„Vesuvianit“ – Versionsunterschied

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Version vom 15. Juni 2011, 00:07 Uhr

Vesuvian(it)
Vesuvianit aus Alchuri, Shigar Valley, Pakistan
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel (Ca,Na)19(Al,Mg,Fe)13(SiO4)10(Si2O7)4(OH,F,O)10
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate, Germanate
System-Nummer nach
Dana

58.02.04.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol ditetragonal-dipyramidal [1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6 bis 7
Dichte (g/cm3) 3,32 bis 3,47
Spaltbarkeit undeutlich
Bruch; Tenazität uneben bis muschelig, splittrig
Farbe grün, gelb, hellblau, violett, braun, farblos
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Fettglanz, matt
Kristalloptik
Doppelbrechung δ = δ = 0,003 bis 0,006 [2]
Pleochroismus schwach

Vesuvianit (früher kurz Vesuvian), auch Idokras oder Jewreinowit genannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate, sowie der Abteilung der Gruppensilikate. Es kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ca,Na)19(Al,Mg,Fe)13(SiO4)10(Si2O7)4(OH,F,O)10[3] und entwickelt kurze, prismatische bis säulige oder tafelige Kristalle, aber auch radialstrahlige, körnige, massige Aggregate in grüner, gelber, hellblauer, violetter oder brauner Farbe. Auch farblose Kristalle sind bekannt.

Besondere Eigenschaften

Aufgrund wechselnder, chemischer Zusammensetzung zeigt Vesuvianit große Schwankungen in seinen physikalischen Eigenschaften. Verschiedentlich wird auch schwacher Pleochroismus beobachtet, der bei grünen Kristallen zwischen gelbgrün und gelbbraun, bei gelben Kristallen zwischen gelb und fast farblos und bei braunen Kristallen zwischen gelbbraun und hellbraun schwankt.

Etymologie und Geschichte

Erstmals als eigenes Mineral wurde Vesuvianit 1795 von Abraham Gottlob Werner erkannt. Er benannte es nach dem einzigen damals bekannten Fundort, dem Vesuv in Italien, der darum auch als Typlokalität gilt. Eine erste genaue chemische Analyse führte Martin Heinrich Klaproth durch. Dabei erkannte er auch die Übereinstimmung mit einer von Erich G. Laxmann 1790 in Sibirien gefundenen und für Hyazinth (eine Zirkon-Varietät) gehaltenen Mineralprobe.[4] Eine zweite Bezeichnung ist Idokras (griech. "gemischte Form") als Verweis auf seine gemischten Kristallformen.

Modifikationen und Varietäten

  • Californit - grün, wird fälschlicherweise oft als Vesuvian-Jade bezeichnet
  • Cyprin - himmelblaue Varietät aus Norwegen
  • Egeran - Varietät mit prismatisch-stängeligen Kristallen

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten Systematik der Minerale nach Strunz (8. Auflage) gehört der Vesuvianit noch zur allgemeinen Abteilung der „Gruppensilicate (Sorosilicate)“, wo er zusammen mit Flurvesuvianit, Manganvesuvianit und Wiluit eine eigene Gruppe bildet.

Seit der Überarbeitung der Strunz'schen Mineralsystematik in der 9. Auflage ist auch diese Abteilung präziser unterteilt nach der Art der in der Verbindung auftretenden Silicatkomplexen und der Koordinierung der beteiligten Kationen. Der Vesuvianit steht entsprechend zusammen mit der an zugeordneten Mineralen unveränderten Vesuvianitgruppe in der neuen Unterabteilung der „Gruppensilicate mit gemischten SiO4- und Si2O7-Gruppen; Kationen in oktahedraler [6] und größerer Koordination“.

Die im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Vesuvianit ebenfalls in die Abteilung der Gruppensilicate, dort allerdings in die Unterabteilung der „Gruppensilikate mit insularen, gemischten, einzelnen und größeren Tetraedergruppen und Kationen in [6] und höherer Koordination; Einzel- und Doppelgruppen (n=1,2)“, wo er ebenfalls zusammen mit Fluorvesuvianit, Manganvesuvianit und Wiluit eine eigene Gruppe, die Vesuvianitgruppe, bildet.

Bildung und Fundorte

Vesuvianit bildet sich entweder metamorph oder hydrothermal in calciumreichen Gesteinen wie beispielsweise Skarn, Marmor oder Rodingite. In seltenen Fällen entsteht Vesuvianit auch in alkalischen, magmatischen Gesteinen. Begleitminerale sind unter anderem Grossular, Wollastonit und Diopsit.

Weltweit konnte Vesuviant bisher (Stand: 2009) an 960 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem bei Monzoni in Italien, Asbestos/Quebec in Kanada, Hazlov in Tschechien, Crestmore/Kalifornien und Franklin/New Jersey in den USA

Kristallstruktur

Vesuvianit kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P4/nnc mit den Gitterparametern a = 15,678 Å und c = 11,828 Å[5] sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle[1].

Verwendung als Schmuckstein

Vesuvianit in Form eines Trommelsteins

Da Vesuvianit ein Mineral von mittlerer Härte und geringer Spaltungsneigung ist, wird er gerne als Schmuckstein verwendet. Klare Kristalle erhalten dabei einen Facettenschliff, trübe Varietäten eher einen Cabochonschliff oder werden zu Trommelsteinen verarbeitet.

Aufgrund seiner Farbe kann Vesuvianit mit Demantoid, Diopsid, Epidot, Hyazinth, Peridot oder Sinhalit verwechselt werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Webmineral - Vesuvianite (englisch)
  2. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Mindat.
  3. IMA/CNMNC List of Mineral Names - Fluorvesuvianite (englisch; PDF 1,8 MB; S.298)
  4. Martin Heinrich Klaproth: Untersuchung des Vesuvians. In: Beiträge zur chemischen Kenntniss der Mineralkörper. 2. Band, 1797, S.27-38(eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. American Mineralogist Crystal Structure Database - Vesuvianite (englisch, 2007)

Literatur

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 88.
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 217.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3, S. 202.
Commons: Vesuvianite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien