„Tosca“ – Versionsunterschied
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(In der Kirche [[Sant’Andrea della Valle]])
[[Datei:Lazio Roma SAndreaValle1 tango7174.jpg|mini|Innenraum der Kirche Sant’Andrea della Valle; Schauplatz des ersten Aktes von ''Tosca'']]
Der politische Gefangene Angelotti ist gerade aus dem Staatsgefängnis Engelsburg in die Kirche Sant’Andrea della Valle geflohen; er versteckt sich dort in der Familienkapelle der Attavanti, als der Mesner (Küster) in die Kirche kommt. Der Maler Mario Cavaradossi
Der Mesner betritt die Kirche mit der Nachricht vom Sieg der österreichischen Truppen bei Marengo. Polizeichef Baron Scarpia, der Angelotti verfolgt, betritt die Kirche.
=== Zweiter Akt ===
(Scarpias Räume im [[Palazzo Farnese (Rom)|Palazzo Farnese]])
Scarpia gibt dem Gendarm Sciarrone den Auftrag, Tosca einzuladen. Polizeiagent Spoletta berichtet von der vergeblichen Durchsuchung der Villa Cavaradossis. Er hat dort nicht den entflohenen Angelotti, sondern nur Cavaradossi angetroffen, den er zum Verhör mitgebracht hat. Als Cavaradossi sich weigert, den Aufenthaltsort Angelottis zu verraten, lässt Scarpia Cavaradossi im Nebenzimmer foltern, so dass Tosca dessen Schreie hören kann. Trotz der Folter verrät Cavaradossi das Versteck seines Freundes nicht. Tosca jedoch bricht schließlich zusammen und gibt das Versteck Angelottis preis. Als ihn die Agenten Scarpias verhaften wollen, bringt sich Angelotti um.
Sciarrone überbringt Scarpia die Nachricht vom Sieg Napoleons gegen die mit dem Kirchenstaat verbündeten Österreicher in der Schlacht von Marengo. Als Cavaradossi dies hört, bekennt er sich emphatisch zu seinen politischen Idealen. Daraufhin lässt Scarpia Cavaradossi zur Hinrichtung abführen. Tosca bittet Scarpia, das Leben Cavaradossis zu retten, und fragt nach dem Preis dafür („Quanto? ... Il prezzo.“). Scarpia gibt zwar zu, käuflich zu sein, fordert aber als Gegenleistung für die Freilassung Cavaradossis nicht Geld, sondern dass Tosca ihm zu Willen sei („Sì, t'avrò“). Als Tosca erkennt, dass ihr nur noch wenig Zeit für die Rettung Cavaradossis bleibt, beklagt sie ihr Los ([[Arie]] ''[[Vissi d’arte]]'' (''Ich lebte für die Kunst'')) und willigt in den Handel ein. Scarpia gibt daraufhin Spoletta den Befehl, Cavaradossi wie den Grafen Palmieri („Come facemo del conte Palmieri“) nur zum Schein hinrichten zu lassen. Tosca stellt zwei Bedingungen: Sie will Cavaradossi die Begnadigung selbst mitteilen, und sie fordert von Scarpia für sich und Cavaradossi einen Geleitbrief für die Flucht aus dem Kirchenstaat. Während Scarpia diesen Brief schreibt, sieht Tosca ein Messer auf dem Tisch, sie nimmt es an sich, und als Scarpia Tosca an sich ziehen will („Tosca, finalmente mia!“), stößt sie ihm das Messer in die Brust („Questo è il bacio di Tosca“). Tosca nimmt den Geleitbrief, den Scarpia im Tod festhält, an sich. Dann stellt sie zwei Kerzen neben den Toten und legt ihm ein Kreuz auf die Brust („E avanti a lui tremava tutta Roma“ – „Und vor ihm zitterte ganz Rom“).
=== Dritter Akt ===
(Gefängnis in der [[Engelsburg]])
In der Morgendämmerung erklingt der Gesang eines Hirten. Die Erschießung Cavaradossis auf der Plattform der Engelsburg wird vorbereitet. Dieser schreibt einen Abschiedsbrief an Tosca und erinnert sich ihrer ersten Liebesnacht und des schönen und nun so schnell endenden Lebens (eine der bekanntesten und beliebtesten Opernarien: ''[[E lucevan le stelle]]'').
Tosca hat sich mit dem Passierschein Scarpias in das Gefängnis begeben und teilt ihrem Geliebten mit, dass das Urteil nur zum Schein vollstreckt werden soll. Sie weist ihn an, mitzuspielen und sich nach den Schüssen mit Platzpatronen realitätsnah fallen zu lassen. Nach dem Abzug des Erschießungskommandos will sie mit ihm in die Freiheit reisen. Das Erschießungskommando erscheint und erschießt Cavaradossi. Tosca will ihm nach dessen Abzug aufhelfen und muss voller Schreck erkennen, dass Scarpia auch sie betrogen hat: Cavaradossi ist wirklich tot. Inzwischen ist auch der Tod Scarpias entdeckt worden. Als Tosca deswegen von den Gendarmen verhaftet werden soll, stürzt sie sich mit dem Ausruf „O Scarpia, avanti a Dio!“ („Oh Scarpia, zu Gott!“) von der Engelsburg.
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Victorien Sardous Drama ''La Tosca'' war am 24. November 1887 in Paris uraufgeführt worden. Das Stück war ein riesiger internationaler Erfolg und wurde mit [[Sarah Bernhardt]] in der Hauptrolle überall in Europa gespielt; bis 1908 soll es rund 3000 Aufführungen gegeben haben.
Zwei Jahre nach der Uraufführung las Puccini das Stück zum ersten Mal. Am 7. Mai 1889, kurz nach der Uraufführung seiner Oper ''Edgar'', schrieb Puccini an seinen Verleger [[Giulio Ricordi]] und bat ihn, sich bei Sardou um die Rechte für die Erstellung eines Librettos zu bemühen: „[…] ich sehe in dieser ''Tosca'' meine Oper: ausgeglichene Proportionen, kein theatralisch dekoratives Übermaß, nicht das übliche musikalische Übergewicht.“<ref>''Die Tosca-Korrespondenz zwischen Puccini, Giacosa, Illica und Giulio Ricordi'', in: Attila Csampai, Dietmar Holland (Herausgeber): ''Giacomo Puccini – Tosca. Texte, Materialien, Kommentare'', Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1987; S. 155 </ref> Erst im August des folgenden Jahres sah Puccini das Drama bei einer Aufführung mit Sarah Bernhardt in Mailand, allerdings in französischer Sprache; Puccini soll lediglich die Worte „Malheureuse! Malheureuse!“ („Unglücklich! Unglücklich!“) verstanden haben. Das Projekt der Oper ''Tosca'' wurde zunächst jedoch nicht konkret weiterverfolgt, es ist auch fraglich, ob Sardou einem damals noch ziemlich unbekannten Komponisten die Rechte an seinem Erfolgsstück überlassen hätte. Puccini
[[Datei:Illica.jpg|mini|hochkant|Luigi Illica]]
Erst 1895 kam Puccini wieder auf Tosca zurück, angeblich auch weil sich [[Giuseppe Verdi
[[Datei:Giacosa Giuseppe.jpg|mini|hochkant|Giuseppe Giacosa]]
Auf Empfehlung Ricordis wurde zunächst Giuseppe Giacosa, der schon an ''La Bohème'' mitgearbeitet hatte, als zweiter Librettist hinzugezogen; er sollte sich primär um die Formulierung der einzelnen Verse kümmern, Illica um die dramatische Struktur. Die Zusammenarbeit des Trios Puccini, Illica und Giacosa verlief alles andere als spannungsfrei, mehrmals standen die Arbeiten vor dem Abbruch. Giacosa hatte schon zu Beginn seiner Mitarbeit Ricordi gegenüber erklärt: „Ci metto mano, ma declino ogni responsabilità – Ich werde Hand anlegen, aber ich lehne jede Verantwortung ab.“<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 43</ref>; ein bemerkenswertes Urteil vom Mitautor eines Operntextes, der als einer der besten überhaupt gilt. Giacosa war ganz grundsätzlich vom Stoff der ''Tosca'' nicht überzeugt; er meinte sogar, das Sujet sei „für das Musiktheater untauglich“,<ref>Kurt Pahlen: ''Tosca''; Wilhelm Goldmann Verlag; München, 1984, S. 233</ref> und bot Ricordi zwischenzeitlich an, den erhaltenen Vorschuss zurückzugeben und aus der Arbeit ganz auszusteigen.
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Der Textentwurf der Oper war Ende 1896 abgeschlossen. 1897 stockte das Projekt, Puccini war vornehmlich mit der Aufführung seiner fertigen Opern beschäftigt. Erst im Sommer 1898 begann er mit der Komposition, am 18. August nahm er das Finale des ersten Aktes in Angriff; im Februar 1899, nach der Rückkehr von einer weiteren Reise nach Paris, folgte der zweite Akt. Für den Schluss des ersten Akts und für den dritten Akt holte Puccini bei einem befreundeten römischen Kleriker Rat ein, um die jeweiligen Szenen möglichst realistisch und originalgetreu gestalten zu können. Am 29. September 1899 (laut Tagebucheintrag um 4:15 Uhr morgens) beendete Puccini dann auch den dritten Akt.<Ref>Michael Horst: Puccini Tosca; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 49</ref>
[[Datei:Giulio Ricordi 2.jpg|mini|hochkant|Verleger Giulio Ricordi (1897)]]
Die Kritik schloss sich, nicht zuletzt unter dem Eindruck des Erfolgs von ''Tosca'', hier dem Komponisten an: „Puccini erweist sich hier (...) als der ‚modernere’ Künstler, seine Deutung greift psychologisch tiefer. Giulio Ricordi ist hingegen noch der Vertreter des älteren Opernstandpunkts, der selbst in der gespanntesten Lage noch ‚Melodie’, noch Wohlklang in ununterbrochenen Strömen verlangt.“<ref>Kurt Pahlen: ''Tosca''; Wilhelm Goldmann Verlag; München, 1984, S. 245 f.</ref> Neuerdings wird aber auch die Frage aufgeworfen, ob Ricordi im Streit um den „(größten) kompositorischen Schwachpunkt“ der Oper vielleicht doch nicht unrecht gehabt haben könnte.<ref> Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 99</ref>
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''Tosca'' wurde erstmals am 14. Januar 1900 am ''Teatro Costanzi'', dem späteren ''Teatro Reale
Für die Bühnenbilder und die Kostüme war [[Adolfo Hohenstein]] verpflichtet worden, der auch die bekannten vom [[Jugendstil]] inspirierten Plakate entwarf. Das Plakat, das Tosca zeigt, wie sie dem von ihr getöteten Scarpia ein Kreuz auf die Brust legt, ist für die Oper emblematisch geworden. Hohenstein begründete bei der Uraufführung eine bis in die Gegenwart reichende Tradition. Er formte im Sinne des Realismus für alle drei Akte die Originalschauplätze auf der Bühne nach: den Innenraum der Kirche Sant′Andrea della Valle, das Büro Scarpias im Palazzo Farnese und die Plattform der Engelsburg.
[[Datei:Opera Rome.jpg|mini|Eingang des heutigen ''Teatro
Die Uraufführung von ''Tosca'' war ein gesellschaftliches Großereignis: Im Publikum befanden sich Premierminister, Kultusminister, Senatoren und Abgeordnete, ab dem zweiten Akt auch die Königin, dazu die kulturelle Elite des Landes, etwa die Komponisten [[Pietro Mascagni]] und Francesco Cilea und auch [[Siegfried Wagner]]. Die äußeren Umstände waren jedoch alles andere als günstig: Die wirtschaftliche Lage in Italien war um die Jahrhundertwende schlecht, das Parlament war aufgelöst worden,<ref>Norbert Christen: ''Tosca'', in: ''Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters'', München, Zürich 1986, Band 5, S. 111</ref> König [[Umberto I. (Italien)|Umberto]] und Premierminister [[Luigi Pelloux|Pelloux]] verfolgten einen repressiven Kurs, der die Situation noch verschärfte; das Land stand praktisch unter einer Militärdiktatur.<ref name=Horst57>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 57</ref> Die Atmosphäre vor der Uraufführung war angespannt, es hatte sogar eine Bombendrohung gegeben. Kurz nach Beginn der Aufführung entstand große Unruhe im Publikum, so dass Mugnone, der in Barcelona kurz zuvor einen Bombenanschlag miterlebt hatte, die Vorstellung mitten in Cavaradossis erster Arie ''Recondita armonia'' wieder abbrach. Nach zehn Minuten Unterbrechung begann man noch einmal von vorne.<ref name=Horst57 />
Die Uraufführung war für Puccini ein großer, wenn auch kein triumphaler Erfolg; den brachte wenig später die Erstaufführung in Mailand unter Toscanini am 17. März 1900. In Rom erhielt ''Tosca'' viel Beifall und zahlreiche Vorhänge, davon drei alleine für Puccini, und anders als bei ''La Bohème'' gab es weder Pfiffe noch Buhrufe.<ref> Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 58</ref> Das Presseecho war geteilt, viele Rezensenten zeigten sich von der Neuartigkeit des Stücks, insbesondere aber vom drastisch-brutalen Sujet, irritiert. Den Erfolg begründete zunächst das Publikum, das Puccinis neuartige Oper sehen wollte. Drei Wochen später fand in Rom bereits die 14. Aufführung statt, und die Besitzer des Teatro
=== Verbreitung ===
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=== Inszenierungen ===
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand von Anfang an zumeist die Titelrolle, „durch die das Werk zur Primadonnenoper schlechthin wurde“<ref name=NC112>Norbert Christen: ''Tosca'', in: ''Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters'', München, Zürich 1986, Band 5, S. 112</ref>. [[Emma Eames]], [[Geraldine Farrar]], [[Emmy Destinn]] und [[Claudia Muzio]] prägten in den ersten Jahrzehnten das Rollenbild. Hervorzuheben ist dabei Claudia Muzio, die ihre Darstellung, aber auch ihr ganzes Erscheinungsbild an Sarah Bernhardt orientierte<ref name=NC112 /> und die damit einen Tosca-Stil kreierte, der mitunter heute noch aufgegriffen wird. Furore macht auch [[Maria Jeritza]]s „grell-theatralische, das veristische Potential der Partie bis zum Letzten ausreizende Interpretation“, 1921 in New York, 1925 in London und 1928 in Paris.<ref name=NC112 /> Auf Jeritza geht auch die lange übliche Praxis zurück, die Arie „Vissi d’arte“ auf dem Boden liegend zu singen.
[[Datei:Hildegard Behrens, opera singer.jpg|mini|[[Hildegard Behrens]] als Tosca, 1985 in New York]]
Diese plakativ-theatralische Interpretationslinie war bis in die 1950er
Aufgrund der präzisen Angaben von Ort und Zeit der Handlung in der Partitur sind den Inszenierungen von ''Tosca'' mehr als bei anderen Opern recht genaue Parameter vorgegeben. Mehr oder weniger detailgetreu historisierende Interpretationen sind daher gerade bei dieser Oper durchaus naheliegend und werden auch immer wieder als eine Art Standard-''Tosca'', die dann auch keiner weiteren Interpretation bedarf, verwendet. Manche dieser Inszenierungen
▲Diese plakativ-theatralische Interpretationslinie war bis in die 1950er- und 1960er-Jahre, zum Teil bis in die Gegenwart üblich. Einen neuen Zugang fand [[Maria Callas]], die sich, obwohl ihr der Rollentypus eigentlich nicht lag, vom „Primadonnenklischee löste und die Fragilität des Charakters in Grenzsituationen herausstellte“<ref name="Christen1986-112-113">Norbert Christen: ''Tosca'', in: ''Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters'', München, Zürich 1986, Band 5, S. 112–113</ref> Ihre Interpretation der Rolle setzte Maßstäbe, vor allem in ihren späten Aufführungen in New York 1956 und in Paris 1958. Zusammen mit ihrem kongenialen Partner [[Tito Gobbi]] als Scarpia entstand in London unter der Regie von [[Franco Zeffirelli]] 1964 und 1965 (mit dem letzten Bühnenauftritt von Maria Callas überhaupt) auch eine herausragende Inszenierung: „Callas, Gobbi und Zeffirelli schufen ein für Jahrzehnte vorbildliches Musiktheater im eigentlichen Wortsinn, in dem schauspielerische und sängerische Kunst untrennbar in eins wirkten. […] Wie andere Rollen, die durch Callas gleichsam eine Neuschöpfung erfuhren, bildete auch ihre Tosca fortan den Bezugspunkt nahezu aller späteren Interpretationen, und zwar nicht nur für die Sänger, sondern auch für Dirigenten und Regisseure.“<ref name="Christen1986-112-113" /> Eine Filmaufnahme des zweiten Aktes ist erhalten und gibt einen Eindruck von dieser Inszenierung.<ref>Abzurufen bei YouTube</ref>
Eine andere Richtung verfolgte [[Jonathan Miller]], der 1986 die politische Dimension des Sujets hervorhob und in einer Co-Produktion des Maggio Musicale Florenz und der English National Opera „''Tosca'' als Resistenza-Geschichte aus dem von den Deutschen besetzen Rom 1944 erzählte.“<ref name=NC113>Norbert Christen: ''Tosca'', in: ''Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters'', München, Zürich 1986, Band 5, S. 113</ref> Sänger der Produktion waren [[Éva Marton]], [[Giuseppe Giacomini]] und [[Silvano Carroli]]; Scarpia war hier der Chef der faschistischen [[Militärpolizei]] [[Organizzazione di Vigilanza e Repressione dell’Antifascismo|OVRA]] und Cavaradossi Widerstandskämpfer.<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 113</ref> Die Übersetzung des Stoffs in andere von Gewaltherrschaft geprägte Umstände, die der Gegenwart zeitlich näher stehen, nahmen unter anderen auch [[Ruth Berghaus]] in Dresden, [[Nikolaus Lehnhoff]] in Amsterdam (1998) und Baden-Baden (2007)<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 116</ref> sowie Philipp Kochheim 2006 in Darmstadt, wo die Schergen Scarpias im Kampfanzug und mit Maschinenpistolen auftraten, vor.▼
Einen dritten Weg jenseits von Historisierung und Gegenwartsbezug schlugen [[Giancarlo Del Monaco]] und [[Ben Willikens]] 1989 in Hamburg ein: Sie setzten die Handlung „in archetypische Situationen von Verfolgung, Schrecken und Tod mittels einer surreal-symbolistischen Bildersprache“<ref name=NC113 /> um (Sänger: [[Leona Mitchell]], [[Jaume Aragall|Giacomo Aragall]] und [[Ingvar Wixell]]; Dirigent: Leonhard Slatkin). Gemäß dieser Richtung interpretierte Phillip Himmelmann 2007 die Oper auf der [[Bregenzer Festspiele|Bregenzer Seebühne]] vor einem suggestiven Bühnenbild mit einem riesigen Auge.<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 117</ref> Diese Inszenierung wurde insbesondere durch die Sequenzen im [[James Bond|James-Bond]]-Film ''[[James Bond 007: Ein Quantum Trost|Ein Quantum Trost]]'' bekannt. Einen Extrempunkt dieser irrealen, abstrahierenden Aufführungspraxis bildet die Inszenierung von Roland Schwab 2016 am [[Staatstheater Braunschweig]], bei der das Bühnenbild fast komplett aus Lichteffekten besteht und auch in der Ausstattung auf jeglichen historischen Bezug verzichtet wird.<ref>Der Opernfreund: [http://www.deropernfreund.de/braunschweig-12.html ''Irreal''], abgerufen am 11. Oktober 2016.</ref>▼
▲Aufgrund der präzisen Angaben von Ort und Zeit der Handlung in der Partitur sind den Inszenierungen von ''Tosca'' mehr als bei anderen Opern recht genaue Parameter vorgegeben. Mehr oder weniger detailgetreu historisierende Interpretationen sind daher gerade bei dieser Oper durchaus naheliegend und werden auch immer wieder als eine Art Standard-''Tosca'', die dann auch keiner weiteren Interpretation bedarf, verwendet. Manche dieser Inszenierungen wurde und wird, wie beispielsweise in Wien, jahrzehntelang unverändert gespielt.<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 110</ref> Dieser Ansatz reicht bis zum direkten Rückgriff auf die Uraufführungsausstattung Hohensteins, zum Beispiel in der Inszenierung von Mauro Bologini 1964 in Rom oder 1969 in Berlin mit an Hohenstein angelehnten Kulissen. Noch einen Schritt weiter im historisierenden Realismus gingen 1992 [[Brian Large]] (Regisseur) und [[Zubin Mehta]] (Dirigent), die für eine Live-Übertragung der Oper im Fernsehen die drei Akte nicht nur an den Originalschauplätzen spielen ließen, sondern auch zu den „echten“ Tageszeiten des Librettos, also am Mittag in der Kirche, abends im Palazzo Farnese und im Morgengrauen auf der Engelsburg (mit Catherine Malfitano als Tosca, [[Plácido Domingo]] als Cavaradossi und [[Ruggero Raimondi]] als Scarpia); das Orchester spielte dabei im Off.<ref>{{Webarchiv|url=http://www.arte.tv/de/puccini-tosca/2346964,CmC=2345584.html |wayback=20140504192634 |text=Informationen zu Brian Larges „Live-Film“ ''Tosca''}}</ref>
▲Eine andere Richtung verfolgte [[Jonathan Miller]], der 1986 die politische Dimension des Sujets hervorhob und in einer Co-Produktion des Maggio Musicale Florenz und der English National Opera „''Tosca'' als Resistenza-Geschichte aus dem von den Deutschen besetzen Rom 1944 erzählte.“<ref name=NC113>Norbert Christen: ''Tosca'', in: ''Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters'', München, Zürich 1986, Band 5, S. 113</ref> Sänger der Produktion waren [[Éva Marton]], Giuseppe Giacomini und [[Silvano Carroli]]; Scarpia war hier der Chef der faschistischen [[Militärpolizei]] [[Organizzazione di Vigilanza e Repressione dell’Antifascismo|OVRA]] und Cavaradossi Widerstandskämpfer.<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 113</ref> Die Übersetzung des Stoffs in andere von Gewaltherrschaft geprägte Umstände, die der Gegenwart zeitlich näher stehen, nahmen unter anderen auch [[Ruth Berghaus]] in Dresden, [[Nikolaus Lehnhoff]] in Amsterdam (1998) und Baden-Baden (2007)<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 116</ref> sowie Philipp Kochheim 2006 in Darmstadt, wo die Schergen Scarpias im Kampfanzug und mit Maschinenpistolen auftraten, vor.
▲Einen dritten Weg jenseits von Historisierung und Gegenwartsbezug schlugen [[Giancarlo Del Monaco]] und Ben Willikens 1989 in Hamburg ein: Sie setzten die Handlung „in archetypische Situationen von Verfolgung, Schrecken und Tod mittels einer surreal-symbolistischen Bildersprache“<ref name=NC113 /> um (Sänger: [[Leona Mitchell]], [[Jaume Aragall|Giacomo Aragall]] und [[Ingvar Wixell]]; Dirigent: Leonhard Slatkin). Gemäß dieser Richtung interpretierte Phillip Himmelmann 2007 die Oper auf der [[Bregenzer Festspiele|Bregenzer Seebühne]] vor einem suggestiven Bühnenbild mit einem riesigen Auge.<ref>Michael Horst: ''Puccini Tosca''; Seemann Henschel/Bärenreiter; Kassel 2012; S. 117</ref> Diese Inszenierung wurde insbesondere durch die Sequenzen im [[James Bond]]-Film ''[[James Bond 007: Ein Quantum Trost|Ein Quantum Trost]]'' bekannt. Einen Extrempunkt dieser irrealen, abstrahierenden Aufführungspraxis bildet die Inszenierung von Roland Schwab 2016 am [[Staatstheater Braunschweig]], bei der das Bühnenbild fast komplett aus Lichteffekten besteht und auch in der Ausstattung auf jeglichen historischen Bezug verzichtet wird.<ref>Der Opernfreund: [http://www.deropernfreund.de/braunschweig-12.html ''Irreal''], abgerufen am 11. Oktober 2016.</ref>
== Musik ==
=== Orchester ===
Die Orchesterbesetzung der Oper umfasst die folgenden Instrumente:<ref name="piper108" />
* Holzblasinstrumente: 3 [[Flöte]]n (2. und 3. auch [[Piccoloflöte]]n), 2 [[Oboe]]n, [[Englischhorn]], 2 [[Klarinette]]n, [[Bassklarinette]], 2 [[Fagott]]e, [[Kontrafagott]]▼
* Blechblasinstrumente: 4 [[Horn|Hörner]], 3 [[Trompete]]n, 3 [[Posaune]]n, Bassposaune▼
▲*
▲*
* [[Pauke]]n, [[Schlagwerk (Musik)|Schlagzeug]]: [[große Trommel]], [[kleine Trommel]], [[Becken (Musikinstrument)|Becken]], [[Tamtam]], [[Triangel]], [[Glockenspiel (Musikinstrument)|Glockenspiel]]
* [[Harfe]]
* [[Celesta]]
* [[Streichinstrument|Streicher]]
* [[Bühnenmusik]] hinter der Szene: Flöte, vier Hörner, drei Posaunen, Kirchenglocken in F, B, f’, g’, as’ und b’, Glocke in f, Glöckchen, zwei Rührtrommeln, Gewehrschüsse, Kanonenschlag, Harfe, [[Orgel]], [[Bratsche]]
=== Gliederung ===
''Tosca'' ist keine [[Oper#Form|Nummernoper]], die einzelnen „Stücke“ gehen ineinander über; lediglich die drei hervorgehobenen Titel sind abgesetzt.
Erster Akt
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* 1957; [[Erich Leinsdorf]]; [[Zinka Milanov]], [[Jussi Björling]], [[Leonard Warren]], Leonardo Monreale; RCA
* 1959; [[Francesco Molinari-Pradelli]]; [[Renata Tebaldi]], [[Mario Del Monaco]], [[George London]], Silvio Maionica; Decca
* 1962; [[Herbert von Karajan]]; [[Leontyne Price]], Giuseppe Di Stefano, [[Giuseppe Taddei]], [[Carlo Cava]]; Decca
* 1964; [[Georges Prêtre]]; Maria Callas, [[Carlo Bergonzi]], Tito Gobbi, Leonardo Monreale; EMI
* 1966; [[Lorin Maazel]]; [[Birgit Nilsson]], [[Franco Corelli]], [[Dietrich Fischer-Dieskau]], Silvio Maionica; Decca
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(Jahr; Dirigent; Regie; Interpreten; Orchester; Label)
* 1964; Carlo Felice Cillario; Maria Callas, Renato Cioni, Tito Gobbi; Royal Opera House Orchestra and Chorus (live, nur 2. Akt); DVD: EMI Classics
* 1964; [[Robert Hanell]]; [[Götz Friedrich]]; [[Éva Harmath]], [[Hanns Nocker]], [[Vladimír Bauer]], [[Rudolf Asmus]], [[Josef Burgwinkel]], Karl-Heinz Kossler, [[Fritz Hübner (Sänger)|Fritz Hübner]]; [[Komische Oper Berlin]] [[
* 1976; [[Bruno Bartoletti]]; Gianfranco De Bosio; Raina Kabaivanska, Plácido Domingo, Sherrill Milnes; New Philharmonia Orchestra; DVD: Deutsche Grammophon
* 1993; Zubin Mehta; [[Brian Large]]; Catherine Malfitano, Plácido Domingo, Ruggero Raimondi; RAI Orchestra Sinfonica and Coro di Roma (Film der TV-Übertragung); DVD: Teldec
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* [http://opera.stanford.edu/Puccini/Tosca/libretto.html Libretto (italienisch)]
* {{Corago|o|Z000006442|Giacomo Puccini|Tosca}}
* {{Opera-Guide|
* [http://www.how-to-opera.de/tosca/ Visualisierte Handlung] bei ''How To Opera''
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{{Navigationsleiste Opern von Giacomo Puccini}}
{{Normdaten|TYP=w|GND=300122470|LCCN=
[[Kategorie:Operntitel]]
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