„Psilocybinhaltige Pilze“ – Versionsunterschied

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=== Pilzkultur im Westen ===
=== Pilzkultur im Westen ===


Eine breite Bekanntheit erlangten psychoaktive Pilze erstmals durch einen 1957 von Gordon Wasson verfassten [[Time]]s Artikel in dem er seine Erkenntnisse darlegte.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.6">[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html Hallucinogenic mushrooms], EMCDDA, Lisabon Juni 2006. S.6</ref> Ähnlich wie LSD wurden die Pilze innerhalb von alternativen Gesellschaftsgruppen konsumiert, wie auch teilweise in Künstler- und Intellektuellenkreisen (siehe auch [[psychedelische Kunst]]). Sie erlangten jedoch nie die Bedeutung von LSD. Ende der 1960er Anfang der 1970er Jahre wurde der Konsum weitestgehend kriminalisiert.
Obwohl im Westen psilocybinhaltige Pilze wissenschaftlich erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt wurden, und Fliegenpilze gemeinhin als Giftpilze galten und gelten, scheint ein vor allem negativ geprägtes, über Erzählungen und Mythen überliefertes Volkswissen über außergewöhnliche Pilze im europäischen Raum schon bestanden zu haben. Pilze wurden immer wieder negativ in Verbindung mit Zauberei, Übernatürlichem und Hexerei gebracht. Auch bestimmte mykologische Phänomene wie der [[Hexenring]] wurden entsprechend gedeutet. Zudem kam es wohl immer wieder vereinzelt zu einem versehentlichen Konsum der Pilze. So ist ein Fall aus Großbritannien zu Beginn des 19. Jahrhunderts überliefert, bei dem eine Familie nach einer Pilzspeise atypische „Vergiftungserscheinungen“ zeigte, die u.a. mit Lachattacken verbunden waren und nach wenigen Stunden vollkommen verschwanden.


Ab den 1990er Jahren verstärke sich das Interesse an psychoaktiven Pilzen wieder. Dies wurde zurückgeführt auf den entstandenen kommerziellen Vertrieb in [[Smart Shop]]s und ebenso in Verbindung gebracht mit einem zunehmenden Trend „Zurück zur Natur“ sowie vollkommen veränderten Vertriebs- und Informationsmöglichkeiten durch das Internet.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.6"/> Die Smart Shops agierten in unklaren gesetzlichen Bereichen bzw. vom Gesetzgeber offengelassenen oder geduldeten Lücken. In Smart Shops wurden nicht nur fertige Pilze verkauft, sondern auch Material zum Eigenanbau. Es wurde auf die seit den 60er Jahren entwickelten Techniken zur Kultivierung von Pilzen unter einfachen Bedingungen zurückgegriffen, die wesentlich durch Experimente mit psychoaktiven Pilzen vorangetrieben wurden. So waren Pilze nicht nur in vielen Gegenden sammelbar, sondern ebenso legal oder illegal käuflich erhältlich, genauso wie die Materialien und das Wissen über ihre Aufzucht. Während der Verkauf in den Niederlanden de facto legalisiert wurde, begann ab den 2000er Jahren ein Trend zu einer Verschärfung der gesetzlichen Lage in einigen Ländern Europas, was schließlich auch wieder zu einer Verschärfung der niederländischen Gesetze führte.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.4">[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html Hallucinogenic mushrooms], EMCDDA, Lisabon Juni 2006. S.4</ref> Es finden sich trotzdem weiterhin im EU-Raum legale oder halblegale Angebote, was den Pilzen eine Sonderstellung ähnlich dem Cannabis einräumt, wenn auch meist restriktiver. Ähnlich dem Cannabis gibt es im Internet auch Pro-Lobbying Gruppen, meistens in Form von Informationsforen, worauf auch die [[Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht]] zum Informationsgewinn zurückgreift.<ref>Vgl. [http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html Hallucinogenic mushrooms], EMCDDA, Lissabon Juni 2006.</ref>
Eine breite Bekanntheit erlangten Zauberpilze erstmals durch einen 1957 von Gordon Wasson verfassten [[Time]]s Artikel in dem er seine Entdeckungen über die Zauberpilze darlegte.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.6">[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html Hallucinogenic mushrooms], EMCDDA, Lisabon Juni 2006. S.6</ref> Ähnlich wie LSD wurden die Pilze innerhalb von alternativen Gesellschaftsgruppen konsumiert, wie auch teilweise in Künstler- und Intellektuellenkreisen (siehe auch [[psychedelische Kunst]]). Sie erlangten jedoch nie die Bedeutung von LSD. Ende der 1960er Anfang der 1970er Jahre wurde der Konsum u.ä. weitestgehend kriminalisiert.

Erst ab den 1990er Jahren verstärke sich das Interesse an Zauberpilzen wieder. Dies wurde zurückgeführt auf den entstandenen kommerziellen Vertrieb in [[Smart Shop]]s und ebenso in Verbindung gebracht mit einem zunehmenden Trend „Zurück zur Natur“ sowie vollkommen veränderten Vertriebs- und Informationsmöglichkeiten durch das Internet.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.6"/> Die Smart Shops agierten in unklaren gesetzlichen Bereichen bzw. vom Gesetzgeber offengelassenen bzw. geduldeten Lücken. In Smart Shops wurden nicht nur fertige Pilze verkauft, sondern auch Material zum Eigenanbau. Es wurde auf die seit den 60er Jahren entwickelten Techniken zur Kultivierung von Pilzen unter einfachen Bedingungen zurückgegriffen, die wesentlich durch Experimente mit Zauberpilzen vorangetrieben wurden. So waren Pilze nicht nur in vielen Gegenden sammelbar, sondern ebenso legal oder illegal käuflich erhältlich, sowie die Materialien und das Wissen über ihre Aufzucht. Während der Verkauf in den Niederlanden de facto legalisierst wurde, begann ab den 2000er Jahren ein Trend zu einer Verschärfung der gesetzlichen Lage in einigen Ländern Europas, was schließlich auch wieder zu einer Verschärfung der niederländischen Gesetze führte.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.4">[http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html Hallucinogenic mushrooms], EMCDDA, Lisabon Juni 2006. S.4</ref> Es finden sich trotzdem weiterhin im EU-Raum legale oder halblegale Angebote, was den Pilzen eine Sonderstellung ähnlich dem Cannabis einräumt, wenn auch meist restriktiver. Ähnlich dem Cannabis gibt es im Internet auch Pro-Lobbying Gruppen, meistens in Form von Informationsforen, worauf auch die [[Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht]] zum Informationsgewinn zurückgreift.<ref>Vgl. [http://www.emcdda.europa.eu/html.cfm/index31208EN.html Hallucinogenic mushrooms], EMCDDA, Lissabon Juni 2006.</ref>


Der Konsum von Pilzen blieb immer ein gesellschaftliches Randphänomen, wie auch die Einnahmen bei den meisten Konsumenten auf einige Versuche beschränkt bleibt. Die größte Benutzergruppe stellen drogenerfahrene Personen dar.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.4"/> Auch für spirituelle und selbstfindende und/oder bewusstseinserweiternde Zwecke wird der Pilz konsumiert.
Der Konsum von Pilzen blieb immer ein gesellschaftliches Randphänomen, wie auch die Einnahmen bei den meisten Konsumenten auf einige Versuche beschränkt bleibt. Die größte Benutzergruppe stellen drogenerfahrene Personen dar.<ref name="Hallucinogenic mushrooms S.4"/> Auch für spirituelle und selbstfindende und/oder bewusstseinserweiternde Zwecke wird der Pilz konsumiert.

Version vom 25. Februar 2011, 01:13 Uhr

Frische spitzkegelige Kahlköpfe
Getrocknete spitzkegelige Kahlköpfe
Im Haus aufgezogene Psilocybe cubensis
Psilocybe cubensis, getrocknet
Blauender Kahlkopf

Psilocybinhaltige Pilze, vor allem als Magic Mushrooms oder halluzinogene bzw. psychedelische Pilze bezeichnet, sind die bekanntesten psychoaktiven Pilze. Das in ihnen enthaltene Psilocybin bzw. Psilocin wirkt ähnlich wie LSD, jedoch kürzer.

Psilocybinhaltige Pilze sind weltweit verbreitet, die meisten finden sich in der Gattung der Kahlköpfe (Psilocybe). Insgesamt sind über 180 Arten bekannt.[1] Besonders verbreitet in Mitteleuropa ist der Spitzkegelige Kahlkopf (Psilocybe semilanceata), der häufig auf gedüngten Weiden anzutreffen ist. Zum Kauf (legal oder illegal) werden oft Kubanische Kahlköpfe (Psilocybe cubensis) angeboten.

Bezeichnungen

Es gibt von Kultur zu Kultur unterschiedliche Bezeichnungen für psilocybinhaltige Pilze, wie z.B. Fleisch der Götter in Teilen Amerikas, oder Narrische Schwammerl in Österreich. Andere Bezeichnungen bringen eher die Wirkart zum Ausdruck, wie halluzinogene oder psychoaktive Pilze. Westliche Konsumenten verwenden auch Begriffe wie Zauberpilze, Magic Mushrooms, Psilos, Shrooms, Paddo etc.

Geschichte

Erster Gebrauch und Verbreitung

Es wird angenommen, dass psilocybinhaltige und andere psychoaktive Pilze in vielen Kulturen seit etwa 1000 bis 5000 v. Chr. genutzt wurden. Siehe hierfür den Artikel Psychoaktive Pilze, Abschnitt Anwendung als Entheogene.

Mittel- und Südamerika

Am bekanntesten ist die schamanische Nutzung psychoaktiver Pilze in Lateinamerika. Dort finden sich sogenannte Pilzsteine, die auf 1000-500 v. Chr. datiert werden. Das erste schriftliche Zeugnis einer Nutzung halluzinogener Pilze in westlichen Aufzeichnungen stellt das Buch Historia general de las cosas de Nueva España von Bernardino de Sahagún aus dem 16. Jahrhundert dar. In diesem wird an mehreren Stellen der Gebrauch und die Wirkung psychoaktiver Pilze dargestellt. So beschreibt er etwa eine Feier von Geschäftsleuten:

„Bei der festlichen Zusammenkunft (...) aßen sie Pilze. Sie nahmen keine andere Nahrung ein; sie tranken die ganze Nacht nur Schokolade. Sie aßen die Pilze zusammen mit Honig. Als die Pilze zu wirken begannen, wurde getanzt und geweint (...) Einige sahen in ihren Visionen, wie sie im Krieg starben (...)‚ einige, wie sie wohlhabend wurden und Sklaven kaufen konnten (...)‚ einige, wie sie Ehebruch begingen und wie sie dann gesteinigt und ihre Schädel eingeschlagen wurden (...)‚ einige, wie sie im Wasser ertranken (...)‚ einige, wie sie im Tod die Ruhe fanden (...) Alle diese Dinge sahen sie. Als die Wirkung der Pilze nachließ, saßen sie zusammen und erzählten einander, was sie in ihren Visionen gesehen hatten.“

In späteren Aufzeichnungen der Kolonialisten über die indigenen Völker wird der Gebrauch von Pilzen seltener erwähnt. In den Augen der christlichen Missionare waren die Rituale heidnisch und daher zu bekämpfen. Insbesondere die Annahme der Indios, dass durch bestimmte Pflanzen oder hier Pilze Gott direkt zu ihnen spreche, stand im Gegensatz zur christlichen Heilslehre, in der die Kirche das Wort Gottes verkündet. Für die christlichen Missionare sprach der Teufel aus den Pilzen. Aufgrund dessen wurden die Kulte immer mehr zu Geheimkulten, weshalb sie wohl auch erst zu Mitte des 20. Jahrhunderts im Westen wiederentdeckt wurden. Die in Mittelamerika vorkommenden Arten werden zum Teil noch immer in schamanistischen Ritualen verwendet.

Entdeckung und Erforschung im Westen

Die Existenz psilocybinhaltiger Pilze, wie sie in frühen Zeugnissen aus Mittelamerika beschrieben wurden, wurde von vielen für unwahrscheinlich oder einen Mythos gehalten. 1915 kam beispielsweise der Ethnobotaniker W. Safford nach einigen Studien zum Schluss, dass die Aufzeichnungen früher Kolonialisten ein Irrtum seien. Er nahm an, dass der getrocknete Peyotl-Kaktus versehentlich für einen Pilz gehalten worden war. Dagegen äußerte der aus Österreich stammende mexikanische Arzt Blas Pablo Reko ab den 1920er Jahren immer wieder die Behauptung, dass psychoaktive Pilze tatsächlich existierten, identifizierte diese jedoch als Fliegenpilze. Letztlich gelang es erst R. Gordon Wasson und seiner Frau Valentina mit Hilfe der Schamanin Maria Sabina die Existenz der Pilze zur Mitte des Jahrhunderts zu beweisen. Hinweise in der Literatur zusammentragend, kamen sie zu dem Schluss, diese in Mexiko zu suchen. 1953 konnte Wasson ein Pilz-Ritual beobachten, das Elemente christlicher und traditioneller Religion beinhaltete. 1955 konnte er gemeinsam mit Allen Richardson selbst aktiv an einer Zeremonie teilnehmen und sich so selbst von der Wirkung überzeugen.[2]

1956 unternahm er mit dem französischen Mykologen Roger Heim eine weitere Expedition und Teilnahme an einem Ritual. In Folge wurden von Heim entsprechende Pilze gesammelt, kultiviert und bestimmt. Zwischen 1953 und 1962 unternahm Wasson insgesamt zehn Feldstudien, u.a. mit Personen wie Gastón Guzmán oder Albert Hofmann. Diesem gelang es schließlich 1958 den Hauptwirkstoff Psilocybin sowie das Psilocin zu isolieren. In den letzten 20 Jahren publizierte J.Gartz die meisten Arbeiten zur Chemie der Pilze in führenden botanischen Zeitschriften. Weitere Publizisten zur Mykologie und Ethnobotanik sind P. Stamets, J. Ott sowie G. Samorini mit einer großen Anzahl Artikeln und mehreren Büchern.

Pilzkultur im Westen

Eine breite Bekanntheit erlangten psychoaktive Pilze erstmals durch einen 1957 von Gordon Wasson verfassten Times Artikel in dem er seine Erkenntnisse darlegte.[3] Ähnlich wie LSD wurden die Pilze innerhalb von alternativen Gesellschaftsgruppen konsumiert, wie auch teilweise in Künstler- und Intellektuellenkreisen (siehe auch psychedelische Kunst). Sie erlangten jedoch nie die Bedeutung von LSD. Ende der 1960er Anfang der 1970er Jahre wurde der Konsum weitestgehend kriminalisiert.

Ab den 1990er Jahren verstärke sich das Interesse an psychoaktiven Pilzen wieder. Dies wurde zurückgeführt auf den entstandenen kommerziellen Vertrieb in Smart Shops und ebenso in Verbindung gebracht mit einem zunehmenden Trend „Zurück zur Natur“ sowie vollkommen veränderten Vertriebs- und Informationsmöglichkeiten durch das Internet.[3] Die Smart Shops agierten in unklaren gesetzlichen Bereichen bzw. vom Gesetzgeber offengelassenen oder geduldeten Lücken. In Smart Shops wurden nicht nur fertige Pilze verkauft, sondern auch Material zum Eigenanbau. Es wurde auf die seit den 60er Jahren entwickelten Techniken zur Kultivierung von Pilzen unter einfachen Bedingungen zurückgegriffen, die wesentlich durch Experimente mit psychoaktiven Pilzen vorangetrieben wurden. So waren Pilze nicht nur in vielen Gegenden sammelbar, sondern ebenso legal oder illegal käuflich erhältlich, genauso wie die Materialien und das Wissen über ihre Aufzucht. Während der Verkauf in den Niederlanden de facto legalisiert wurde, begann ab den 2000er Jahren ein Trend zu einer Verschärfung der gesetzlichen Lage in einigen Ländern Europas, was schließlich auch wieder zu einer Verschärfung der niederländischen Gesetze führte.[4] Es finden sich trotzdem weiterhin im EU-Raum legale oder halblegale Angebote, was den Pilzen eine Sonderstellung ähnlich dem Cannabis einräumt, wenn auch meist restriktiver. Ähnlich dem Cannabis gibt es im Internet auch Pro-Lobbying Gruppen, meistens in Form von Informationsforen, worauf auch die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht zum Informationsgewinn zurückgreift.[5]

Der Konsum von Pilzen blieb immer ein gesellschaftliches Randphänomen, wie auch die Einnahmen bei den meisten Konsumenten auf einige Versuche beschränkt bleibt. Die größte Benutzergruppe stellen drogenerfahrene Personen dar.[4] Auch für spirituelle und selbstfindende und/oder bewusstseinserweiternde Zwecke wird der Pilz konsumiert.

Arten & Verbreitung

angenommene Verbreitung Psilocybe cubensis. Anm.: Eine Verbreitung des Pilzes ist auch für Südafrika nachgewiesen
angenommene Verbreitung Psilocybe cyanescens

Insgesamt sind weltweit 186 Arten bekannt, davon 116 in der Gattung Psilocybe (Kahlköpfe). Weitere Arten finden sich in den Gattungen Gymnopilus (14), Panaeolus (Düngerlinge) (13), Copelandia (12), Hypholoma, Inocybe, Pluteus (jeweils 6), Conocybe, Paneolina (jeweils 4), Gerronema (2), Agrocybe, Galerina und Mycena (jeweils 1).[6]

Im Spätsommer und Herbst wächst in Deutschland und den Nachbarländern oftmals der Spitzkegelige Kahlkopf auf natürlich gedüngten Weiden. Jedoch breitete sich die sehr potente und große Psilocybe cyanescens auf Holzresten in den letzten 15 Jahren stark aus und ist lokal in Massen zu finden, wie z. B. in Mitteldeutschland. Ihre starke Blauverfärbung bei Druck und im Alter ist für den Pilz sehr charakteristisch und sonst in Europa nur noch bei den Röhrlingen zu finden, die jedoch inaktiv sind. Auch im Grünlichgrauen Dachpilz (Pluteus salicinus) wurden die psychoaktiven Substanzen Psilocybin und Psilocin nachgewiesen.[7] Psilocybe-Pilze können verhältnismäßig leicht mit anderen Arten verwechselt werden, der Spitzkegelige Kahlkopf kann jedoch nur relativ schwer mit lebensgefährdenden Pilzarten verwechselt werden.

Wirkung

Wirkung nach Menge an Psilocybin
Menge Wirkung
3-6 mg Schwellenwert, leichter Rauschzustand
5-10 mg halluzinogene (Closed-Eye-Visuals), noch antriebssteigernde Wirkung
~10 mg typische Konsumdosis
10+ mg verstärkte halluzinogene Wirkung (Open-Eye-Visuals)
~20 mg hohe Konsumdosis
20+ mg starke halluzinogene Wirkung
30+ mg Höchstdosis
20.000 mg vermutete letale Dosis
Ungefährer Wirkungsverlauf
Strukturformel des Psilocybins
Strukturformel des Psilocins

Die Wirkung der Pilze ähnelt jener von LSD, ist aber von kürzerer Dauer. Generell ist eine Veränderung der Wahrnehmung und des Bewusstseins zu beobachten. Wie bei vielen psychedelischen Drogen sind die Effekte sehr individuell und können bei unterschiedlichen Konsumenten unterschiedlichste Effekte hervorrufen. Set und Setting sowie Dosis sind von entscheidender Bedeutung.[8][9] Die Wirkung tritt etwa 10-120 Minuten nach der Einnahme auf und erreicht ihren Höhepunkt nach 1,5-3 Stunden und dauert etwa 3-8 Stunden. In seltenen Fällen kann die Wirkung länger andauern, durch die Veränderung der Zeitwahrnehmung kann sie länger erscheinen.

Pharmakologie

Neben den hauptsächlich wirkenden Tryptaminen Psilocybin und Psilocin enthalten Psilocybin-Pilze oft auch das ähnlich aber schwächer wirkende Baeocystin und Norbaeocystin. Psilocin ist ein Hydrolyse-Produkt des Psilocybins und als solches die eigentlich psychoaktive Form des Psilocybins. Im Körper wird Psilocybin durch Abspaltung einer Phosphatgruppe in Psilocin überführt. Beide Stoffe ähneln dem Neurotransmitter Serotonin. Psilocin ist ein Partialagonist am 5-HT-Rezeptor[10] („Serotonin-Rezeptor“) und gehört damit zu den klassischen Halluzinogenen. Es wirkt jedoch nicht wie LSD auf den Dopaminrezeptor.

Wirkstoffklasse

Es gibt keinen Konsens darüber, mit welchem Begriff die Wirkung der Pilze am besten beschrieben werden kann.[11] Allgemein sind die Wirkstoffe der Pilze psychoaktiv bzw. psychotrop, d.h. die Psyche verändernd. Aldous Huxley prägte mit seinem Text The Doors of Perception aus 1954 über seine Versuche mit Meskalin den Begriff Halluzinogen. Dementsprechend werden die Pilze auch oftmals definiert, was jedoch problematisch ist, da äußerst selten echte Halluzinationen auftreten und auch Pseudohalluzinationen und andere Veränderungen im Sehen nur einen Aspekt der Wirkung darstellen, der erst bei moderaten Dosen und in voller Entfaltung erst in hohen Dosen auftritt, während andere Veränderungen des Bewusstseins ausgeklammert werden. Pilze wurden in Anschluss an Humphry Osmond oder auch Timothy Leary als psychedelische Substanzen, d.h. die Seele hervorbringende Stoffe definiert. Eng an diese Vorstellung anknüpfend wird auch von bewusstseinserweiternden oder weniger wertend bewusstseinsverändernden Stoffen gesprochen. Sowohl der Begriff Halluzinogen als auch der Begriff Psychedelika wurde von führenden Ethnopharmakologen, u.a. Gordon Wasson, als entlehnt aus der psychiatrischen Medizin kritisiert. Halluzinationen werden oftmals mit Psychosen in Verbindung gebracht und gelten als Verkennung der Wirklichkeit, der Begriff psychedelisch ist dem Begriff psychotisch vom Wortstamm und Wortklang sehr ähnlich. Um jahrhundertelang genutzte schamanische Rauschmittel und deren Wirkung zu beschreiben, wählten sie den Begriff entheogen, was bedeuten soll, dass die Stoffe in einem Selbst Gott hervorbringen, dass man von Gott ergriffen wird. Es werden bei dieser Definition besonders die oftmals auftretenden Einsichten, Inspirationen, mystischen oder spirituellen Erlebnisse betont.[12]

Körper, Sinnesorgane

Folgend einige oftmals beobachtete Wirkungen. Gesteigerte Energie und Herzschlag. Körperliches Wohlgefühl und erhöhte Perzeption. Erweiterte Pupillen, Entspanntheit, Appetitverlust, Muskelrelaxans, Kältegefühl in den Extremitäten, leichter Schwindel. Seltener Übelkeit, Schwächegefühl, Schüttelfrost, Muskel-, Bauchschmerzen. Physiologische Nebenwirkungen, welche gemeinhin von geringer Bedeutung sind, können auch durch das Pilzmaterial selbst, und nicht den Wirkstoff bedingt sein.

Es finden je nach Dosis mehr oder minder ausgeprägte Veränderungen im Seh- Hör- und Tastsinn statt. Betreffend des Sehsinns ist eine verstärkte Wahrnehmung von Farben und Kontrasten zu beobachten, eine verstärkte Sehschärfe, Lichter werden außergewöhnlich empfunden. Oberflächen erscheinen als würden sie sich kräuseln, schimmern, oder atmen. Es finden komplexe closed eye visuals und open eye visuals von Gegenständen oder Bildern statt. Objekte verziehen, verwandeln sich, oder ändern ihre Farbe. Ein Gefühl des verschmelzen mit der Umwelt kann eintreten. Geräusche werden klarer gehört, Musik kann an Rhythmus und Tiefe gewinnen. Teilweise wird von Synästhesien berichtet, Töne zu sehen, Farben zu schmecken, u.ä.

Psychisch

Da Psilocybin ähnlich wie LSD wirkt, kann auch für dieses angenommen werden, dass es eine Art Modellpsychose hervorruft. Psychosen, die Wirkung halluzinogener Stoffe und der Traumvorgang werden mit ähnlichen Vorgängen im Gehirn in Zusammenhang gebracht und weisen ähnliche Muster in Verlauf und Wahrnehmung dieser Erlebnisse auf. Es tritt eine veränderte Wahrnehmung und Empfindung der eigenen Person und der Umwelt ein. Die Wirkung ist prinzipiell sehr variabel, sie kann größte Glücksgefühle hervorrufen oder schlimmste Ängste. Als positive Effekte werden oftmals beschrieben: Euphorie, Lachdrang, kreativer, philosophischer Gedanken- und Ideenfluss, verwunderliche Wahrnehmungen, Alltägliches erscheint faszinierend, ein tiefgehendes Verständnis der Dinge, lebensverändernde, als spirituell erlebte Erfahrungen. Des weiteren wurde das paradoxe Gefühl beschrieben, zugleich eine normale und eine stark veränderte Psyche zu besitzen, emotional sensibel zu sein, eine besondere Verbindung oder Einheit mit anderen Menschen oder der Welt zu empfinden, ein verändertes Zeit- und Raumgefühl zu besitzen, einer generellen Veränderung des Bewusstseins zu unterliegen. Es können verdrängte, bzw. sich im Unbewussten befindende Gedanken oder Erinnerungen hervortreten. Dies geht oftmals mit kurzfristig als tiefgehend und lebensverändernd empfundenen Erlebnissen oder Einsichten einher. Gleichzeitig besteht gerade durch die Reaktivierung von unterdrückten Erinnerungen oder Empfindungen auch die Gefahr, während der Wirkung ein schmerzhaftes Erlebnis oder Gefühl zu durchleben. Da die Reizverarbeitung beeinflusst ist, kann gerade bei vielen äußeren Reizen eine Reizüberflutung eintreten, die verwirrend oder beängstigend wirkt.

Außergewöhnliche Bewusstseinszustände

Es können grob drei oftmals in unterschiedlicher Intensität nebeneinander befindliche außergewöhnliche Bewusstseinszustände (ABZ) vorgefunden werden. Ein Zustand wir als ozeanische Selbstentgrenzung (OSE, engl. oceanic boundlessness) bezeichnet. Er umfasst vor allem entheogene Wirkungen: All-Einheitsempfinden, Einsicht in das Universum, spirituelles Erleben, Zeitauflösung, Verschmelzung mit der Umwelt, grenzenlose Glücks und Liebesgefühle. Der zweite Zustand, als angstvolle Ich-Auflösung (AIA, engl. dread of ego dissolution) bezeichnet, weist gemeinhin vor allem Aspekte auf, die einem Horrortrip zugeschrieben werden: Gefühle der Bedrohung wie der Angst, nicht mehr zum normalen Bewusstsein zurückzufinden, beängstigendes Gefühl gesteuert zu werden, beängstigendes erleben der Veränderungen in Umwelt und einem Selbst, Angst vor Verlust der Realitäts- und Selbstkontrolle. Als dritter Bewusstseinszustand kann die visionäre Umstrukturierung (VUS; engl. visionary restructuralization) genannt werden. Es treten dabei Wahrnehmungs- und Bedeutungsumstrukturierungen in Form von Illusionen, Synästhesien, Pseudohalluzinationen auf; es kann zu Umdeutungen und Umwertungen von Alltäglichem kommen, Erinnerungen an Vergangenes oder Verdrängtes steigen empor, generell ist eine gesteigerte Phantasie, Kreativität und Assoziationsgabe gegeben.

Wirkphasen, Eigen- und Fremdwahrnehmung

Die Wirkung wurde in einer Studie mit Medizinern als Versuchspersonen in unterschiedliche Phasen zu unterteilen versucht und dabei sowohl äußerlich beobachtbare Phänomene wie die subjektive Wahrnehmung untersucht.[13]

Als erste Phase wurde eine Wendung nach Innen definiert, welche etwa 15-25 Minuten nach Einnahme auftrat, und nur geringe äußere Anzeichen zeigte. So wurde eine Verringerung der typischen Zuwendungshaltung zu Gesprächspartnern, nämlich sich nach vorne zu lehnen, festgestellt. Es trat eine Verringerung der Mimik und Gestik auf, die Stimme wurde leiser, melodischer, die Stimmhöhe stieg an; ein gehäuftes seufzen wurde festgestellt. Die Versuchspersonen beschrieben in dieser Phase ein verändertes Körpererleben, welches merkwürdig, fremdartig oder gar beängstigend empfunden wurde.

Als zweite Phase wurde eine Wendung nach Außen definiert, welche etwa 30-60 Minuten nach Einnahme auftrat. Es wurden lebhaftere Bewegungen und ein häufigerer Haltungswechsel verzeichnet. Es kam zu einer Verstärkung von Mimik und Gestik, Anzeichen von Bewusstseinstrübung waren nicht gegeben. Es wurde ein angezogen-sein von Gegenständen der unmittelbaren Umgebung vernommen, und eine nur bedingte Zuwendung zu Gesprächspartnern. Oftmals wurde auch von Lachen berichtet. Die Sprechstimme war wie zuvor verändert, Sätze wurden oft nicht beendet. Die Versuchspersonen beschrieben eine Veränderung des optischen Erlebens, Gegenstände der näheren Umgebung wirkten faszinierend auf sie. Ihre Umgebung nahmen sie affektbetont, ästhetisch, auf das eigene Erleben bezogen wahr. Der Raum außerhalb des faszinierenden Erlebens wurde zunehmend unbedeutend.

Als eine dritte Phase wurde die Versunkenheit definiert, welche etwa 90-120 Minuten nach Einnahme auftrat, und nur bei höheren Dosen von etwa 10mg bzw. 0,15mg/kg. Es wurde ein Rückgang der Motorik gegenüber der vorherigen Phase bis zur oftmaligen Bewegungslosigkeit und eine grundsätzlich schlaffere Haltung festgestellt. Ebenso kam es zu einem Rückgang der Mimik, oftmals zu einem starren Blick, jedoch zu keinen Anzeichen von Bewusstseinstrübung. Ein weiterer Rückgang des Redebedürfnisses wurde verzeichnet, gleichzeitig kam es zu einer radikalen Veränderung der Sprechstimme. Sie kennzeichnete sich durch eine (sehr) geringe Lautstärke, eine verminderte Dynamik, Tonhöhe und Melodik, und könnte auch als monoton und akzentlos bezeichnet werden. Innerlich wurde von einigen Versuchspersonen eine Versunkenheit nach Innen festgestellt, von anderen einer Versunkenheit nach Außen, bei der die Faszinationen der Außenwahrnehmungen im Zentrum standen. Angaben über den Zustand und das Erleben während dieser Phase fielen den Testpersonen schwer, es erschien ihnen in Worten unvermittelbar; generell waren Derealisations- und Depersonalisationsprozesse gegeben.

Subjektive Wirkungsbeschreibungen

  • „Die anfänglichen Symptome waren mild und überhaupt nicht unangenehm, ... ich fühlte mich ein wenig unsicher auf den Beinen, so als hätte ich einen Schwips. ... Ich bemerkt, daß das rotkarierte Hemd meines Mannes von großer Farbintensität war. Ich starrte die rohen Holzmöbel an, die Risse und Astlöcher im Holz schienen ihre Form zu verändern. ... Mit halbgeschlossenen Augen drehte ich mich zur Wand. Einen kurzen Augenblick hatte ich das Gefühl eine wunderschöne Tapete zu sehen. Aber dann wichen die Wände zurück, und ich wurde fortgetragen - auf und davon - auf wogenden Wellen von hellem Türkis. ... Mein Geist schwebte vor Glückseligkeit. Mir war, als schwinge sich meine Seele selbst auf, zu einem himmlischen Ort, ließe meine leere Körperhülle im Sumpf der Hütte zurück. Trotz allem war ich voll bei Bewußtsein. Jetzt wußte ich, was die Schamanen meinten, wenn sie sagten: 'Der Pilz trägt Dich zu einem göttlichen Ort.'“ - Valentina Wasson, erster Pilztrip, nach matzatekischem Ritual
  • „Nach etwa einer halben Stunde spürte ich erste Wirkungen, eine Aufweichung der Alltagsrealität, das Gefühl eines summenden Druckes und eine Art Raumfahrt in meinem Kopf. Dazu eine scharfe, brilliante, ja brutale Intensivierung meiner Sinne. All meine Zellen und Sinnesorgane vibrierten wie elektronisch aufgeladen. Ich fühlte mich fürchterlich. Was für ein Platz, um einen grauen Morgen zu verbringen! In einem winzigen Raum, in einem üblen Knast, out of my mind. Ich schaute mir den Mann zu meiner Seite an, einen Polen aus Massechusetts. Ich konnte ihn so klar sehen. Jede Pore seines Gesichtes, jede Unebenheit der Haut, die Haare in seiner Nase, dieser unglaubliche grün-gelbe Belag auf seinen verrotteten Zähnen, das feuchte Glimmen seiner erschreckten Augen. Ich sah jedes Haar auf seinem Kopf in einer Deutlichkeit, als seinen es dicke Bäume, jedes einzelne. Was für eine Konfrontation! Was mache ich hier, spaced out mit diesem eigenartigen Mosaikzelligen Tier, diesem Gefängnisinsassen, diesem Tier?“ - Timothy Leary, 14mg syhntetisches Psilocybin während seiner Versuche mit Gefängnisinsassen
  • „Nach einer halben Stunde begann sich die Außenwelt fremdartig zu verwandeln. Alles nahm einen mexikanischen Charakter an. Weil ich mir dessen völlig bewußt war, daß ich aus meinem Wissen um die mexikanische Herkunft dieser Pilze mir nun mexikanische Szenerien einbilden könnte, versuchte ich gezielt, meine Umwelt so zu sehen, wie ich sie normalerweise kannte. Alle Anstrengungen des Willens, die Dinge in ihren altvertrauten Formen und Farben zu sehen, blieben jedoch erfolglos. Mit offenen oder bei geschlossenen Augen sah ich nur indianische Motive und Farben. Als der den Versuch überwachende Arzt sich über mich beugte, um den Blutdruck zu kontrollieren, verwandelte er sich in einen aztekischen Opferpriester, und ich wäre nicht erstaunt gewesen, wenn er ein Messer aus Obsidian gezückt hätte. Trotz des Ernsts der Lage erheiterte es mich, wie das alemannische Gesicht meines Kollegen einen rein indianischen Ausdruck angenommen hatte. Am Höhepunkt des Rausches, etwa eineinhalb Stunden nach Einnahme der Pilze, nahm der Ansturm der inneren Bilder — es waren meist abstrakte, in Form und Farbe rasch wechselnde Motive — ein derart beängstigendes Ausmaß an, daß ich fürchtete, in diesen Wirbel von Formen und Farben hineingerissen zu werden und mich darin aufzulösen. Nach etwa sechs Stunden ging der Traum zu Ende. Subjektiv hätte ich nicht angeben können, wie lange dieser ganz zeitlos erlebte Zustand gedauert hatte. Das Wiedereintreten in die gewohnte Wirklichkeit wurde wie eine beglückende Rückkehr aus einer fremden, als ganz real erlebten Welt in die altvertraute Heimat empfunden.“ - Albert Hofmann, erster Pilztrip mit Psilocybe mexicana, 2,4 g getrocknet
  • „… Der Rausch trieb rasch seinem Höhepunkt zu. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, ständig Notizen zu machen, erschien mir das nun als reine Zeitverschwendung, die Bewegung des Schreibens als unendlich langsam, die Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache als unsäglich armselig — gemessen an der Flut von innerem Erleben, die mich überschwemmte und zu zersprengen drohte. Hundert Jahre, so schien mir, würden nicht ausreichen, um die Erlebnisfülle einer einzigen Minute zu schildern. Zuerst standen noch optische Eindrücke im Vordergrund: Ich sah mit Entzücken das uferlose Hintereinander der Baumreihen im nahen Wald; dann die Wolkenfetzen am Sonnenhimmel, die sich jäh mit lautloser und atemberaubender Majestät zu einem Übereinander von Tausenden von Schichten auftürmten … Zugleich versank ich nach innen; es war ein absoluter Höhepunkt: Ein Glücksgefühl durchdrang mich, eine wunschlose Seligkeit — ich befand mich hinter meinen geschlossenen Lidern in einem Hohlraum voll ziegelroter Ornamente und zugleich im »Weltmittelpunkt der vollkommenen Windstille«. Ich wußte: Alles war gut — der Grund und Ursprung von allem war gut. Aber ich begriff im gleichen Augenblick auch das Leiden und den Ekel, die Mißstimmungen und Mißverständnisse des gewöhnlichen Lebens. … Dieser Rausch war ein Weltraumflug nicht des äußeren, sondern des inneren Menschen, und ich erlebte die Wirklichkeit einen Augenblick von einem Standort aus, der irgendwo jenseits der Schwerkraft der Zeit liegt.“ - Rudolf Gelpke, 10 mg Psilocybin, 6. April 1961.

Wirkstoffkonzentration und Dosierung

Der Gehalt an Psilocybin und Psilocin in Pilzen variiert signifikant zwischen unterschiedlichen Spezies und auch innerhalb dieser, über unterschiedliche Variationen bis hin von Pilz zu Pilz. Auch ist der Gehalt unterschiedlich verteilt in den Pilzen. Bei der Spezies Psilocybe samuiensis wurde beispielsweise die höchste Konzentration in der Kappe nachgewiesen.[14]

Generell liegt der Gehalt an Psilocybin und Psilocin bei getrockneten Pilzen zwischen 0,1-2 % des Gewichts bzw im feuchten Zustand bei 0,01-0,2 %. Während bei der Art Psilocybe azurescens über 2 % an Alkaloiden festgestellt wurden im getrockneten Zustand, befinden sich die meisten potenten Arten etwa um 1 %. Eine typische Konsumdosis für einen Psilocybe cubensis, der über eine leicht unterdurchschnittliche Wirkstoffkonzentration verfügt, liegt getrocknet bei etwa 1 bis 2,5 Gramm,[15] während 2,5 bis 5 Gramm[15] eine starke Dosis darstellen. Der Spitzkegelige Kahlkopf ist etwas potenter und verfügt über etwa 1 % (bzw. etwa 10mg Psilocybin pro 1g getrocknetem Pilzmaterial). Da er im Gegenteil zu den Cubensis meist keinen größeren Anteil an dem schnell verschwindenden Psilocin enthält, ist er im getrockneten Zustand ähnlich potent wie im frischen Zustand.

Die typische Dosis hängt stark von der Konsumgruppe ab, und welches Motiv mit dem Konsum verfolgt wird. Während für stark bewusstseinserweiternde, visionäre oder spirituelle Zwecke oftmals höhere Dosen eingesetzt werden, werden Pilze als Partydroge niedriger dosiert.

Ungefähre Alkaloidkonzentration getrockneter Psilocybinpilze[16]
Name Psilocybin [%] Psilocin [%] Baeocystin [%] Total [%]
Conocybe cyanopus
0,930–0,450[17]
0,70-0,00[17]
0,030-0,100[17]
1,03–0,55
Conocybe smithii
n/a
n/a
0,40–0,80
0,40–0,80+
[17]
Gymnopilus purpuratus
0,34%
0,29%
0,05%
0,68%
[18]
Gymnopilus validipes
0,12%[19]
0,12%+
Panaeolus cinctulus
0,150%–0,600[17]
0,00%[17]
0,001%–0,005[17]
0,151%–0,605
Psilocybe azurescens
1,78
0,38
0,35
2,51
Psilocybe baeocystis
0,85
0,59
0,10
1,54
Psilocybe bohemica
0,93[18]–1.34%
0,11–0.28[18]
0,02%[18]
1,06–1.47%
Psilocybe cubensis
0,63%[18]
0,25[18]–0.60%
0,02[18]–0.025%
0,90–1.26%
Psilocybe cyanescens
0,85
0,36
0,03
1,24
Psilocybe cyanofibrillosa
0,21
0,04
n/a
0,25+
Psilocybe hoogshagenii
0,60
0,10
n/a
0,70+
Psilocybe liniformans
0,16
n/a
0,005
0,17+
Psilocybe semilanceata
0,98%
0,02%
0,36%
1,36%
Psilocybe stuntzii
0,36
0,12
0,02
0,5
Psilocybe tampanensis
0,68
0,32
n/a
1,00+
Psilocybe weilii
0,61
0,27
0,05
0,93

Konsumformen

Pilze werden frisch oder getrocknet gegessen, unter andere Nahrungsmittel gemischt, oder in Flüssigkeit zubereitet. Da Pilze generell durch das enthaltene Chitin im Magen schwer verdaulich sind, wird meistens empfohlen, die Zellstruktur schon zuvor für den Verdauungsprozess durch Zerkleinern vorzubereiten (kauen, mechanisches Zerkleinern, bei trockenen Pilzen Flüssigkeitszugabe). Da viele Personen den Geruch und Geschmack der Pilze als unangenehm empfinden, wird ebenfalls oftmals empfohlen, die Pilze mit anderen Geschmacksträgern zu vermischen. Meist wird auch empfohlen, auf leeren Magen zu konsumieren um Übelkeit oder Erbrechen vorzubeugen. Seltener werden Pilze in Kapseln verabreicht, eine Extraktion der Wirkstoffe ist auch möglich. Ob psilocybinhaltige Pilze auch geraucht werden können, ist umstritten.

Konsumenten

Innerhalb des europäischen Raums haben je nach Land etwa 0-8 % der 15-24 Jährigen zumindest einmal in ihrem Leben Pilze konsumiert, am meisten in den Niederlanden und Tschechien sowie Großbritannien und Deutschland, am wenigsten in Litauen, Ungarn, Frankreich und Polen. Ein Konsum im letztem Jahr liegt bei 0-5 %, ein Konsum im letzten Monat bei 0-1,5 %. Der erste Konsum findet statistisch betrachtet oftmals im 18. oder 19. Lebensjahr statt. Personen die auch schon einmal Ecstasy, Amphetamine, Kokain oder andere Halluzinogene konsumiert haben, neigen besonders dazu, auch Pilze zu konsumieren. Die Konsumrate von Pilzen liegt bei Personen aus der Clubbingszene höher als im Durchschnitt. Es wird angenommen, dass es mehr männliche als weibliche Konsumenten gibt.

Die meisten Konsumenten betrachten den Pilzkonsum als Experiment, und stellen den Konsum von Pilzen nach einigen Versuchen wieder ein. Die Wirkung bzw. der Trip wird oftmals als anstrengendes, zwiespältiges Erlebnis empfunden, eine (vermeintlich) positive oder als angenehm empfundene Stimmungsveränderung, wie sie bei Drogen üblich ist, ist hier nicht immer gegeben. Pilze sind nicht einsetzbar um soziale oder psychische Situationen (vermeintlich) besser bewältigen zu können.[20]

Gefahren

Aktiv/Tödlich Dosierungsverhältnis und Abhängigkeitspotential

In einer Klassifikationstudie zur Schädlichkeit von Drogen für Individuum und Umfeld aus Großbritannien 2010 wurden psychoaktive Pilze als am wenigsten schädliche der untersuchten Drogen klassifiziert.[21] Die nicht-abhängigkeitserzeugenden Wirkung und die geringe Giftigkeit der Wirkstoffe sind dabei entscheidende Faktoren. Gefahren beim Konsum von Pilzen bestehen vor allem in psychischen Gesundheitsrisiken, in Unfällen und der Verwechslung mit anderen Pilzen.

Abhängigkeitspotenzial und somatische Risiken

Pilze rufen keine physische oder psychische Abhängigkeit oder Entzugserscheinungen hervor.[22] Ihre Wirkstoffe gelten daher als nicht-abhängigkeitserzeugende Substanzen. Der Bewusstseinsforscher Ronald Siegel beschrieb 1981, als Sachverständiger der WHO, dass Konsumenten die Pilze im Durchschnitt höchstens zehnmal nahmen, und dies in Abständen von mehreren Wochen.[23] Beim Konsum von Pilzen an mehreren Tagen hintereinander bildet sich eine Toleranz aus, die jedoch nach einigen Tagen wieder verschwindet.

Die us-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention bewerten Psilocybin weniger toxisch als Aspirin.[24] Die angenommene tödliche Dosis übersteigt eine durchschnittliche Konsumdosis um das 2.000 Fache. Es wird gemeinhin angenommen, dass eine Wirkstoff-Überdosierung mit Todesfolge mit psilocybinhaltigen Pilzen alleine Aufgrund der Menge an zu konsumierenden Pilzmaterial nahezu unmöglich ist. Es sind keine Verursachungen von Organschäden bekannt.

In Kombination mit MAO-Hemmern (nur noch selten eingesetzte Gruppe von Antidepressiva) kommt es zu einer Wechselwirkung, die die Aspekte Verstärkung und Verlängerung beinhaltet.

Psychische Risiken und Unfälle

Es können Angststörungen und Panikattacken eintreten (sogenannter Horrortrip, teilweise auch länger anhaltend, Hallucinogen persisting perception disorder). Grundsätzlich besteht die Gefahr der Aktivierung einer latent vorhandenen Psychose.

Aus der veränderten Wahrnehmung der Umwelt können während der Psilocybin-Wirkung für den Konsumenten und das Umfeld Risiken entstehen, beispielsweise die falsche Einschätzung von Gefahren beim Überqueren stärker befahrener Straßen oder das Lenken eines Fahrzeugs.

Pilzverwechslung

Es besteht die Gefahr, halluzinogene Pilze mit Giftpilzen zu verwechseln.

In den Jahren ab 1980 und besonders nach 1995 sind in Mittel- und Süddeutschland mehrere Verwechslungen vorgekommen, bei denen besonders Psilocybe cyanescens spontan im Garten auf Holzresten wuchs und sowohl für den Hallimasch als auch für den Kulturträuschling gehalten wurde.

Bad Trip / Horrortrip

Das Erleben eines schlechten Trips, d.h. eines negativ empfundenen Trips, hängt einerseits mit der grundsätzlichen Erwartungshaltung an den Konsum und der subjektiven Bewertung eines Erlebnisses zusammen, andererseits mit Set und Setting sowie Dosierung.

Während in traditionellen schamanistischen Ritualen oder zu bewusstseinserweiternden Zwecken oft auch die Auseinandersetzung mit negativen Erfahrungen, Gefühlen usw. eine beabsichtigte Rolle spielt, wird dies beim modernen gemeinen Drogenkonsum nicht angestrebt. Die psychedelische (das innere offenbarende) Wirkung der Pilze führt nichtsdestotrotz neben angenehm empfundenen Veränderungen oftmals auch zum mehr oder minder starken Aufkommen unangenehmer Gedanken oder Empfindungen, die insbesondere bei fehlender Einordenbarkeit des Stattfindenden verstörend wirken können. Die Erwartungshaltung des Konsumenten bezüglich negativer Eindrücke hängt daher mit der Bewertung eines Trips als gut oder schlecht zusammen.

Häufigkeit, Stärke, Art und Inhalt negativer Empfindungen sind ebenso individuell und unterschiedlich wie die Wirkung der Pilze im Allgemeinen. Negative Empfindungen sind wie die Wirkung im Allgemeinen entscheidend durch Set und Setting sowie Dosierung geprägt. Horrortrips, d.h. akute Verwirrungs- Angst- und Panikzustände sind insbesondere bei schlechten Ausgangsfaktoren wahrscheinlich, einem bedrohlichen Umfeld, psychischen Problemen, fehlendem Wissen, hohen Dosierungen, etc. Sie führen jedoch bei den meisten Konsumenten zu keinen längerfristigen psychischen Beeinträchtigungen und verschwinden mit dem Abklingen der Wirkung. Ein Horrortrip kann jedoch ebenso der Auslöser bzw. die erste Erscheinung einer latent vorhanden Psychose sein.

Es gibt keine gesicherten Angaben über die Häufigkeit von schlechten Trips oder Horrortrips, was neben wenigen Studien auch mit der prinzipiellen Problematik einer stark subjektiven Wirkung der Substanz und der subjektiven Bewertung eines Erlebnisses verbunden ist. Nichtsdestotrotz gibt es unterschiedliche Studien und Erhebungen die eine grobe Einschätzung ermöglichen. In einer Studie über die Häufigkeit von schlechten Trips zwischen der Popularisierung psychedelischer Stoffe Anfang der 1960er Jahre bis 1975 wurde ein kontinuierlicher Rückgang beobachtet. Wurden in den ersten Jahren von etwa 50% der Befragten schlechte Trips berichtet, sank diese Zahl bis 1975 auf etwa 30%. Dies wurde zurückgeführt auf das in den Konsumentenkulturen produzierte Wissen betreffend der Anwendung psychedelischer Stoffe.[25] In einem Clubbing-Magazin für elektronische Musik aus Großbritannien wurde 2005 eine Erhebung durchgeführt, bei der etwa ein Viertel der Teilnehmenden Pilzkonsumenten angaben, im letzten Jahr eine Panikattacke erlebt zu haben. Gleichwohl gaben in einer späteren Umfrage des Magazins alle Befragten zu 21% an, wegen psychischer Probleme behandelt worden zu sein. Zugleich waren die meisten Befragten Konsumenten vieler psychoaktiver Substanzen, weshalb ein Rückschluss auf die Pilze unter diesen Umständen nur bedingt möglich ist.[26] In einer Studie aus 2006 bei der 36 Testpersonen eine hohe Dosis Psilocybin (30mg/70kg) verabreicht wurde, um spirituelle Erlebnisse genauer zu untersuchen, berichteten 11 Testpersonen von erheblichen Ängsten während einer Phase des Trips, 4 von Ängsten während eines erheblichen Zeitraum des Trips, und 4 weitere sahen das Erlebnis durch Ängste dominiert. Zugleich ordneten 67% der Testpersonen den Trip nach zwei Monaten als eine der fünf bedeutungsvollsten Erfahrungen im Leben ein, und 71% als eine der fünf spirituell bedeutendsten Erlebnisse im Leben.[27]

Personen die Anzeichen eines Horrortrips aufweisen, können folgendermaßen behandelt werden:

  • Herstellung eines Vertrauensverhältnis
  • sicheres, ruhiges Umfeld schaffen
  • verbale Beruhigung (talk down)
  • wenn notwendig Abgabe schnell wirkender Benzodiazepine (Midazolam, Dormicum, Diazepam, Flunitrazepam) oder seltener schwacher Neuroleptika (Haloperidol, Haldol)[28], wobei der Gebrauch von Neuroleptika umstritten ist[29] und eher bei längeren psychotischem Zustand angewandt wird. Zudem wurde die These aufgestellt, das oftmals empfohlene Haloperidol verstärke den Wirkeffekt statt diesem entgegenzuwirken.[30]
  • In schweren Fällen, bei Gefahr von Selbst- oder Fremdverletzung, anhaltender schizophrener Psychose, (zusätzliche) medizinische Betreuung/Sicherung
  • psychotherapeutische Nachbesprechung wenn notwendig

Risikoreduktion

Im Sinne der Prävention von Schäden und Kosten die Individuum und Gesellschaft durch (illegalem) Drogenkonsum oder Drogenmissbrauch entstehen können, wurden von Organisationen die sich mit Drogenmissbrauch beschäftigen, sogenannte „Safer-Use“ Regeln im Umgang mit psychedelischen Pilzen ausgearbeitet.

Psychische und körperliche Verfassung
  • Nur bei guter psychischer Verfassung konsumieren, besondere Vorsicht ist bei einer labilen geistigen Verfassung oder einer psychischen Erkrankung gegeben.
  • Nur bei gefestigter, ausgebildeter Psyche konsumieren, d.h. im Erwachsenenalter.
  • Nur konsumieren, wenn keine Angst vor der Wirkung besteht.
  • Schwangere und Kinder sollten keine Pilze konsumieren.
  • Für Personen mit Herz und/oder Blutdruckproblemen ist zu beachten, dass Pilze zu einer leicht gesteigerten Herzfrequenz und leicht erhöhtem Blutdruck führen können.
  • Nicht mit Mao-Hemmern konsumieren.
Pilze
  • Nur Pilze konsumieren, die einwandfrei bestimmt wurden, es besteht sonst die Gefahr Giftpilze einzunehmen.
  • Nur Pilze die sachgerecht aufbewahrt oder haltbar gemacht wurden konsumieren, verrottende, schimmelnde, oder anderweitig gesundheitsschädliche Pilze verwerfen.
  • Pilzmaterial aufbewahren, damit bei einer Vergiftung die Pilzart oder die giftige Substanz bestimmt werden kann.
  • Bei einer Pilzvergiftung sofort das Krankenhaus aufsuchen.
  • Pilze an einem sicheren Ort verwahren, damit es zu keinem versehentlichen Konsum Dritter kommt.
Vorbereitung
  • Informationen über mögliche positive wie negativ empfundene Wirkungen, den Wirkungsverlauf, Art und Dosierung der Pilze, vor dem Konsum einholen.
  • Auf den Trip vorbereiten, ihn planen.
  • Sicheres Umfeld wählen, niemals in unangenehmen Settings konsumieren.
  • Nicht alleine konsumieren, einen Tripsitter haben.
Konsum
  • Vorsichtig dosieren, nicht verfrüht „nachwerfen“.
  • Mischkonsum wenn möglich vermeiden, insbesondere bei Aufputschmitteln kann sich ein negativer Tripverlauf noch zusätzlich verstärken.
  • Keine potentiell gefährlichen Tätigkeiten ausführen, Autofahren, usw.
  • Niemals Personen ohne deren Wissen Pilze verabreichen.
Nach dem Konsum
  • Zeit zur Verarbeitung des Erlebten nach dem Trip nehmen;
  • selten konsumieren, da die Wirkung sehr intensiv auf die Psyche wirken kann.

Medizinische Nutzung

Es besteht eine lange traditionelle medizinische Nutzung von Zauberpilzen außerhalb des europäisches Kulturkreises, vor allem in Zentral und Südamerika. Von Mitte der 1950er Jahre, als Psilocybin und die Zauberpilze im Westen wissenschaftlich erschlossen wurden, bis zu ihrer baldigen Kriminalisierung Ende der 60er Jahre, wurden vor allem im psychiatrischen Bereich Studien und Therapien mit Psilocybin oder LSD durchgeführt. Einerseits erhoffte man sich ein besseres Verständnis von psychotischem Verhalten. Der Stoff wurde angewandt um sogenannte Modellpsychosen hervorzurufen. Einerseits um die Vorgänge während einer Psychose besser verstehen zu können, anderseits, damit sich der Psychiater besser in Personen mit Psychosen versetzen könne. Da die Stoffe auch verdrängte Empfindungen und Gedanken offen legen und bearbeitbar machen, wurden sie ebenfalls in Psychotherapien verwendet. Dies wird oft als Psycholytische Therapie bezeichnet. Es wurden Versuche mit ersten positiven Ergebnissen durchgeführt, Alkoholkranke zu behandeln. Ab Mitte der 1980er Jahre wurden vereinzelt wieder Studien und Therapien mit Halluzinogenen zugelassen, meist mit Patienten, die auf andere Behandlungsmethoden nicht reagierten. Es fanden Therapien mit Todkranken statt, um ihnen einen Umgang mit dem Tod zu ermöglichen. Es wurde mit Niedrigdosierungen versucht Depressionen und Clusterkopfschmerzen zu bekämpfen.

Während involvierte Forscher immer wieder darauf hinwiesen, dass unter kontrollierten medizinischen Bedingungen der Einsatz dieser Wirkstoffe keine Signifikant höherer Gefahr für die Patienten darstellte als andere Behandlungsmethoden, und gleichzeitig versprechende Resultate bewirkte, wird die medizinische Forschung mit derartigen Stoffen noch immer im allgemeinen medizinischen und gesellschaftlichen Diskurs kritisch betrachtet. Dies kann zurückgeführt werden auf die populären Vorstellungen von den Substanzen, die vor allem geprägt sind durch kriminalisierend-pathologisierende gesellschaftspolitische Diskurse.

Rechtslage

Während einige Staaten in den 1960er Jahren begannen, die im Westen populärer werdenden halluzinogenen Substanzen zu kriminalisieren, waren die Stoffe dem internationalen Recht noch unbekannt. Erst durch die 1971 in Kraft getretene Konvention über psychotrope Substanzen der Vereinten Nationen wurden die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin im Westen und weiten Teilen der Welt zu kontrollierten Substanzen erklärt. Die Kriminalisierung natürlicher Drogen war vornehmlich ein Produkt des 20. Jahrhunderts.[31] Der Rechtsstatus der Pilze selbst dagegen wurde und wird jedoch unterschiedlich interpretiert. Die hängt unter anderem damit zusammen, dass die Pilze geographisch weit verbreitet sind und natürlich wachsen. Es bestand die Gefahr, dass Personen durch wildwachsende Pilze auf ihrem Grund strafrechtlich belangt hätten werden können, versehentlich gepflückte Pilze zu Anzeigen führen, usw.

In manchen Ländern werden halluzinogene Pilze (entweder spezifische Arten, oder allgemeiner alle Psilocybin enthaltenden Arten) ausdrücklich als kontrollierte Substanz erwähnt, in anderen werden die Pilze einfach als Trägersubstanz für die Wirkstoffe betrachtet. Zum Teil wird Kultivierung und Besitz nur bei missbräuchlicher Verwendung zur Herstellung kontrollierter Substanzen verboten. Manche Länder bestimmten die Legalität danach, ob die Pilze in irgendeiner Art und Weise weiterverarbeitet wurden, getrocknet etc. Teilweise fallen die Pilze unter allgemeine Gesetze, die die Verarbeitung von Organismen zur Produktion psychoaktiver Stoffe generell verbieten. Ob Sporen kontrolliert sind, wird auch in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt, ähnlich den Cannabissamen. In gewissen Ländern bleibt die Rechtsprechung unklar, da es zu wenig Fälle von Gesetzesanwendungen gibt. Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht bietet eine grobe Übersicht über den (wahrscheinlichen) Rechtsstatus halluzinogener Pilze in der EU.

In den 2000er Jahren fand in einigen EU-Ländern eine Klarstellung oder Verschärfung der gesetzlichen Lage statt.

Deutschland

In Deutschland sind die Wirkstoffe Psilocybin und Psilocin als nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel in Anlage 1[32] des Betäubungsmittelgesetzes erfasst. Besitz von und Handel mit diesen Pilzen sind daher, unabhängig von zum Beispiel ihrem Trocknungsgrad oder dem Zweck des Besitzes (mit eng begrenzten Ausnahmen, beispielsweise zum Zweck pilzkundlicher Sammlungen), in Deutschland strafbar.

Im Widerspruch dazu steht ein Spruch des Oberlandesgerichts Koblenz vom 15. März 2006, nach dem Pilze in keiner Form durch das BtMG erfasst und somit sowohl in trockenem als auch in frischem Zustand legal sind.[33] Dieses Urteil bezieht sich allerdings nur auf die Fassung des BtMG vor der letzten Änderung im Frühling 2005. Mit Urteil vom 25. Oktober 2006 hat der Bundesgerichtshof unter Az. 1 Str 384/ 06 das Revisionsurteil des Koblenzer Oberlandesgerichtes aufgehoben.

Niederlande

Seit dem 1. Dezember 2008 sind u. a. Verkauf und Besitz von psychoaktiven Pilzen in den Niederlanden verboten. Nach mehreren (tödlichen) Zwischenfällen wurde eine Änderung des Gesetzes vollzogen.[34] Die verbotenen Pilzarten sind Teil der zweiten Liste der Opiumwet (niederl. Opiumgesetz), zu der auch Rauschmittel wie Haschisch gehören.[35]

Das Openbaar Ministerie (niederl. Staatsanwaltschaft) gab bekannt, dass es beim Besitz von bis zu 0,5 Gramm getrockneter Pilze oder 5 Gramm frischer Pilze nicht zur strafrechtlichen Verfolgung kommen werde.[36]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Guzmán G., Allen J.W. and Gartz J.: A Worldwide Geographical Distribution of the Neurotropic Fungi, An Analysis and Discussion, Annali dei Museo civico - Rovereto, Italia. 2000. vol 14.
  2. Wasson's First Voyage. The Rediscovery of Entheogenic Mushrooms, in: John Allen: Mushroom Pioneers, 2002.
  3. a b Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006. S.6
  4. a b Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006. S.4
  5. Vgl. Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lissabon Juni 2006.
  6. Guzman, Allen, Gartz (1998): World Wide Distribution of Magic Mushrooms, Annali del Museo civico di Rovereto 14: 198–280.
  7. A. Gminder und T. Böhning: Kosmos Naturführer: Pilze, Franckh Kosmos Verlag, ISBN 3-440-10797-3
  8. Erowid and contributors: Effects of Psilocybin Mushrooms. (shtml) Erowid, 2006, abgerufen am 1. Dezember 2006.
  9. The Good Drugs Guide: Psychedelic Effects of Magic Mushrooms. The Good Drugs Guide, abgerufen am 1. Dezember 2006.
  10. David E. Nichols (2004): Hallucinogens. In: Phamacol. Ther. 101:131-181, PDF.
  11. Vgl. Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006, S.7.
  12. Vgl. Carl A. P. Ruck, Jeremy Bigwood, Danny Staples, Jonathan Ott, R. Gordon Wasson: Entheogens. In: Journal of Psychedelic Drugs. 11. Jahrgang, Nr. 1-2, S. 145–146, PMID 522165 (jeremybigwood.net).
  13. H. Heimann: Ausdrucksphanomenologie der Modellpsychosen (Psilocybin): Vergleich mit Selbstschilderung und psychischem Leistungsausfall. Psychiatria et Neurologia 1961. S. 75-89
  14. USA: Abstract:J Ethnopharmacol. 1994 Jul 8;43(2):73-80. Ethnomycology, biochemistry, and cultivation of Psilocybe samuiensis Guzmán, Bandala and Allen, a new psychoactive fungus from Koh Samui, Thailand. Gartz J, Allen JW, Merlin MD. Ncbi.nlm.nih.gov, 1. April 2010, abgerufen am 30. Mai 2010.
  15. a b Erowid: Dosage Chart for Psychedelic Mushrooms. (shtml) Erowid, 2006, abgerufen am 1. Dezember 2006.
  16. Approximate Alkaloid Content of selected Psilocybe mushrooms. www.erowid.org, 27. März 2009, abgerufen am 30. Mai 2010.
  17. a b c d e f g The Psilocybe Mushroom FAQ, Version 1.2. www.sporelab.com, abgerufen am 4. Januar 2010.
  18. a b c d e f g Dr. Gartz Series Extraction (www.tacethno.com). Abgerufen am 23. Februar 2011.
  19. Psilocybin Mushrooms of the World. Books.google.com (google.com [abgerufen am 30. Mai 2010]).
  20. Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006, S.8-13.
  21. Alkohol ist die schädlichste Droge, noch vor Crack und Heroin, The Lancet, 5. November 2010.; DJ Nutt and others. Drug harms in the UK: a multicriteria decision analysis. Lancet 2010; 376: 1558
  22. Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006, S.22.
  23. Jochen Gartz: Narrenschwämme – Psychotrope Pilze in Europa, Nachtschatten-Verlag, Solothurn, 1999
  24. The Good Drugs Guide: Magic Mushrooms–Frequently Asked Questions. In: Frequently Asked Questions. The Good Drugs Guide, abgerufen am 4. Januar 2007.
  25. Richard Bunce (1982): Social and political sources of drug effects: The case of bad trips on psychedelics. In: E. Zinberg, W. M. Harding: Control Over Intoxicant Use: Pharmacological, Psychological, and Social Considerations. In: Human Sciences Press. 1982, S. 105-125.
  26. Vgl. Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006, S.22.; mixmag drugs survey 2010.
  27. RR Griffiths, WA Richards, U McCann, R Jesse. Psilocybin can occasion mystical-type experiences having substantial and sustained personal meaning and spiritual significance. (PDF) Psychopharmacology 187(3):268-83, August 2006, abgerufen am 25. September 2008.
  28. Vgl. Jörg Brokmann; Rolf Rossaint (Hg., 2010): Repetitorium Notfallmedizin. Zur Vorbereitung auf die Prüfung "Notfallmedizin", Springer Berlin S.313.; Buchta, Höper, Sönnichsen (2004): Das Zweite StEx. Basiswissen Klinische Medizin für Examen und Praxis. Springer Berlin S. 684.
  29. Josef Schöpf (2003): Psychiatrie für die Praxis, Springer Berlin S.95.; Andreas Kelich: Halluzinogene Rauschdrogen, Psilocybin.
  30. Vgl. Lüllmann, Mohr, Wehling (2006): Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. Thieme Stuttgart S. 529.
  31. Hallucinogenic mushrooms, EMCDDA, Lisabon Juni 2006, S. 23.
  32. Anlage I des BtMG von 1981
  33. OLG Koblenz, Urteil vom 15. März 2006, Az. 1 Ss 341/05
  34. http://www.sueddeutsche.de/panorama/471/421233/text/
  35. Overheid.nl (01-12-2008). Wet- en regelgeving: Opiumwet. Aufgerufen am 2. Dezember 2008.
  36. Openbaar Ministerie (01-12-2008). Paddoverbod van kracht. Aufgerufen am 2. Dezember 2008.