstreckte sich über die Jahre 1521 bis 1524. In [[Bourges]] konnte sie evangelische Studenten und Lehrer an die Universität holen, der inzwischen alte Jacques Lefèvre d´Etaples kam noch in ihrem Hof in Nérac unter. Sie machte [[Gérard Roussel]] zu ihrem Hofkaplan und später zum Bischof von [[Oloron]], und sie stellte den Dichter Clément Marot als Sekretär an.
 
Eine Zeitlang hatte sie mäßigenden Einfluss auf ihren Bruder, der die Anliegen der Reformatoren zwar missbilligte, zunächst aber duldete. 1534, nach der [[Affaire des Placards]], musste sie erleben, dass er sich, mehr aus politischen als aus religiösen Erwägungen, entschieden auf die katholische Seite schlug. Margarete selbst wurde aber von ihm geschont; persönlich neigte sie eher zu einem mystischen, undogmatischen Sensualismus als zu streng protestantischen Ansichten und verblieb in der katholischen Kirche, die sie reformieren wollte.
 
Ihre letzte Lebensphase verbrachte sie überwiegend in Klöstern in ihrem kleinen Königreich, fern vom Pariser Hof, wo sie u. a. in ihrer Rolle als Beschützerin der oben genannten Protestanten angefeindet wurde.
 
Sie starb offenbar an einer winterlichen Lungenentzündung.
 
Margarete hatte von ihrem ersten Gatten Karl IV. keine Kinder,. vonVon Henri d’Albret, ihrem zweiten Ehemann, hatte sie einen Sohn, der noch als Kind starb, und eine Tochter, [[Johanna III. (Navarra)|Jeanne d’Albret]] (1528–1572), und mehrere Fehlgeburten. Jeannes Sohn wurde 1594 als [[Heinrich IV. (Frankreich)|Heinrich IV.]] zum König von Frankreich gekrönt.
 
== Literarisches Schaffen ==
Heute ist Margarete vor allem als Autorin ein Begriff. So publizierte sie 1524 die Versmeditation ''Dialogue en forme de vision nocturne'', was eine Auseinandersetzung mit dem Tod ihrer achtjährigen Nichte war. 1531 ließ sie drei religiöse Langgedichte drucken unter dem Titel des längsten von ihnen, ''Le Miroir de l’âme pécheresse'' (derdeutsch: ''Der Spiegel der sündigen Seele''). Das Büchlein spiegelt das enorme Interesse, das die von Reformatoren und Anti-Reformatoren polarisierten gebildeten Schichten, nicht zuletzt auch der Adel, theologischen Problemen entgegenbrachten, insbesondere der neuen Frage nach dem Verhältnis des einzelnen Gläubigen zu „seinem“ Gott. Es wurde in seiner zweiten Ausgabe von 1533 von der [[Sorbonne]] verurteilt.<ref>[https://www.reformiert-info.de/4598-0-65-4.html Merete Nielsen: ''Marguerite d´ Angoulême (Margarete von Navarra, 1492-1549)'', Website reformiert-info.de]</ref>
 
Ihren literarischen Ruhm erlangte Margarete durch das 1542 begonnene ''Heptaméron'', eine Novellensammlung mit Rahmenhandlung, die wie praktisch alle [[Novelle]]nsammlungen der Zeit in der Tradition des ''[[Decamerone]]'' von [[Giovanni Boccaccio]] (um 1350) steht.
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== Textausgaben und Übersetzungen ==
'''Gesamtausgabe'''
* Marguerite de Navarre: ''Œuvres complètes'', hrsg. von [[Nicole Cazauran]]. Honoré Champion, Paris 2001 ff. (kritische Edition). Bisher erschienen:
** Band 1: ''Pater Noster et Petit Œuvre dévot'', hrsg. von Sabine Lardon, 2001, ISBN 2-7453-0293-0
** Band 3: ''Le Triomphe de l’Agneau'', hrsg. von Simone de Reyff, 2001, ISBN 2-7453-0576-X
** Band 4: ''Théâtre'', hrsg. von Geneviève Hasenohr, Olivier Millet, 2002, ISBN 2-7453-0705-3
** Band 5: ''L’Histoire des Satyres, et Nymphes de Dyane. Les Quatre Dames et les quatre Gentilzhommes. La Coche'', hrsg. von André Gendre, Loris Petris, Simone de Reyff, 2012, ISBN 978-2-7453-2390-3
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'''Ausgaben einzelner Werke'''
* Marguerite de Navarre: ''Chansons Spirituelles'', hrsg. von Georges Dottin. Droz, Genève 1971 (kritische Edition)
* Marguerite de Navarre: ''Le Miroir de l’âme pécheresse'', 1531, hrsg. von Renja Salminen. Academia Scientiarum Fennica, Helsinki 1979, ISBN 951-41-0362-9 (kritischeKritische Edition mit Kommentar; deutsch: ''Ein Spiegel der sündigen Seele'')
* Marguerite de Navarre: ''Les prisonsPrisons'', hrsg. von Simone Glasson. Droz, Genève 1978 (kritische Edition mit Kommentar)
* Marguerite de Navarre: ''Les Prisons. A French and English Edition'', hrsg. von Claire Lynch Wade. Peter Lang, New York 1989, ISBN 0-8204-0802-6 (kritische Edition)
'''Übersetzung'''
* ''Das Heptameron. Die galanten Geschichten der Königin Margarete von Navarra'', übersetzt von Johannes Carstensen. Pawlak, Herrsching 1980
* Dale, Hilda (translated by): ''The Prisons of Marguerite de Navarre''. Whiteknights Press, Reading, U.K. 1989.
 
== Literatur ==
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* Marcel Tetel (Hrsg.): ''Les visages et les voix de Marguerite de Navarre. Actes du Colloque International sur Marguerite de Navarre (Duke University) 1–11 avril 1992.'' Klincksieck, Paris 1995, ISBN 2-252-02969-2
'''Untersuchungen zum Heptaméron'''
* Jules Gelernt: ''World of Many Loves: The Heptameron of Marguerite de Navarre.'' The University of North Carolina Press, Chapel Hill 1966
* Britt-Marie Karlsson: ''Sagesse divine et folie humaine. Étude sur les structures antithétiques dans l’Heptaméron de Marguerite de Navarre (1492–1549)'' (= ''Romanica Gothoburgensia'' 47). Acta Universitatis Gothoburgensis, Göteborg 2001, ISBN 91-7346-392-2
* Gisèle Mathieu-Castellani: ''La conversation conteuse. Les Nouvelles de Marguerite de Navarre.'' Presses Universitaires de France, Paris 1992, ISBN 2-13-044456-3
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'''Lyrik und Drama'''
* Robert D. Cottrell: ''The Grammar of Silence. A Reading of Marguerite de Navarre’s Poetry.'' The Catholic University of America Press, Washington (D. C.) 1986, ISBN 0-8132-0615-4
* Olga Anna Duhl (Hrsg.): ''Quêtes spirituelles et actualités contemporaines dans le théâtre de Marguerite de Navarre'' (= ''Renaissance and Reformation'', Band 26, Nr. 4). Canadian Society for Renaissance Studies, Toronto 2002
* Gary Ferguson: ''Mirroring Belief: Marguerite de Navarre’s Devotional Poetry.'' Edinburgh University Press, Edinburgh 1992, ISBN 0-7486-0347-6
* Claudia Kraus: ''Der religiöse Lyrismus Margaretes von Navarra.'' Fink, München 1981, ISBN 3-7705-2007-6
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== Weblinks ==
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* {{Zeno-Autor|Literatur/M/Navarra,+Margarete+von}}
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* [https://www.reformiert-info.de/4598-0-65-4.html Merete Nielsen: ''Marguerite d´ Angoulême (Margarete von Navarra, 1492-1549)'', Website reformiert-info.de]
* Gert Pinkernell: [http://www.gert-pinkernell.de/romanistikstudium/index.html ''Namen, Titel und Daten der französischen Literatur'']
 
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== Einzelnachweise ==
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<references/>
 
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