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„Soliman (Elefant)“ – Versionsunterschied

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=== Tirol ===
=== Tirol ===
Der kaiserliche Elefanten-Zug folgte von Trient aus der Route über den [[Brennerpass#Geografie|Brenner]]. Man hatte gehofft, in [[Bozen]] die Tiroler durch ein ähnliches Spektakel beeindrucken zu können wie in Trient die Geistlichkeit, was allerdings offenbar misslang. Die hier bei der Gelegenheit angesetzten diplomatischen Verhandlungen gestalteten sich derart schleppend, dass es als ratsam erachtet wurde, den Elefanten nach [[Brixen]] voraus zu schicken, wo er am 2. Januar 1552 eintraf und vierzehn Tage rasten konnte, bis seine Herrschaft nachrückte und man sich auf den Weg durchs Eisacktal und über den Brenner machen konnte. Zum Gedenken an diesen Aufenthalt benannte Solimans Wirt in Brixen seinen Gasthof um in die Herberge zum „Hellephant“, die bis auf den heutigen Tag als „Elephant“ existiert und in einem Wandbild und einer über die Jahrhunderte stets erneuerten Inschrift an Soliman erinnert. 80 Jahre später, als [[Berninis Elefant|der erste Jahrmarktselefant]] durch Europa tourte, folgte ein Gastwirt in [[Graz]] diesem Beispiel.
Der kaiserliche Elefantenzug folgte von Trient aus der Route über den [[Brennerpass#Geografie|Brenner]]. Man hatte gehofft, in [[Bozen]] die Tiroler durch ein ähnliches Spektakel beeindrucken zu können wie in Trient die Geistlichkeit, was allerdings offenbar misslang. Die hier bei der Gelegenheit angesetzten diplomatischen Verhandlungen gestalteten sich derart schleppend, dass es als ratsam erachtet wurde, den Elefanten nach [[Brixen]] voraus zu schicken, wo er am 2. Januar 1552 eintraf und vierzehn Tage rasten konnte, bis seine Herrschaft nachrückte und man sich auf den Weg durchs Eisacktal und über den Brenner machen konnte. Zum Gedenken an diesen Aufenthalt benannte Solimans Wirt in Brixen seinen Gasthof um in die Herberge zum „Hellephant“, die bis auf den heutigen Tag als „Elephant“ existiert und in einem Wandbild und einer über die Jahrhunderte stets erneuerten Inschrift an Soliman erinnert. 80 Jahre später, als [[Berninis Elefant|der erste Jahrmarktselefant]] durch Europa tourte, folgte ein Gastwirt in [[Graz]] diesem Beispiel.


=== Von Innsbruck nach Wien ===
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== Rezeption ==
== Rezeption ==
[[Datei:Soliman.4..jpg|miniatur|aus: Johann Basilii Küchelbeckers ''Allerneueste Nachricht vom Römisch-Kayserl. Hofe'' (1732), worin das ''Elefantenhaus'' in Wien beschrieben wird. Am Ende der Seite ein ''Zahlendreher'' bei der Jahreszahl, ein Druckfehler, der für fehlerhafte Zuordnungen (wie hier zum Beispiel die Zuschreibung Solimans zu Maximilian I.) ursächlich sein kann.]]
[[Datei:Soliman.4..jpg|miniatur|aus: Johann Basilii Küchelbeckers ''Allerneueste Nachricht vom Römisch-Kayserl. Hofe'' (1732), worin das ''Elefantenhaus'' in Wien beschrieben wird. Am Ende der Seite ein ''Zahlendreher'' bei der Jahreszahl, ein Druckfehler, der für fehlerhafte Zuordnungen (wie hier zum Beispiel die Zuschreibung Solimans zu Maximilian I.) ursächlich sein kann.]]
Der erst in jüngster Zeit in Österreich verstärkt auf den ersten Elefanten in Wien gerichtete wissenschaftliche Blick hatte indes zugleich einen Irrtum in die Welt gesetzt, dadurch dass Immervoll (1989) einige Jahre nach Oettermanns (1982) korrekter Darstellung Soliman versehentlich Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] zugeschrieben hat; womöglich sind dieser von Opll (2004) aufgeklärte<ref>Opll (2004), S. 232, Anm. 11.</ref> Irrtum und dessen weitere Referenzierung die Quelle für den auf einigen Internet-Seiten nach wie vor zu findenden Fehler. Als sicher angenommen wird unterdessen, dass dem Elefanten in Wien ein indischer Pfleger, ein ''Mahout'', zur Seite stand, der bislang nur auf späteren Abbildungen existierte; die Korrektur eines Lesefehlers bei der Aufnahme der Inschrift des Elefantenstuhls erbrachte 2006 auch einen schriftlichen zeitgenössischen Beleg.<ref>INCURIA RECTORIS (nach Reitterer, 2006: ''durch die Unachtsamkeit des Pflegers''), nicht: IN CURIA RECTORIS (wie Opll, 2004: ''im Hof des/eines Rectors''); vgl. Opll (2006), S. 337.</ref>
Der erst in jüngster Zeit in Österreich verstärkt auf den ersten Elefanten in Wien gerichtete wissenschaftliche Blick hatte indes zugleich einen Irrtum in die Welt gesetzt, dadurch dass Immervoll (1989) einige Jahre nach Oettermanns (1982) korrekter Darstellung Soliman versehentlich Kaiser [[Maximilian I. (HRR)|Maximilian I.]] zugeschrieben hat; womöglich sind dieser von Opll (2004) aufgeklärte<ref>Opll (2004), S. 232, Anm. 11.</ref> Irrtum und dessen weitere Referenzierung die Quelle für den auf einigen Internetseiten nach wie vor zu findenden Fehler. Als sicher angenommen wird unterdessen, dass dem Elefanten in Wien ein indischer Pfleger, ein ''Mahout'', zur Seite stand, der bislang nur auf späteren Abbildungen existierte; die Korrektur eines Lesefehlers bei der Aufnahme der Inschrift des Elefantenstuhls erbrachte 2006 auch einen schriftlichen zeitgenössischen Beleg.<ref>INCURIA RECTORIS (nach Reitterer, 2006: ''durch die Unachtsamkeit des Pflegers''), nicht: IN CURIA RECTORIS (wie Opll, 2004: ''im Hof des/eines Rectors''); vgl. Opll (2006), S. 337.</ref>


Die gründliche Spurensuche hat unterdessen auch Zweifel an der Referenz für Solimans Namen aufkommen lassen; die Existenz des Briefs Johanns III. von Portugal, in dem er Maximilian den Namen nahelegt, wird in Frage gestellt.<ref>Vgl. dazu Opll (2004), S. 242 f.</ref> Nicht auszuschließen ist, dass dieser Brief eine Erfindung der Chronisten gewesen sein könnte, die den habsburgischen Zeitgeist mit der Verballhornung des osmanischen Sultans [[Süleyman I.]] durch einen passenden Dickhäuter zu untermalen trachteten.
Die gründliche Spurensuche hat unterdessen auch Zweifel an der Referenz für Solimans Namen aufkommen lassen; die Existenz des Briefs Johanns III. von Portugal, in dem er Maximilian den Namen nahelegt, wird in Frage gestellt.<ref>Vgl. dazu Opll (2004), S. 242 f.</ref> Nicht auszuschließen ist, dass dieser Brief eine Erfindung der Chronisten gewesen sein könnte, die den habsburgischen Zeitgeist mit der Verballhornung des osmanischen Sultans [[Süleyman I.]] durch einen passenden Dickhäuter zu untermalen trachteten.

Version vom 17. August 2018, 16:32 Uhr

Soliman bei Wasserburg am Inn, datiert auf den 24. Januar 1552; Holzschnitt von Michael Minck. Inschrift: KM D(er) KINIG ZV PEHAM HAT AUSS / ISPANIA IN DAS TEISHS LAND / GEFIERT AIN HELFANT IST ZV WASS / ERBURG ANKHOMEN AVF DEN 24 / IANUARI IM 1552 IAR / M(ichael) M(inck)

Der Elefant Soliman (* ca. 1540 in Indien; † 18. Dezember 1553 in Wien) war ein Geschenk Johannas, der Tochter Kaiser Karls V. und Isabellas von Portugal, an Maximilian, den Neffen des Kaisers und späteren Kaiser Maximilian II., und der erste Elefant in Wien. Er hinterließ die stattlichste Anzahl von Spuren aller Elefantengeschenke in Europa.

Hintergrund

Zu den diplomatischen Gepflogenheiten unter den europäischen Herrschern gehörte seit dem 13. Jahrhundert auch das Geschenk eines Elefanten. Bereits um 800 ist der weiße Elefant Abul Abbas, vom Kalifen Hārūn ar-Raschīd aus Bagdad an Karl den Großen in Aachen geschickt, urkundlich und namentlich erwähnt. Durch Quellen abgesichert sind ein Elefantengeschenk an Friedrich II., der sogenannte Cremona-Elefant, und ein Geschenk Ludwigs IX., des Heiligen, von Frankreich an Heinrich III. von England. Ebenfalls namentlich bekannt wurde Hanno, von König Emanuel I. von Portugal nach Rom geschickt an Leo X. zum Anlass seiner Wahl zum Papst. König Ludwig XIV. von Frankreich hielt später 13 Jahre lang ein seltenes afrikanisches Exemplar im Versailler Gehege.

Maximilian, seit 1548 mit seiner Cousine Maria von Spanien verheiratet und von seinem kaiserlichen Onkel Karl mit der spanischen Regentschaft ausgestattet, hatte als 24-Jähriger 1551 Soliman übernommen; die 14-jährige Johanna, jüngste Tochter Karls V., Marias Schwester und somit Maximilians Cousine und Schwägerin zugleich, hatte den Elefanten von ihrem zukünftigen Gemahl, Prinz Johann von Brasilien, Sohn König Johanns III. von Portugal, erhalten, dem sie 1548 versprochen worden war.[1] Womöglich war Maximilians unterdessen bekannte Vorliebe für Raritäten Anlass geworden, den Elefanten nunmehr erneut auf die Reise zu schicken.

Leben auf Reisen

Solimans Weg 1551/52 durch Tirol und über den Brenner auf einer Karte von 1888, heute verläuft auf dieser Strecke die Brennerautobahn

Soliman, wie Hanno ein indischer Elefant, und aus den portugiesischen Kolonien zunächst nach Lissabon, dann nach Spanien gelangt, wird in einer Quelle vom Januar 1552 als ein zwölf Jahre alter Bulle erwähnt.[2] Im Winter 1551/52 wanderte er von Valladolid nach Wien.

Von Valladolid nach Trient

Begleitet von Maximilian, dessen Gattin Maria mit ihren beiden Kindern und einem beträchtlichen Gefolge, wurde er zusammen mit seinem Mahout, dem indischen Pfleger, auf den Weg geschickt quer über die iberische Halbinsel nach Barcelona, von wo aus er nach Genua eingeschifft wurde. König Johann III. von Portugal soll dem neuen Besitzer Maximilian in einem Schreiben den Namen „Soliman“ für den Elefanten empfohlen haben, damit der habsburgische Erzfeind, Sultan Süleyman, „gleichsam zu Euerem Sklaven und geziemend gedemütigt werde“.[3] Am 12. November 1551 erreichte Soliman Genua, um von dort den Weg über Mailand, Cremona und Mantua nach Norden einzuschlagen. Durchs Etschtal erreichte der herrschaftliche Zug am 13. Dezember Trient, wo soeben das Konzil tagte und Soliman für ein keineswegs unbeabsichtigtes Aufsehen sorgte. Man hatte in der Stadt ein hölzernes Abbild des Tieres aufgebaut, aus dem ein Feuerwerk gezündet wurde; Solimans Einzug mit seinem habsburgisch hochkarätig besetzten Tross war als Triumphzug gestaltet worden.

Tirol

Der kaiserliche Elefantenzug folgte von Trient aus der Route über den Brenner. Man hatte gehofft, in Bozen die Tiroler durch ein ähnliches Spektakel beeindrucken zu können wie in Trient die Geistlichkeit, was allerdings offenbar misslang. Die hier bei der Gelegenheit angesetzten diplomatischen Verhandlungen gestalteten sich derart schleppend, dass es als ratsam erachtet wurde, den Elefanten nach Brixen voraus zu schicken, wo er am 2. Januar 1552 eintraf und vierzehn Tage rasten konnte, bis seine Herrschaft nachrückte und man sich auf den Weg durchs Eisacktal und über den Brenner machen konnte. Zum Gedenken an diesen Aufenthalt benannte Solimans Wirt in Brixen seinen Gasthof um in die Herberge zum „Hellephant“, die bis auf den heutigen Tag als „Elephant“ existiert und in einem Wandbild und einer über die Jahrhunderte stets erneuerten Inschrift an Soliman erinnert. 80 Jahre später, als der erste Jahrmarktselefant durch Europa tourte, folgte ein Gastwirt in Graz diesem Beispiel.

Von Innsbruck nach Wien

Am Dreikönigstag erreichte Soliman Innsbruck; von Hall aus reiste er mit seinem Gefolge nunmehr auf dem Inn weiter bis Wasserburg, was ihm die Reise erleichterte, insbesondere angesichts der winterlichen Witterung; die Inschrift auf einem Holzschnitt von Michael Minck vermerkt die Ankunft Solimans in Wasserburg am 24. Januar 1552, wo eine Erkrankung Maximilians einen längeren Aufenthalt erforderte. Kaum genesen, musste Maximilian Mitte Februar in Mühldorf am Inn (bis 1802 eine Salzburger Exklave) die Reise erneut unterbrechen, diesmal wegen Schwangerschaft der Gemahlin Maria.[4] Ende Februar erreichte der Tross Passau an der Mündung des Inn in die Donau, wo die Stadtchronik „ein[en] lebendig Helefanndt wunderlich gros“ verzeichnet hat.[5] Ende Februar war man dann in der habsburgischen Residenz Linz; hier ließ der amtierende Bürgermeister Jörg Hutter der Ältere an seinem Haus zur Erinnerung an Soliman ein Elefanten-Relief anbringen, das bis heute am Hauptplatz 21 erhalten ist.

Triumph und Tod in Wien

Das Elefantenhaus in Wien. Kupferstich, ca. 1720; Ausschnitt
Medaille zum Gedenken an Soliman, 1554 gefertigt von Michael Fuchs (seitenverkehrter Abguss). Inschrift: DIESER HELFANT IST KVMEN GIEN WIEN IN DIE STAT / DA MAN IN BEI SEINEM LEBEN ABKONTERFET HAT

Am 6. März 1552 traf Soliman in Wien ein. Der Einzug des ersten Elefanten mit dem kaiserlichen Neffen in die Stadt gestaltete sich als triumphale Parade, deren Weg durchs Kärntner Tor bis zu Solimans erster Unterkunft in einer Scheune am Wasserglacis von der Wiener Bevölkerung gesäumt war.

Die Mischung aus Furcht und Faszination angesichts des großen, grauen Geschöpfs wird in Folge nicht nur Anekdoten, sondern auch Hausbezeichnungen hervorbringen. So wurde dem im 19. Jahrhundert abgerissenen „Elefantenhaus“ am Graben, das mit einem Elefantengemälde geschmückt war, nachgesagt, es sei vom Hausbesitzer, einem überglücklichen Vater, mit der Malerei versehen worden, nachdem Soliman dessen Töchterchen, das in der Hektik des Triumphzugs dem Elefanten vor die Füße gefallen sei, sanft mit dem Rüssel aufgehoben und der Mutter zurückgegeben habe. Die recht häufig in Wien vorkommende Bezeichnung „Zum Wilden Mann“, die gewöhnlich auf eine Sagengestalt zurückgeführt wird, bekam ihre spezielle Wiener Bedeutung hinzu: sie gehe, so heißt es, ebenfalls auf Solimans Einzug in Wien zurück: in diesen Häusern seien die dunkelhäutigen Bediensteten untergebracht gewesen.

Soliman wurde zunächst in seiner Scheune für einige Zeit zur Schau gestellt; danach verbrachte man ihn in die neue Menagerie in Ebersdorf. Kaum anderthalb Jahre nach seiner Ankunft in Wien, am 18. Dezember 1553, starb er, vermutlich aufgrund falscher Haltung und nicht artgerechter Ernährung;[6] eine neuere Untersuchung förderte den zeitgenössischen Hinweis auf eine Unachtsamkeit des Pflegers zutage.[7] Nach zehn Jahren, 1563, ließ Maximilian sich einen zweiten Elefanten aus Spanien nach Wien kommen, von dessen Aufenthalt in der kaiserlichen Menagerie aber wenig überliefert ist.

Nachleben

Soliman wurde nach seinem Tod zerlegt. Aus seinen Knochen fertigte man einen Stuhl mit einer in den Sitz gravierten Inschrift, die über Solimans Herkunft, Gewicht und Weg nach Wien Auskunft gibt; der Stuhl wechselte in der Folge mehrfach die Kunstkammer, was zu weiteren Gravuren führte, u. a. denen der Wappen seiner verschiedenen Besitzer.[8] Seit Ende des 17. Jahrhunderts befindet sich der Elefantenstuhl in der Sammlung des Stifts Kremsmünster[9], das heute ein Gymnasium beherbergt. Was aus Solimans übrigen Knochen wurde, ist unbekannt.

Maximilian ließ die Haut Solimans ausstopfen und mit Stoßzähnen aus Gips versehen. Das tote Geschöpf gelangte durch Albrecht V. von Bayern (1528–1579) als erstes bayerisches Präparat in eine Kunstkammer in München; Maximilian hatte 1563 einen lebenden Ersatzelefanten von König Johann von Portugal erhalten. 1928 kam der ausgestopfte Soliman ins Bayerische Nationalmuseum in München, wo er später in einem feuchten Bombenkeller verschimmelte. Das Inventar, so Opll (2004), vermerkt seinen Abgang am 28. November 1950; es sei behauptet worden, man habe „aus den verwertbaren Resten seiner Haut Schuhsohlen hergestellt“.[10]

Quellenlage

Soliman ist in zahlreichen Quellen belegt; Ferdinand Opll (2004) hat sie anhand der Referenzen bei Oettermann (1982) gründlich erforschen und in ihrer Zahl erweitern können. Über Soliman existieren schriftliche Überlieferungen, insbesondere aus dem Umfeld des Wiener Hofes, sowie Nennungen in städtischen Chroniken und Aufzeichnungen, die eine nahezu lückenlose Nachzeichnung von Solimans Weg über die Alpen erlauben. Des Weiteren ist der Elefant in Form von Inschriften erhalten und in Stein gehauen worden. Erwähnung fand er nicht zuletzt auch in einigen Huldigungsgedichten auf Maximilian, in denen er zuweilen zur Hauptperson wurde. Von Solimans Reise über die Alpen zeugt bis auf den heutigen Tag die recht stattliche Anzahl von Lokalitäten in Österreich, die einen Elefanten im Namen und auf dem Schild tragen.

Rezeption

aus: Johann Basilii Küchelbeckers Allerneueste Nachricht vom Römisch-Kayserl. Hofe (1732), worin das Elefantenhaus in Wien beschrieben wird. Am Ende der Seite ein Zahlendreher bei der Jahreszahl, ein Druckfehler, der für fehlerhafte Zuordnungen (wie hier zum Beispiel die Zuschreibung Solimans zu Maximilian I.) ursächlich sein kann.

Der erst in jüngster Zeit in Österreich verstärkt auf den ersten Elefanten in Wien gerichtete wissenschaftliche Blick hatte indes zugleich einen Irrtum in die Welt gesetzt, dadurch dass Immervoll (1989) einige Jahre nach Oettermanns (1982) korrekter Darstellung Soliman versehentlich Kaiser Maximilian I. zugeschrieben hat; womöglich sind dieser von Opll (2004) aufgeklärte[11] Irrtum und dessen weitere Referenzierung die Quelle für den auf einigen Internetseiten nach wie vor zu findenden Fehler. Als sicher angenommen wird unterdessen, dass dem Elefanten in Wien ein indischer Pfleger, ein Mahout, zur Seite stand, der bislang nur auf späteren Abbildungen existierte; die Korrektur eines Lesefehlers bei der Aufnahme der Inschrift des Elefantenstuhls erbrachte 2006 auch einen schriftlichen zeitgenössischen Beleg.[12]

Die gründliche Spurensuche hat unterdessen auch Zweifel an der Referenz für Solimans Namen aufkommen lassen; die Existenz des Briefs Johanns III. von Portugal, in dem er Maximilian den Namen nahelegt, wird in Frage gestellt.[13] Nicht auszuschließen ist, dass dieser Brief eine Erfindung der Chronisten gewesen sein könnte, die den habsburgischen Zeitgeist mit der Verballhornung des osmanischen Sultans Süleyman I. durch einen passenden Dickhäuter zu untermalen trachteten.

Noch dünn in diesem Zusammenhang ist die Erforschung der politischen Bedeutung des Elefantenzuges durch halb Europa für den Weg Maximilians zur späteren Kaiserwürde in Wien. Oettermann (1982) hat zur Elefantendiplomatie in Europa bereits weiterführende Thesen formuliert,[14] die angesichts der von Opll (2004) aufgezeigten beeindruckenden Quellenlage zu Maximilian und seinem Soliman die Annahme gerechtfertigt erscheinen lassen, dass die Elefantentour von Spanien nach Wien historisch als ein diplomatisches Großereignis gewertet werden kann. Diese Annahme konnte unterdessen gefestigt werden durch zwei Untersuchungen italienischer und tschechischer Provenienz[15] zum Aufenthalt Maximilians in Genua auf seiner Elefantentour und der Visite einer stattlichen böhmischen Delegation 1551 in der Stadt, die dort ihren Habsburger, der seit 1549 auch König von Böhmen war, zu treffen hoffte. Die für die Untersuchungen herangezogenen Quellen belegen den außerordentlichen Aufwand der Zeit der Erwartung und des Introitus-Zeremoniells, so dass von einem "Gipfelpunkt […] von Möglichkeiten des kulturellen Transfers" gesprochen werden kann.[16]

Literatur

  • Roland Halbritter: Hellafandt alhir. Der reisende Elefant Soliman. Vom lebenden Fürstengeschenk zum Kunstkammerobjekt. In: Jahrbuch für Volkskunde 2002, S. 189–199.
  • Hans Heiss: Der Weg des "Elephanten". Geschichte eines großen Gasthofes seit 1551. Folio Bozen, Wien 2002.
  • Gertrude Immervoll: Der Elefant in der europäischen Volkskultur. Ungedruckte Diplomarbeit. Graz 1989, S. 62 f.
  • Stephan Oettermann: Die Schaulust am Elefanten. Eine Elephantographia Curiosa. Frankfurt am Main 1982, S. 102 ff.
  • Ferdinand Opll: „… ein(e) vorhin in Wien nie gesehene Rarität von jedermann bewundert“. Zu Leben, Tod und Nachleben des ersten Wiener Elefanten. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Band 60. Wien, 2004; S. 229–273
  • Ferdinand Opll: Neue Erkenntnisse zum ersten Wiener Elefanten. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Band 61 (2005). Wien, 2006; S. 337–343
  • Ferdinand Opll: Etwas bisher noch nie Geschautes. Zu Leben, Tod und Nachleben des ersten Wiener Elefanten. In: Dagmar Schratter und Gerhard Heindl (Hrsg.): Tiere unterwegs. (Reihe: Tiergarten Schönbrunn – Geschichte. Hrsg. von Helmut Pechlaner, Dagmar Schratter und Gerhard Heindl. Bd. 3, Wien 2007), S. 65–93.
  • Hubert Reitterer: INCVRIA RECTORIS. Zum Tod des ersten Wiener Elefanten. In: Studien zur Wiener Geschichte. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien, Band 61 (2005). Wien, 2006;
  • Jorge Nascimento Rodrigues & Tessaleno Devézas: Salomão. O Elefante Diplomata. Centro Atlântico, Lissabon 2008, ISBN 978-989-615-073-0
  • Henriette Wiltschek: Ein postmortaler Beinbruch. Zur Klebung und Konservierung eines gravierten Knochenobjekts: Der Elefantenstuhl aus Stift Kremsmünster. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst- und Denkmalpflege. ISSN 0029-9626. 67(2013), Heft 1/2, S. 122–129. Zum Elefantenstuhl.
  • Marianne Zollner: „Helafant alhir! Die Reise des Elefanten Soliman von Spanien über Mühldorf nach Wien“ In: Das Mühlrad, Beiträge zur Geschichte des Landes an Isen, Rott und Inn, Das Jahrbuch des Geschichtsvereins, Band 50 (2008), S. 7–22.

Belletristik

Film

Commons: Soliman (Elephant) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Viktor Ernst: Briefwechsel des Herzogs Christoph von Wirtemberg. 1. Band: 1550-1552. Kohlhammer, Stuttgart 1899, S. 346. In der Auslegung von Opll (2007), S. 68 f.
  2. Viktor Ernst: Briefwechsel des Herzogs Christoph von Wirtemberg. 1. Band: 1550-1552. Kohlhammer, Stuttgart 1899, S. 346.
  3. zitiert nach: Oettermann (1982) S. 110 f.
  4. Maria von Spanien wird am 18. Juli 1552 in Wien Rudolf zur Welt bringen, den späteren Kaiser Rudolf II.
  5. zitiert nach: Opll (2004) S. 246, Anm. 79
  6. Vgl. Oettermann (1982)
  7. Siehe: Reitterer (2006)
  8. Siehe dazu die ausführliche Würdigung der Geschichte des Elefantenstuhls nebst zahlreichen Quellen und Detailfotos bei Opll (2004), S. 255–273
  9. Elefantenstuhl, Foto
  10. Opll (2004) S. 255
  11. Opll (2004), S. 232, Anm. 11.
  12. INCURIA RECTORIS (nach Reitterer, 2006: durch die Unachtsamkeit des Pflegers), nicht: IN CURIA RECTORIS (wie Opll, 2004: im Hof des/eines Rectors); vgl. Opll (2006), S. 337.
  13. Vgl. dazu Opll (2004), S. 242 f.
  14. Oettermann (1982), S. 28–38
  15. Laura Stagno: L'hospitaggio a Genova de Maximiliano re di Boemia e di altri Asburgo della linea imperiale. In: Genova e l'Europa continentale (Austria, Germania, Svizzera). Opere, artisti, committenti, collezionisti, a cura di Piero Boccardo e Clario Di Fabio. Mailand, 2004; S. 117 ff.; Jaroslav Panek: The expedition of the Czech noblemen to Italy within period 1551–1552. A contribution to history of international relations in the field of culture, politics and finances in the 16th century. In: Historica (Historical Sciences in Czechoslovakia), 30, 1990; S. 29 ff. Nach: Opll (2006), Anm.n 6 und 7, S. 338
  16. Opll (2006), S. 341