„Willibald von Eichstätt“ – Versionsunterschied

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*[http://www.viajulia.de/kultur/willibald-ritt.html Wissenswertes zum Willibald-Ritt in Jesenwang]
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* [http://www.weyer-neustadt.de/content/DesktopDefault.aspx?tabid=178 '''Missionare in Franken''': Willibrord, Bonifatius, Burkard, Lullus, Megingaud, ...]





Version vom 29. Dezember 2007, 22:58 Uhr

Willibald von Eichstätt (* 22. Oktober um 700 vermutlich in Wessex in England; † 7. Juli 787 (oder 781) in Eichstätt) war ein angelsächsischer Missionar und Bischof in Deutschland, Bruder der ebenfalls als Missionare und Klostergründer tätigen Walburga und Wunibald und möglicherweise (nicht klar belegbar) ein Neffe des Bonifatius.

Leben

Kindheit und Ausbildung

Hugeburc, eine Nonne im Eigenkloster von Willibald in Heidenheim am Hahnenkamm, verfasste nach Erzählungen Willibalds vom Sommer/Herbst 778 eine Willibalds-Vita, die allerdings keine genauen Daten und keine Namensangaben der Eltern enthält. Die älteste erhaltene Handschrift entstand um 800.

Jedenfalls wurde Willibald um 700 als Erstgeborener eines angelsächsischen christlichen Grundherren im Süden Englands in Wessex geboren. Später, ab dem 12. Jahrhundert, wird der Vater mit dem Namen Richard und die Mutter mit dem Namen Wuna (auch Wunna oder Wina) benannt. Von seinen mindestens fünf Geschwistern sind nur zwei namentlich bekannt: Wunibald (auch: Wynnebald; * 701) und Walburga (* um 710).

Einen Großteil seiner Kindheit und Jugend (705-720/21) verbrachte Willibald im Kloster Waldheim (=Waltham) in Südengland.

Pilgerjahre

Mit seinem Vater und seinem Bruder Wunibald brach Willibald 720/721 zu einer Pilgerfahrt nach Rom auf. Sein Vater starb auf dem Hinweg in Lucca, wo er bestattet wurde und später als Richard Verehrung erfuhr. Dem Rom-Aufenthalt der Brüder schloss sich für Willibald und weiteren Gefährten eine weitere Pilgerreise über Sizilien nach Jerusalem und in das Heilige Land an (723-727). Auf der Rückreise brachte er längere Zeit in Konstantinopel (727-729) zu, wo er als Rekluse in einem Anbau der Apostelkirche lebte und einen kurzen Abstecher nach Nicäa machte.

Mönch auf Montecassino

729 bis 739 wirkte er am äußeren und inneren Wiederaufbau des zu dieser Zeit zerstörten benediktinischen Ursprungsklosters Montecassino mit. Er war dort Küster der Kirche, Dekan und je vier Jahre Pförtner der oberen und unteren Klosters.

739 wurde er von Papst Gregor III. auf Wunsch seines Verwandten Winfried-Bonifatius zur Unterstützung der christlichen Mission nach Deutschland entsandt; in einer Begegnung mit dem Papst ließ sich dieser ausführlich über das Heilige Land berichten. Ab Ostern 740 reiste Willibald über Lucca nach Germanien.

Willibald-Statue im Dom zu Eichstätt

Priester- und Bischofsweihe

Die "regio Eihstat" wurde Bonifatius von dem baierischen Adeligen Suidger als Missionsstützpunkt geschenkt. In Eichstätt selber, einem verwüsteten Ort mit einem erhalten gebliebenen Marienkirchlein, wurde Willibald am 22. oder 23. Juli 740 von Bonifatius im Beisein Suidgers zum Priester und am 21. oder 22. Oktober 741 in Sülzenbrücken südlich von Erfurt, wo Willibalds Bruder Wunibald als Missionar tätig war, ebenfalls von Bonifatius unter Assistenz der Bischöfe Burkhard von Würzburg und Witta von Büraberg zum Bischof geweiht. Ob Willibald erster Bischof von Erfurt werden sollte oder von vorneherein für Eichstätt die Bischofsweihe erhielt, ist nicht klärbar.

Klosterabt und Bischof in Eichstätt

Mit drei Gefährten aus Rom nahm Willibald in Eichstätt seine Missionstätigkeit auf. Er gründete noch 741 ein Kloster, aus dem sich (743/45?) ein neues Bistum im Schnittpunkt der bayerischen, schwäbischen und fränkischen Einflussbereiche entwickelte. Willibald verstand sich wohl eher als fränkischer Bischof; so nahm er 742/43 am "Concilium Germanicum" ostfränkischer Bischöfe teil und trat 762/63 bei einer Synode in der Königspfalz Attigny einer Gebetsverbrüderung der fränkischen Bischöfe bei. 746 oder 747 nahm er an einer Synode von acht angelsächsischen Bischöfen teil. 778 beurkundete er das Testament des Bischofs Remigius von Straßburg und 784 das Testament der Äbtissin Emhilt von Milz in Milz.

Vor seiner Eichstätter Klosteranlage, die einen eigenen Sakralraum hatte, ließ er eine Bischofskirche erbauen, an deren Stelle heute der Willibaldsdom steht. Von dort aus entwickelte er eine rege Missionstätigkeit; Einzelheiten hierüber sind nicht überliefert. 751/52 gründete er zusammen mit Wunibald das Eigenkloster Heidenheim im Gau Sualafeld, dessen Leitung zunächst Wunibald, nach dessen Tod 761 Walburga innehatte, die danach noch ein Frauenkloster errichtete und dann das Doppelkloster leitete.

Ab 750 unterstützte Willibald die Klostergründung des angelsächsischen Missionars Sola in Husen, dem späteren Solnhofen. Am 24. September 777 erhob Willibald die Gebeine seines Bruders Wunibald, der am 18. September 761 in seiner Anwesenheit in Heidenheim gestorben war, und sprach ihn dadurch heilig. Am 24. September 778 weihte er die dortige neue Klosterkirche. Noch zu Lebzeiten Willibalds entstand als viertes Kloster seines Bistums um 780 das Kloster Herrieden. Am 25. Februar 779 (?) starb Walburga und wurde von ihm in Heidenhheim bestattet. Zumindest für eine Zeit lang übernahm Willibald die Leitung beider Konvente. (Nach seinem Tod wurde das Frauenkloster aufgegeben und das Männerkloster in ein Chorherrenstift umgewandelt). Am 8. Oktober 786 besuchte Willibald das Bonifatiusgrab in Fulda und schenkte dem dortigen Kloster Land aus seinem Privatbesitz.

Am 7. Juli 787 oder 781 starb Willibald hochbetagt und wurde im Chor seines Domes bestattet. Sein Nachfolger war Gero.

Heiligsprechung, Verehrung

Am 22. April 989 wurden seine Gebeine von Bischof Reginold erhoben; Willibald war somit heiliggesprochen. Die Neubestattung erfolgte in einer westlich des Domes gelegenen neuen Außenkrypta. Noch dreimal, 1256 unter Bischof Heinrich IV. (Beisetzung im Schiff des Domes), 1269 (Bestattung in einem steinernen Schrein im Westchor des Domes) und 1745 wurden die Reliquien umbestattet. Außer in Reliquaren befinden sie sich seit der 1000-Jahrfeier des Bistums (1745) in einem Glaskasten, der in einem Marmor-Hochsarkophag im Willibaldschor des Domes steht. Seine Statue vor dem Altar zum Mittelschiff hin hat 1514 Loy Hering, einer der bedeutendsten Renaissance-Bildhauer Deutschlands, geschaffen.

Im Gegensatz zu Walburga blieb die Verehrung Willibalds über Jahrhunderte hin nahezu gänzlich auf seine Diözese beschränkt. Sein Attribut in der christlichen Kunst ist - neben dem Bischofsstab und einem Buch, der Regel des hl. Benedikt - zumeist das Rationale, das jedoch erst Jahrhunderte nach seinem Tod als liturgischer Gewandzusatz aufkam.

Legenden

Im Jahre 741 soll er die erste Kirche in Marz (heutiges Burgenland) gebaut haben.

Nachwirkung

Willibald galt zunächst ebenso wie seine Geschwister Wunibald und Walburga als nicht sehr volkstümlich und als "Hausheiliger" des Adels. Erst im von Seuchen und Hungersnöten geprägten Spätmittelalter wurden vor allem Walburga, aber auch Willibald als Schutzheilige wiederentdeckt; zahlreiche ihm geweihte Wallfahrtskirchen und -kapellen wurden errichtet, die zum Teil bis heute bestehen, besonders im süddeutschen Raum. Beispiele sind die St Willibaldskapelle in Finning bei Landsberg am Lech und die Pfarrkirche St Willibald in Ingolstadt-Oberhaunstadt. In Attenfeld, Gemeinde Bergheim, Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, gibt es eine Waldkapelle Willibaldsruh mit entsprechender Legende.

Besonders interessant ist die aus dem 15. Jahrhundert stammende kleine Kirche St Willibald auf freiem Feld bei Jesenwang im Landkreis Fürstenfeldbruck in Oberbayern: Warum dieser Sakralbau ausgerechnet mitten auf die heute als Via Julia bekannte alte Römerstraße von Augsburg nach Salzburg gesetzt wurde, bleibt auch für Archäologen rätselhaft; Hinweise von Volkskundlern, es handele sich hierbei um die gezielt gewählte Umwidmung eines alten vorchristlichen Heiligtums an dieser von vielen Durchreisenden von alters her stark frequentierten Straße, bleiben vorerst Spekulation. Seit 1712 begehen hier die Jesenwanger alljährlich den sogenannten Willibald-Ritt mit Pferde-Segnung zum Gedenken an eine von Willibald angeblich nach Fürbitte abgewendete Tierseuche. Die Verehrung Willibalds als Viehpatron ist nur für Jesenwang belegt.

Siehe auch

Literatur (Auswahl)

  • Eva Gottschaller: Hugeburc von Heidenheim. Philologische Untersuchungen zu den Heiligenbiographien einer Nonne des 8. Jahrhunderts. Zugleich: München, Univ., Philos. Fak., Diss. München: Arbeo-Ges., 1973, 115 S. (Münchener Beiträge zur Mediävistik und Renaissance-Forschung; 12)
  • Klaus Guth: Die Pilgerfahrt Willibalds ins Heilige Land (723-727/29). Analyse eines frühmittelalterlichen Reiseberichts. In: Sammelblatt des Historischen Vereins Eichstätt 75 (1982), S. 13-28
  • Bischöfliches Ordinariat Eichstätt (Hrsg.): Bistum Eichstätt begründet vom heiligen Willibald. Faltblatt, Eichstätt 1984
  • Bertram Blum: 1200 Jahre Willibald - Aufbruch im Glauben. Referentenmaterial, Eichstätt: Diözesanarbeitsgemeinschaft für kath. Erwachsenenbildung 1986
  • St.Willibald 787-1987 (Ausstellungskatalog), Eichstätt 1987
  • Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums Eichstätt (Hrsg.): Sankt Willibald - Wirken und Verehrung. Eichstätt: Vereinigung der Freunde des Willibald-Gymnasiums e.V., 1987, 56 S. (Weihnachtsschrift 1987)
  • Siegfried Schieweck-Mauk: Darstellungen des hl. Willibald in Eichstätt, Eichstätt: Kath. Bildungswerk im Landkreis Eichstätt 1987
  • Klaus Kreitmeir: St. Willibald erster Bischof von Eichstätt. Sonderdruck der Kirchenzeitung Eichstätt. Mit Anhang Vita Willibaldi episcopi Eichstetensis - Das Leben des Bischofs Willibald von Eichstätt, Lebensbeschreibung der Nonne Hugeburc in Bearbeitung von Prof. DDr. Friedrich Dörr, Eichstättt: Kirchenzeitung 1987
  • Konrad Held: Hl. Willibald. Leben und Wirken, Legende und Verehrung, Willibald in der Kunst, Kipfenberg: Hercynia 1987
  • Heinrich Wagner: Zum Todesjahr des hl. Willibald, in: Sammelblatt Historischer Verein Eichstätt 83 (1990), S. 13-20
  • Richard Baumeister und Hildegard Nies: Der heilige Willibald, erster Bischof von Eichstätt. Sein Leben, sein Wirken, seine Verehrung. Zeichnungen: Alain d'Orange. Strasbourg: Ed. du Signe, [1994], 48 S., ISBN 2-87718-208-8
  • Olav Röhrer-Ertl: Willibald von Eichstätt. Anthropologie eines Heiligen. [Hrsg.: Bischöfliches Ordinariat Eichstätt, Abteilung Öffentlichkeitsarbeit]. Eichstätt: Brönner und Daentler, 2003, 63 S., ISBN 3-920142-15-2


VorgängerAmtNachfolger
---Bischof von Eichstätt
741-787
Gerhoh