„Kadett“ – Versionsunterschied
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[[Datei:Kadett1717.jpg|miniatur|Kadett in Berlin, 1717]]
'''Kadett''' (von französisch ''cadet'' „Jüngster“<ref>{{Internetquelle|url=https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/franz%C3%B6sisch-deutsch/cadet|titel=Übersetzungen für „cadet“ im Französisch ⇔ Deutsch-Wörterbuch|werk=pons.com|hrsg=PONS GmbH|abruf=2021-03-16}}</ref>), auch '''Kadettenschüler''', ist eine Bezeichnung für einen Zögling einer [[Militär|militärischen]] Erziehungsanstalt zur Vorbereitung auf eine mögliche militärische Karriere, gegebenenfalls als [[Offizier]].
==Frankreich==▼
In verallgemeinerter Form fand der Begriff in ganz Europa Verbreitung. So war ''Cadet'' im [[18. Jahrhundert]] in vielen Ländern eine geläufige Bezeichnung für junge [[Adel|Adlige]] im Militär, gleich welchen Rangs. Alternative Bezeichnungen im deutschen Sprachraum waren [[Fahnenjunker|Junker]] und, bis in das 17. Jahrhundert hinein, ''Adelbursche'' (als Spielart von [[Schildknappe|Edelknabe]]). Die niederländische [[Verballhornung]] ''Adelborst'' bezeichnete beispielsweise im niederländischen Landheer des 17. Jahrhunderts zunächst einen einfachen adeligen Soldaten, dann allgemein einen dem deutschen [[Gefreiter|Gefreiten]] entsprechenden Militär zwischen den Dienstgraden ''Soldaat'' und ''[[Landspassat]]''; in der militärischen Seefahrt der Niederlande steht ''Adelborst'' indes traditionell für [[Seekadett]]en unterschiedlichen Rangs, so noch heute in der [[Koninklijke Marine]].<ref>[https://www.dwds.de/wb/dwb2/adelbursche „adelbursche“], in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache</ref><ref>Jaap Jacobs, Hermann Wellenreuther u. a.: ''Jacob Leisler's Atlantic World in the Later Seventeenth Century. Essays on Religions, Militia, Trade and Networks''. LIT Verlag Münster, 1987. S. 19f. ISBN 9783643103246</ref>
König [[Ludwig XIV.]] fasste die Kadetten in besondere [[Kompanie (Militär)|Kompanie]]n zusammen, in denen sie bis zum Erhalt des Offizierspatents als Freiwillige dienten. Den berühmten [[Gascogne]]r Kadetten setzte [[Alexandre Dumas der Ältere|Alexandre Dumas]] in dem Roman ''„[[Die drei Musketiere]]“'' ein literarisches Denkmal. ▼
== Begriffsgeschichte ==
Das Wort ''cadet'' ist aus dem westlichen [[Gascogne|gascogner]] Dialekt abgeleitet: ''capdèth'' bedeutet etwa „kleines Haupt“, von lat. ''capitellum'', lat. ''capitellum'', Diminutiv von ''caput'' „Haupt“. Ursprünglich bezeichnete es einen gascogner Adelssohn, der in der Armee des französischen Königs als Offizier diente.<ref>Zur Etymologie siehe [https://www.duden.de/rechtschreibung/Kadett_Bursche_Schueler ''Kadett''] bei Duden online.</ref> Später wurde ''cadet'' in Frankreich als ein Synonym für „(der) Jüngere/(der) Jüngste“ und, im verengten Sinn, für „(jüngerer/jüngste) Sohn eines Edelmannes“ genutzt. Da in der Regel nur dem ältesten Sohn das Familienerbe zufiel, suchten die nachgeborenen Söhne des Adels traditionell ihr Glück in einem geistlichen Amt oder beim Militär.
▲== Frankreich ==
▲König [[Ludwig XIV.]] fasste die Kadetten in besondere [[Kompanie (Militär)|
== Deutschland ==
{{Hauptartikel|Kadettenanstalt}}
Bei der [[Deutsche Marine|Deutschen Marine]] der [[Bundeswehr]] heißen die Seeoffizieranwärter im Range eines [[Unteroffizier]]s [[Seekadett]]en. Im deutschen Sprachraum sind die Begriffe [[Offizieranwärter]] (Bundesrepublik Deutschland) bzw. [[Offiziersanwärter]] (Österreich) und Aspirant (Schweiz) gebräuchlich. ▼
In der [[Württembergische Armee|württembergischen Armee]] war der ''Portepee-Kadett'' der ranghöchste Offizieranwärter, bevor 1864 die Bezeichnung zunächst zu [[Fähnrich]] und 1867 schließlich zu ''Portepee-Fähnrich'' wechselte.
In der [[Preußische Marine|preußischen Marine]] und später in [[Kaiserliche Marine|kaiserlichen Marine]] waren Kadett (ab 1899 Seekadett) und der ranghöhere Seekadett (ab 1899 [[Fähnrich zur See]]) Dienstgrade der Seeoffizieranwärter. Ersterer stand in der kaiserlichen Marine an der Spitze der [[Unteroffiziere ohne Portepee]] und rangierte vor dem [[Obermaat]]. Zweiterer zählte zu den [[Unteroffiziere mit Portepee|Unteroffizieren mit Portepee]] und rangierte vor dem [[Vizefeldwebel]].
In der [[Kriegsmarine]] der [[Wehrmacht]] wurden Offizieranwärter der Seeoffizierlaufbahn im [[Mannschaften|Mannschaftsrang]] als Seekadett bezeichnet. In allen übrigen Laufbahnen lautete die Bezeichnung Kadett (mit Laufbahnzusatz, wie bspw. „der Ingenieurlaufbahn“ oder „der Verwaltungsoffizierlaufbahn“), in der Saninätsoffizierlaufbahn aber Marinesanitätskadett. Sie rangierten mit den [[Obermatrose]]n oder Oberstabsmatrosen bzw. mit den ([[Fahnenjunker]]-)Gefreiten des Heeres.
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In der zivilen [[Schifffahrt]] bezeichnet Kadett einen angehenden [[Nautischer Offizier|Nautischen Offizier]] bzw. technischen Offizier.<ref>''[http://www.bsu-bund.de/SharedDocs/pdf/DE/Unfallberichte/2009/UBericht_510_08.pdf?__blob=publicationFile Tödlicher Personenunfall an Bord des CMS Chicago Express während des Taifuns „Hagupit“ am 24. September 2008 im Seegebiet vor Hongkong]'', Untersuchungsbericht 510/08, Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, 1. November 2009 (PDF-Datei, 2,1 MB), Seite 10 und Seite 44.</ref>
In der Frachtgutschifffahrt nannte man, besonders regional am Niederrhein, die Kaiarbeiter scherzhaft [[Rheinkadetten]].
{{Siehe auch|Dienstgrade der Wehrmacht#Kriegsmarine|titel1=Dienstgrade der Kriegsmarine}}
{{Siehe auch|Dienstgrade der Kaiserlichen Marine#Offizieranwärter|titel1=Dienstgrade der Offizieranwärter der Kaiserlichen Marine}}
== Österreich-Ungarn ==
In Österreich-Ungarn rangierten die Kadett-Dienstgrade („Chargen“) der [[Gemeinsame Armee|k.u.k. Armee]] vor den jeweiligen Normalchargen gleichen Ranges, jedoch hinter der nächsthöheren Normalcharge (bspw. stand der Kadett-Gefreite vor dem Gefreiten, doch hinter dem Korporal). 1909 ersetzte Kadett die bisherige Bezeichnung Kadett-Feldwebel.
In Österreich-Ungarn trugen die Kadetten der [[Gemeinsame Armee|k.u.k. Armee]] an den Kragenenden die Distinktionsborte der Feldwebel, jedoch goldfarben statt kaisergelb. Hinzu kamen die Distinktionssterne der entsprechend bekleideten Charge, z.B. für den Kadett-Gefreiten ein sechsspitziger Stern aus weißem Tuch (seit 1901: Celluloid) oder drei Sterne für den Kadett-Zugsführer. Bekleidete ein Kadett die Feldwebel-Charge, so legte er zusätzlich das kaisergelbe Feldwebel-Distinktionsbörtchen an, das am oberen Rand des Goldbörtchens zur Hälfte vorzustehen hatte. Den Kadett-Offiziersstellvertreter kennzeichnete das einfache Goldbörtchen, darauf ein silberner Leutnantstern, jedoch plattiert (statt erhaben, wie für Offiziere üblich).▼
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== USA und Russland ==▼
In den [[Vereinigte Staaten|USA]] und [[Russland]] sind noch heute [[Kadettenanstalt]]en verbreitet. Der Anteil der Absolventen, der nach Abschluss der Schulausbildung tatsächlich den Militärberuf ergreift, ist aber gering.▼
1916 legten alle Kadettchargen (Ausnahme: Fähnrich) die goldene Rangborte ab. Sie, und auch die Fähnriche, kennzeichnete seitdem ein glatter Uniformknopf hinter den Rangsternen, wie er 1915 bereits den [[Einjährig-Freiwilliger|Einjährig-Freiwilligen]] bewilligt worden war (sog. „EF“-Knopf). Die „EF“ unterschieden sich zusätzlich anhand des „Intelligenzbörtels“ an den Ärmelaufschlägen.
Die bei der Truppe dienenden Kadetten waren nicht zu verwechseln mit den noch in Ausbildung befindlichen [[Eleve#Herkunft und Begriffsgeschichte|Zöglingen]] ({{huS|Novendék}}) einer Militäranstalt. Innerhalb des Kadettenkorps konnte ein Zögling den Rang eines Zögling-Unteroffiziers ({{huS|Növendék altiszt}}; keine wirkliche Militär-Charge) erreichen.
{{siehe auch|Rangabzeichen der österreichisch-ungarischen Streitkräfte}}
== Litauen ==
In [[Litauen]] gibt es die [[General-Povilas-Plechavičius-Kadettenschule]], eine allgemeinbildende Mittelschule in [[Kaunas]].
[[Datei:Suworow-Kadetten in Bern 18.jpg|miniatur|Russischer Suworow-Kadett in Bern (2010)]]
In [[Russland]] haben [[Kadettenanstalt]]en eine lange Tradition, die bis in die [[Zarentum Russland|Zarenzeit]] zurückreicht. Auch in der [[Sowjetunion]] erfreuten sich diese Bildungseinrichtungen großer Beliebtheit und gelten heute als Eliteschulen. Die Schüler werden allgemein als [[Kursant]]en bezeichnet, können aber auch nach dem Namensgeber oder dem Träger der Schule bezeichnet werden, beispielsweise ''Nachimowschüler'' oder ''Suworowschüler''. Hier ist der Anteil der Absolventen, der nach dem Abitur einen militärischen Beruf ergreift, relativ hoch.
In Russland gibt es heute noch mehr als 25 Kadettenschulen für Knaben ab Klasse 5 bis zum Abitur, als Vorbereitung für eine künftige militärische Karriere.
== USA ==
▲In den [[Vereinigte Staaten|USA
== „Kadetten“ im Sport ==
Internationale Wintersportwettkämpfe werden in den Altersklassen Kadetten (16–18 Jahre), Junioren (19–20 Jahre), Espoirs (21–23 Jahre) und Senioren (ab 24 Jahre) bestritten (siehe auch [[Klasseneinteilung im Sport]]).
== Belletristik ==
Im Roman ''Die Kadetten'' (1933) verarbeitete [[Ernst von Salomon]] seine Zeit in der [[Kadettenanstalt]] in [[Karlsruhe]] und später in der [[Preußische Hauptkadettenanstalt|Hauptkadettenanstalt]] in Groß-Lichterfelde (Berlin).
== Literatur ==
* Hermann Hinterstoisser: ''Die Adjustierung des k.(u.)k. Heeres 1868 - 1914, Bd 1: Die Infanterie,'' In: Heide Stöhr (Hrsg.): Österreichische Militärgeschichte. Sonderband 1998. Wien 1998.
* ders.:''Die Adjustierung des k.(u.)k. Heeres 1915 - 1918, Bd 3: Die feldgraue Uniform,'' In: Heide Stöhr (Hrsg.): Österreichische Militärgeschichte. Sonderband 2004. Wien 2004.
* George Adalbert von Mülverstedt: ''Die brandenburgische Kriegsmacht unter dem Großen Kurfürsten'', Magdeburg 1888.
== Einzelnachweise ==
<references />
{{Normdaten|TYP=s|GND=4162971-1}}
[[Kategorie: Militärgeschichte]]▼
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