„Magnetzünder (Waffe)“ – Versionsunterschied

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'''Magnetzünder''' von [[Landmine]]n<ref>Thomas Enke: ''Landminen und Munition in Krisengebieten'', Walhalla Fachverlag, 2017, ISBN 978-3-8029-4495-6, S. 33 [https://books.google.de/books?id=F3IQDgAAQBAJ&pg=PA33]</ref>, [[Torpedo]]s und [[Seemine]]n registrieren Veränderungen des [[Erdmagnetfeld]]es, wie sie durch die Stahlmasse von Fahrzeugen verursacht werden, und bringen damit die [[Sprengladung]] bei Annäherung an ein Fahrzeug zur Explosion ([[Annäherungszünder]]).
[[Image:Mark 48 Torpedo testing.jpg|thumb|450px|right|australischer Torpedotest mit einem Magnetzünder]]
'''Magnetzünder''' von [[Torpedo]]s und [[Seemine]]n registrieren Veränderungen des Erdmagnetfeldes, wie sie durch die Stahlmasse von Schiffen verursacht werden und bringen damit die Waffe bei Annäherung an ein Schiff zur Explosion.


==Wirkung==
== Wirkung ==
Torpedos mit Aufschlagzündern reißen zwar Löcher in die Bordwand, durch die Wasser in das Ziel eindringen kann; ein solcher Wassereinbruch kann aber oft durch Schließen der [[Schott]]en und [[Gegenfluten]] ausgeglichen werden. Außerdem entweicht dabei sofort ein Teil des Explosionsdrucks ins Innere des Schiffes, wodurch die Wirkung auf die Schiffshülle insgesamt abgeschwächt wird.
Torpedos und Minen mit [[Aufschlagzünder]]n reißen zwar Löcher in die Bordwand, durch die Wasser in das Ziel eindringen kann. Ein solcher Wassereinbruch kann aber oft durch Schließen der [[Schott]]en und [[Gegenfluten]] ausgeglichen werden. Außerdem entweicht dabei sofort ein Teil des Explosionsdrucks ins Innere des Schiffes, wodurch die Wirkung auf die Schiffshülle abgeschwächt wird. Durch eine Explosion mit Magnetzünder auf kurze Distanz zum Schiff wird der Druck über das praktisch nicht komprimierbare Wasser unvermindert auf eine größere Fläche ausgeübt und damit größerer Schaden verursacht.<ref name="Nr.1" />


Vor allem durch Torpedos, die so eingestellt sind, dass sie das Schiff in kurzem Abstand unterlaufen und der Magnetzünder den Torpedo unter dem Schiff zur Explosion bringt, wird diesem meistens der Kiel gebrochen, womit es praktisch unrettbar verloren ist. Oft zerbricht es sogar. Folglich gelten Torpedos mit Magnetzündern im Vergleich zu Torpedos mit Aufschlagzündern als wirkungsvoller.<ref name="Nr.1" />
Durch eine Explosion in kurzem Abstand vom Schiff wird der Druck über das praktisch nicht komprimierbare Wasser unvermindert auf eine größere Fläche ausgeübt und damit größere Schäden verursacht.


== Entwicklung ==
Wird der Torpedo zusätzlich so eingestellt, dass er das Schiff in kurzem Abstand unterläuft und der Magnetzünder den Torpedo unter dem Schiff zur Explosion bringt, wird diesem meistens der Kiel gebrochen, womit das Schiff fast unrettbar verloren ist, oft zerbricht es sogar.
[[Datei:Magnetometro fluxgate.svg|mini|Schematischer Aufbau eines [[Fluxgate-Magnetometer|Magnetometers]]]]Magnetzünder wurden bereits im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] entwickelt und gegen Ende des Krieges eingesetzt. Federführend auf deutscher Seite bei der Entwicklung eines funktionierenden Magnetzünders war der Physiker [[Adolf Bestelmeyer]].
Darum gelten Torpedos mit Magnetzünder als wirkungsvoller als Torpedos mit [[Aufschlagzünder]]n.
In Torpedos kamen sie erstmals während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] zu größerer Verbreitung.
Für Torpedos war die Entwicklung von Magnetzündern mit technischen Mitteln der damaligen Zeit schwierig, da sich das Erdmagnetfeld schon mit den unterschiedlichen Breitengraden oder durch mineralhaltiges Gestein, wie in den [[Norwegen|norwegischen]] [[Fjord]]en, stark ändert, was zu Fehlzündungen oder Blindgängern führte. Sowohl Amerikaner als auch Deutsche hatten unter anderem durch Magnetzünder erhebliche Probleme mit einer Häufung von versagenden [[Torpedo]]s ([[Torpedokrise]], [[Torpedoskandal]]).<ref name="Nr.1"/>


Die Umsetzung des Zündmechanismus in Seeminen war wesentlich einfacher, da es im stationären Einsatz kaum zu natürlichen Änderungen des Magnetfeldes der Umwelt kommt.
==Entwicklung==

Magnetzünder wurden für Minen bereits im Ersten Weltkrieg entwickelt, aber noch nicht in großem Maßstab eingesetzt.
Ursprünglich registrierten Magnetzünder nur die Störung der natürlichen Ausrichtung des Erdmagnetfeldes durch eine große Stahlmasse mit heterogener Feldrichtung. Eine Gegenmaßnahme war die sogenannte Entmagnetisierung von Schiffen mithilfe von Elektrospulen, wobei die Feldrichtung homogenisiert und so dem natürlichen Feld angeglichen wurde. Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde die Empfindlichkeit von Magnetzündern in Minen so verbessert, dass eine Angleichung nicht mehr ausreichte. Die Zünder reagierten auch auf minimale Verzerrungen des Magnetfeldes und auf die unterschiedliche Verteilung der Stahlmasse in einem Schiff, so dass die Minen etwa nicht unter dem Bug, sondern unter der massiven Stahlmasse der Maschinenräume explodierten.<ref name="Nr.1"/>
In Torpedos wurden sie während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] erstmals eingesetzt.

Für Torpedos war die Entwicklung von Magnetzündern mit den technischen Mitteln der damaligen Zeit schwierig, da sich das Erdmagnetfeld schon mit den unterschiedlichen Breitengraden oder durch mineralhaltiges Gestein, wie in den [[Norwegen|Norwegischen]] [[Fjord]]en, stark ändert und damit zu Fehlzündungen oder Blindgängern führte. Sowohl Amerikaner wie Deutsche hatten unter anderem durch die neuen Magnetzünder erhebliche Probleme mit einer Häufung von versagenden [[Torpedo]]s ([[Torpedokrise]], [[Torpedoskandal]]).
Mit modernen [[Magnetischer Eigenschutz|magnetischen Eigenschutzanlagen]] kann die magnetische Signatur spezieller Schiffe, wie U-Booten und [[Minensuchboot]]en, in allen drei Dimensionen soweit reduziert werden, dass Magnetzünder nicht mehr ansprechen. Für die Mehrzahl der Schiffe wird dieser Aufwand allerdings nicht betrieben. Trotzdem haben Minen heute meist mehrere auslösende Parameter. Torpedos verwenden überwiegend keine Magnetzünder mehr, da die verbreitete [[Sonar]]ortung zum Auffinden des Zieles auch eine exaktere Steuerung der Detonation in Bezug zum Ziel möglich macht.

== Literatur ==
* [[Eberhard Rössler]]: ''Die Torpedos der deutschen U-Boote.'' Mittler Verlag, ISBN 3-8132-0842-7, S. 83–88.

== Weblinks ==
* Tim Garold: [https://fas.org/man/dod-101/navy/docs/swos/cmd/miw/Sp6-4-1/sld001.htm ''Mine Warefare MCM''] (Information zu amerikanischen Minensystemen engl.)

== Einzelnachweise ==
<references>
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<ref name="Nr.1"> Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung. {{Webarchiv | url=http://www.mgfa.de/pdf/ZMG_Heft%201_2009%20internet.pdf | wayback= 20170930044609 | text=''Die Torpedokrise im Zweiten Weltkrieg'' Seite 12 (online-PDF 3,79 MB)}}</ref>
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</references>


Die Umsetzung des Zündmechanismusses in [[Seemine]]n war wesentlich einfacher, da es im stationären Einsatz kaum zu natürlichen Änderungen des Magnetfeldes der Umwelt kommt.


Ursprünglich registrierten Magnetzünder nur die Umpolung des Magnetfeldes durch eine große magnetisierte Stahlmasse. Die Gegenmaßnahme war die teilweise Entmagnetisierung von Schiffen durch Elektrospulen. Noch während des Zweiten Weltkrieges nahm die Empfindlichkeit von Magnetzündern in Minen so zu, das dies nicht mehr ausreichte. Die Zünder reagierten auch auf Verzerrungen des Magnetfeldes und auf die unterschiedliche Verteilung der Stahlmasse in einem Schiff, so dass die Minen etwa nicht unter dem Bug sondern unter der massivsten Stahlmasse der Maschinenräume explodierten.
Mit modernen [[Magnetischer Eigenschutz|magnetischen Eigenschutzanlagen]] kann die magnetische Signatur spezieller Schiffe wie U-Boote und Minensucher in allen drei Ebenen soweit reduziert werden, dass Magnetzünder nicht mehr ansprechen. Für die Mehrzahl der Schiffe wird dieser Aufwand allerdings nicht getrieben. Trotzdem haben Minen heute meistens mehrere Auslöser. Torpedos verwenden heute meistens keine Magnetzünder mehr.




[[Kategorie:Torpedo|!Magnetzünder (Waffe)]]
[[Kategorie:Waffensystem (See)]]
[[Kategorie:Waffensystem (See)]]
[[Kategorie:Bestandteil (Munition)]]

Aktuelle Version vom 4. September 2024, 19:41 Uhr

Magnetzünder von Landminen[1], Torpedos und Seeminen registrieren Veränderungen des Erdmagnetfeldes, wie sie durch die Stahlmasse von Fahrzeugen verursacht werden, und bringen damit die Sprengladung bei Annäherung an ein Fahrzeug zur Explosion (Annäherungszünder).

Torpedos und Minen mit Aufschlagzündern reißen zwar Löcher in die Bordwand, durch die Wasser in das Ziel eindringen kann. Ein solcher Wassereinbruch kann aber oft durch Schließen der Schotten und Gegenfluten ausgeglichen werden. Außerdem entweicht dabei sofort ein Teil des Explosionsdrucks ins Innere des Schiffes, wodurch die Wirkung auf die Schiffshülle abgeschwächt wird. Durch eine Explosion mit Magnetzünder auf kurze Distanz zum Schiff wird der Druck über das praktisch nicht komprimierbare Wasser unvermindert auf eine größere Fläche ausgeübt und damit größerer Schaden verursacht.[2]

Vor allem durch Torpedos, die so eingestellt sind, dass sie das Schiff in kurzem Abstand unterlaufen und der Magnetzünder den Torpedo unter dem Schiff zur Explosion bringt, wird diesem meistens der Kiel gebrochen, womit es praktisch unrettbar verloren ist. Oft zerbricht es sogar. Folglich gelten Torpedos mit Magnetzündern im Vergleich zu Torpedos mit Aufschlagzündern als wirkungsvoller.[2]

Schematischer Aufbau eines Magnetometers

Magnetzünder wurden bereits im Ersten Weltkrieg entwickelt und gegen Ende des Krieges eingesetzt. Federführend auf deutscher Seite bei der Entwicklung eines funktionierenden Magnetzünders war der Physiker Adolf Bestelmeyer.

In Torpedos kamen sie erstmals während des Zweiten Weltkrieges zu größerer Verbreitung. Für Torpedos war die Entwicklung von Magnetzündern mit technischen Mitteln der damaligen Zeit schwierig, da sich das Erdmagnetfeld schon mit den unterschiedlichen Breitengraden oder durch mineralhaltiges Gestein, wie in den norwegischen Fjorden, stark ändert, was zu Fehlzündungen oder Blindgängern führte. Sowohl Amerikaner als auch Deutsche hatten unter anderem durch Magnetzünder erhebliche Probleme mit einer Häufung von versagenden Torpedos (Torpedokrise, Torpedoskandal).[2]

Die Umsetzung des Zündmechanismus in Seeminen war wesentlich einfacher, da es im stationären Einsatz kaum zu natürlichen Änderungen des Magnetfeldes der Umwelt kommt.

Ursprünglich registrierten Magnetzünder nur die Störung der natürlichen Ausrichtung des Erdmagnetfeldes durch eine große Stahlmasse mit heterogener Feldrichtung. Eine Gegenmaßnahme war die sogenannte Entmagnetisierung von Schiffen mithilfe von Elektrospulen, wobei die Feldrichtung homogenisiert und so dem natürlichen Feld angeglichen wurde. Noch während des Zweiten Weltkrieges wurde die Empfindlichkeit von Magnetzündern in Minen so verbessert, dass eine Angleichung nicht mehr ausreichte. Die Zünder reagierten auch auf minimale Verzerrungen des Magnetfeldes und auf die unterschiedliche Verteilung der Stahlmasse in einem Schiff, so dass die Minen etwa nicht unter dem Bug, sondern unter der massiven Stahlmasse der Maschinenräume explodierten.[2]

Mit modernen magnetischen Eigenschutzanlagen kann die magnetische Signatur spezieller Schiffe, wie U-Booten und Minensuchbooten, in allen drei Dimensionen soweit reduziert werden, dass Magnetzünder nicht mehr ansprechen. Für die Mehrzahl der Schiffe wird dieser Aufwand allerdings nicht betrieben. Trotzdem haben Minen heute meist mehrere auslösende Parameter. Torpedos verwenden überwiegend keine Magnetzünder mehr, da die verbreitete Sonarortung zum Auffinden des Zieles auch eine exaktere Steuerung der Detonation in Bezug zum Ziel möglich macht.

Einzelnachweise

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  1. Thomas Enke: Landminen und Munition in Krisengebieten, Walhalla Fachverlag, 2017, ISBN 978-3-8029-4495-6, S. 33 [1]
  2. a b c d Militärgeschichte. Zeitschrift für historische Bildung. Die Torpedokrise im Zweiten Weltkrieg Seite 12 (online-PDF 3,79 MB) (Memento vom 30. September 2017 im Internet Archive)