Rüdiger Lucassen

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Rüdiger Lucassen (2019)
Rüdiger Lucassen (2019)
Lucassen während einer Rede im Bundestag (2019)

Rüdiger Lucassen (* 19. August 1951 in Dollerupholz) ist ein deutscher Politiker (AfD), Oberst i. G. a. D. der Bundeswehr, Diplom-Kaufmann, seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages[1] und seit 2019 der Vorsitzende der AfD Nordrhein-Westfalen.

Leben

Lucassen trat nach dem Abitur 1973 als Offizieranwärter der Heeresfliegertruppe in die Bundeswehr ein. Während seiner Dienstzeit studierte er Wirtschaftswissenschaften an der Hochschule der Bundeswehr Hamburg. Nach dem Studium wurde Lucassen zum Luftfahrzeugführer der Heeresfliegertruppe auf der Bölkow Bo 105 ausgebildet. Lucassen absolvierte von 1983 bis 1985 den 28. Generalstabslehrgang des Heeres an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, wo er zum Offizier im Generalstabsdienst ausgebildet wurde. Von 1989 bis 1993 war er Chef einer selbständiger Heeresfliegerstaffel 5 mit 15 Hubschraubern in Mendig und von 1993 bis 1996 Kommandeur der fliegenden Abteilung beim Kampfhubschrauberregiment 36 in Fritzlar. Es folgte 1997 eine Verwendung als Dezernatsleiter für Konzeption und Einsatz der Heeresfliegertruppe im Heeresamt. 1999 wechselte er ins Bundesministerium der Verteidigung als Referent für Flugbetrieb. 2002 wurde Lucassen Leiter Gruppe Weiterentwicklung an der Heeresfliegerwaffenschule in Bückeburg. In dieser Zeit war er auch als in NATO-Arbeitsgruppen tätig. Zuletzt war er ab 2005 wieder im Heeresamt in Köln als Gruppenleiter Zentrale Ausbildungseinrichtungen des Heeres eingesetzt sowie deutscher Vizepräsident des Gemeinsamen Ausschusses für das Deutsch-französische Heeresfliegerausbildungszentrum Eurocopter Tiger auf dem Flugplatz Le Luc-Le Cannet (Frankreich). 2006 schied Lucassen auf eigenen Wunsch aus der Bundeswehr aus. Zuletzt führte er den Dienstgrad Oberst im Generalstab.[2]

Nach dem Ende seiner militärischen Laufbahn gründete Lucassen sein eigenes Unternehmen. Er war Geschäftsführer der pro-ades GmbH, die Dienstleistungen im Bereich der Ausbildung und Beschaffung für militärische und polizeiliche Organisationen anbot.[2]

Lucassen ist verheiratet und hat zwei Kinder.[1]

Politik und Positionen

Lucassen trat 2016 in die AfD ein und ist stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbandes Euskirchen.[3] Zur Bundestagswahl 2017 trat er für die AfD im Bundestagswahlkreis Euskirchen – Rhein-Erft-Kreis II an und wurde über Platz 7 der Landesliste der AfD Nordrhein-Westfalen in den 19. Deutschen Bundestag gewählt. Lucassen ist verteidigungspolitischer Sprecher seiner Fraktion und Obmann im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages.[1] Zudem gehört er als stellvertretendes Mitglied dem Haushaltsausschuss sowie dem Gemeinsamen Ausschuss an.[4] Seit 5. Oktober 2019 ist er alleiniger Vorsitzender des nordrhein-westfälischen Landesverbandes der AfD, nachdem sich der bisherige Vorstand der gleichberechtigten Co-Sprecher Thomas Röckemann und Helmut Seifen entzweit hatte.[5][6]

Lucassen sieht die Landes- und Bündnisverteidigung als erste Aufgabe der Bundeswehr.[7] Auslandseinsätze stuft er als nachrangig ein und fordert für diese stets eine klare Exit-Strategie sowie die Definition des nationalen Interesses.[8][9] Er setzt sich für einen Aufwuchs der Bundeswehr ein und forderte im Zuge dessen eine Personalstärke von 240.000 Soldaten.[7] Lucassen plädiert immer wieder für die Einhaltung der Vereinbarung von Wales 2014 (2-%-Ziel der NATO).[10] Darüber hinaus plädiert er seit Beginn seiner Mandatszeit für die Wiedereinführung der Wehrpflicht.[11] Rüdiger Lucassen ist Mitglied im Untersuchungsausschuss zur Berateraffäre.[12]

Weiterhin setzt er sich für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit der belgischen Partei Vlaams Belang ein.[3][13]

Im Wahlkampf vor der Bundestagswahl 2017 bezeichnete er Politiker wie Martin Schulz als „Schande für Deutschland“ und Angela Merkel als „Gefahr für Deutschland“.[14] Er sieht den Brexit als sinnvolle Konsequenz, weil ein „gleichgeschaltetes Europa“ nicht funktioniere.[15] Zur Vereidigung von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer am 24. Juli 2019 warf er der Bundesregierung Verfassungsbruch vor, da sie die Bundeswehr nicht zur Landesverteidigung nach Art. 87a GG befähige.[16]

Der von ihm geleitete Arbeitskreis Verteidigung der AfD-Bundestagsfraktion veröffentlichte 2019 die Konzeption „Streitkraft Bundeswehr“, in der u. a. Positionen zu Auftrag, Ausbildung und Selbstverständnis des deutschen Militärs festgehalten sind.[17] Das führte zu einem teils in der Öffentlichkeit ausgetragenen Streit zwischen ehemaligen Offizieren um in der Konzeption genutzte Begrifflichkeiten und den Rückhalt der AfD in der Bundeswehr.[18]

Einzelnachweise

  1. a b c Deutscher Bundestag Biografien. Abgerufen am 13. September 2018.
  2. a b Mein beruflicher Werdegang. In: ruediger-lucassen.de. Abgerufen am 10. Januar 2021.
  3. a b Pralinen vom „Vlaams Belang“. In: bnr.de (Blick nach Rechts). 16. Juli 2018, abgerufen am 16. September 2018.
  4. Deutscher Bundestag – Abgeordnete. Abgerufen am 12. September 2020.
  5. https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/afd-landesparteitag-nrw-kalkar-102.html
  6. Ex-Bundeswehroberst wird AfD-Landesschef. Zeit online, 5. Oktober 2019.
  7. a b Bundestagsdebatte 16.05.2018 – Rüdiger Lucassen. AfD Bayern TV, 16. Mai 2018, abgerufen am 16. September 2018.
  8. Sicherheitspolitik. Rüdiger Lucassen, abgerufen am 16. September 2018.
  9. 6. Rede – 21.03.18 – Bundeswehreinsatz in Mali (MINUSMA). In: YouTube. 30. Mai 2018, abgerufen am 16. September 2018.
  10. Deutsche Perspektive auf NATO-Gipfel. In: tagesschau.de. Abgerufen am 16. September 2018.
  11. Der Berufssoldat: Rüdiger Lucassen. In: Das Parlament. Abgerufen am 16. September 2018.
  12. Deutscher Bundestag – Unterausschuss des Verteidigungsausschusses als 1. Untersuchungsaussch… Abgerufen am 26. Oktober 2019.
  13. Wahlkreisbüro in Euskirchen eingeweiht. AfD Kreis Euskirchen, abgerufen am 16. September 2018.
  14. Michael Schwarz: Renner in Euskirchen: AfD-Mitbegründer beschimpft etablierte Parteien als „Clique“. In: Kölner Stadt-Anzeiger. Abgerufen am 16. September 2018.
  15. Ramona Hammes, Franz Küpper: Proteste: Rund 140 Anhänger und Gegner bei Veranstaltung der AfD in Kall. In: Kölnische Rundschau. (Online [abgerufen am 16. September 2018]).
  16. Alexander Weinlein: Deutscher Bundestag – Kramp-Karrenbauer fordert deutliche Erhöhung der Verteidigungsa… Abgerufen am 17. November 2019.
  17. Streitkraft Bundeswehr. (PDF) Abgerufen am 17. November 2019.
  18. Bundeswehr-Offiziere kritisieren AfD. In: tagesschau.de. Abgerufen am 17. November 2019.