„Slavoj Žižek“ – Versionsunterschied
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'''Slavoj Žižek''' [{{IPA|ˈʒiːʒɛk}}] (* [[21. März]] [[1949]] in [[Ljubljana]], [[Sozialistische Republik Slowenien|SR Slowenien]], [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|Jugoslawien]]) ist ein slowenischer [[Philosoph]], Wissenschaftler am Institut für Philosophie der [[Universität Ljubljana]] und internationaler Direktor des [[Birkbeck, University of London|Birkbeck Institute for the Humanities]] der [[Universität London]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.bbk.ac.uk/our-staff/profile/8007763/slavoj-zizek |titel=Professor Slavoj Zizek — Birkbeck, University of London |abruf=2021-03-17}}</ref> Er ist außerdem Professor für Philosophie und Psychoanalyse an der European Graduate School und Global Distinguished Professor für Germanistik an der [[New York University]].<ref>{{Internetquelle |url=https://egs.edu/biography/slavoj-zizek/ |titel=Slavoj Žižek |werk=The European Graduate School |sprache=en-US |abruf=2021-03-17}}</ref> Er arbeitet zu Themen wie [[Kontinentalphilosophie]], [[Psychoanalyse]], [[Politische Theorie]], [[Kulturwissenschaft]], [[Kunstkritik]], [[Filmkritik]], [[Marxismus]], [[Hegelianismus]] und [[Theologie]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.britannica.com/biography/Slavoj-Zizek |titel=Slavoj Zizek {{!}} Biography, Philosophy, Books, & Facts |sprache=en |abruf=2021-03-17}}</ref>
Žižeks eigenwilliger Stil, seine populären akademischen Werke, häufige Veröffentlichungen in Zeitschriften und die kritische Assimilation von [[Hochkultur (Soziologie)|Hoch-]] und [[Popkultur]] haben ihm internationalen Einfluss, Kontroversen, Kritik und ein beträchtliches Publikum außerhalb der Wissenschaft eingebracht.<ref>{{Internetquelle |autor=Romain Leick, DER SPIEGEL |url=https://www.spiegel.de/international/zeitgeist/slavoj-zizek-greatest-threat-to-europe-is-it-s-inertia-a-1023506.html |titel=Slavoj Zizek: Greatest Threat to Europe Is It's Inertia |sprache=en |abruf=2021-03-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.telegraph.co.uk/culture/books/authorinterviews/7871302/Slavoj-Zizek-the-worlds-hippest-philosopher.html |titel=Slavoj Zizek: the world’s hippest philosopher |sprache=en-GB |abruf=2021-03-17}}</ref><ref>{{Internetquelle |url=https://www.salon.com/2012/12/29/slavoj_zizek_i_am_not_the_worlds_hippest_philosopher/ |titel=Slavoj Zizek: I am not the world's hippest philosopher! |datum=2012-12-30 |sprache=en |abruf=2021-03-17}}</ref> 2012 führte [[Foreign Policy]] Žižek auf der Liste der 100 weltweit führenden Denker und nannte ihn „einen prominenten Philosophen“.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.foreignpolicy.com/articles/2012/11/26/the_fp_100_global_thinkers?page=0,33 |titel=The FP Top 100 Global Thinkers {{!}} Foreign Policy |datum=2012-11-30 |abruf=2021-03-17 |archiv-url=https://web.archive.org/web/20121130221322/http://www.foreignpolicy.com/articles/2012/11/26/the_fp_100_global_thinkers?page=0,33 |archiv-datum=2012-11-30 |offline=ja |archiv-bot=2023-01-10 21:37:28 InternetArchiveBot }}</ref> An anderer Stelle wurde er als „Elvis der Kulturtheorie“ und „gefährlichster Philosoph
== Leben ==
Žižek wurde 1949 im [[Sozialistische Republik Slowenien|slowenischen Landesteil]] des damals sozialistischen [[Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien|Jugoslawien]] geboren. Zunächst studierte er Philosophie und Soziologie an der [[Universität Ljubljana]]. Žižek war Schüler des Philosophen [[Božidar Debenjak]].<ref>{{Internetquelle |url=https://jungle.world/artikel/2011/38/elvis-kann-kung-fu |titel=Elvis kann Kung-Fu |sprache=de |abruf=2021-11-28}}</ref> Er schrieb 1975 seine Masterarbeit über den französischen Strukturalismus, die ihn jedoch politisch verdächtig machte und ihn eine bereits zugesagte Universitätsstelle kostete. Bis 1977 schlug er sich mit Übersetzungen deutscher Philosophen durch und leistete seinen Wehrdienst in der jugoslawischen Armee. 1977 erhielt er eine Stelle als Protokollant beim Zentralkomitee der slowenischen Kommunisten. Obwohl er weiterhin als politisch verdächtig galt, schrieb er einige Reden für hochrangige Kommunisten. 1979 verschafften ihm Freunde eine Forschungsstelle am Institut für Soziologie an der Universität Ljubljana, wo er 1981 in Philosophie promovierte. Danach studierte er von 1981 bis 1985 an der [[Universität Paris VIII]] bei dem [[Jacques Lacan|Lacan]]-Schüler,
Seine erste englischsprachige Buchveröffentlichung ''The Sublime Object of Ideology'' erschien 1989 und brachte ihm erstmals internationale Anerkennung ein. Seitdem veröffentlicht Žižek regelmäßig [[Monographie]]n, in denen er sich zunächst um eine lacanianische Lesart der [[Philosophie]], der Populärkultur und in den letzten Jahren zunehmend der [[Politische Theorie|Politischen Theorie]] bemühte. Seine Werke wurden bislang in 20 Sprachen übersetzt.<ref>https://www.bbk.ac.uk/our-staff/profile/8007763/slavoj-zizek#overview</ref>
Er war lange Herausgeber der Zeitschrift der slowenischen Lacan-Schule „Wo [[Strukturmodell der Psyche#
Žižek ist unter anderem Professor für Philosophie an der Universität seiner Heimatstadt [[Ljubljana]]. 2001 war er ''Fellow'' des [[Kolleg Friedrich Nietzsche|Kollegs Friedrich Nietzsche]].<ref>[http://www.klassik-stiftung.de/index.php?id=601 ''Fellows.''] In: ''Klassik-Stiftung.de.''</ref> Seit Anfang 2007 ist er ''International Director'' des [[Birkbeck, University of London|Birkbeck Institute for the Humanities]] an der [[University of London]].<ref>[http://www.bbk.ac.uk/bih/aboutus/staff ''About Us – Staff.''] In: ''The Birkbeck Institute for the Humanities.'' (Website).</ref>
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== Werk ==
Als Žižeks Hauptwerke gelten ''Die Tücke des Subjekts'' und ''The Sublime Object of Ideology''.<ref name=":1">{{Internetquelle |url=https://iep.utm.edu/zizek/ |titel=Žižek, Slavoj {{!}} Internet Encyclopedia of Philosophy |sprache=en-US |abruf=2021-03-17}}</ref> In diesen Büchern entfernte er sich von der [[Marxismus|traditionellen marxistischen Theorie]], um einen besser analysierten, materialistischen Begriff von [[Ideologie]] zu entwickeln, der sich stark auf die Psychoanalyse [[Jacques Lacan]]s und die Philosophie [[Georg Wilhelm Friedrich Hegel]]s stützt.<ref name=":1" /> Seine theoretischen Arbeiten wurden ab den neunziger Jahren zunehmend vielseitiger und politischer. Sie beschäftigten sich häufig mit der kritischen Analyse unterschiedlicher Formen der Popkultur und aktuellen politischen Ereignissen, wodurch er zu einer populären Figur der akademischen Linken wurde.<ref>{{Literatur |Autor=Gregory Fried |Titel=Where’s the Point? Slavoj Žižek and the Broken Sword |Sammelwerk=International Journal of Žižek Studies |Band=1 |Nummer=4 |Datum=2016-02-17 |Online=http://zizekstudies.org/index.php/IJZS/article/view/70 |Abruf=2021-03-17}}</ref>
=== Das Werden des Subjekts ===
Žižeks Texte kreisen um [[Identität]]en, Identitätsbildung und ihre wechselnden Beziehungen zu den sie umgebenden Geflechten aus [[Ideologie]]n, [[Gesellschaft (Soziologie)|gesellschaftlichen]] Verhältnissen und psychischen Konstellationen des [[Unbewusstes|Unbewussten]]. Eine entscheidende Rolle spielt dabei Lacans Konzeption des ''Anderen'', über den sich das [[Subjekt (Philosophie)|Subjekt]] erst als ''Eigenes'' konstituiert. Dieser Andere besitzt nach Lacan zwei Dimensionen: Den „[[Der große Andere|großen Anderen]]“ und den „kleinen Anderen“.
Das Objekt ''klein a'' ist das Objekt des Begehrens des Subjekts, nach dem das Subjekt hinstrebt und mit dem es sich zu vereinigen versucht – idealtypisch ist hierfür das [[Sexualität|sexuelle]] Begehren eines anderen Menschen. Das Objekt dieses Begehrens ist im Grunde beliebig und austauschbar, solange es in den Rahmen des persönlichen [[Phantasma]]s,
Eine der wesentlichen Eigenschaften dieses Objekts ''klein a'' – bzw. seiner Position in der Struktur des Subjekts – ist, dass es dem Subjekt immer schon entzogen ist. Gerade der [[Existenzphilosophie|Mangel]] im Subjekt treibt das Subjekt zu seinen Handlungen an. Žižek veranschaulicht das am [[Alfred Hitchcock|Hitchcock]]’schen Objekt des [[MacGuffin]]s, einem an sich bedeutungslosen und austauschbaren Objekt (ein Geheimplan, eine Formel etc.), das nur dazu dient, die Handlung des Films in Gang zu bringen: „MacGuffin ist eindeutig ''objet petit a'': der Mangel, das Überbleibsel des Realen, das die symbolische Bewegung der [[Interpretation]] in Gang setzt, eine Lücke im Zentrum der symbolischen Ordnung, der bloße Anschein eines zu erklärenden, zu interpretierenden ,Geheimnisses‘.“<ref>Slavoj Žižek: ''Liebe dein Symptom wie dich selbst.'' Berlin 1991, S. 58 (siehe dazu auch die Ausführungen bei [[Objekt klein a]]).</ref>
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Mit der Betonung dieser Bedeutung des Anderen bleibt Žižek nicht nur den Erkenntnissen Lacans treu, sondern verdeutlicht auch dessen Nähe zu anderen [[Poststrukturalismus|poststrukturalistischen]] Ansätzen eines „dezentrierten Subjekts“, wie sie sich etwa bei [[Gilles Deleuze]] oder [[Jacques Derrida]] finden. Žižeks Eigenständigkeit besteht nicht so sehr in diesem Gedanken selbst als vielmehr in der Heranziehung zahlreicher Beispiele aus der Politik und [[Populärkultur]], insbesondere des [[Film]]s, mit dessen Hilfe er diese zunächst abstrakten Theorien anwendet und veranschaulicht, aber auch weiterentwickelt.
Žižek wendet sich gegen die [[politisch korrekt]]e Diskussion um sexuelle Belästigung. Er konstatiert einen „blinden Punkt des Themas sexuelle Belästigung“ und schreibt: ''Es gibt keinen Sex ohne ein Element der „Belästigung“ (des verwirrten, vom Charakter dessen, was sich da abspielt, heftig schockierten und traumatisierten Blicks). … Zieht man vom sexuellen Zusammenspiel dessen schmerzlich traumatischen Charakter ab, ist das, was übrig bleibt, einfach nicht mehr sexuell. Der „reife“ Sex zwischen den berühmt-berüchtigten mündigen Erwachsenen ist ohne sein traumatisches Element, ohne das Element des schockierenden „Zufügens“, per definitionem entsexualisiert und verwandelt sich in mechanische Kopulation.''<ref>{{Literatur |Autor=Slavoj Žižek 1999, S. 60 |Titel=Liebe deinen Nächsten? Nein danke! Die Sackgassen des Sozialen in der Postmoderne. |Ort=Berlin |Datum=1999 |ISBN=3353011560 |Seiten=60}}</ref>
=== Das Reale, das Symbolische und das Imaginäre ===
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Auch das Symbolische besitzt drei Dimensionen:
* Das reale Symbolische ist der auf eine sinnlose Formel reduzierte Signifikant.
* Das imaginäre Symbolische entspricht etwa den [[C. G. Jung|
* Das symbolische Symbolische ist das Sprechen und die sinnvolle Sprache, das „volle Sprechen“ etwa einer erfolgreichen Psychoanalyse.
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Im Zeitalter nach dem (angeblichen) ''Ende der Ideologien'' kritisiert Žižek die Art und Weise, wie politische Entscheidungen begründet werden. So wird die Kürzung von Sozialausgaben bisweilen als scheinbar objektive Notwendigkeit bezeichnet, die selber keiner politischen Diskussion mehr unterliegen kann. So betrachtet er etwa die [[Bürgertum|bürgerlich]]-[[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] Idee einer [[Bürgerbeteiligung]] als wenig wirksam, solange nicht langfristig bedeutendere und grundlegendere Maßnahmen ergriffen werden, um die Gesellschaft zu verändern – Maßnahmen etwa zur Begrenzung der Freiheit des [[Kapital]]s und zur Unterordnung des [[Produktionsprozess]]es unter die Kontrolle der Gesellschaft. Letztlich schwebt Žižek dabei eine [[Radikale Demokratie|radikaldemokratisch]]-[[revolution]]äre Umwälzung der Gesellschaft vor, eine „radikale Repolitisierung der Ökonomie“.<ref>Slavoj Žižek: ''Ein Plädoyer für die Intoleranz''</ref>
Aufbauend auf [[Herbert Marcuse]]s Begriff einer „[[Repressive Toleranz|repressiven Toleranz]]“ kritisiert Žižek die herrschende Ideologie einer sinnlosen [[Political Correctness]]: „Der ,tolerante‘ [[multikulturell]]e Ansatz vermeidet“ als [[Dogma]] der heutigen Gesellschaft „die entscheidende Frage: Wie können wir den politischen Raum wieder in die heutigen Bedingungen der [[Globalisierung]] einführen?“ Žižek plädiert nicht nur für eine „Politisierung der [[Ökonomie]]“, sondern auch für eine „Politisierung der [[Politik]]“ als Gegenentwurf zur postmodernen [[Post-Politik]]. Im Bereich der politischen Entscheidungsfindung im Rahmen einer Demokratie kritisiert er insbesondere das in vielen Ländern faktisch herrschende [[Zwei-Parteien-System]] als Erscheinung einer [[Wahl]]möglichkeit, die es im Grunde gar nicht gibt.<ref>Slavoj Žižek:
Die Existenz gesellschaftlicher [[Soziale Klasse|Klassen]] sieht Žižek nicht als primär objektive Bestimmung, als ökonomische Lage gegenüber dem Kapital, sondern in einer „radikal subjektiven“ Position verortet: Das [[Proletariat]] ist der lebendige „verkörperte Widerspruch“ der Gesellschaft. Das Einstehen für die eigenen [[Interesse (Politikwissenschaft)|Interessen]] wird heute oft als [[Egoismus|egoistisch]] diskreditiert, tatsächlich aber liegt im [[Partikularismus]] für Žižek der Schlüssel zur Dynamik [[Soziale Bewegung|sozialer Bewegungen]].
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== Rezeption und Kritik ==
Žižek gilt als bekannter und einflussreicher Vertreter des so genannten [[Poststrukturalismus]], der vor allem in der [[Literaturwissenschaft]], der [[Soziologie]], der Philosophie und der [[Politikwissenschaft]] seit den 70er Jahren an Bedeutung gewonnen hat. Žižeks zahlreiche Veröffentlichungen und Auftritte auf wissenschaftlichen Kongressen sind mit ein Faktor für die wachsende Popularität lacanianischer Ansätze in den [[Geisteswissenschaft]]en, deren Anwendbarkeit auf aktuelle und über die Psychoanalyse hinausgehenden Phänomene Žižek an vielen, oft unterhaltsamen Beispielen ausführt. Trotz seiner oft schwer verständlichen, von Gedankensprüngen und schnellen [[Freie Assoziation|Assoziationen]] geprägten Ausführungen ist Žižek heute einer der bekanntesten, aber auch umstrittensten Intellektuellen der Gegenwart.<ref>Vgl. dazu allein die Zahl an akademischen Veröffentlichungen im englischsprachigen Raum, in denen Žižeks Werk rezipiert wird: [
Oft wurde Žižek für seinen Stil kritisiert, der [[Populärwissenschaftliche Literatur|populärwissenschaftlich]] bisweilen unsauber und nach Pointen heischend sei und dem die begriffliche und sachliche Schärfe zum Opfer falle.<ref>{{Literatur |Autor=Geoffrey Galt Harpham |Titel=Doing the Impossible: Slavoj Žižek and the End of Knowledge |Sammelwerk=Critical Inquiry |Band=29 |Nummer=3 |Datum=2003-03 |ISSN=0093-1896 |Seiten=453–485 |Online=https://www.journals.uchicago.edu/doi/10.1086/376305 |Abruf=2020-11-02 |DOI=10.1086/376305}}</ref> Von manchen wird der „Starphilosoph“<ref>Wilhelm Trapp: [http://www.zeit.de/2006/45/Der_Teufel_hat_eine_Luecke_gelassen/komplettansicht ''Der Teufel hat eine Lücke gelassen''], Rezension von ''Parallaxe'' in der ''[[Die Zeit|Zeit]]'', 2. November 2006.</ref> auch abschätzig als „Philosophie-Entertainer“ oder gar „Scharlatan“ bezeichnet.<ref>[[Jörg Lau]]: [http://www.zeit.de/2002/33/Die_Erfahrung_ist_die_Basis_der_Kritik/komplettansicht ''Die Erfahrung ist die Basis der Kritik.''] In: ''[[Die Zeit]].'' 8. August 2002.</ref> So schreibt [[Andreas Dorschel]] in einer Rezension zu ''Parallaxe'': „Žižek schwafelt. Ins Schwafeln gerät, wer eine Sache nicht auf den Punkt zu bringen vermag. […] Dass Žižek Argumentation simuliert, statt bloß beliebig Assoziationen aufzufädeln, was als Form doch dem Inhalt seines Buches angemessen wäre, scheint starre akademische Gewohnheit. Er ist ein Pedant des Wirren. Statt einfach zu spinnen, behängt er das Resultat solchen Tuns mit Fußnoten“.<ref>Andreas Dorschel: [http://www.buecher.de/000020841037/#sz ''Der Pedant des Wirren. Parallaxe überall: Slavoj Žižeks universale Besserwisserei.''] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]].'' 6. Oktober 2006.</ref>
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Scharfe Kritik an Žižeks „Gewaltvisionen“ und seiner philosophischen Leere übt der britische Philosoph [[John N. Gray]], der in Anspielung auf Žižeks Buch ''Less Than Nothing'' (2012) resümiert: „Žižek täuscht Substanz vor, indem er endlos eine im Grunde leere Vision wiederholt, und sein Werk – das die Prinzipien [[Parakonsistente Logik|parakonsistenter Logik]] schön veranschaulicht – ergibt am Ende weniger als nichts“.<ref>Im Original: „Achieving a deceptive substance by endlessly reiterating an essentially empty vision, Žižek’s work—nicely illustrating the principles of paraconsistent logic—amounts in the end to less than nothing.“ John Gray: [http://www.nybooks.com/articles/archives/2012/jul/12/violent-visions-slavoj-zizek/ ''The Violent Visions of Slavoj Žižek.''] In: ''[[The New York Review of Books]].'' 12. Juli 2012.</ref> Dem deutschen Philosophen [[Markus Gabriel]] drängte sich bei der Lektüre von ''Less Than Nothing'' „der Verdacht auf, man bekomme auf mehr als 1400 Seiten nicht nur nichts Neues geliefert, sondern weniger als nichts Neues, da man sich auch noch darüber ärgert, dass man alle Ideen sowie die allermeisten Anekdoten und Zoten Žižeks schon aus seinen inzwischen klassischen Büchern des letzten Jahrhunderts kennt“.<ref name=":0">{{Internetquelle |autor=Markus Gabriel |url=https://www.zeit.de/2015/07/slavoj-zizek-weniger-als-nichts |titel=Machwerk des Subjekts |werk=Zeit Online |datum=2015-02-12 |sprache=de |abruf=2020-11-02}}</ref> Im Schlusskapitel über die Ontologie der [[Quantenphysik]] liefere er „zudem eine ziemlich fragwürdige Deutung der theoretischen Physik der Gegenwart“.<ref name=":0" /> Außerdem frage man sich bei der Lektüre, so Gabriel, „einmal mehr, warum Žižek nicht endlich versucht, seine eigene Position unabhängig von der Berufung auf große Meister der Tradition darzustellen und zu verteidigen. Warum präsentiert er seine Thesen immer noch als Platon-, Kant-, Fichte- oder Hegel-Deutung?“<ref name=":0" />
Der italienische Marxist [[Domenico Losurdo]] kritisiert Žižek dahingehend, dass er eine „merkwürdige Kapitalismuskritik“ habe, die die „schlimmsten Aspekte dieses Systems“ ausspare. Er sei ein „Anti-Antiimperialist“, dessen Vision sich nicht vom „Selbstverständnis der herrschenden Klassen Europas und der USA“ unterscheide.<ref>Domenico Losurdo
Der amerikanische Politikprofessor Gabriel Rockhill sieht in Žižek den
[[Roger Scruton]] hat in
Die Ideen insbesondere zur Deutung des Symbolischen, zu Ideologie und Postmoderne der slowenischen Lacan-Schule Žižeks wirkten seit den frühen 1980er Jahren inspirierend auf die inzwischen international bekannt gewordene Bewegung [[Neue Slowenische Kunst]].<ref>Inke Arns: ''NSK – Eine Analyse ihrer künstlerischen Stragien im Kontext der 1980er Jahre in Jugoslawien.'' [[Museum Ostdeutsche Galerie]], Regensburg 2002, S. 85 ff.</ref>
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* ''Sex and the Failed Absolute.'' Bloomsbury Academic, London 2019, ISBN 978-1-350-04379-4.
** dt. Ausgabe: ''Sex und das verfehlte Absolute.'' wbg Academic, Darmstadt 2020, ISBN 978-3-534-27243-3.
* ''Pandemic! Covid-19 Shakes the World.'' OR Books, New York City 2020, ISBN 978-1-68219-301-3.
** dt. Ausgabe: ''Pandemie! COVID-19 erschüttert die Welt.'' Passagen, Wien 2020, ISBN 978-3-7092-0441-2.
* ''Hegel in A Wired Brain.'' Bloomsbury Academic, London 2020, ISBN 978-1-350-12441-7.
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* ''Heaven in Disorder.'' OR Books, New York / London 2021, ISBN 978-1-68219-283-2.
** dt. Ausgabe: ''Unordnung im Himmel. Lageberichte aus dem irdischen Chaos.'' wbg Theiss, Darmstadt 2022, ISBN 978-3-8062-4487-8.
* ''Surplus-Enjoyment: A Guide For The Non-Perplexed.'' Bloomsbury Academic, London 2022, ISBN 978-1-
:: dt. Ausgabe: ''Die Paradoxien der Mehrlust. Ein Leitfaden für die Nichtverwirrten.'' S. Fischer, Frankfurt am Main 2023, ISBN 978-3-10-397525-3.
* ''Too Late to Awaken: What Lies Ahead When There is No Future?'' Allen Lane 2023, ISBN 978-0-241-65175-9.
* ''Mad World: War, Movies, Sex.'' OR Books, New York City 2023, ISBN 978-1-68219-449-2.
* ''Freedom: A Disease Without Cure.'' Bloomsbury Academic, London 2023, ISBN 978-1-350-35712-9.
* ''Christian Atheism: How to Be a Real Materialist.'' Bloomsbury Academic, London 2024, ISBN 978-1-3504-0931-6.
=== Herausgeberschaft ===
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* ''Reading Marx.'' mit Frank Ruda und Agon Hamza, Cambridge UK, Madford USA, Polity 2018, ISBN 978-1-5095-2140-1.
* ''Lenin 2017: Remembering, Repeating, and Working Through.'' Verso, London / New York 2017, ISBN 978-1-78663-188-6.
** dt. Ausgabe: ''Lenin heute: Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten.'' wbg Academic,
* ''Das Kommunistische Manifest: Die verspätete Aktualität des Kommunistischen Manifestes.'' Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-596-70241-1.
* ''Subject Lessons: Hegel, Lacan, and the Future of Materialism'' mit Russell Sbriglia, Northwestern University Press, Evanston 2020.
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* ''The Pervert's Guide to Ideology'', 2011. Regie und Produktion: Sophie Fiennes.
* ''Alien Marx & Co – Slavoj Zizek im Portrait'', 2009. Produktion: Susan Chales de Beaulieu, Jean-Baptiste Farkas.
* ''Deep Thought – Das große Gespräch mit Slavoj Zizek.'' 2023. Regie: Mirjam Devriendt, Produktion: Timescapes bvba, ZDF, Belgien/Deutschland, 56 Minuten
=== Mitwirken in Spielfilmen ===
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== Weblinks ==
{{Commonscat|Slavoj Žižek|
* {{DNB-Portal|104308281}}
* {{DDB|Person|104308281}}
* {{IEP|http://www.iep.utm.edu/zizek/|Slavoj Žižek (1949—)|Matthew Sharpe}}
* [http://on1.zkm.de/zkm/dossier/zizek Dossier] des [[Zentrum für Kunst und Medientechnologie|ZKM]] mit Links zu Texten von und über Žižek
* [
* [http://zizekstudies.org/index.php/ijzs/index International Journal of Žižek Studies] (englisch)
* {{IMDb|nm1670978}}
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* [http://www.dasdossier.de/magazin/kultur/philosophie/noch-einmal-kommunismus/ ''„Noch einmal Kommunismus“.''] In: ''das Dossier.'' 22. September 2010 (Übersetzung: Jan Rolletschek).
* Michael Freund: [http://derstandard.at/1348284192381/Slavoj-Zizek-Das-Internet-als-Kampfplatz ''Das Internet als Kampfplatz.''] In: ''[[DerStandard.at]].'' 28. September 2012.
* Carlos Hanimann, Yves Wegelin: [
* {{Der Spiegel |ID=132327446 |Autor=Romain Leick |Titel=Unsere Trägheit ist die größte Gefahr, Spiegel-Gespräch |Jahr=2015 |Nr=12 |Datum=2015-03-14 |Seiten=130–134}}
* Karlen Vesper: [https://www.
* [[Yves Bossart]]: [https://www.srf.ch/play/tv/redirect/detail/7bf59470-3bf2-42ac-a9e2-41337f05e210 Die Revolution und das Reale.] In: ''[[Sternstunden (Fernsehsendung)#Sternstunde Philosophie|Sternstunde Philosophie]]'', 29. Mai 2022.
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[[Kategorie:Hochschullehrer (Birkbeck College)]]
[[Kategorie:Sachbuchautor (Pädagogik und Psychologie)]]
[[Kategorie:Person als Namensgeber für einen Asteroiden]]
[[Kategorie:Essay]]
[[Kategorie:Schriftsteller (Ljubljana)]]
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