„Hans E. Kehrer“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Leben: lf
K Komma ergänzt, Kleinkram
 
(22 dazwischenliegende Versionen von 10 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
'''Hans Erwin Kehrer''' (geb. [[1917]]; gest. [[12. April]] [[2002]] in [[Münster]]) war ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiater und Autismusforscher.
'''Hans Erwin Kehrer''' (geb. [[19. Dezember]] [[1917]]; gest. [[12. April]] [[2002]] in [[Münster]]) war ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiater und Autismusforscher.


== Leben ==
== Leben ==
{{Unvollständig|Es fehlen Angaben über die Jahre 1917 bis 1966 – Ausbildung, Werdegang, Emigration? bzw. Tätigkeit in der Zeit des Nationalsozialismus, Parteimitgliedschaft? usw. Bei den Veröffentlichungen fällt eine Lücke zwischen 1959 und 1995 auf.}}
Hans Erwin Kehrer war von 1966 bis 1985 Leiter der [[Kinder- und Jugendpsychiatrie]] der [[Universitätsklinik Münster]] und Professor der [[Westfälische Wilhelms-Universität|Westfälischen Wilhelms-Universität]] Münster. Nach Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] war er für ein Jahr [[Dekan (Hochschule)|Dekan]] der Medizinischen Fakultät.<ref>[https://campus.uni-muenster.de/fakultaet/fakultaet/fakultaetsgeschichte/historie-dekane-seit-1925/ Fakulätsgeschichte der Medizinischen Fakultät der WWU Münster, Dekane seit 1925.] Abgerufen am 27. Juni 2017</ref>
Kehrer promovierte 1944 und habilitierte sich 1951 an der [[Westfälische Wilhelms-Universität Münster|Westfälischen Wilhelms-Universität]] Münster, wo er von 1956 bis 1964 als Oberarzt in der Universitäts-Nervenklinik tätig war. 1957 wurde er außerplanmäßiger Professor, ab 1964 in der Position eines Wissenschaftlichen Rates.<ref>''Hans E. Kehrer.'' In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online. De Gruyter, Berlin, Boston. 2010.</ref>


Sein Forschungs- und Praxisschwerpunkt war der [[Frühkindlicher Autismus|frühkindliche Autismus]]. Zu einer Zeit als dieses Störungsbild noch wenig bekannt war, schuf Kehrer an der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität Münster eine Anlaufstelle für Eltern autistischer Kinder und war maßgeblich daran beteiligt, durch eine bessere [[Differenzialdiagnostik]] den Bedürfnissen der Kinder wie denen der Eltern angemessener gegenübertreten zu können.<ref>[http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42891862.html Der Spiegel vom 11. September 1972.] Abgerufen am 27. Juni 2017</ref> Sein Interesse galt vor allem den lebenspraktischen Problemen der betroffenen Familien sowie einer [[Teilhabe (Behinderte Menschen)|Teilhabe]] der Kinder am sozialen Leben.<ref>[[Gerhardt Nissen]]: ''Kulturgeschichte seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-608-94104-3, S. 499; {{Google Buch|BuchID=M6IjsibUq3MC|Seite=499}}</ref>
Von 1966 bis 1985 war er Leiter der [[Kinder- und Jugendpsychiatrie]] der [[Universitätsklinik Münster]] und gründete dort 1983 das [[Institut für Autismusforschung]]. Sein Forschungs- und Praxisschwerpunkt war der [[Frühkindlicher Autismus|frühkindliche Autismus]]. Zu einer Zeit, als dieses Störungsbild noch wenig bekannt war, schuf Kehrer mit diesem Institut eine Anlaufstelle für Eltern autistischer Kinder und war maßgeblich daran beteiligt, durch eine bessere [[Differenzialdiagnostik]] den Bedürfnissen der Kinder wie denen der Eltern angemessener gegenübertreten zu können.<ref>[https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-42891862.html Der Spiegel vom 11. September 1972.] Abgerufen am 27. Juni 2017</ref> Sein Interesse galt vor allem den lebenspraktischen Problemen der betroffenen Familien sowie einer [[Teilhabe (Behinderte Menschen)|Teilhabe]] der Kinder am sozialen Leben.<ref>[[Gerhardt Nissen]]: ''Kulturgeschichte seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen.'' Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-608-94104-3, S. 499; {{Google Buch|BuchID=M6IjsibUq3MC|Seite=499}}</ref>


1983 gründete Kehrer das [[Institut für Autismusforschung]], in dem er auch nach seiner [[Emeritierung]] tätig war.<ref>[https://www.ifa-bremen.de/entstehung/ Institut für Autismusforschung.] Abgerufen am 27. Juni 2017</ref> Er kooperierte mit Forschern aus [[England]] und den [[USA]] und erprobte als einer der ersten in Deutschland [[Verhaltenstherapie|verhaltenstherapeutische Methoden]] zur Behandlung der mit dem Autismus einhergehenden [[Verhaltensstörung]]en. Unter anderem entwickelte er ein Sprachprogramm für autistische Kinder, um die Kommunikation mit ihnen zu erleichtern und ihnen eine Teilnahme an schulischer Bildung zu ermöglichen.<ref>Hans E. Kehrer; [[Uta Frith]]: ''Sprachtherapie bei autistischen Kindern''. Herausgegeben vom Bundesverband ''Hilfe für das Autistische Kind e.V. Bremen'', Hamburg 1977</ref> Mithilfe videogestützter Analysen erforschte er die soziale [[Interaktion]] von autistischen Kleinkindern und ihren Müttern.<ref>Hans E. Kehrer, Ragna Cordes: ''Soziale Interaktion autistischer Kleinkinder. Videogestützte Analyse der Interaktion zwischen Mutter und Kind'' Beltz, Weinheim 1995</ref> Er war Mitinitiator des 1987 gegründeten Diplomstudiengangs [[Musiktherapie]] an der Universität Münster.<ref>[https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/musikpaedagogik/musiktherapie/pdf-dateien/geschichte_der_musiktherapie_an_der_wwu_1987_bis_2017.pdf ''Geschichte der Studiengänge Musiktherapie an der Universität Münster''.] Abgerufen am 24. März 2021.</ref>
Auch nach [[Emeritierung]] war Kehrer weiterhin am Institut für Autismusforschung tätig.<ref>[https://www.ifa-bremen.de/entstehung/ Institut für Autismusforschung.] Abgerufen am 27. Juni 2017</ref> Er kooperierte mit Forschern aus [[England]] und den [[USA]] und erprobte als einer der Ersten in Deutschland [[Verhaltenstherapie|verhaltenstherapeutische Methoden]] zur Behandlung der mit dem Autismus einhergehenden [[Verhaltensstörung]]en. Unter anderem entwickelte er ein Sprachprogramm für autistische Kinder, um die Kommunikation mit ihnen zu erleichtern und ihnen eine Teilnahme an schulischer Bildung zu ermöglichen.<ref>Hans E. Kehrer; [[Uta Frith]]: ''Sprachtherapie bei autistischen Kindern''. Herausgegeben vom Bundesverband ''Hilfe für das Autistische Kind e.V. Bremen'', Hamburg 1977</ref> Mithilfe videogestützter Analysen erforschte er die soziale [[Interaktion]] von autistischen Kleinkindern und ihren Müttern.<ref>Hans E. Kehrer, Ragna Cordes: ''Soziale Interaktion autistischer Kleinkinder. Videogestützte Analyse der Interaktion zwischen Mutter und Kind'' Beltz, Weinheim 1995</ref> Er war Mitinitiator des 1987 gegründeten Diplomstudiengangs [[Musiktherapie]] an der Universität Münster.<ref>[https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/musikpaedagogik/musiktherapie/pdf-dateien/geschichte_der_musiktherapie_an_der_wwu_1987_bis_2017.pdf ''Geschichte der Studiengänge Musiktherapie an der Universität Münster''.] Abgerufen am 24. März 2021.</ref>


1991 legte er, zusammen mit Barbara Classen und Hans-Joachim Peter, eine internationale Bibliografie zum Autismus vor.<ref>Hans E. Kehrer, Barbara Classen, Hans-Joachim Peter. ''Internationale Autismus-Bibliographie.'' Beltz, Weinheim 1991 ISBN 978-3-89271-193-3</ref>
1991 legte er, zusammen mit Barbara Classen und Hans-Joachim Peter, eine internationale Bibliografie zum Autismus vor.<ref>Hans E. Kehrer, Barbara Classen, Hans-Joachim Peter. ''Internationale Autismus-Bibliographie.'' Beltz, Weinheim 1991, ISBN 978-3-89271-193-3</ref>


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
* ''Der Hydrocephalus Internus und Externus: Seine klinische Diagnose und Therapie.'' Basel, New York 1955
* ''Der Hydrocephalus Internus und Externus: Seine klinische Diagnose und Therapie.'' Basel, New York 1955
* ''Die cerebrale Gefäss-Sklerose.'' Thieme, Stuttgart 1959
* ''Die cerebrale Gefäss-Sklerose.'' Thieme, Stuttgart 1959
* ''Autismus: Diagnostische, therapeutische und soziale Aspekte.'' Asanger 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Kröning 1995 ISBN 978-3893343089
* ''Autismus: Diagnostische, therapeutische und soziale Aspekte.'' Asanger 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Kröning 1995, ISBN 978-3-89334-308-9
* ''Geistige Behinderung und Autismus.'' Trias/Thieme, Stuttgart 1995 ISBN 978-3893732968
* ''Geistige Behinderung und Autismus. Rat und Hilfe für eine Begleitung durchs Leben'' Trias/Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-89373-296-8
* ''Praktische Verhaltenstherapie bei geistig Behinderten.'' Verlag Modernes Lernen, Dortmund 1997 ISBN 978-3808004029
* ''Praktische Verhaltenstherapie bei geistig Behinderten.'' [[Verlag Modernes Lernen]], Dortmund 1997, ISBN 978-3-8080-0402-9
* Hans E. Kehrer; Ragna Cordes: ''Soziale Interaktion autistischer Kleinkinder. Videogestützte Analyse der Interaktion zwischen Mutter und Kind.'' Beltz, Weinheim 1995 ISBN 978-3892715283
* Hans E. Kehrer; Ragna Cordes: ''Soziale Interaktion autistischer Kleinkinder. Videogestützte Analyse der Interaktion zwischen Mutter und Kind.'' Beltz, Weinheim 1995, ISBN 978-3-89271-528-3


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=140650059|LCCN=n/85/146069|VIAF=15329348}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=140650059|LCCN=n85146069|VIAF=15329348}}


{{SORTIERUNG:Kehrer, Hans Erwin}}
{{SORTIERUNG:Kehrer, Hans E}}
[[Kategorie:Kinder- und Jugendpsychiater]]
[[Kategorie:Kinder- und Jugendpsychiater]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Westfälische Wilhelms-Universität)]]
[[Kategorie:Hochschullehrer (Universität Münster)]]
[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Mediziner (20. Jahrhundert)]]
[[Kategorie:Sachbuchautor (Pädagogik und Psychologie)]]
[[Kategorie:Sachbuchautor (Pädagogik und Psychologie)]]
Zeile 35: Zeile 36:


{{Personendaten
{{Personendaten
|NAME=Kehrer, Hans Erwin
|NAME=Kehrer, Hans E.
|ALTERNATIVNAMEN=Kehrer, Hans E.
|ALTERNATIVNAMEN=Kehrer, Hans Erwin
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Kinder- und Jugendpsychiater und Autismusforscher
|KURZBESCHREIBUNG=deutscher Kinder- und Jugendpsychiater und Autismusforscher
|GEBURTSDATUM=1917
|GEBURTSDATUM=19. Dezember 1917
|GEBURTSORT=
|GEBURTSORT=
|STERBEDATUM=12. April 2002
|STERBEDATUM=12. April 2002

Aktuelle Version vom 29. April 2024, 17:45 Uhr

Hans Erwin Kehrer (geb. 19. Dezember 1917; gest. 12. April 2002 in Münster) war ein deutscher Kinder- und Jugendpsychiater und Autismusforscher.

Kehrer promovierte 1944 und habilitierte sich 1951 an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, wo er von 1956 bis 1964 als Oberarzt in der Universitäts-Nervenklinik tätig war. 1957 wurde er außerplanmäßiger Professor, ab 1964 in der Position eines Wissenschaftlichen Rates.[1]

Von 1966 bis 1985 war er Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Münster und gründete dort 1983 das Institut für Autismusforschung. Sein Forschungs- und Praxisschwerpunkt war der frühkindliche Autismus. Zu einer Zeit, als dieses Störungsbild noch wenig bekannt war, schuf Kehrer mit diesem Institut eine Anlaufstelle für Eltern autistischer Kinder und war maßgeblich daran beteiligt, durch eine bessere Differenzialdiagnostik den Bedürfnissen der Kinder wie denen der Eltern angemessener gegenübertreten zu können.[2] Sein Interesse galt vor allem den lebenspraktischen Problemen der betroffenen Familien sowie einer Teilhabe der Kinder am sozialen Leben.[3]

Auch nach Emeritierung war Kehrer weiterhin am Institut für Autismusforschung tätig.[4] Er kooperierte mit Forschern aus England und den USA und erprobte als einer der Ersten in Deutschland verhaltenstherapeutische Methoden zur Behandlung der mit dem Autismus einhergehenden Verhaltensstörungen. Unter anderem entwickelte er ein Sprachprogramm für autistische Kinder, um die Kommunikation mit ihnen zu erleichtern und ihnen eine Teilnahme an schulischer Bildung zu ermöglichen.[5] Mithilfe videogestützter Analysen erforschte er die soziale Interaktion von autistischen Kleinkindern und ihren Müttern.[6] Er war Mitinitiator des 1987 gegründeten Diplomstudiengangs Musiktherapie an der Universität Münster.[7]

1991 legte er, zusammen mit Barbara Classen und Hans-Joachim Peter, eine internationale Bibliografie zum Autismus vor.[8]

Veröffentlichungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Der Hydrocephalus Internus und Externus: Seine klinische Diagnose und Therapie. Basel, New York 1955
  • Die cerebrale Gefäss-Sklerose. Thieme, Stuttgart 1959
  • Autismus: Diagnostische, therapeutische und soziale Aspekte. Asanger 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Kröning 1995, ISBN 978-3-89334-308-9
  • Geistige Behinderung und Autismus. Rat und Hilfe für eine Begleitung durchs Leben Trias/Thieme, Stuttgart 1995, ISBN 978-3-89373-296-8
  • Praktische Verhaltenstherapie bei geistig Behinderten. Verlag Modernes Lernen, Dortmund 1997, ISBN 978-3-8080-0402-9
  • Hans E. Kehrer; Ragna Cordes: Soziale Interaktion autistischer Kleinkinder. Videogestützte Analyse der Interaktion zwischen Mutter und Kind. Beltz, Weinheim 1995, ISBN 978-3-89271-528-3

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hans E. Kehrer. In: Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender Online. De Gruyter, Berlin, Boston. 2010.
  2. Der Spiegel vom 11. September 1972. Abgerufen am 27. Juni 2017
  3. Gerhardt Nissen: Kulturgeschichte seelischer Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-608-94104-3, S. 499; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
  4. Institut für Autismusforschung. Abgerufen am 27. Juni 2017
  5. Hans E. Kehrer; Uta Frith: Sprachtherapie bei autistischen Kindern. Herausgegeben vom Bundesverband Hilfe für das Autistische Kind e.V. Bremen, Hamburg 1977
  6. Hans E. Kehrer, Ragna Cordes: Soziale Interaktion autistischer Kleinkinder. Videogestützte Analyse der Interaktion zwischen Mutter und Kind Beltz, Weinheim 1995
  7. Geschichte der Studiengänge Musiktherapie an der Universität Münster. Abgerufen am 24. März 2021.
  8. Hans E. Kehrer, Barbara Classen, Hans-Joachim Peter. Internationale Autismus-Bibliographie. Beltz, Weinheim 1991, ISBN 978-3-89271-193-3