Quelltext der Seite Günter Kohrt

'''Günter Kohrt''' (* [[11. März]] [[1912]] in [[Berlin]]; † [[17. Dezember]] [[1982]]) war ein deutscher [[Politiker]] ([[Sozialistische Einheitspartei Deutschlands|SED]]) und [[Diplomat]]. Er war stellvertretender [[Außenminister|Minister für Auswärtige Angelegenheiten]] der [[Deutsche Demokratische Republik|DDR]] und [[Botschafter]] der DDR in der [[Volksrepublik China]] und in der [[Ungarn|Ungarischen Volksrepublik]].

== Leben ==
Kohrt, Sohn eines [[Elektromonteur]]s und einer [[Verkäufer]]in, absolvierte nach dem Abschluss der [[Volksschule|Volks-]] und [[Realschule]] eine [[kaufmännische Lehre]] und war danach als [[Buchhalter]] in Berlin tätig. 1927 trat er dem [[Zentralverband der Angestellten]], 1929 dem [[Deutscher Freidenker-Verband|Deutschen Freidenker-Verband]] und 1930 der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] bei. 1932 wurde Kohrt aktiv in der „[[Sozialwissenschaftliche Vereinigung|Sozialwissenschaftlichen Vereinigung]]“, aus der später die [[Widerstand gegen den Nationalsozialismus|Widerstandsgruppe]] „[[Rote Kämpfer]]“ hervorging. 1934/1935 wurden bei ihm mehrere Haussuchungen durchgeführt. 1941 wurde er zum [[Kriegsdienst]] bei der [[Wehrmacht]] eingezogen. Er leistete Dienst in einer Sanitätseinheit und befand sich bei Kriegsende im Mai/Juni 1945 in [[Moosbach (Oberösterreich)|Moosbach bei Braunau/Inn]] in US-amerikanischer [[Kriegsgefangenschaft]].

1945 trat Kohrt der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] bei und wurde 1946 Mitglied der SED. Von August 1945 bis 1949 war er nacheinander Hauptsachbearbeiter, Referatsleister, Referent und ab Dezember 1948 schließlich Dezernent in der Abteilung Volksbildung beim [[Magistrat von Groß-Berlin]]. Im April 1949 besuchte der Kreisparteischule der SED in [[Berlin-Kaulsdorf]], von September bis Dezember 1949 die [[Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft|Deutsche Verwaltungsakademie]]. 

Von Dezember 1949 die Februar 1951 war Kohrt persönlicher Referent von [[Anton Ackermann]] im [[Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten der DDR]] (MfAA). 1951 wurde er Leiter der Abteilung I (Deutschpolitik der westlichen Besatzungsmächte), 1952 Leiter der Hauptabteilung II (Politik Weststaaten), 1953 der Hauptabteilung III (Deutschland und Europapolitik) im MfAA.

Von 1954 bis 1957 studierte Kohrt an der [[Parteihochschule der KPdSU|Parteihochschule beim ZK der KPdSU]] in [[Moskau]] mit Abschluss als Diplom-Gesellschaftswisenschaftler. Nach dem Studium war er von Oktober 1957 bis März 1964 Erster Stellvertreter des Leiters der Abteilung Außenpolitik und Internationale Verbindungen beim ZK der SED, [[Peter Florin]]. 

Von April 1964 bis März 1966 war Kohrt Außerordentlicher und Bevollmächtigter Botschafter der DDR in [[Peking]]. Kohrts Rückbeorderung erfolgte durch den Beschluss des [[Politbüro]]s des ZK der SED vom 25. Januar 1966 aufgrund einer Vorlage des Außenministers [[Otto Winzer]]. Anlass war eine Neustrukturierung der Leitungsebene im MfAA zur Entlastung Winzers, Verstärkung der Auslandsinformation und der Koordination. Kohrt wurde zum Staatssekretär im MfAA und zum Ersten Stellvertreter des Ministers für Auswärtige Angelegenheiten ernannt. Kohrt war maßgeblich an der Vorbereitung der deutsch-deutschen Gipfeltreffen in [[Erfurt]] und [[Kassel]] 1970 beteiligt. Bei den Gesprächen zwischen [[Bundeskanzler]] [[Willy Brandt]] und dem  [[Vorsitzender des Staatsrats|Vorsitzenden des Staatsrats]] der DDR [[Willi Stoph]] in Erfurt und Kassel (19. März und 21. Mai) gehörte Kohrt der Delegation von Stoph an. Kohrt wurde zum Unterhändler für die Gespräche mit dem Westberliner Senat bestellt. Im Rahmen der Verhandlungen zum [[Viermächteabkommen über Berlin]] setzten am 6. März 1971 auch die Gespräche zwischen dem Berliner Senat und der DDR auf der Ebene von Senatsdirektor [[Ulrich Müller (Berlin)|Ulrich Müller]] und Staatssekretär Kohrt ein. Nach insgesamt 26 Verhandlungen unterzeichneten beide am 20. Dezember 1970 die Vereinbarungen über den Reise- und Besuchsverkehr sowie den Gebietsaustausch.

Ab März 1973 war Kohrt Botschafter der DDR in [[Budapest]]. 1974 kehrte er als Berater ins MfAA zurück und trat 1975 als Invalidenrentner in den Ruhestand. Im September 1980 übernahm er die ehrenamtliche Funktion des Präsidenten der [[Liga der Vereinten Nationen in der DDR]], die er bis zu seinem Tode im Jahre 1982 innehatte. 

== Schriften ==
* ''Auf stabilem Kurs. Stationen der Außenpolitik der DDR''. Dietz, Berlin 1980.

=== Artikel (Auswahl) ===
* ''Die Verschwörung der amerikanischen und deutschen Imperialisten gegen die Einheit Deutschlands und den Frieden.'' In: ''[[Einheit (SED-Zeitschrift)|Einheit]]'', Heft 2 (1959), S. 201–220.
* ''Die Deutsche Demokratische Republik und der Kampf um Frieden und Sozialismus''. In: ''Einheit'', Heft 2 (1961), S. 219–242.
* ''Was steckt hinter den Plänen der westeuropäischen Imperialisten zur Schaffung einer „Europäischen Politischen Union?'' In: ''EinheiT'', Heft 5 (1962), S. 75–86.
* ''Der Kampf für den Frieden – die wichtigste Bedingung des Kampfes um den Sozialismus". In: ''Einheit'', Heft 3 (1963), S. 84–94.
* ''Der 8. Mai 1945 – ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte''. In: ''Außenpolitische Korrepondenz'', 18 (1970), S. 133–134.
* ''25 Jahre [[Vereinte Nationen]]''. In: ''Deutsche Außenpolitik'', Heft 1 (1971), S. 5–18.
* ''Maoistische Politik auf den Pfaden der [[Konterrevolution]] und des Krieges''. Teile I–IV. In: ''[[Horizont (DDR-Zeitschrift)|horizont]]'', 8. Jg. (1975) Nr. 46, S. 8–9; Nr. 47, S. 14–15; Nr. 48, S. 8–9 und Nr. 49, S. 8–9.
* ''Permanente Krise und zunehmende Gefährlichkeit des [[Maoismus]]''. Teile I–V. In: ''horizont'', 9. Jg. (1976), Nr. 33, S. 8–9; Nr. 34, S. 8–9; Nr. 35, S. 8–9; Nr. 36, S. 25–26 und Nr. 37, S. 8–9.

== Auszeichnungen ==
* [[Vaterländischer Verdienstorden]] (VVO) in Silber (1962) und in Gold (1972)
* Ehrenspange zum VVO in Gold
* [[Banner der Arbeit]] (1969)
* [[Stern der Völkerfreundschaft]] in Gold

== Literatur ==
* Günther Buch: ''Namen und Daten wichtiger Personen der DDR''. 2. Auflage. Dietz, Berlin (West)/Bonn 1979, ISBN 3-8012-0034-5, S. 164.
* Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): ''Biographisches Handbuch der SBZ/DDR. 1945–1990''. Band 1: ''Abendroth – Lyr''. K. G. Saur, München 1996, ISBN 3-598-11176-2, S. 417. 
* Werner Meissner (Hrsg.): ''Die DDR und China 1949 bis 1990. Politik, Wirtschaft, Kultur''. Akademie Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-05-002806-8, S. 185, 198, 228f. und 459.
* Gerhard Kunze: ''Grenzerfahrungen.Kontakte und Verhandlungen zwischen dem Land Berlin und der DDR 1949–1989''. Akademie Verlag, Berlin 1999, S. 248f. und passim.
* {{WWW-DDR|1818|Kohrt, Günter|[[Helmut Müller-Enbergs]]}}

{{Navigationsleiste Botschafter der DDR in der VR China}}

{{SORTIERUNG:Kohrt, Gunter}}
[[Kategorie:Botschafter (DDR)]]
[[Kategorie:SPD-Mitglied]]
[[Kategorie:KPD-Mitglied]]
[[Kategorie:SED-Mitglied]]
[[Kategorie:Träger des Vaterländischen Verdienstordens]]
[[Kategorie:Träger des Banners der Arbeit]]
[[Kategorie:Träger des Sterns der Völkerfreundschaft]]
[[Kategorie:Person (Widerstand gegen den Nationalsozialismus)]]
[[Kategorie:Deutscher]]
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[[Kategorie:Gestorben 1982]]
[[Kategorie:Mann]]

{{Personendaten
|NAME=Kohrt, Günter
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|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Politiker (SED), Diplomat, stellvertretender Außenminister, Botschafter der DDR 
|GEBURTSDATUM=11. März 1912
|GEBURTSORT=[[Berlin]]
|STERBEDATUM=17. Dezember 1982
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