„Konstanzer Münster“ – Versionsunterschied
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In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts entstand vermutlich ein [[Karolinger|karolingischer]] Neubau der Bischofskirche. Es kann sich dabei um eine dreischiffige Basilika ohne Querschiff mit dreizelligem [[Chor (Architektur)|Chor]] und geradem Chorabschluss gehandelt haben. (Diese Annahme beruht im Wesentlichen auf der Vermutung, dass die erste Klosterkirche der [[Fürstabtei St. Gallen]] ihr Vorbild in diesem Konstanzer Bauwerk hatte.)<ref>Albert Knoepfli: ''Beiträge zur Baugeschichte des Konstanzer Münsters im 10. und 11. Jahrhundert.'' In: Helmut Maurer (Hrsg.): ''Die Konstanzer Münsterweihe von 1089 in ihrem historischen Umfeld.'' Herder, Freiburg i. Br. 1989.</ref> Um die Mitte des 9. oder Anfang des 10. Jahrhunderts wurde eine [[Krypta]] ausgehoben und später erweitert, vermutlich für die Gebeine des [[Katakombenheiliger|Katakombenheiligen]] [[Pelagius (Heiliger)|Pelagius]], in dem Münster und Bistum einen zweiten Schutzpatron erhielten. (Pelagiuskirchen finden sich heute noch in der gesamten ehemaligen Diözese.) Dem wirkmächtigen Bischof [[Salomo III. von Konstanz|Salomo III.]] (Amtszeit 890–919) wird meist der Bau der Krypta sowie der [[Königspfalz|Pfalz]] zugeschrieben, die südlich der Kirche stand und den Bischöfen sowie den reisenden Königen als Wohnung diente.
Das 10. Jahrhundert sah eine ehrgeizige Ausdehnung des bischöflichen Machtanspruchs: Bischof [[Konrad von Konstanz|Konrad I.]] (934–975) ließ die Konstanzer Kirchen dem Modell der fünf päpstlichen [[Patriarchalbasilika|Patriarchalbasiliken]] angleichen; ein zweites [[Rom]] sollte entstehen. Um die Bischofskirche, die wie [[Santa Maria Maggiore]] der Jungfrau Maria gewidmet
Die Kirchenbauten Konrads und Gebhards demonstrierten einerseits die innerkirchliche Bedeutung der flächenmäßig größten [[Diözese]] des Reichs, die sich von [[Stuttgart]] bis [[Bern]] erstreckte, andererseits aber auch die Treue zu den herrschenden [[Liudolfinger]]n und ihrer Idee der [[Translatio imperii]]: Die ottonischen Kaiser beanspruchten, Nachfolger der römischen Kaiser zu sein, also setzte die kaisertreue Bischofsstadt am Bodensee gewissermaßen als zweites Rom diesen Anspruch in Sakralbauten um. Das Bistum Konstanz gehörte zudem zur politisch einflussreichen [[Bistum Mainz|Kirchenprovinz Mainz]], deren [[Erzbischof|Erzbischöfe]] im frühen Mittelalter die deutschen [[König]]e krönten. Der Bischofssitz besaß eine beachtliche Bibliothek ([[Dombibliothek Konstanz]]) sowie eine [[Domschule]] und bildete gemeinsam mit dem [[Fürstabtei St. Gallen|Kloster St. Gallen]] (gegründet 612/719) und dem [[Kloster Reichenau]] (724) ein bedeutendes Zentrum der frühmittelalterlichen geistlichen Landschaft am Bodensee.
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[[Datei:Konstanz Muenster Kanzel Abraham.jpg|mini|hochkant|Abraham mit dem Widder]]
Die [[Kanzel]] des Münsters stammt aus der barocken Ausstattungsperiode um 1680 und ist im Laienraum an der Nordseite des Langhauses angebracht. Von einem Schreiner aus [[St. Gallen]] gefertigt, besteht die Architektur aus [[Walnüsse|Nussbaum
Eine Schnitzfigur des Urvaters [[Abraham]] mit dem Widder trägt den Predigtstuhl auf dem Haupt und scheint ihn mit den Händen zu balancieren. Abraham wird hier symbolisch als Vertreter des [[Alter Bund|Alten Bundes]] eingesetzt, auf dem die Lehre der Evangelisten und des [[Neuer Bund|Neuen Bundes]] ruht. Im 18. Jahrhundert hielten die römisch-katholischen Bürger die Skulptur aus Unwissen jedoch für eine Darstellung des – ebenfalls meist bärtig dargestellten – [[Jan Hus]], der auf dem [[Konzil von Konstanz|Konstanzer Konzil]] als [[Ketzer]] verbrannt worden war. Die „elende hölzerne Mannsfigur, die so monstreus und unförmlich gemacht ist, als möglich“ wurde daher übel traktiert, wie der Karlsruher Professor [[Heinrich Sander (Schriftsteller)|Heinrich Sander]] 1781 schilderte:
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