Der Hauptfriedhof Koblenz ist der größte Friedhof der Stadt Koblenz und zugleich ein Landschaftspark. Die terrassenförmige Anlage wurde 1820 eingeweiht und liegt am Rand der Goldgrube am Nordhang zur Karthause. Dort befinden sich einige sehenswerte Grabdenkmäler aus dem 19. Jahrhundert wie seltene klassizistische Stelen und neugotische Grabmäler. Der drittgrößte Waldfriedhof Deutschlands zeichnet sich durch seinen alten Baumbestand aus und ist heute Teil der Route der Welterbe-Gärten im UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal.
Geschichte
Die Anlage des Hauptfriedhofs wurde nötig, als das preußische Militär den Standort des 1777 geweihten Friedhofs beim Löhrtor für den Bau der Stadtbefestigung brauchte. Die erste Beisetzung auf dem neuen Friedhof am Fuß der Karthause fand am 22. Januar 1820 statt, noch vor der Weihe des Friedhofs, die am 28. Mai 1820 stattfand. Einen Tag nach der Weihe begannen die regelmäßigen Beisetzungen.
Der Friedhof lag damals noch außerhalb der Stadt und im Schussfeld der Festungswerke. Da das Schussfeld möglichst frei bleiben sollte, waren anfangs Grabsteine, Grüfte und feste Zäune verboten (Rayongesetz). Der älteste Teil sind die heutigen Gräberfelder 3 und 4, teilweise auch 5 und 6. Die Beschränkungen mitsamt den kurzen Belegungsfristen von zehn Jahren und das Verbot einer weiteren Ausdehnung ließen sich nicht durchhalten, so dass der Friedhof schon 1833 zum ersten Mal nach Westen und Osten erweitert werden durfte und dann entlang der Beatusstraße und schließlich die Karthause hinauf wuchs. Die Platanenallee wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt. Sowohl das Wachsen der Stadt zur Großstadt als auch die Kriegsereignisse trugen zur kontinuierlichen Erweiterung des Hauptfriedhofs bei.
Nach Gründung des städtischen Garten- und Friedhofsamts 1916 kümmerte sich dieses um die Weiterentwicklung des Hauptfriedhofs. Bei den Luftangriffen auf Koblenz im Zweiten Weltkrieg wurde er schwer beschädigt, da das in der Nähe liegende Bahnbetriebswerk Koblenz-Mosel meist Hauptangriffsziel der alliierten Bomberflotten war. Der neue Stadtgartendirektor Hans Wilhelm Mutzbauer kümmerte sich ab 1950 um die Wiederher- und Neugestaltung des Geländes. Nach einer weiteren Erweiterung in den 1960er Jahren nach Südwesten Richtung Hüberlingsweg wurde hier 1969–1972 eine neue Friedhofskapelle erbaut. Die letzte Erweiterung erfolgte 1978–1980 entlang der Beatusstraße.
Merkmale
Das Gelände des Hauptfriedhofs steigt nach Süden zum Teil stark an und gibt ihm das Gesicht eines Terrassenfriedhofs. Im historischen Kern des Friedhofs dominiert eine alte Platanenallee. In ihrer Achse steht das Friedhofskreuz vor der nach Plänen Johann Claudius von Lassaulx in den Jahren 1821–22 in Anlehnung an die Grundform der Matthiaskapelle über Kobern auf einem sechseckigen Grundriss erbauten Leichenhalle. Die Leichenhalle wurde von Ferdinand Nebel ausgeführt und in den Jahren 1895, 1930 und 1935 umgebaut. Nach der Kriegszerstörung wurde sie 1960 als Friedhofskapelle wiederaufgebaut. Dahinter entstand 1958–1960 eine parallel zum Hang liegende Leichenhalle, sowie an der Beatusstraße ein Verwaltungsgebäude.
Dichtes Grün mit vielen immergrünen Gehölzen prägt den Friedhof. Die Grabstätten sind ins Grün eingebettet. Wege und Gräberfelder steigen in enger Verflechtung den Hang der Karthause hinauf bis zum Hüberlingsweg, an dem eine modernere Aussegnungshalle steht.
Ausstattung
Gräber bekannter Persönlichkeiten
Die Grabstätten spiegeln den Umgang der Menschen mit dem Tod seit Gründung des Hauptfriedhofs ebenso wie Geschichte und Kunstgeschichte wider. Nahe dem Eingang neben dem Verwaltungsgebäude Beatusstraße sind einige Grabsteine des 18. Jahrhunderts am Weg aufgestellt, die an die Koblenzer Kirchhöfe und den Friedhof am Löhrtor erinnern. Es gibt nur wenige größere Grabanlagen, nur wenig große Grüfte und keine Grabkapellen.
Über den Friedhof verteilt, aber eher im historischen Teil konzentriert, befinden sich Gräber bedeutender Personen wie:
- Carl Albrecht, Benediktiner in Maria Laach und von 1803 bis 1832 Pfarrer der Liebfrauenkirche in Koblenz
- Peter Altmeier, Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz
- Karl Baedeker, Verleger und Autor von Reiseführern
- Carl Clemens Bücker, Flugzeugbauer
- August Karl von Goeben, General der Infanterie und Kommandierender General des VIII. preußischen Armee-Korps
- Moritz von Hirschfeld, General der Infanterie und Kommandierender General des VIII. preußischen Armee-Korps
- Fritz Michel, Gynäkologe, Chirurg und Verfasser wichtiger Werke zu Geschichte und Baudenkmälern von Koblenz
- Ferdinand Nebel, Architekt und Baumeister
- Max von Schenkendorf, Dichter der Freiheitskriege
- Johann Nepomuk Hubert von Schwerz, Agrarwissenschaftler
- Caroline Settegast, Wohltäterin und Mitbegründerin des katholischen Frauenvereins St. Barbara im 19. Jahrhundert
- Christian von Stramberg, Autor des „Rheinischen Antiquarius“
- Eleonore und Franz Gerhard Wegeler, mit Ludwig van Beethoven befreundete Eheleute
- Philipp Wirtgen, Botaniker
Außerdem ruhen auf dem Friedhof einige der Koblenzer Oberbürgermeister, kommandierende Generäle des in Koblenz beheimateten VIII. preußischen Armee-Korps, Angehörige verschiedener in Koblenz wirkender, zum Teil auch hier gegründeter Orden wie der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf. Auch der in Koblenz gebürtige amerikanische General und Diplomat Peter Joseph Osterhaus war hier bestattet. Die in einem Steilhang gelegene Grabstelle wurde 1969 durch einen Erdrutsch stark beschädigt und sieben Jahre später aufgelassen. Am 23. Juni 2012 wurde ein von der Stadt Koblenz und Osterhaus' Nachfahren finanzierter Gedenkstein oberhalb der ursprünglichen Familiengruft eingeweiht.
Wegen der Zunahme der Feuerbestattungen gibt es inzwischen größere Felder für anonyme oder namentliche Urnenbestattung. Seit einigen Jahren finden auch die früh gestorbenen Kinder, die vor oder bei der Geburt in Koblenzer Krankenhäusern starben, ihre letzte Ruhe in einem eigenen Feld.
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Grabmal von Max von Schenkendorf (1783–1817)
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Grabstätte von Franz Gerhard Wegeler, seiner Gattin Eleonore und ihrer Tochter Helena
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Grabmale von Karl Baedeker (1801–1859) und dem Pfarrer Carl Albrecht (1746–1833, Pfarrei Liebfrauen) im Hintergrund
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Die Grabmale der preußischen Generäle August Karl von Goeben, Karl Gustav Julius von Griesheim und Johann Adolf von Thielmann
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Gedenkstein für den Koblenzer Oberbürgermeister Karl Heinrich Lottner (1825–1897)
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Gruft der Familie Spaeter, um 1900 erbaut
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Grabmal der Barmherzigen Brüder von Maria-Hilf
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Grab des Koblenzer Oberbürgermeisters Bernhard Clostermann (1874–1919)
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Grab des Ministerpräsidenten Peter Altmeier (1899–1977)
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Grab des Koblenzer Oberbürgermeisters Willi Hörter (1930–1996)
Ehrenmäler
- Napoleonstein, Denkmal für die deutschen Veteranen der Armee Napoleons (1843)
- Alliierten-Ehrenfriedhof (ab 1870)
- Antikisierende Stele aus hellem Sandstein für gestorbene französische Kriegsgefangene aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71
- Holzkreuz auf einem Sockel aus rotem Sandstein (1885 errichtet) für gestorbene französische Kriegsgefangene aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71
- Alliiertendenkmal (Ententedenkmal) auf der Spitze eines aufgeschütteten Hügels, Obelisk aus Muschelkalk vom französischen Bildhauer Paul Moreau-Vauthier auf Anregung des Präsidenten der Interalliierten Rheinlandkommission 1927 geschaffen
- Russische Gedenkstätte, altarartiger Block aus rotem Sandstein mit umlaufenden kyrillischen Schriftband für gestorbene osteuropäische Gefangene und Zwangsarbeiter, 1950 im Auftrag der sowjetischen Botschaft in Bonn errichtet
- Kapelle aus Kalksteinquadern, westlich oberhalb des Alliierten-Ehrenfriedhof gelegen; eine Stiftung von Kaiserin Augusta für gestorbene französische Kriegsgefangene aus dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71[1]
- Ehrenfriedhof 1914–1918 für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges
- Ehrenstätte in Form eines Sarkophages für die acht Toten des Luftangriffs auf Koblenz am 12. März 1918
- Ehrengrab für Tote der Brückenkatastrophe in Lützel während der Rheinland-Befreiungsfeier am 22. Juli 1930
- Ehrenstätte für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges mit einer Ehrenhalle in der Batterie Hübeling (Teil der Festung Koblenz), die auch die zivilen Kriegstoten von Koblenz ehrt (1954–1956)
- Hochkreuz des Ostens, Gedenkkreuz für Opfer der Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten (1950er Jahre)
Arboretum
Das in den 1980er Jahren unter Gartenbaudirektor Wilhelm Wolf angelegte Arboretum, ein Baumlehrpfad, das über 500 Baum- und Straucharten umfasst, zieht sich über den östlichen Hang des Friedhofsgeländes bis hinauf auf die Karthause. Hauptattraktion ist die Scheibe eines Riesenmammutbaums im Eingangsbereich (Beatusstraße). Der 1945 in 2.450 m hohen Gebirgslagen der kalifornischen Sierra Nevada umgestürzte Gigant war 31 m hoch, und sein Alter geht nach der Jahresringzählung auf etwa 250 v. Chr. zurück. Einem Koblenzer Gartenarchitekten und seiner Frau gelang 1991 mit Hilfe von Sponsoren der Abtransport der Scheibe von 6 m Durchmesser. Sie wurde Oberbürgermeister Willi Hörter 1992 zur 2000-Jahr-Feier der Stadt Koblenz als Geschenk überreicht.
Denkmalschutz
Der Hauptfriedhof Koblenz ist ein geschütztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz (DSchG) und in der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz eingetragen. Er liegt in Koblenz-Goldgrube in der Denkmalzone Hauptfriedhof.[2]
Seit 2002 ist der Hauptfriedhof Koblenz Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Siehe auch
Literatur
- Manfred Böckling: Koblenz – Stadtwanderführer. Gudensberg-Gleichen: Wartberg Verlag 2014. S. 95–104 (Tour 14: Park der Lebenden und der Toten – Der Koblenzer Hauptfriedhof). ISBN 978-3-8313-2339-5
- EIn Park für die Toten und die Lebenden. 200 Jahre Hauptfriedhof Koblenz. Herausgegeben vom Eigenbetrieb der Stadt Koblenz Grünflächen- und Bestattungswesen. - Regensburg: Schnell & Steiner 2020. ISBN 978-3-7954-3483-0
- Hauptfriedhof Koblenz. Dokumentation zum 160jährigen Bestehen des Hauptfriedhofes. Koblenz: Stadt Koblenz 1981 (Dokumentationen der Stadt Koblenz, 9).
- Susanne Just: Mein letzter Garten. Ein Friedhofsführer für Kinder. Redaktion: Jörg Hahn u. a. Eine Publikation im Rahmen der Sonderausstellung "Mein letzter Garten – 10.000 Jahre Grabkultur an Rhein und Mosel" der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Landesmuseum Koblenz 15. April 2011 bis November 2012. Koblenz: Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Direktion Landesmuseum Koblenz und Eigenbetrieb der Stadt Koblenz Grünflächen- und Bestattungswesen 2011. ISBN 978-3-925915-72-7 – Ist erhältlich im Landesmuseum Koblenz und im Beratungsbüro am Koblenzer Hauptfriedhof.
- Stadt Koblenz. Der Friedhofswegweiser. Diesseits & Jenseits. Leipzig: Mammut-Verlag 2005. Ohne ISBN, ist in Koblenz an verschiedenen Stellen kostenlos zu bekommen.
- Ulrike Weber (Bearb.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Band 3.3: Stadt Koblenz. Stadtteile. Werner, Worms 2013, ISBN 978-3-88462-345-9.
Weblinks
- Hauptfriedhof Koblenz in: welterbe-mittelrhein.de
- Hauptfriedhof Koblenz in: regionalgeschichte.net
Einzelnachweise
- ↑ Maximilian von Braumüller: Geschichte des Königin Augusta Garde-Grenadier-Regiments Nr. 4. 2. Auflage. Berlin 1907, S. 281.
- ↑ Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler - Kreisfreie Stadt Koblenz (PDF; 1,5 MB), Koblenz 2013
Koordinaten: 50° 21′ 5″ N, 7° 34′ 34″ O