„NOWKR“ – Versionsunterschied
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Im Jahr 1952 etablierte der [[Wiener Korporationsring]] (WKR), bestehend aus [[Mensur (Studentenverbindung)|schlagenden]] [[Studentenverbindung]]en, einen [[Tanzball|Ball]]. Laut dem [[Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes]] (DÖW) haben zwischen 2009 und 2011 etwa [[Markus Beisicht]], [[Patrik Brinkmann]], [[Filip Dewinter]], [[Alexander Geljewitsch Dugin|Alexander Dugin]], [[Matthias Faust (Politiker)|Matthias Faust]], [[Bruno Gollnisch]] und der rechtsradikale katalanische Politiker Enrique Ravello an mindestens einem Ball teilgenommen.<ref>''Umstrittenster Ball Österreichs.'' In: ''[[Salzburger Nachrichten]].'' 26. Jänner 2012</ref> |
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Die Kritik bezog sich einerseits auf die Veranstaltung, andererseits auf den Veranstaltungsort, die Wiener [[Hofburg]], [[Amtssitz]] des österreichischen [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]]. 2008 formierte sich das Bündnis NOWKR und begann, gegen den Ball zu demonstrieren. Seit 2013 hat der WKR-Ball mit dem Wiener Akademikerball einen inoffiziellen Nachfolger, das Demonstrationsbündnis behielt seinen Namen jedoch bei.<ref>Christa Zöchling: [http://www.profil.at/oesterreich/besucher-ehrenschwund-die-proteste-burschenschafterball-wirkung-371804 Besucher- und Ehrenschwund: Die Proteste gegen den Burschenschafterball zeigen Wirkung], ''[[Profil (Zeitschrift)|Profil]]'', 19. Jänner 2015.</ref><ref>Jakob Winter: [http://www.profil.at/oesterreich/wkr-ball-wie-demonstranten-akademikerball-todesstoss-378895 WKR-Ball: ''Wie Demonstranten dem Akademikerball den „Todesstoß“ versetzen wollen.''] In: ''[[Profil (Zeitschrift)|Profil]]'', 19. Jänner 2015, 36–37.</ref> |
Die Kritik bezog sich einerseits auf die Veranstaltung, andererseits auf den Veranstaltungsort, die Wiener [[Hofburg]], [[Amtssitz]] des österreichischen [[Bundespräsident (Österreich)|Bundespräsidenten]]. 2008 formierte sich das Bündnis NOWKR und begann, gegen den Ball zu demonstrieren. Seit 2013 hat der WKR-Ball mit dem Wiener Akademikerball einen inoffiziellen Nachfolger, das Demonstrationsbündnis behielt seinen Namen jedoch bei.<ref>Christa Zöchling: [http://www.profil.at/oesterreich/besucher-ehrenschwund-die-proteste-burschenschafterball-wirkung-371804 Besucher- und Ehrenschwund: Die Proteste gegen den Burschenschafterball zeigen Wirkung], ''[[Profil (Zeitschrift)|Profil]]'', 19. Jänner 2015.</ref><ref>Jakob Winter: [http://www.profil.at/oesterreich/wkr-ball-wie-demonstranten-akademikerball-todesstoss-378895 WKR-Ball: ''Wie Demonstranten dem Akademikerball den „Todesstoß“ versetzen wollen.''] In: ''[[Profil (Zeitschrift)|Profil]]'', 19. Jänner 2015, 36–37.</ref> |
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Nachdem die [[Österreichische Hochschülerschaft]] gegen den Bescheid der Polizei und der daraus resultierenden Untersagung der Kundgebung von 2011 vorgegangen war, entschied im April 2013 der österreichische [[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|Verfassungsgerichtshof]] (VfGH), dass die Untersagung der NOWKR-Demo im Jahr 2011 [[Verfassungswidrigkeit#Situation_in_Österreich|verfassungswidrig]] war und berief sich dabei auf die Rechtsprechung des [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte]] (EGMR), wonach eine Demonstration nicht wegen möglicher Zusammenstöße untersagt werden darf, sondern sich die Polizei bei Zusammenstößen zwischen zwei Gruppen zu stellen habe, um die [[Versammlungsfreiheit#Österreich|Versammlungsfreiheit]] zu gewährleisten.<ref>{{Internetquelle | url=http://derstandard.at/1363708098936/Verbot-der-Anti-WKR-Demo-2011-verfassungswidrig | titel=Verbot der Anti-WKR-Demo 2011 verfassungswidrig | hrsg=derStandard.at | datum=2013-04-16 | zugriff=2013-04-18}}</ref>{{Zitat|Würde nämlich allein der Umstand eines Risikos von Auseinandersetzungen bereits in jedem Fall erlauben, eine geplante Versammlung zu untersagen, liefe dies auf ein – mit verfassungsrechtlichen Grundsätzen nicht zu vereinbarendes – vorbeugendes Versammlungsverbot hinaus. Ein solcher Verstoß ist der belangten Behörde im vorliegenden Fall vorzuwerfen.|[[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|VfGH]]}} |
Nachdem die [[Österreichische Hochschülerschaft]] gegen den Bescheid der Polizei und der daraus resultierenden Untersagung der Kundgebung von 2011 vorgegangen war, entschied im April 2013 der österreichische [[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|Verfassungsgerichtshof]] (VfGH), dass die Untersagung der NOWKR-Demo im Jahr 2011 [[Verfassungswidrigkeit#Situation_in_Österreich|verfassungswidrig]] war und berief sich dabei auf die Rechtsprechung des [[Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte|Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte]] (EGMR), wonach eine Demonstration nicht wegen möglicher Zusammenstöße untersagt werden darf, sondern sich die Polizei bei Zusammenstößen zwischen zwei Gruppen zu stellen habe, um die [[Versammlungsfreiheit#Österreich|Versammlungsfreiheit]] zu gewährleisten.<ref>{{Internetquelle | url=http://derstandard.at/1363708098936/Verbot-der-Anti-WKR-Demo-2011-verfassungswidrig | titel=Verbot der Anti-WKR-Demo 2011 verfassungswidrig | hrsg=derStandard.at | datum=2013-04-16 | zugriff=2013-04-18}}</ref>{{Zitat|Würde nämlich allein der Umstand eines Risikos von Auseinandersetzungen bereits in jedem Fall erlauben, eine geplante Versammlung zu untersagen, liefe dies auf ein – mit verfassungsrechtlichen Grundsätzen nicht zu vereinbarendes – vorbeugendes Versammlungsverbot hinaus. Ein solcher Verstoß ist der belangten Behörde im vorliegenden Fall vorzuwerfen.|[[Verfassungsgerichtshof (Österreich)|VfGH]]}} |
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=== Vertragsbeendigung seitens der Hofburg === |
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Im Dezember 2011 beschloss die Hofburg Betriebsgesellschaft m.b.H., dass die Ausrichtung des Balles nicht länger tragbar war, und kündigte den Vertrag. Treibende Kraft für diese Entscheidung waren die [[Casinos Austria]], damals noch Mitgesellschafter, die ausdrücklich ihre Ablehnung von Extremismus jeder Seite betonten und rückwärtsgewandten Institutionen und Ideen keine Plattform bieten wollten. Im Vorfeld der Proteste 2012 „sah es kurzzeitig danach aus, als hätte die Kampagnenarbeit weitere Früchte getragen.“<ref>Goetz, Judith: Ausgetanzt! Eine kritische Bilanz der Proteste gegen den WKR-Ball. In: ''Rechtsextremismus. Entwicklungen und Analysen - Band 1.'' Hg. von der Forschungsgruppe Ideologien und Politiken der Ungleichheit (Wien), Mandelbaum 2014, Seite 214</ref> Doch die FPÖ half „den Burschenschaftern aus der Patsche“, indem sie für das Folgejahr den Akademikerball anmeldete. |
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=== 2015 === |
=== 2015 === |
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Für zwei Kundgebungen gegen den Wiener Akademikerball 2015 bekam das Bündnis wegen drohender Gewalt keine Genehmigung. Laut Wiener Polizei haben die Veranstalter [[Militanz]] gefordert und den Staat Österreich infrage gestellt.<ref>{{Internetquelle | url=http://derstandard.at/2000010972151/Polizei-untersagt-NoWKR-Demo | titel=Polizei untersagt sechs Kundgebungen rund um den Akademikerball | autor=Michael Matzenberger, Maria von Usslar | hrsg=[[derStandard.at]] | datum=2015-01-28 | zugriff=2015-01-28}}</ref> Im Vergleich zum Verbot von 2011 hält Verfassungsrechtler und Universitätsprofessor [[Bernd-Christian Funk]] das Verbot von 2015 für verhältnismäßig und gesetzlich argumentierbar. Da die Veranstalter Gewalt ausdrücklich nicht ausgeschlossen hätten, sei mit hoher Sicherheit mit Gewalttätigkeiten zu rechnen, was ein Verbot rechtfertige. Das Grundrecht der Versammlungsfreiheit sei kein Freibrief für Gewalt, so Funk.<ref>[http://wien.orf.at/news/stories/2691904/ ''Akademikerball: Demoverbot rechtmäßig.''] ORF, 29. Jänner 2015.</ref> Die Kritik entzündete sich an der Aussage eines NOWKR-Sprechers in Richtung der Ballgäste: „[…] wir werden sie nicht mit Samthandschuhen anfassen."<ref>[[Die Presse]]: ''[http://diepresse.com/home/panorama/wien/4648290/NOWKR_Ballgaeste-nicht-mit-Samthandschuhen-anfassen NOWKR: Akademikerball-Gäste "nicht mit Samthandschuhen anfassen"]'', 27. Jänner 2015</ref> Die Wiener Polizei betrachtet NOWKR als [[kriminelle Vereinigung]].<ref> ORF.at: ''[http://wien.orf.at/news/stories/2692302/ Polizei zeigt NOWKR an]'', 30. Januar 2015.</ref> |
Für zwei Kundgebungen gegen den Wiener Akademikerball 2015 bekam das Bündnis wegen drohender Gewalt keine Genehmigung. Laut Wiener Polizei haben die Veranstalter [[Militanz]] gefordert und den Staat Österreich infrage gestellt.<ref>{{Internetquelle | url=http://derstandard.at/2000010972151/Polizei-untersagt-NoWKR-Demo | titel=Polizei untersagt sechs Kundgebungen rund um den Akademikerball | autor=Michael Matzenberger, Maria von Usslar | hrsg=[[derStandard.at]] | datum=2015-01-28 | zugriff=2015-01-28}}</ref> Im Vergleich zum Verbot von 2011 hält Verfassungsrechtler und Universitätsprofessor [[Bernd-Christian Funk]] das Verbot von 2015 für verhältnismäßig und gesetzlich argumentierbar. Da die Veranstalter Gewalt ausdrücklich nicht ausgeschlossen hätten, sei mit hoher Sicherheit mit Gewalttätigkeiten zu rechnen, was ein Verbot rechtfertige. Das Grundrecht der Versammlungsfreiheit sei kein Freibrief für Gewalt, so Funk.<ref>[http://wien.orf.at/news/stories/2691904/ ''Akademikerball: Demoverbot rechtmäßig.''] ORF, 29. Jänner 2015.</ref> Die Kritik entzündete sich an der Aussage eines NOWKR-Sprechers in Richtung der Ballgäste: „[…] wir werden sie nicht mit Samthandschuhen anfassen."<ref>[[Die Presse]]: ''[http://diepresse.com/home/panorama/wien/4648290/NOWKR_Ballgaeste-nicht-mit-Samthandschuhen-anfassen NOWKR: Akademikerball-Gäste "nicht mit Samthandschuhen anfassen"]'', 27. Jänner 2015</ref> Die Wiener Polizei betrachtet NOWKR als [[kriminelle Vereinigung]].<ref> ORF.at: ''[http://wien.orf.at/news/stories/2692302/ Polizei zeigt NOWKR an]'', 30. Januar 2015.</ref> |
Version vom 2. Februar 2015, 13:18 Uhr
NOWKR (Abkürzung für No WKR Ball) ist ein im Jahr 2008 gegründetes linksradikales, antikapitalistisches und antifaschistisches Bündnis. Es richtet sich vorrangig gegen den Ball des Wiener Korporationsrings und seit dem Jahr 2013 gegen den Wiener Akademikerball, der von der FPÖ veranstaltet wird.
Die von NOWKR organisierten Demonstrationen waren mehrfach Ausgangspunkt von Gewalt gegen Ballgäste und Polizisten sowie Sachbeschädigungen. Mehrere Demonstrationen wurden daher behördlich verboten.
Entstehung
Im Jahr 1952 etablierte der Wiener Korporationsring (WKR), bestehend aus schlagenden Studentenverbindungen, einen Ball. Laut dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) haben zwischen 2009 und 2011 etwa Markus Beisicht, Patrik Brinkmann, Filip Dewinter, Alexander Dugin, Matthias Faust, Bruno Gollnisch und der rechtsradikale katalanische Politiker Enrique Ravello an mindestens einem Ball teilgenommen.[1]
Die Kritik bezog sich einerseits auf die Veranstaltung, andererseits auf den Veranstaltungsort, die Wiener Hofburg, Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten. 2008 formierte sich das Bündnis NOWKR und begann, gegen den Ball zu demonstrieren. Seit 2013 hat der WKR-Ball mit dem Wiener Akademikerball einen inoffiziellen Nachfolger, das Demonstrationsbündnis behielt seinen Namen jedoch bei.[2][3]
Demonstrationen
Seit 2008 veranstaltet NOWKR alljährlich – teilweise behördlich untersagte – Demonstrationen gegen den Ball. Diese entwickelten sich dabei zum Nachfolger der Opernballdemos.[4][5] 2010 wurden die Demonstrationen erstmals untersagt. Am ursprünglich angemeldeten Kundgebungsort, dem Christian-Broda-Platz, benannt nach dem Justizreformer der 1970er und 1980er Jahre, wurden rund 700 Personen eingekesselt und wegen Verwaltungsübertretung angezeigt.[6] Der Menschenrechtsbeirat des BMI arbeitete aufgrund dieser Erfahrung eine Empfehlung zum Umgang mit sogenannten „Polizeikesseln“ aus.[7]
Das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) erwähnte die Demonstrationen in seinen Jahresberichten 2009 und 2010.[8] Im Bericht 2011 wurde der NOWKR-Protest gegen Rechts als „zentrales Element linksextremistischer Aktivitäten“ genannt: „Das größte Ereignis in diesem Zusammenhang war die Demonstration gegen den Ball des Wiener Korporationsringes (WKR), an der trotz behördlicher Untersagung mehrere hundert Menschen teilnahmen. Im Verlauf dieser Kundgebung kam es zu Sachbeschädigungen, der Verwendung von Brandsätzen sowie zu Körperverletzungen und Angriffen gegen Polizistinnen und Polizisten.“[9]
Als 2011 die Demonstrationen von der Polizei erneut kurzfristig untersagt wurden, kam es noch am selben Abend zu einer Spontankundgebung mit etwa 150 Teilnehmern am Stephansplatz.[10] Parolen gegen die Polizei rufend, zog die teils schwarz vermummte Menge durch die Innenstadt und zerstreute sich schließlich beim Naschmarkt.[11] Am nächsten Tag gab die Polizei diese Spontandemonstration, bei der Mistkübel angezündet und Beamte attackiert wurden, als Begründung für das Demonstrationsverbot vom Vortag an. Dennoch versammelten sich am Tag des Balles hunderte Demonstranten an verschiedenen Orten in der Stadt und zogen auf spontanen Routen durch die Stadt, die nur teilweise von der Polizei blockiert werden konnten. Erneut gab es hunderte Anzeigen nach Kesselungen. Etwa 1200 Beamte waren laut Medien im Einsatz.[12]
Urteil des Verfassungsgerichtshofes
Nachdem die Österreichische Hochschülerschaft gegen den Bescheid der Polizei und der daraus resultierenden Untersagung der Kundgebung von 2011 vorgegangen war, entschied im April 2013 der österreichische Verfassungsgerichtshof (VfGH), dass die Untersagung der NOWKR-Demo im Jahr 2011 verfassungswidrig war und berief sich dabei auf die Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte (EGMR), wonach eine Demonstration nicht wegen möglicher Zusammenstöße untersagt werden darf, sondern sich die Polizei bei Zusammenstößen zwischen zwei Gruppen zu stellen habe, um die Versammlungsfreiheit zu gewährleisten.[13]
„Würde nämlich allein der Umstand eines Risikos von Auseinandersetzungen bereits in jedem Fall erlauben, eine geplante Versammlung zu untersagen, liefe dies auf ein – mit verfassungsrechtlichen Grundsätzen nicht zu vereinbarendes – vorbeugendes Versammlungsverbot hinaus. Ein solcher Verstoß ist der belangten Behörde im vorliegenden Fall vorzuwerfen.“
2015
Für zwei Kundgebungen gegen den Wiener Akademikerball 2015 bekam das Bündnis wegen drohender Gewalt keine Genehmigung. Laut Wiener Polizei haben die Veranstalter Militanz gefordert und den Staat Österreich infrage gestellt.[14] Im Vergleich zum Verbot von 2011 hält Verfassungsrechtler und Universitätsprofessor Bernd-Christian Funk das Verbot von 2015 für verhältnismäßig und gesetzlich argumentierbar. Da die Veranstalter Gewalt ausdrücklich nicht ausgeschlossen hätten, sei mit hoher Sicherheit mit Gewalttätigkeiten zu rechnen, was ein Verbot rechtfertige. Das Grundrecht der Versammlungsfreiheit sei kein Freibrief für Gewalt, so Funk.[15] Die Kritik entzündete sich an der Aussage eines NOWKR-Sprechers in Richtung der Ballgäste: „[…] wir werden sie nicht mit Samthandschuhen anfassen."[16] Die Wiener Polizei betrachtet NOWKR als kriminelle Vereinigung.[17]
Gruppierungen aus dem Ausland
Aufgrund seiner Vernetzung mit ausländischen linksradikalen Gruppen gelang es NOWKR, Unterstützung befreundeter Gruppen aus Deutschland, Italien und Tschechien zu gewinnen, die teils mit eigenen Bussen an- und abreisten, darunter auch ein Schwarzer Block aus Deutschland, der als gewaltbereit eingestuft wird.
Mottos der Demonstrationen
Seit 2009 steht jede NOWKR-Demonstration unter einem Slogan:
- 2009 Kein Grund zum Feiern
- 2010 En Garde! WKR-Ball anfechten
- 2011 Jedes Jahr die selbe Scheiße?!
- 2012 Vienna Calling – Den WKR-Ball crushen
- 2013 Nein, wir lieben dieses Land und seine Leute nicht
- 2014 Unseren Hass den könnt ihr haben
- 2015 Für ein Ende der Gewalt – Den Wiener Akademikerball unmöglich machen
Zum Motto der Demonstrationen im Jahr 2015:
„Wenn wir von Gewalt sprechen, dann meinen wir diese gewalttätigen Verhältnisse, und wenn wir ein Ende der Gewalt fordern, fordern wir ein Ende dieser Verhältnisse. Wenn wir für die Aufhebung der gewaltvoll verfassten bürgerlichen Gesellschaft demonstrieren und eintreten, so machen wir dies stets im Wissen, dass diese Aufhebung auch im Negativen passieren kann, wie aktuell etwa der IS und historisch der Nationalsozialismus zeigen und gezeigt haben.“
Am 8. Jänner 2015 kündigte das NOWKR-Bündnis Widerstand gegen die deutsche rechtspopulistische Pegida-Bewegung an. Das Bündnis beabsichtigt, Demonstrationen und Blockaden gegen die erste österreichische Pegida-Demonstration am 2. Februar 2015 zu organisieren.[19]
Abspaltung und Neugründungen
Im Jahr 2011 wurde das neue Bündnis Offensive gegen Rechts (OgR) gegründet, getragen von einer Reihe sozialistischer und kommunistischer Gruppen und Organisationen, überwiegend Jugendorganisationen. Es handelte sich um eine Abspaltung von NOWKR und unterscheidet sich insofern, als die OgR ihren Schwerpunkt auf Antifaschismus legt, während NOWKR sich vorrangig als antikapitalistisch sieht.[20]
Im Jahr 2012 wurde ein drittes Bündnis begründet, welches noch wesentlich weiter in die Mitte der Zivilgesellschaft reicht. Die neue Plattform Jetzt Zeichen setzen! wird vom Österreichischen Gewerkschaftsbund, der Österreichischen Gewerkschaftsjugend und der Österreichischen Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft, von drei Parteien und Repräsentanten verschiedener Religionsgemeinschaften getragen, darunter Katholiken, Protestanten und Juden. Da dieses Bündnis – neben der KPÖ – auch von den Wiener Koalitionspartnern SPÖ und Grünen unterstützt wird, gilt diese Initiative als Mainstream-Protest.[21][22] Schon die erste Demonstration von Jetzt Zeichen setzen! am Heldenplatz (direkt vor der Hofburg) am 27. Jänner 2012 konnte mehrere Tausend Teilnehmer mobilisieren. Sprecher dieser Plattform auf verschiedenen Demonstrationen waren Holocaust-Überlebende, wie Rudolf Gelbard und Dora Schimanko, als auch Politiker der Sozialdemokraten, der Grünen und der Volkspartei.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Umstrittenster Ball Österreichs. In: Salzburger Nachrichten. 26. Jänner 2012
- ↑ Christa Zöchling: Besucher- und Ehrenschwund: Die Proteste gegen den Burschenschafterball zeigen Wirkung, Profil, 19. Jänner 2015.
- ↑ Jakob Winter: WKR-Ball: Wie Demonstranten dem Akademikerball den „Todesstoß“ versetzen wollen. In: Profil, 19. Jänner 2015, 36–37.
- ↑ Christine Imlinger, Erich Kocina: Der Kampf um die Hofburg. In: Die Presse, 24. Januar 2014
- ↑ VERFASSUNGSSCHUTZBERICHT 2009, eingesehen am 3. Dezember 2014
- ↑ 700 Anzeigen bei Demo gegen Ball, oe24.at, 1. Februar 2010 (abgerufen am 30. August 2014)
- ↑ Der Menschenrechtsbeirat: 2010/04 Empfehlung zum Umgang mit sogenannten „Polizeikesseln“. Empfehlung Nr. 349
- ↑ Jahresberichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (jeweils für das Vorjahr): 2009, 2010
- ↑ Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung für 2011
- ↑ Wien: Spontandemo nach no-WKR-Demo-Verbot, 28. Jänner 2011 (abgerufen am 30. August 2014)
- ↑ Spontane Demonstration gegen das Demonstrationsverbot, Daniel Hrncir, WienTV.org, 28. Jänner 2011 (abgerufen am 30. August 2014)
- ↑ No WKR 2011 – Die verbotene Demo, Freies Medium Ottensheim, 29. Jänner 2011 (abgerufen am 30. August 2014)
- ↑ Verbot der Anti-WKR-Demo 2011 verfassungswidrig. derStandard.at, 16. April 2013, abgerufen am 18. April 2013.
- ↑ Michael Matzenberger, Maria von Usslar: Polizei untersagt sechs Kundgebungen rund um den Akademikerball. derStandard.at, 28. Januar 2015, abgerufen am 28. Januar 2015.
- ↑ Akademikerball: Demoverbot rechtmäßig. ORF, 29. Jänner 2015.
- ↑ Die Presse: NOWKR: Akademikerball-Gäste "nicht mit Samthandschuhen anfassen", 27. Jänner 2015
- ↑ ORF.at: Polizei zeigt NOWKR an, 30. Januar 2015.
- ↑ NOWKR, Aufruf zur Demonstration am 30. Jänner 2015, abgerufen am 22. Jänner 2015
- ↑ Austria Presse Agentur (OTS): NOWKR: Läuft bei uns nicht!, 8. Jänner 2015.
- ↑ Offensive gegen Rechts: Aktionskonsens, abgerufen am 18. Jänner 2015
- ↑ Jetzt Zeichen setzen!: 70 Jahre Befreiung von Auschwitz – 70 Jahre Bauen an einem demokratischen, offenen Österreich und Europa, abgerufen am 18. Jänner 2015
- ↑ Progress On-Line: Antifaschismus ist notwendig, aber nicht ausreichend, Interview mit zwei Repräsentanten von NOWKR, abgerufen am 18. Jänner 2015