„Niderviller Keramik“ – Versionsunterschied

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{{Belege}}'''Niderviller Fayence''' ist eine französische Keramik- und [[Hartporzellan]]manufaktur in [[Niderviller]], [[Lothringen]], ([[Grand Est]]), [[Frankreich]].
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== Geschichte ==
== Geschichte ==
[[1735]] beauftragte Anne-Marie André-Defontaine, eine ortsansässige adlige Witwe, den Keramikmeister Matthias Lesprit aus [[Badonviller]] mit der Errichtung einer Töpferei auf ihren Ländereien in [[Niderviller]]. Die anfängliche wirtschaftliche Situation verlief unbefriedigend, woraufhin sie die Geschäftsleitung Jean-Baptiste Malriat übertrug, ohne dass sich die wirtschaftliche Situation der Manufaktur wesentlich verbesserte. Die angewachsenen Schulden veranlassten den Neffen Madame André-Defontaines zum Verkauf der Manufaktur am 4. September 1748 an den Direktor der königlichen Münzprägeanstalt in Straßburg Jean-Louis Beyerlé. Dieser setzte die Fayenceproduktion fort, stellte qualifizierte Arbeitskräfte ein und behielt Jean-Baptiste Malriat als Geschäftsführer.
[[1735]] beauftragte Anne-Marie André-Defontaine, eine ortsansässige adlige Witwe, den Keramikmeister Matthias Lesprit aus [[Badonviller]] mit der Errichtung einer Töpferei auf ihren Ländereien in [[Niderviller]]. Die anfängliche wirtschaftliche Situation verlief unbefriedigend, woraufhin sie die Geschäftsleitung Jean-Baptiste Malriat übertrug, ohne dass sich die wirtschaftliche Situation der Manufaktur wesentlich verbesserte.
== "Beyerlé-Zeit" ==
Die angewachsenen Schulden veranlassten den Neffen Madame André-Defontaines zum Verkauf der Manufaktur am 4. September 1748 an den Direktor der königlichen Münzprägeanstalt in Straßburg Jean-Louis Beyerlé. Dieser setzte die Fayenceproduktion fort, stellte qualifizierte Arbeitskräfte ein und behielt Jean-Baptiste Malriat als Geschäftsführer.


[[1759]] endete der Vertrag mit Malriat und Beyerlé stellte den jungen Maler und Chemiker François-Antoine Anstett ein. Dieser verbesserte die Produktion und Beyerlé begann mit dem Aufbau einer Porzellanmanufaktur. Anstett engagierte hierzu Joseph Seeger aus Wien, der über das Geheimnis der Porzellanherstellung verfügte, sowie den Bildhauer Philippe Arnold aus Frankenthal und den Maler Frederick Adolph Tiépou aus Sachsen.
[[1759]] endete der Vertrag mit Malriat und Beyerlé stellte den jungen Maler und Chemiker François-Antoine Anstett ein. Dieser verbesserte die Produktion und Beyerlé begann mit dem Aufbau einer Porzellanmanufaktur. Anstett engagierte hierzu Joseph Seeger aus Wien, der über das Geheimnis der Porzellanherstellung verfügte, sowie den Bildhauer Philippe Arnold aus Frankenthal und den Maler Frederick Adolph Tiépou aus Sachsen.


Zum Vertrieb der Ware im Rheintal eröffnete Anstett [[1764]] ein Geschäft in [[Straßburg]]. Straßburg als freie Reichsstadt und Niderviller als Teil des Herzogtums Lothringen sollte die Manufaktur vor dem Königlichen Buntmalmonopol von [[1745]] für [[Vincennes]] und [[1759]] für die dann in [[Sèvres]] ansässige Manufaktur schützen, dass das Anbringen farbiger Hintergründe und Vergoldungen untersagte. Niderviller wurde jedoch nicht vom Monopol ausgenommen.
Zum Vertrieb der Ware im Rheintal eröffnete Anstett [[1764]] ein Geschäft in [[Straßburg]]. Straßburg als freie Reichsstadt und Niderviller als Teil des Herzogtums Lothringen sollte die Manufaktur vor dem Königlichen Buntmalmonopol von [[1745]] für [[Vincennes]] und [[1759]] für die dann in [[Sèvres]] ansässige Manufaktur schützen, dass das Anbringen farbiger Hintergründe und Vergoldungen untersagte. Niderviller wurde jedoch nicht vom Monopol ausgenommen.
== "Custine-Zeit" ==

Auf Grund dieser ungünstigen Entscheidung verkaufte Beyerlé am 6. Dezember [[1770]] die Manufaktur an [[Adam-Philippe de Custine]] für 400.000 Livre. François-Antoine Anstett führte die Manufaktur bis [[1778]] weiter, danach übernahm François-Henri Lanfrey als Mitinhaber die Leitung. Er vergrößerte das Werk und kaufte eine [[Kaolin]]-Lagerstätte in [[Saint-Yrieix-la-Perche|Saint-Yrieix]] bei [[Limoges]] hinzu.
Auf Grund dieser ungünstigen Entscheidung verkaufte Beyerlé am 6. Dezember [[1770]] die Manufaktur an [[Adam-Philippe de Custine]] für 400.000 Livre. François-Antoine Anstett führte die Manufaktur bis [[1778]] weiter, danach übernahm François-Henri Lanfrey als Mitinhaber die Leitung. Er vergrößerte das Werk und kaufte eine [[Kaolin]]-Lagerstätte in [[Saint-Yrieix-la-Perche|Saint-Yrieix]] bei [[Limoges]] hinzu.


Während der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] wurde Baron de Custine, der die französischen Truppen bei der [[Belagerung von Mainz (1793)]] befehligt hatte, wegen Hochverrats angeklagt und am 19. August [[1793]] zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn hingerichtet. Sein Besitz wurde als "Nationales Eigentum" verkauft. François-Henri Lanfrey führte die Manufaktur zunächst unter Zwangsverwaltung mit 15 Mitarbeitern weiter, bis er sie [[1802]] vollständig erwerben konnte. Ab [[1819]] exportierte er Porzellan aus Niderviller nach Russland, in die Schweiz, nach Italien und nach Deutschland.
Während der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] wurde Baron de Custine, der die französischen Truppen bei der [[Belagerung von Mainz (1793)]] befehligt hatte, wegen Hochverrats angeklagt und am 19. August [[1793]] zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn hingerichtet.
== Nach Custine ==
Sein Besitz wurde als "Nationales Eigentum" verkauft. François-Henri Lanfrey führte die Manufaktur zunächst unter Zwangsverwaltung mit 15 Mitarbeitern weiter, bis er sie [[1802]] vollständig erwerben konnte. Ab [[1819]] exportierte er Porzellan aus Niderviller nach Russland, in die Schweiz, nach Italien und nach Deutschland.


Lanfrey starb [[1827]], seine Söhne verkauften das Unternehmen für 25.000 Franken an die Familie Dryander, die bereits eine Fayencefabrik in [[Saarbrücken]] besaß.
Lanfrey starb [[1827]], seine Söhne verkauften das Unternehmen für 25.000 Franken an die Familie Dryander, die bereits eine Fayencefabrik in [[Saarbrücken]] besaß.
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Nach [[1945]] wurde die Manufaktur modernisiert und unter ihrem Leiter Guy Barreau orientierte sich die Produktion in den 1950er Jahren von der industriellen zurück zur manuellen Fertigung. 1996 ging die Faïencerie de Niderviller wieder in Familienbesitz über. Mit 98 Mitarbeitern gehört sie zusammen mit der Kristallfabrik Portieux 1705 und dem Kristallhersteller Vallérysthal 1705 zu der französischen Gruppe Faïence & Cristal de France.
Nach [[1945]] wurde die Manufaktur modernisiert und unter ihrem Leiter Guy Barreau orientierte sich die Produktion in den 1950er Jahren von der industriellen zurück zur manuellen Fertigung. 1996 ging die Faïencerie de Niderviller wieder in Familienbesitz über. Mit 98 Mitarbeitern gehört sie zusammen mit der Kristallfabrik Portieux 1705 und dem Kristallhersteller Vallérysthal 1705 zu der französischen Gruppe Faïence & Cristal de France.
== Literatur ==

* {{Literatur
| Autor=Emile Decker
| Herausgeber= Université du Luxembourg
| Titel=Faïencerie de Niderviller, 1735 - en cours
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Version vom 27. Januar 2019, 14:44 Uhr

Niderviller Fayence ist eine französische Keramik- und Hartporzellanmanufaktur in Niderviller, Lothringen, (Grand Est), Frankreich.

Geschichte

1735 beauftragte Anne-Marie André-Defontaine, eine ortsansässige adlige Witwe, den Keramikmeister Matthias Lesprit aus Badonviller mit der Errichtung einer Töpferei auf ihren Ländereien in Niderviller. Die anfängliche wirtschaftliche Situation verlief unbefriedigend, woraufhin sie die Geschäftsleitung Jean-Baptiste Malriat übertrug, ohne dass sich die wirtschaftliche Situation der Manufaktur wesentlich verbesserte.

"Beyerlé-Zeit"

Die angewachsenen Schulden veranlassten den Neffen Madame André-Defontaines zum Verkauf der Manufaktur am 4. September 1748 an den Direktor der königlichen Münzprägeanstalt in Straßburg Jean-Louis Beyerlé. Dieser setzte die Fayenceproduktion fort, stellte qualifizierte Arbeitskräfte ein und behielt Jean-Baptiste Malriat als Geschäftsführer.

1759 endete der Vertrag mit Malriat und Beyerlé stellte den jungen Maler und Chemiker François-Antoine Anstett ein. Dieser verbesserte die Produktion und Beyerlé begann mit dem Aufbau einer Porzellanmanufaktur. Anstett engagierte hierzu Joseph Seeger aus Wien, der über das Geheimnis der Porzellanherstellung verfügte, sowie den Bildhauer Philippe Arnold aus Frankenthal und den Maler Frederick Adolph Tiépou aus Sachsen.

Zum Vertrieb der Ware im Rheintal eröffnete Anstett 1764 ein Geschäft in Straßburg. Straßburg als freie Reichsstadt und Niderviller als Teil des Herzogtums Lothringen sollte die Manufaktur vor dem Königlichen Buntmalmonopol von 1745 für Vincennes und 1759 für die dann in Sèvres ansässige Manufaktur schützen, dass das Anbringen farbiger Hintergründe und Vergoldungen untersagte. Niderviller wurde jedoch nicht vom Monopol ausgenommen.

"Custine-Zeit"

Auf Grund dieser ungünstigen Entscheidung verkaufte Beyerlé am 6. Dezember 1770 die Manufaktur an Adam-Philippe de Custine für 400.000 Livre. François-Antoine Anstett führte die Manufaktur bis 1778 weiter, danach übernahm François-Henri Lanfrey als Mitinhaber die Leitung. Er vergrößerte das Werk und kaufte eine Kaolin-Lagerstätte in Saint-Yrieix bei Limoges hinzu.

Während der Französischen Revolution wurde Baron de Custine, der die französischen Truppen bei der Belagerung von Mainz (1793) befehligt hatte, wegen Hochverrats angeklagt und am 19. August 1793 zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn hingerichtet.

Nach Custine

Sein Besitz wurde als "Nationales Eigentum" verkauft. François-Henri Lanfrey führte die Manufaktur zunächst unter Zwangsverwaltung mit 15 Mitarbeitern weiter, bis er sie 1802 vollständig erwerben konnte. Ab 1819 exportierte er Porzellan aus Niderviller nach Russland, in die Schweiz, nach Italien und nach Deutschland.

Lanfrey starb 1827, seine Söhne verkauften das Unternehmen für 25.000 Franken an die Familie Dryander, die bereits eine Fayencefabrik in Saarbrücken besaß. Jedoch musste Louis Guillaume Dryander bereits 1830 aufgrund der Konkurrenz aus Limoges die Herstellung von feinem Porzellangeschirr wieder einstellen und stellte auf die Produktion von Geschirr für den Alltagsgebrauch um. Er führt industrielle Arbeitsprozesse ein, die die Menge der produzierten Waren erhöhten. Im Jahr 1840 beschäftigte er 53 Mitarbeiter.

1864 gab Louis Guillaume Dryander die Geschäftsführung auf und übertrug sie seinen Söhnen, die in der Folge hauptsächlich Geschirr herstellen.

Während der Annektierung Lothringens durch das deutsche Reich firmierte Niderviller als „Steingutfabrik Niederweiler AG“, nachdem die Manufaktur 1886 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Nach dem ersten Weltkrieg führte sie wieder Ihren französischen Namen als „S.A. Faïencerie de Niderviller“.

Nach 1945 wurde die Manufaktur modernisiert und unter ihrem Leiter Guy Barreau orientierte sich die Produktion in den 1950er Jahren von der industriellen zurück zur manuellen Fertigung. 1996 ging die Faïencerie de Niderviller wieder in Familienbesitz über. Mit 98 Mitarbeitern gehört sie zusammen mit der Kristallfabrik Portieux 1705 und dem Kristallhersteller Vallérysthal 1705 zu der französischen Gruppe Faïence & Cristal de France.

Literatur

  • Emile Decker: Faïencerie de Niderviller, 1735 - en cours. Hrsg.: Université du Luxembourg.

Koordinaten: 48° 42′ 43,2″ N, 7° 6′ 22,9″ O