Frankfurt-Oberrad
Oberrad 16. Stadtteil von Frankfurt am Main | |
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Koordinaten | 50° 6′ 2″ N, 8° 43′ 27″ O |
Fläche | 2,708 km² |
Einwohner | 13.650 (31. Dez. 2022) |
Bevölkerungsdichte | 5041 Einwohner/km² |
Postleitzahl | 60599 |
Vorwahl | 069 |
Website | www.frankfurt.de |
Gliederung | |
Ortsbezirk | 5 – Süd |
Stadtbezirke |
380 – Oberrad |
Verkehrsanbindung | |
Straßenbahn | |
Bus | 81 82 |
Quelle: Einwohner mit Hauptwohnung in Frankfurt am Main. (PDF) In: Statistik aktuell, 03/2023. Abgerufen am 7. Juni 2023. |
Oberrad ist seit dem 1. Juli 1900 ein Stadtteil von Frankfurt am Main.
Geographische Lage
Oberrad liegt ca. 3 km südöstlich der Hauptwache am südlichen Mainufer. Historisch handelt es sich um eine geschlossene, dörfliche Siedlung mit regelhaftem Grundriss und einer Kirche in zentraler Ortslage. Die moderne Siedlungsausdehnung richtet sich nach Süden.
Im Norden wird die Gemarkung von Oberrad durch den Main begrenzt, am gegenüberliegenden Ufer liegt der Frankfurter Osthafen im Stadtteil Ostend, im Nordosten grenzt es an den Offenbacher Stadtteil Kaiserlei, im Westen an Sachsenhausen und im Süden an den Frankfurter Stadtwald, der hier den Namen Scheerwald trägt.
Geschichte
Ur- und Frühgeschichte
Ein früheisenzeitliches Fürstengrab, eingebetet in einen Grabhügel von über 36 Metern Durchmesser und 3,5 Metern Höhe, wurde 1966 im Oberräder Eichlehen des Frankfurter Stadtwalds beim Bau der Autobahn geöffnet und anschließend abgetragen. Vermutlich um 700 vor Christus [1] wurde dort ein keltischer Fürst bestattet, als Grabbeigaben wurden sein Schwert, Pferdegeschirre, Trink- und Essgeschirr gefunden. Im Archäologischen Museum Frankfurt zeigt eine Sonderausstellung Der Keltenfürst von Frankfurt eine Rekonstruktion der Grabkammer.
In römischer Zeit verlief eine Römerstraße durch die Oberräder Gemarkung, deren Verlauf der Deutschherrenstraße über die Bernardstraße zu einer vermuteten Römerbrücke in Offenbach-Bürgel und auch nach Steinheim folgte.
Mittelalter
Seit etwa 1100 wurden im Wildbann Dreieich Rodungen vorgenommen. Die älteste erhaltene Erwähnung des Ortes stammt vielleicht von 1151. Unklar ist aber, ob hier Ober- oder Niederrad gemeint ist. Die älteste sichere Erwähnung des Dorfes Oberrad stammt von 1315, als namentlich Rode superior im Reichsforst Dreieich, in königlichem Besitz erwähnt wird. Oberrad gehörte damals zum Gericht und späterem Amt Bornheimerberg.
Die älteste erhaltene Erwähnung einer Kirche stammt von 1270. Sie ist der Heiligen Margarethe geweiht. 1321 gehörte die Kirche zur Pfarrei von St. Bartholomäus in Frankfurt, das auch das Patronatsrecht ausübte. Kirchliche Mittelbehörde war das Archidiakonat des Propstes von St. Bartholomäus in Frankfurt. 1304 stiftete die Begine Mechthild von Rode eine Klause, ein kleines Kloster, hinter dem Friedhof in Rode.
1311 wurde der später als Wasserhof bekannt gewordene Strahlenberger Hof erwähnt. Er ging 1601 an das Erzstift Mainz über und 1803 an die Stadt Frankfurt. Mit der Fleschenburg waren seit 1293 auch die Johanniter in Oberrad begütert.
1317 befand sich Oberrad als Pfand in der Hand von Eberhard von Breuberg, Landvogt der Wetterau. Nach dessen Tod 1330 übertrug König Ludwig IV. das Dorf dessen Töchtern, den Ehefrauen des Grafen Rudolf von Wertheim und des Gottfried von Eppstein. 1331 teilten sich die Herren von Hanau und Eppstein die Dorfherrschaft. 1425 gelangten Dorf und Gericht Oberrad, nachdem sie die Pfandschaft eingelöst hatte, an die Stadt Frankfurt.
1320 verpfändete König Ludwig IV. den Bornheimerberg an Ulrich II. von Hanau. 1336 gestattete der Kaiser der Stadt Frankfurt, den Bornheimerberg an seiner Stelle von Hanau einzulösen. 1351 erneuerte Kaiser Karl IV. allerdings diese Pfandschaft für Hanau. 1434 wurde Graf Reinhard II. von Hanau von Kaiser Sigismund mit dem Bornheimerberg belehnt. Dieses Verhalten des Reichs, das im Gegensatz zu den Rechten der Stadt Frankfurt in Oberrad und an anderen Stellen des Bornheimerbergs stand, führte selbstverständlich zum Streit zwischen Frankfurt und Hanau, der bis 1481 andauerte und dann in einem Vergleich endete: Hanau gab seinen Anspruch auf einzelne Dörfer des Amtes Bornheimerberg auf, darunter auch Oberrad, und bekam dafür das übrige Amt Bornheim zugesprochen. 1484 verlieh König Friedrich III. diese bisher zum Bornheimerberg gehörigen Dörfer, unter anderem also auch Oberrad, dem Rat zu Frankfurt als Lehen. Oberrad war nun eine Landgemeinde der Stadt Frankfurt. In diese Zeit fällt der Bau der Oberräder Landwehr, ein Abschnitt der Frankfurter Landwehr im Süden des Ortes. 1441 folgte die Anlage eines Grabens.
Historische Namensformen
- Rode (1151)
- Rode (1225)
- Roda et Roda
- Rode (1270)
- Rode superior (1315)
- Rod (1317)
- Superior Rode (1321)
- Abirn Rade (1331)
- Obirrode (1332)
- Abirn Rade
- Oberrodde
- Aberrade (1333)
- Obern Rade (1452)
- Oberrodt (1562)
Neuzeit
Im Jahr 1530 wurde die Reformation in Oberroden eingeführt. Bei der Belagerung Frankfurts durch Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg wurde Oberrad 1552 zerstört.
Nachdem lange Zeit Viehzucht in Oberrad dominierte, wechselten die landwirtschaftlichen Aktivitäten ab dem 16. Jahrhundert zunehmend auf Getreide-, Wein-, Obst- und schließlich vor allem auf den Gemüseanbau. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde Oberrad durch seinen ländlichen Charakter und den guten Ruf der Gastronomie zu einem beliebten Ausflugsziel und zum Sommersitz wohlhabender Frankfurter. So traf sich Johann Wolfgang von Goethe mit Marianne von Willemer 1814 und 1815 an der Gerbermühle.
Nach der Annexion Frankfurts durch das Königreich Preußen 1867 wurde Oberrad bis 1886 Teil des Stadtkreises Frankfurt, dann des Landkreises Frankfurt. Im Jahr 1900 wurde es gemeinsam mit Seckbach und Niederrad in die Stadt Frankfurt eingemeindet.
Mit dem Bahnhof Frankfurt-Oberrad der Frankfurt-Offenbacher Lokalbahn erhielt Oberrad bereits 1848 Bahnanschluss. Ab 1873 nutzte auch die Frankfurt-Bebraer Eisenbahn diesen Bahnhof. 1987 wurde er aufgegeben. Heute bestehen Forderungen nach einem Haltepunkt der S-Bahn Rhein-Main an dieser Stelle.
Die Straßenbahn erreichte den Stadtteil 1884, als die Strecke von der Frankfurter Alten Brücke in Sachsenhausen bis zur Buchrainstraße in Oberrad am 18. Februar eröffnet und am 10. April des gleichen Jahres bis zum Mathildenplatz in Offenbach verlängert wurde.
Die katholische Herz-Jesu-Kirche wurde von 1891 bis 1893 errichtet, die evangelische Erlöserkirche von 1912 bis 1914. Im Rahmen des Projekts Neues Frankfurt entstand 1929-1930 die Siedlung Nonnenpfad und die Tellersiedlung.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberrad durch Bombenangriffe der Royal Air Force im Oktober 1943 und März 1944 zu 90% zerstört. 1951 begann der Wiederaufbau in größerem Umfang. Da das Siedlungsgebiet des Ortes trotz der Nähe zu den Innenstädten von Frankfurt und Offenbach nicht direkt an die angrenzenden Stadtteile anschließt, ist aber der dörfliche Charakter bis heute erhalten geblieben.
Seit 1950 ist die Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt-Oberrad beheimatet. Bis 1956 wurde die kriegszerstörte Erlöserkirche vom Architekten Alfred Schild in moderner Form wiederaufgebaut.
Im Jahr 2007 eröffnete das ehrenamtlich geführte Heimatmuseum Oberrad in der Wiener Straße.[2]
Einwohnerentwicklung
- 1425: 24 Männer und 7 Witwen
- 1484 35 Männer, 6 Söhne und 4 Knechte
- 1726: 110 Gemeindsleute, 17 Witwen, 13 Beisassen und 3 Beisassenweiber
- 1812: 1.378 Einwohner
- 1834: 1.899 Einwohner
- 1840: 2.060 Einwohner
- 1846: 2.089 Einwohner
- 1852: 2.198 Einwohner
- 1858: 2.310 Einwohner
- 1864: 2.707 Einwohner
- 1871: 3.377 Einwohner
- 1875: 4.609 Einwohner
- 1885: 5.868 Einwohner
- 1895: 7.179 Einwohner
- 1900: 8.400 Einwohner
- 1910: 8.943 Einwohner
- 1925: 8.703 Einwohner
- 1933: 8.345 Einwohner
- 1939: 7.540 Einwohner
- 1946: 3.286 Einwohner
- 1950: 4.897 Einwohner
- 1961: 8.382 Einwohner
- 1975: 11.367 Einwohner
Wirtschaft
Der nördliche Teil von Oberrad zwischen Ortskern und Main ist geprägt durch weitläufige Felder von Gärtnereibetrieben und der Stadtteil bekam daher seinen Ruf als „Gärtnerdorf“. Insgesamt zwölf landwirtschaftliche Betriebe bewirtschaften in Oberrad zusammen eine Fläche von rund 130 Hektar, fast die Hälfte der Gesamtfläche des Stadtteils. Neben den Kräutern für die Frankfurter Grüne Soße werden hauptsächlich Feldsalat und Rauke angebaut. Seit dem 21. Mai 2007 gibt es in Oberrad das Grüne-Soße-Denkmal. Es besteht aus sieben Gewächshäusern in verschiedenen Grüntönen, deren jedes eine der Zutaten repräsentiert.
Dagegen gibt es nur wenige Industriebetriebe und keine größeren Einkaufszentren, aber kleinere Betriebe des Einzelhandels und ausgedehnte Wohngebiete. Mehr als 300 Firmen enthält das Mitgliederregister des Gewerbevereins Oberrad. Die meisten Ladenlokale weist die Offenbacher Landstraße auf, deren zentrale Lage auch Durchreisende dazu animiert, hier einzukaufen.
Verkehr
Heute verkehren die Linien 15, 16 und 18 (samstags) der Straßenbahn durch den Stadtteil und enden an der Haltestelle Offenbach Stadtgrenze. Seit dem Fahrplanwechsel 2010/11 fahren durch Oberrad die Buslinien 81 und 82.
Rudererdorf
Am Mainufer nördlich von Oberrad bilden die Bootshäuser von fünf Frankfurter Rudervereinen das sogenannte Rudererdorf. Die angeschlossenen Vereinslokale sind wegen ihrer Biergärten mit Blick auf den Main ein beliebtes Ausflugsziel.
Literatur
- Hans-Jürgen Becker: Das Gericht Bornheimer Berg. In: Überlieferung, Bewahrung und Gestaltung in der rechtsgeschichtlichen Forschung. 1993, S. 1–21.
- Barbara Demandt: Die mittelalterliche Kirchenorganisation in Hessen südlich des Mains – Schriften des Hessischen Landesamtes für geschichtliche Landeskunde 29 (1966), S. 140.
- H. O. Keunecke: Die Münzenberger 1978, S. 271. (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 35), S. 312-313
- Gerhard Kleinfeldt, Hans Weirich: Die mittelalterliche Kirchenorganisation im oberhessisch-nassauischen Raum – Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau 16 (1937). ND 1984, S. 94.
- Friedrich Lauf: Oberrad. Kleine Chronik eines Dorfes und Stadtbezirkes. 1980.
- Anette Löffler: Die Herren und Grafen von Falkenstein (Taunus): Studien zur Territorial- und Besitzgeschichte, zur reichspolitischen Stellung und zur Genealogie eines führenden Ministerialengeschlechts; 1255–1418. – Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 99. Bd. 1. Darmstadt 1994, ISBN 3-88443-188-9, S. 390-391.
- Wilhelm Müller: Hessisches Ortsnamenbuch. Band 1: Starkenburg. 1937, S. 532ff.
- Regina Schäfer: Die Herren von Eppstein. Wiesbaden 2000, S. 535, 541. (Register) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau), S. 416, 420.
- Heinz Schomann u.a.: Denkmaltopographie Stadt Frankfurt am Main. Braunschweig 1986, S. S. 676–683.
- Philipp Friedrich Schulin: Die Frankfurter Landgemeinden. Frankfurt 1895, S. 36-43.
- Fred Schwind: Die „Grafschaft“ Bornheimer Berg und die Königsleute des Fiskus Frankfurt. In: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte. 14 (1964), S. 1–21.
Weblinks
- Frankfurt-Oberrad bei par.frankfurt.de, der früheren Website der Stadt Frankfurt am Main
- Mein Stadtteil - Meine Heimat (Video)
- Oberrad im Hessischen Ortslexikon in LAGIS
- Webseite des Bürgervereins Oberrad mit vielen historischen Details
- Webseite des Heimat- und Geschichtsvereins Oberrad mit vielen historischen Details
- Website über Oberrad mit Nachrichten und Terminen