Als Tülle bezeichnet man einerseits den Schnabel einer Kanne, andererseits einen rohrförmigen Teil eines Werkzeugs, in den ein Stiel hineingesteckt werden kann.[1]
Wortherkunft
Das Wort geht auf mittelhochdeutsch tülle und althochdeutsch tulli als Bezeichnung für die Verlängerung von Pfeil- oder Speerspitzen zurück, in die der Schaft eingefügt wird.[1]. Tülle (auch Dülle oder Dölle) bezeichnete aber in der Mundart auch die Verlängerung anderer Metallteile, in die Stiel oder Griff eingeführt wurden, zum Beispiel bei Schaufeln oder Gabeln. Später erweiterte sich die Bedeutung zu kurzen Röhren, meist als Ausflussrohre. [2]
Ausguss
Als Ausguss an Kannen und Krügen wird die Tülle verwendet, um den Inhalt, beispielsweise einer Teekanne oder Gießkanne, gezielt auszugießen.
Eine Sonderform ist die Schlauchtülle. Sie bezeichnet einen Rohrstutzen, auf dem ein Schlauch mit einer Schlauchschelle befestigt werden kann. Handelt es sich um einen verzweigten Rohrstutzen, auf dem zwei Schläuche angebracht werden können, so bezeichnet man dies als Doppelschlauchtülle. Eine weitere Form ist die Spritztülle, die bei Spritztüten verwendet wird.
Werkzeugteil
Bei Werkzeugen und Waffen ist die Tülle im Gegensatz zum Haus nicht geschmiedet, sondern aus einem Blatt gerollt. In die Tülle wird ein Stiel oder Schaft eingeführt. Beispielsweise werden Pfeilspitzen mit Tülle auf den Pfeil aufgesetzt, oder bei Handwerkzeugen wie Hacke, Karst oder Krail der Stiel in die Tülle eingesetzt.
In der Frühen Bronzezeit wurde die erste Bronzeaxt über eine Tülle am Schaft befestigt[3]. Doch schon in der Steinzeit wurden Geweihe und Steine ausgehöhlt, um längere Stiele hineinzustecken, etwa beim Tüllenbeil.[4] Bei den Waffen ist die Tülle unter anderem bei Lanzen, Partisanen und Speeren sowie einigen Pfeilspitzen üblich.[5]
-
Schuffel mit Tülle
-
Bodkin-Spitze mit Tülle
-
Tüllenspitze eines Armbrustbolzens