„Wettbewerbsintensität“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Roterraecher (Diskussion | Beiträge)
 
(10 dazwischenliegende Versionen von 7 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
Unter '''Wettbewerbsintensität''' versteht man in der [[Wirtschaft]] das Maß für die Geschwindigkeit mit der Vorsprünge eines [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Konkurrent]]en aufgeholt werden können.
Als '''Wettbewerbsintensität''' wird in der [[Wettbewerb (Wirtschaft)#Wettbewerbstheorie|Wettbewerbstheorie]] und der [[Wirtschaft]] der Grad der wechselseitigen Abhängigkeit ([[Interdependenz]]) der [[Wettbewerb (Wirtschaft)|Konkurrenten]] untereinander bezeichnet.


== Allgemeines ==
==Modell nach A. Phillips==
Um der [[Wettbewerbspolitik]] und der Wettbewerbstheorie Anhaltspunkte für erstrebenswerte Wettbewerbsverhältnisse zu geben, wurde versucht, eine optimale Wettbewerbsintensität zu bestimmen.<ref>[https://books.google.de/books?id=9tidCgAAQBAJ&pg=PA182&dq=wettbewerbsintensit%C3%A4t&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj8pr-D79n3AhW5TTABHXQwDgw4ChDoAXoECAYQAQ#v=onepage&q=wettbewerbsintensit%C3%A4t&f=false Hans-Rudolf Peters, ''Wirtschaftspolitik'', 2000, S. 181]</ref> Mit der Wettbewerbsintensität wird gemessen, inwiefern es Wettbewerber im [[relevanter Markt|relevanten Markt]] verstehen, sich durch ihr [[Marktverhalten]] zu differenzieren.<ref>Edward Oczkowski/Mark Anthony Farrell, ''Discrimination between Measurement Scales: The Case of Market Orientation'', in: International Journal in Research and Marketing 15, 1998, S. 355</ref> Sie ist die Geschwindigkeit, mit der [[Pioniergewinn]]e von Konkurrenten wieder aufgezehrt werden.<ref>[[Jürg Niehans]], ''Das ökonomische Problem des technischen Fortschritts'', in: Swiss Journal of Economics and Statistics 90 (2), 1954, S. 156</ref>
Phillips entwickelte 1966 ein Modell, mit dem er die Wettbewerbsintensität bestimmte. Philipps verneint eine eindeutige Beziehung zwischen Wettbewerbsintensität und Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs. Philipps stellte dazu eine Wettbewerbsintensitätsfunktion auf, welche vier entscheidende Variablen enthält.
* die ''formelle Strenge'' der zwischenbetrieblichen Kooperationen. Wenn sie steigt, sinkt die Wettbewerbsintensität
* die ''Zahl der Unternehmen'' im [[Relevanter Markt|relevanten Markt]]. Je höher die Anzahl, desto höher ist auch die Wettbewerbsintensität
* der ''Grad der Ungleichverteilung der Macht''. Je ungleicher die Macht verteilt ist, desto geringer die Wettbewerbsintensität
* die ''Fähigkeit Anderer sich unabhängig am Markt zu verhalten''. Je größer diese Zahl, desto höher auch die Wettbewersintensität


Gesteigerte Wettbewerbsintensität wird ausgelöst, wenn in [[Homogenität (Wirtschaft)|homogenen]] Märkten [[Preiswettbewerb|Preiskämpfe]] mit [[Verdrängungswettbewerb]] zum Ausbau von [[Marktführer]]positionen stattfinden oder wenn Wettbewerber durch [[Produktdifferenzierung]], [[Produktvariation]] oder [[Nischenstrategie]]n versuchen, ihre [[Marktanteil]]e zu erhöhen.<ref>[https://books.google.de/books?id=yLWfBgAAQBAJ&pg=PA730&dq=Wettbewerbsintensit%C3%A4t+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwids8SV3tn3AhW-ZjABHZHhBMAQ6AF6BAgAEAE#v=onepage&q=Wettbewerbsintensit%C3%A4t%20lexikon&f=false Konrad Liessmann (Hrsg.), ''Gabler Lexikon Controlling und Kostenrechnung'', 1997, S. 760]</ref> Die günstigsten Voraussetzungen für eine hohe Wettbewerbsintensität liegen bei einem weiten [[Oligopol]] mit mäßiger Produktdifferenzierung vor.<ref>[https://books.google.de/books?id=NC4Bd2C-MJcC&pg=PA759&dq=Wettbewerbsintensit%C3%A4t+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwids8SV3tn3AhW-ZjABHZHhBMAQ6AF6BAgHEAE#v=onepage&q=Wettbewerbsintensit%C3%A4t%20lexikon&f=false Michael Hohlstein, ''Lexikon der Volkswirtschaft'', 2009, S. 759]</ref>
==Modell nach E. Kantzenbach==
[[Erhard Kantzenbach|Kantzenbachs]] Modell wurde Ende der 1960er Jahre entwickelt. Das Konzept basiert auf der Einsicht, dass Marktunvollkommenheiten unabdingbar sind, da vollständige Konkurrenz in der Realität kaum anzutreffen ist. Außerdem können diese hinsichtlich technischen Fortschritts sogar erwünscht sein, da nur bei Abweichen von der vollständigen Konkurrenz (Nullgewinnannahme) ein Anreiz für Innovationen besteht. Es geht daher nicht um die Beseitigung von Marktunvollkommenheiten, sondern um die Analyse des Zusammenhangs zwischen:
* Marktstruktur (Anzahl der Anbieter, relative und absolute Größe der Unternehmen, Grad der Marktunvollkommenheiten),
* Marktverhalten (Preisstrategien, [[Marktstrategie]]n, Qualität; Marktverhalten kann wettbewerbsbeschränkend sein) und
* Marktergebnis (am Markt erzielte Preise und Gewinne; abhängig von der Wettbewerbsintensität).
([[Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma|SCP-Ansatz]]: structure, conduct, performance)


== Arten ==
Zentral für das Konzept ist, dass eine Kausalität zwischen der Marktstruktur und dem Marktergebnis angenommen wird. Unter der Annahme dieser Kausalität ist das gewünschte Marktergebnis durch eine Beeinflussung der Marktstruktur zu erreichen. Das Marktergebnis hängt von der Wettbewerbsintensität ab. Diese wiederum hängt von zwei Faktoren ab: der Anzahl der Konkurrenten und dem Grad der Marktunvollkommenheit.
Unterschieden wird allgemein zwischen der effektiven und der potenziellen Wettbewerbsintensität.<ref>[[Erhard Kantzenbach]], ''Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs'', 1967, S. 45; ISBN 9783525122181</ref> Ihr Unterschied liegt in [[Wettbewerbsbeschränkung|wettbewerbsbeschränkenden]] [[Wettbewerbsabrede]]n, welche die ''potenzielle Wettbewerbsintensität'' beeinträchtigen. Die potenzielle Wettbewerbsintensität ist mithin diejenige, bei welcher die [[Marktteilnehmer]] keine Wettbewerbsbeschränkungen absprechen. Mit zunehmender Anzahl an Anbietern sind Abreden immer schwerer zu vereinbaren, so dass sich die effektive an die potenzielle Wettbewerbsintensität annähert.<ref>[https://books.google.de/books?id=1fcnAwAAQBAJ&pg=PA196&dq=wettbewerbsintensit%C3%A4t&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj8pr-D79n3AhW5TTABHXQwDgw4ChDoAXoECAAQAQ#v=onepage&q=wettbewerbsintensit%C3%A4t&f=false Michael Fritsch, ''Marktversagen und Wirtschaftspolitik'', 2014, S. 196]</ref>


== Volkswirtschaftslehre ==
Die Wettbewerbsintensität spiegelt dabei die Dynamik des Wettbewerbsprozesses wider. Diese kann definiert werden als die Geschwindigkeit, mit der Innovationsvorsprünge von sog. Pionier-Unternehmen durch Imitation von Wettbewerbern eliminiert werden. Es werden unterschieden:
Erste Forschungen gingen von Almarin Phillips aus, der 1962 einen Zusammenhang zwischen Wettbewerbsintensität (die er {{enS|degree of independent rivalry}} nannte) und Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs verneinte.<ref>Almarin Phillips, ''Market structure, organization, and performance: An essay on price fixing and combinations in restraint of trade'', 1962, S. 1 ff.</ref> Für ihn steigt die Wettbewerbsintensität mit zunehmender Anbieterzahl, so dass sie den Gegensatz zur [[Unternehmenskonzentration]] darstellt.
* die ''potenzielle'' Wettbewerbsintensität, die sich einstellen würde, wenn alle Wettbewerber miteinander konkurrieren; sie steigt mit sinkender Anbieterzahl, da bei geringer Anbieterzahl eine schnellere Marktdurchdringung des technischen Fortschritts erfolgt. Sie ist am höchsten im homogenen Duopol.
* die ''effektive'' Wettbewerbsintensität stellt sich unter Berücksichtigung wettbewerbsbeschränkenden Verhaltens ein. Sie steigt bis zu einer bestimmten Anzahl der Wettbewerber (bis 4-6 Wettbewerber), bis die potentielle Wettbewerbsintensität erreicht ist. Mit weiter steigender Anbieterzahl sinkt sie wieder ab, da die Unternehmen keine ausreichende Größe erreichen, um Innovationen hervorzubringen. Die Markttransparenz sinkt und die Marktdurchdringung des technischen Fortschritts wird langsamer.
Die wettbewerbspolitische Konzeption der optimalen Wettbewerbsintensität geht auf [[Erhard Kantzenbach]] (1967) zurück. Er hat sich zwar auf Aussagen von Phillips gestützt, aber diese nur teilweise übernommen. Maßstab der Wettbewerbsintensität ist Katzenbach zufolge die Geschwindigkeit, mit der durch [[Produktinnovation]] bedingte Pioniergewinne von der Konkurrenz wieder zum Verschwinden gebracht werden.<ref>Erhard Katzenbach, ''Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs'', 1967, S. 38/41</ref> Die potenzielle Wettbewerbsintensität erreicht im [[Duopol]] mit zwei Anbietern und dem höchsten Grad der Marktvollkommenheit (homogene Güter, vollkommene [[Markttransparenz]]) ihr Maximum, während sie im [[Polypol]] am geringsten ist.<ref>Hans-Rudolf Peters, ''Wirtschaftspolitik'', 2000, S. 181; ISBN 9783486805123</ref> Allerdings nimmt mit wachsender potenzieller Wettbewerbsintensität das Ausmaß der Wettbewerbsbeschränkungen zu.<ref>Erhard Katzenbach, ''Das Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität'', in: Friedrich Lütge/Erich Preiser (Hrsg.), ''Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik'' 181, 1967, S. 226</ref> Die Wettbewerbsintensität ist mithin eine abhängige Variable der [[Marktform]]. Ähnlich wie bei Phillips kommt es bei Kantzenbach zu einer überoptimalen Wettbewerbsintensität, im Gegensatz zu Phillips aber nicht bei zu großer, sondern bei zu niedriger Anbieterzahl.


== Betriebswirtschaftslehre ==
Nach Kantzenbach ist also im weiten [[Oligopol]] mit mäßiger Produktdifferenzierung die optimale Wettbewerbsintensität erreicht. Er geht davon aus, dass der Wettbewerb bei einer mittleren Anzahl von Anbietern am größten ist. Gleichzeitig sind die Unternehmen groß genug, um in Produkt- und Prozessinnovationen zu investieren.
Nach [[Michael E. Porter]] gibt es fünf betriebswirtschaftliche Determinanten ({{enS|five forces}}) der Wettbewerbsintensität:<ref>Michael E. Porter, ''Competitive Strategy'', 1999, S. 27 ff.</ref><ref>[https://books.google.de/books?id=zfPQBgAAQBAJ&pg=PA407&dq=Wettbewerbsintensit%C3%A4t+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwids8SV3tn3AhW-ZjABHZHhBMAQ6AF6BAgIEAE#v=onepage&q=Wettbewerbsintensit%C3%A4t%20lexikon&f=false Rüdiger Pieper, ''Lexikon Management'', 1992, S. 407]</ref>
* ''Konkurrenzintensität'': [[Wirtschaftswachstum|Branchenwachstum]], Anzahl und [[Betriebsgröße]] der Konkurrenten, [[Marktsättigung]], [[Produktdifferenzierung]], [[Marktsegmentierung]], [[Preispolitik]] und [[Marktaustrittsbarriere]]n;
* ''Markteintritt'': [[Economies of Scale]], Produktdifferenzierung, Marktsegmentierung, [[Kapitalbedarf]], Zugang zum [[Großhandel|Groß-]] und [[Einzelhandel]], staatliche [[Marktzutrittsschranke]]n, mögliche Vergeltungsmaßnahmen der Konkurrenz, Markteintrittsbarrieren;
* ''Substitutionsgefahr'': [[Preis-Leistungs-Verhältnis]] der [[Substitutionsgut|Substitutionsgüter]], Umstellungskosten, Substitutionsneigung der [[Güternachfrage]];
* [[Verkäufermarkt]]: [[Unternehmenskonzentration]], [[Marktvolumen]], [[Vorwärtsintegration]];
* [[Käufermarkt]]: Konzentration der Käufer, Anteil eines Produktes an den [[Gesamtkosten]] beim Abnehmer, [[Rückwärtsintegration]], Grad der [[Standardisierung]], Substitutionsgüter, Preisempfindlichkeit.
Es ist davon auszugehen, dass die einer hohen Wettbewerbsintensität ausgesetzten Unternehmen genauer auf ihre [[Kostenstruktur]] achten.<ref>[https://books.google.de/books?id=qTYFBgAAQBAJ&pg=PA133&dq=porter+wettbewerbsintensit%C3%A4t&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjEtPfz5Nn3AhXCRDABHVlEAbIQ6AF6BAgDEAE#v=onepage&q=porter%20wettbewerbsintensit%C3%A4t&f=false Franz Krump, Diffusion prozessorientierter Kostenrechnungssysteme, 2003, S. 133]</ref> Das Marktergebnis ist auch bekannt als [[Struktur-Verhalten-Ergebnis-Paradigma|SCP-Ansatz]] ({{enS|structure, conduct, performance}}).


== Messung ==
Allerdings fehlt hierbei die Definition wie die optimale Weite eines Oligopols bestimmt werden kann. Problematisch bei Kantzenbach ist aber auch die Einengung auf nur zwei Faktoren, es spielen auch staatliche Rahmenbedingungen, Rivalitätsneigung und Risikoneigung eine Rolle.
Mit der absoluten [[Konzentrationsrate]] lässt sich ausdrücken, welcher Marktanteil auf die größten Unternehmen entfällt.<ref>[https://books.google.de/books?id=vszzBQAAQBAJ&pg=PA229&dq=Konzentrationsrate+lexikon&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiL8s2f4tf3AhUehIkEHbaVCLkQ6AF6BAgHEAE#v=onepage&q=Konzentrationsrate%20lexikon&f=false Rainer Diaz-Bone/Christoph Weischer (Hrsg.), ''Methoden-Lexikon für die Sozialwissenschaften'', 2015, S. 229]</ref> Die Konzentrationsrate <math>CR_n</math> besagt, wie viel Prozent einer ökonomischen Größe ([[Umsatzerlös]], verkaufte Zeitungen) die <math>n</math> größten Unternehmen auf sich vereinen.<ref>[https://books.google.de/books?id=nYkDPBey7rcC&pg=PA67&dq=Konzentrationsrate&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiMn6ij8df3AhVLjokEHeUiDdAQ6AF6BAgGEAE#v=onepage&q=Konzentrationsrate&f=false Thomas Cleff, ''Deskriptive Statistik und moderne Datenanalyse'', 2008, S. 67]</ref> Wenn beispielsweise auf einem Markt fünf Unternehmen mit einem gleichen Marktanteil von 20 % agieren, dann gibt die <math>CR_2</math> für die zwei größten Unternehmen einen Wert von <math>CR_2</math>
:<math>CR_2 = 0,2 + 0,2 = 0,4</math>
an. Der Wettbewerb ist umso schwächer, je weniger Marktteilnehmer vorhanden sind (''absolute Konzentrationsrate'') oder je ungleichmäßiger die Verteilung des [[Marktvolumen]]s auf die Marktteilnehmer ist (''relative Konzentrationsrate'').<ref>Dirk Piekenbrock, ''Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft'', 2003, S. 431</ref> Die Wettbewerbsintensität steigt bei sinkenden Konzentrationsraten und sinkt bei steigenden Konzentrationsraten. Eine geringe Marktkonzentration liegt bei einer Konzentrationsrate zwischen 0 % und 50 % vor, während von einer hohen Marktkonzentration zwischen 80 % und 100 % gesprochen wird.<ref>[https://books.google.de/books?id=w9z-DwAAQBAJ&pg=PA112&dq=vollkommener+wettbewerb+konzentrationsrate&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwi0l7WC2tn3AhVBRjABHXF2DtoQ6AF6BAgJEAE#v=onepage&q=vollkommener%20wettbewerb%20konzentrationsrate&f=false Anne-Kathrin Dimmig, ''Innovationsverhalten bei Risiko und fundamentaler Unsicherheit'', 2010, S. 112]</ref>


== Wirtschaftliche Aspekte ==
==Literatur==
Bei hoher Wettbewerbsintensität können sich die [[Wettbewerbsfunktion]]en voll entfalten. In einem Markt mit nur zwei Anbietern (Duopol) führt die Erhöhung des Marktanteils eines Anbieters zu einem sinkenden Marktanteil des Konkurrenten, was einer hohen Wettbewerbsintensität entspricht, während sich im [[Polypol]] die Marktanteile vieler Anbieter nur geringfügig vermindern.
* Erhard Kantzenbach: ''„Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs“'', Göttingen 1966


== Literatur ==
* Erhard Kantzenbach: ''Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs'', Göttingen 1966.

== Einzelnachweise ==
<references />

{{Normdaten|TYP=s|GND=1205385665}}


{{SORTIERUNG:Wettbewerbsintensitat}}
{{SORTIERUNG:Wettbewerbsintensitat}}
[[Kategorie:Betriebswirtschaftslehre]]
[[Kategorie:Marketing]]
[[Kategorie:Marketinglehre]]
[[Kategorie:Marktpsychologie]]
[[Kategorie:Wettbewerbstheorie]]
[[Kategorie:Wettbewerbstheorie]]

Aktuelle Version vom 3. Februar 2023, 11:42 Uhr

Als Wettbewerbsintensität wird in der Wettbewerbstheorie und der Wirtschaft der Grad der wechselseitigen Abhängigkeit (Interdependenz) der Konkurrenten untereinander bezeichnet.

Um der Wettbewerbspolitik und der Wettbewerbstheorie Anhaltspunkte für erstrebenswerte Wettbewerbsverhältnisse zu geben, wurde versucht, eine optimale Wettbewerbsintensität zu bestimmen.[1] Mit der Wettbewerbsintensität wird gemessen, inwiefern es Wettbewerber im relevanten Markt verstehen, sich durch ihr Marktverhalten zu differenzieren.[2] Sie ist die Geschwindigkeit, mit der Pioniergewinne von Konkurrenten wieder aufgezehrt werden.[3]

Gesteigerte Wettbewerbsintensität wird ausgelöst, wenn in homogenen Märkten Preiskämpfe mit Verdrängungswettbewerb zum Ausbau von Marktführerpositionen stattfinden oder wenn Wettbewerber durch Produktdifferenzierung, Produktvariation oder Nischenstrategien versuchen, ihre Marktanteile zu erhöhen.[4] Die günstigsten Voraussetzungen für eine hohe Wettbewerbsintensität liegen bei einem weiten Oligopol mit mäßiger Produktdifferenzierung vor.[5]

Unterschieden wird allgemein zwischen der effektiven und der potenziellen Wettbewerbsintensität.[6] Ihr Unterschied liegt in wettbewerbsbeschränkenden Wettbewerbsabreden, welche die potenzielle Wettbewerbsintensität beeinträchtigen. Die potenzielle Wettbewerbsintensität ist mithin diejenige, bei welcher die Marktteilnehmer keine Wettbewerbsbeschränkungen absprechen. Mit zunehmender Anzahl an Anbietern sind Abreden immer schwerer zu vereinbaren, so dass sich die effektive an die potenzielle Wettbewerbsintensität annähert.[7]

Volkswirtschaftslehre

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erste Forschungen gingen von Almarin Phillips aus, der 1962 einen Zusammenhang zwischen Wettbewerbsintensität (die er englisch degree of independent rivalry nannte) und Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs verneinte.[8] Für ihn steigt die Wettbewerbsintensität mit zunehmender Anbieterzahl, so dass sie den Gegensatz zur Unternehmenskonzentration darstellt.

Die wettbewerbspolitische Konzeption der optimalen Wettbewerbsintensität geht auf Erhard Kantzenbach (1967) zurück. Er hat sich zwar auf Aussagen von Phillips gestützt, aber diese nur teilweise übernommen. Maßstab der Wettbewerbsintensität ist Katzenbach zufolge die Geschwindigkeit, mit der durch Produktinnovation bedingte Pioniergewinne von der Konkurrenz wieder zum Verschwinden gebracht werden.[9] Die potenzielle Wettbewerbsintensität erreicht im Duopol mit zwei Anbietern und dem höchsten Grad der Marktvollkommenheit (homogene Güter, vollkommene Markttransparenz) ihr Maximum, während sie im Polypol am geringsten ist.[10] Allerdings nimmt mit wachsender potenzieller Wettbewerbsintensität das Ausmaß der Wettbewerbsbeschränkungen zu.[11] Die Wettbewerbsintensität ist mithin eine abhängige Variable der Marktform. Ähnlich wie bei Phillips kommt es bei Kantzenbach zu einer überoptimalen Wettbewerbsintensität, im Gegensatz zu Phillips aber nicht bei zu großer, sondern bei zu niedriger Anbieterzahl.

Betriebswirtschaftslehre

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Michael E. Porter gibt es fünf betriebswirtschaftliche Determinanten (englisch five forces) der Wettbewerbsintensität:[12][13]

Es ist davon auszugehen, dass die einer hohen Wettbewerbsintensität ausgesetzten Unternehmen genauer auf ihre Kostenstruktur achten.[14] Das Marktergebnis ist auch bekannt als SCP-Ansatz (englisch structure, conduct, performance).

Mit der absoluten Konzentrationsrate lässt sich ausdrücken, welcher Marktanteil auf die größten Unternehmen entfällt.[15] Die Konzentrationsrate besagt, wie viel Prozent einer ökonomischen Größe (Umsatzerlös, verkaufte Zeitungen) die größten Unternehmen auf sich vereinen.[16] Wenn beispielsweise auf einem Markt fünf Unternehmen mit einem gleichen Marktanteil von 20 % agieren, dann gibt die für die zwei größten Unternehmen einen Wert von

an. Der Wettbewerb ist umso schwächer, je weniger Marktteilnehmer vorhanden sind (absolute Konzentrationsrate) oder je ungleichmäßiger die Verteilung des Marktvolumens auf die Marktteilnehmer ist (relative Konzentrationsrate).[17] Die Wettbewerbsintensität steigt bei sinkenden Konzentrationsraten und sinkt bei steigenden Konzentrationsraten. Eine geringe Marktkonzentration liegt bei einer Konzentrationsrate zwischen 0 % und 50 % vor, während von einer hohen Marktkonzentration zwischen 80 % und 100 % gesprochen wird.[18]

Wirtschaftliche Aspekte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei hoher Wettbewerbsintensität können sich die Wettbewerbsfunktionen voll entfalten. In einem Markt mit nur zwei Anbietern (Duopol) führt die Erhöhung des Marktanteils eines Anbieters zu einem sinkenden Marktanteil des Konkurrenten, was einer hohen Wettbewerbsintensität entspricht, während sich im Polypol die Marktanteile vieler Anbieter nur geringfügig vermindern.

  • Erhard Kantzenbach: Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, Göttingen 1966.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hans-Rudolf Peters, Wirtschaftspolitik, 2000, S. 181
  2. Edward Oczkowski/Mark Anthony Farrell, Discrimination between Measurement Scales: The Case of Market Orientation, in: International Journal in Research and Marketing 15, 1998, S. 355
  3. Jürg Niehans, Das ökonomische Problem des technischen Fortschritts, in: Swiss Journal of Economics and Statistics 90 (2), 1954, S. 156
  4. Konrad Liessmann (Hrsg.), Gabler Lexikon Controlling und Kostenrechnung, 1997, S. 760
  5. Michael Hohlstein, Lexikon der Volkswirtschaft, 2009, S. 759
  6. Erhard Kantzenbach, Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, 1967, S. 45; ISBN 9783525122181
  7. Michael Fritsch, Marktversagen und Wirtschaftspolitik, 2014, S. 196
  8. Almarin Phillips, Market structure, organization, and performance: An essay on price fixing and combinations in restraint of trade, 1962, S. 1 ff.
  9. Erhard Katzenbach, Die Funktionsfähigkeit des Wettbewerbs, 1967, S. 38/41
  10. Hans-Rudolf Peters, Wirtschaftspolitik, 2000, S. 181; ISBN 9783486805123
  11. Erhard Katzenbach, Das Konzept der optimalen Wettbewerbsintensität, in: Friedrich Lütge/Erich Preiser (Hrsg.), Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik 181, 1967, S. 226
  12. Michael E. Porter, Competitive Strategy, 1999, S. 27 ff.
  13. Rüdiger Pieper, Lexikon Management, 1992, S. 407
  14. Franz Krump, Diffusion prozessorientierter Kostenrechnungssysteme, 2003, S. 133
  15. Rainer Diaz-Bone/Christoph Weischer (Hrsg.), Methoden-Lexikon für die Sozialwissenschaften, 2015, S. 229
  16. Thomas Cleff, Deskriptive Statistik und moderne Datenanalyse, 2008, S. 67
  17. Dirk Piekenbrock, Gabler Kompakt-Lexikon Volkswirtschaft, 2003, S. 431
  18. Anne-Kathrin Dimmig, Innovationsverhalten bei Risiko und fundamentaler Unsicherheit, 2010, S. 112