Ali Abdullah Salih
Ali Abdullah Salih (arabisch علي عبد الله صالح, DMG ʿAlī ʿAbdullāh Ṣāliḥ, meist Saleh geschrieben; * 21. März 1942 in Bait al-Ahmar[1]; † 4. Dezember 2017[2] in Sanaa) war ein jemenitischer Politiker. Seit dem 18. Juli 1978 war er Präsident der Jemenitischen Arabischen Republik (Nordjemen) und von 1990 bis 2012 Präsident des geeinten Jemens, der Republik Jemen. Zudem war er Vorsitzender der dominierenden Regierungspartei Allgemeiner Volkskongress.
Werdegang
Als junger Mann trat Ali Abdullah Salih in die Armee ein und beteiligte sich von 1962 bis 1968 am Bürgerkrieg im damaligen Königreich Jemen auf der Seite der Republikaner gegen die Royalisten. 1974 war er am Putsch gegen Präsident al-Iryani beteiligt und wurde 1978 Präsident der Jemenitischen Arabischen Republik.
Präsident des vereinten Jemen
Nach mehreren gescheiterten Versuchen gelang am 22. Mai 1990 die Vereinigung mit der Demokratischen Volksrepublik Jemen (Südjemen). Allerdings konnte lange Zeit keine wirkliche Vereinigung der Verwaltung erreicht werden. Im Februar 1994 kam es zum Bürgerkrieg mit dem Süden, als es in der Gegend um Aden zum Aufstand alter Truppen des Südens gegen den vorherrschenden Einfluss des konservativen Nordens kam. Im Juli 1994 war der Aufstand jedoch militärisch niedergeschlagen.
2001 wurde die Amtszeit des Präsidenten von fünf auf sieben Jahre verlängert. Die Präsidentschaftswahlen vom 23. September 2006 gewann Salih mit 77,2 % der abgegebenen Stimmen. Der wichtigste Oppositionskandidat Faisal bin Schamlan erreichte lediglich 21,8 %. Da Art. 162 der jemenitischen Verfassung die Zahl der Amtszeiten auf zwei beschränkt, hätte Salih 2013 nicht erneut für das Präsidentenamt kandidieren können.
Machtverlust 2011
Am 1. Januar 2011 legte Salih Verfassungsänderungen vor, deren wesentlicher Inhalt die Aufhebung der Beschränkung der Amtszeiten war. Dafür solle die Amtsdauer wieder auf fünf Jahre reduziert werden. Die geplanten Verfassungsänderungen lösten Proteste der Opposition aus. Ende Januar 2011 demonstrierten mehrere Tausend Menschen in der Hauptstadt Sanaa und forderten Salih auf, dem Beispiel des Anfang des Monats gestürzten tunesischen Präsidenten Zine el-Abidine Ben Ali zu folgen und die Macht abzugeben.[3] Darauf hin gab Salih im Februar 2011 bekannt, dass er 2013 nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidieren werde.[4] Einen Monat später verkündete er, dass bereits 2011 vorgezogene Neuwahlen stattfinden werden.[5]
Am 3. Juni 2011 wurde Salih bei einem Raketenangriff auf den jemenitischen Präsidentenpalast verletzt, für den der verfeindete Haschid-Stamm von Scheich Sadiq al-Ahmar verantwortlich gemacht wird.[6] Salih wurde – wie sein beim Angriff verletzter Regierungschef Ali Mohammed Mudschawwar – zur Behandlung nach Saudi-Arabien überführt. Anfang August 2011 konnte Salih das Krankenhaus wieder verlassen, er verblieb aber zunächst in Saudi-Arabien.[7] Gemäß der Verfassung wurde Salih während seiner Abwesenheit vom Vizepräsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi vertreten.[8]
Ende August 2011 kündigte die jemenitische Regierung Wahlen noch im laufenden Jahr an. Darüber hinaus beauftragte Salih seinen Stellvertreter, mit der Opposition Gespräche über eine Machtteilung aufzunehmen.[9] Dessen ungeachtet setzte die Opposition ihre Proteste fort. Am 23. September 2011 kehrte Salih überraschend in den Jemen zurück.[10] Anfang Oktober 2011 wiederholte er seine Rücktrittsankündigung. Im selben Monat rief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen Salih einstimmig zu einer geregelten Machtübergabe auf und verurteilte die anhaltende Gewalt sowie Menschenrechtsverletzungen im Jemen. In der Resolution wurde ihm Immunität vor Strafverfolgung gewährt, würde er, einem Plan des Golf-Kooperationsrates folgend, für eine geregelte Machtübergabe binnen 30 Tagen unterzeichnen.[11] Am 23. November 2011 unterschrieb Salih dann ein Abkommen auf der Grundlage des Plans des Golf-Kooperationsrates, das die Machtübergabe an seinen bisherigen Stellvertreter Abed Rabbo Mansur Hadi sowie Neuwahlen innerhalb von 90 Tagen vorsieht. Im Gegenzug wurde Salih und seinen Angehörigen Immunität und freie Ausreise in die Vereinigten Staaten von Amerika zugesichert.[12][13]
Machtübergabe
Am 22. Januar 2012 übergab Salih die Macht an seinen Stellvertreter Abed Rabbo Mansur Hadi und flog in den Oman aus, von wo aus er zu medizinischen Behandlungen in die USA flog.[14] Bis zur Präsidentschaftswahl am 21. Februar 2012 trug Salih offiziell noch den Titel Ehrenpräsident.[15] Am 27. Februar trat Salih mit Abed Rabbo Mansur Hadi gemeinsam im Staatsfernsehen auf. Die Opposition reagierte verärgert darauf und sagte, es gebe keinen demokratischen Wandel im Jemen.[16]
Am 4. Dezember 2017 wurde Salihs Haus in Sanaa nach Angaben der Bewohner von Kämpfern der Huthi-Bewegung angegriffen, nachdem er die bisherige Allianz mit diesen aufgekündigt hatte.[17][18] Einige Medien behaupteten zunächst, er sei auf dem Weg nach Ma'rib getötet worden, was seine Partei bestritt.[19][20] Huthis veröffentlichten ein Video, das angeblich Salihs Körper darstellt. Sein Tod wurde laut CNN von einem leitenden Berater von Salih bestätigt.[21][22]
Siehe auch
Literatur
- Ali Abdallah Saleh in: Internationales Biographisches Archiv 18/2012 vom 1. Mai 2012, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Beate Seel: Ein Fan von Saddam. In: Die Tageszeitung. 31. Januar 2011, abgerufen am 23. September 2011.
- ↑ Jemens Ex-Präsident Saleh getötet. Spiegel Online, 4. Dezember 2017
- ↑ Frankfurter Rundschau: Demokratie-Funke springt auf Jemen über, 27. Januar 2011.
- ↑ Kein Zurückstellen der Uhr. In: ORF. 2. Februar 2011, abgerufen am 23. September 2011.
- ↑ Focus: Jemen: Salih lässt Wahlen noch in diesem Jahr zu, 23. März 2011.
- ↑ AFP: Vier verletzte Politiker aus dem Jemen nach Saudi-Arabien gebracht 4. Juni 2011
- ↑ Spiegel Online: Salih verlässt Klinik in Riad, 7. August 2011.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Tausende feiern die Ausreise des Präsidenten, 5. Juni 2011.
- ↑ Spiegel Online: Präsident Salih offenbar zu Machtwechsel bereit, 12. September 2011.
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Rückkehr auf verbrannten Boden, 23. September 2011.
- ↑ DiePresse.com: UN-Sicherheitsrat fordert Machtwechsel im Jemen, 22. Oktober 2011.
- ↑ DiePresse.com: Jemen: Präsident Saleh gibt Macht ab, 23. November 2011
- ↑ Yemen's Saleh agrees to transfer power. Al Jazeera English, 23. November 2011, abgerufen am 5. Dezember 2011 (englisch).
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Salih in USA eingetroffen ( vom 8. April 2014 im Internet Archive), 30. Januar 2012
- ↑ Spiegel Online: Präsident Salih verlässt Jemen, 22. Januar 2012
- ↑ Jemen-Unruhen: Ex-Präsident Salih provoziert Opposition auf www.focus.de, 27. Februar 2012; abgerufen am 5. Dezember 2017
- ↑ Jemens Ex-Präsident Saleh getötet. Spiegel Online, 4. Dezember 2017, abgerufen am 9. Januar 2018.
- ↑ Gehlen, Martin: Droht der Dreifrontenkrieg? Zeit Online, 3. Dezember 2017, abgerufen am 9. Januar 2018.
- ↑ RT International 4. Dezember 2017: Yemeni ex-President Saleh killed by Houthis following his realignment with Saudis
- ↑ Al Jazeera 4. Dezember 2017: Houthis reportedly gain control of most of Sanaa
- ↑ CNN 4. Dezember 2017: Yemen's former President Ali Abdullah Saleh killed in Sanaa
- ↑ Reuters 4. Dezember 2017: Ex-president Saleh dead after switching sides in Yemen's civil war
Personendaten | |
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NAME | Salih, Ali Abdullah |
ALTERNATIVNAMEN | Saleh, Ali Abdullah |
KURZBESCHREIBUNG | jemenitischer Politiker und Staatspräsident |
GEBURTSDATUM | 21. März 1942 |
GEBURTSORT | Bait al-Ahmar |
STERBEDATUM | 4. Dezember 2017 |
STERBEORT | Sanaa |