Niderviller Keramik
Niderviller Fayence ist eine bedeutende Französische Keramik Manufaktur In Lothringen, (Grand Est), Frankreich. Sie besteht seit 1735 und fertigt auch Hartporzellan.
1735 überträgt Anne-Marie André-Defontaine, eine ortsansässige adlige Witwe, dem Keramikmeister Matthias Lesprit aus Badonviller den Auftrag, eine Töpferei auf ihren Ländereien in Niderviller zu errichten. Die anfängliche wirtschafliche Situation verläuft unbefriedigend und sie überträgt daraufhin die Geschäftsleitung Jean-Baptiste Malriat, ohne das sich dadurch die wirtschaftliche Situation der Manufaktur wesentlich verbessert. Die angehäuften Schulden veranlassen den Neffen von Madame André-Defontaine die Manufaktur am 4. September 1748 an Jean-Louis Beyerlé, den Direktor der königlichen Münz- Prägeanstalt in Straßburg zu verkaufen. Beyerlé setzt die Fayenceproduktion fort. Er stellt qualifizierte Arbeitskräfte ein und behält Jean-Baptiste Malriat als Geschäftsführer.
1759 endete der Vertrag mit Malriat und Beyerlé stellt den jungen Maler und Chemiker François-Antoine Anstett ein. Dieser verbessert die Produktion und Beyerlé beginnt mit dem Aufbau einer Porzellanmanufaktur. Anstett engagiert hierzu Joseph Seeger aus Wien, der über das Geheimnis des Porzellanherstellung verfügt, sowie den Bildhauer Philippe Arnold aus Frankenthal und den Maler Frederick Adolph Tiépou aus Sachsen.
Um die Ware aus der Manufaktur zu vertreiben, eröffnet Anstett 1764 ein Geschäft in Straßburg und kann so die Produktion im Rheintal verbreiten. Straßburg als freie Reichsstadt und Niderviller als Teil des Herzogtums Lothringens sollte die Manufaktur vor dem Königlichen Buntmalmonopol von 1745 für Vincennes und 1759 für die dann in Sevres ansässige Manufaktur schützen, dass das Anbringen farbiger Hintergründe und Vergoldungen untersagt. Niderviller wurde jedoch nicht vom Monopol ausgenommen.
Auf Grund dieser ungünstigen Entscheidung verkauft Beyerlé am 6 Dezember 1770 die Manufaktur an Adam-Philippe de Custine für 400 000 Livre. Die Manufaktur wurde von François-Antoine Anstett bis 1778 weitergeführt, danach übernahm François-Henri Lanfrey als Mitinhaber die Leitung. Er vergrößert das Werk und kauft eine Kaolin-Lagerstätte in Saint-Yrieix, bei Limoges hinzu.
Während der Französischen Revolution wird Baron de Custine, der die französischen Truppen bei der Belagerung von Mainz (1793) befehligt hatte, wegen Hochverrats angeklagt und am 19. August 1793 zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn hingerichtet. Sein Eigentum wurde als "Nationales Eigentum" verkauft. François-Henri Lanfrey führt die Manufaktur zunächst unter Zwangsverwaltung mit 15 Mitarbeitern weiter, bevor er sie 1802 vollständig erwerben kann. Ab 1819 exportiert er Porzellan aus Niderviller nach Russland, in die Schweiz, nach Italien und nach Deutschland.
Lanfrey starb 1827, und das Unternehmen wurde von seinen Söhnen für 25.000 Franken an die Familie Dryander, die bereits eine Fayencefabrik in Saarbrücken besaß verkauft. Jedoch musste Louis Guillaume Dryander bereits 1830 aufgrund der Konkurrenz aus Limoges, die Herstellung von feinem Porzellangeschirr wieder einstellen und stellt auf die Produktion von Geschirr für den Alltagsgebrauch um. Er führt industrielle Arbeitsprozesse, die die Menge der produzierten Waren erhöhten ein. Im Jahr 1840 beschäftigte er 53 Mitarbeiter.
1864 gab Louis Guillaume Dryander die Geschäftsführung auf und übertrug sie seinen Söhnen, die in der Folge hauptsächlich Geschirr herstellen.
Während der Annektierung Lothringens durch das deutsche Reich firmiert Niderviller als "Steingutfabrik Niederweiler AG“, nachdem die Manufaktur 1886 zu einer Aktiengesellschaft umgewandelt wurde um nach dem ersten Weltkrieg wieder Ihren französischen Namen als "S.A. Faïencerie de Niderviller" zu führen.
Nach 1945 wird die Manufaktur modernisiert, und unter ihrem Leiter Guy Barreau orientiert sich die Produktion in den 50er Jahren von der industriellen zurück zur manuellen Fertigung. Seit 1996 ist die Faïencerie de Niderviller wieder in einen Familienbesitz übergegangen. Mit 98 Mitarbeitern gehört sie zusammen mit der Kristallfabrik Portieux 1705 und dem Kristallhersteller Vallérysthal 1705 zu der französischen Gruppe Faïence & Cristal de France.