Frank Farian

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Frank Farian (2008)

Frank Farian (* 18. Juli 1941 als Franz Reuther in Kirn; † 23. Januar 2024 in Miami) war ein deutscher Musikproduzent, Komponist und Sänger. Er zählte zu den kommerziell erfolgreichsten deutschen Musikproduzenten und gründete Gruppen wie Boney M. und Milli Vanilli. Seine Produktionen verkauften sich weltweit über 800 Millionen Mal.[1]

Leben

Farian wurde im Kriegsjahr 1941 im Hunsrück geboren. Im selben Jahr fiel sein Vater, Kürschner von Beruf, als Soldat an der Ostfront. Farian wuchs mit zwei älteren Geschwistern in Saarbrücken-Altenkessel bei der Mutter, einer Lehrerin, auf. Wegen seines Gesangstalents brachte sie ihn zum Kirchenchor. Im Alter von zwölf Jahren erhielt er eine Gitarre geschenkt, auf der er sich selbst das Spielen beibrachte. Nach dem Abschluss der Volksschule machte er eine Lehre zum Koch und arbeitete in Saarbrücken, Lindau, Splügen und Ettelbrück. Dabei kam er mit GIs und Rock ’n’ Roll in Kontakt. Nach dem Auftritt einer Band in Ettelbrück war er so begeistert, dass er seine Arbeit als Koch aufgab, Musikinstrumente kaufte und eine Band gründete.[2]

Er zog 1961 nach Elversberg und hatte in einem Dachgeschoss ein kleines Tonstudio. Im saarländischen St. Ingbert eröffnete er mit seiner Frau Brigitte Diskotheken: 1967 das Hoch Trepp und später das Rendezvous.[2] Dort wurden seine Bands und Songs vorab in der Öffentlichkeit getestet. Nachdem Farian einige Lieder in Offenbach-Bieber unter anderem mit Boney M. produziert hatte, erwarb er in Rosbach vor der Höhe ein Anwesen mit Wohnhäusern, Schwimmbecken und einem Studio, das er bis zu seinem Tode nutzte. Er besaß ebenfalls Tonstudios in Brüssel, Miami und auf Ibiza.

Aus der 1967 geschlossenen[2] und 1992 geschiedenen Ehe mit Brigitte stammen ein Sohn und die Anfang der 80er geborene Musikerin und Musicalproduzentin Nicole Reuther. Während der von 1988 bis 1998 währenden Beziehung mit seiner Assistentin Ingrid „Milli“ Segieth bekam er 1997 mit dem deutsch-nigerianischen Model Chinya Onyewenjo eine Tochter und 2007 eine weitere Tochter. Nach 15 Jahren Beziehung trennte er sich 2012 von Onyewenjo und deren Freundin Angie trat an deren Stelle.[3][4][5][6]

Frank Farian starb am 23. Januar 2024 im Alter von 82 Jahren in Miami.[7]

Musikalisches Schaffen

Sänger

In Elversberg trat er ab 1961 unter dem Namen Frankie Farian und die Schatten mit seiner eigenen Band auf und coverte in Tanzsälen gängige US-Titel und Soulnummern.[2] Seine erste Platte Shouting Ghost produzierte er 1963 und vertrieb sie selbst.[8] 1964 gab es einen Auftritt im Star-Club, ehe es ab 1965 still um die Band wurde.[2]

Danach verschrieb sich der verschuldete Farian als Solist dem für ihn finanziell aussichtsreicheren Schlager.[2] Er sang Titel wie Dana My Love (1969), So muss Liebe sein (1973), eine Version des Jazzstandards Smoke Gets in Your Eyes, und eine Coverversion des Country-Songs Rocky, die 1975 Platz eins der deutschen Hitparade erreichte.[9] Mit sieben Liedern trat er von 1969 bis 1977 neunmal in der ZDF-Hitparade auf.

Komponist und Produzent

Ab Mitte der 1970er Jahre war Farian Produzent von Popmusik. Seine produktive Zeit als Komponist und Musikproduzent begann mit der Band Les Copains. Danach gründete er weltweit erfolgreiche Gruppen wie Boney M. und Milli Vanilli.

Die erste Single von Boney M. erschien 1975, und erst danach fand Farian über eine Künstleragentur die Mitglieder der Gruppe. Seine größten Erfolge als Produzent hatte Farian 1978 mit der Single Rivers of Babylon und mit dem Album Nightflight to Venus von Boney M. Die Gruppe war nicht nur in den westlichen Nationen erfolgreich, sondern auch auf dem gesamten afrikanischen Kontinent und in der Karibik. Bereits bei Boney M. waren mit Liz Mitchell und Marcia Barrett nur zwei der vier Gruppenmitglieder an den Aufnahmen beteiligt gewesen; die männliche Stimme kam von Farian selbst. Bei Bühnenauftritten für das Fernsehen bewegte Bobby Farrell, der Tänzer der Gruppe, seine Lippen zu Farians Gesang vom Band, bei Live-Konzertauftritten sang Farrell selbst.

Zwischen 1977 und 1980 produzierte er die britische Gruppe Eruption. Mit dem Projekt Far Corporation, an dem unter anderem Bobby Kimball, David Paich, Robin McAuley und Steve Lukather von der US-Band Toto sowie der Schlagzeuger Curt Cress und Leslie Mandoki beteiligt waren, spielte Farian überwiegend Rockklassiker wie Stairway to Heaven von Led Zeppelin, Sebastian von Cockney Rebel und Mother and Child Reunion von Paul Simon ein. Stairway to Heaven war dabei mit dem achten Platz in der britischen Hitparade (1985) der größte Erfolg.

Auch bei Milli Vanilli waren 1988 erste Lieder bereits eingespielt und fertig produziert, bevor die Gruppe, die aus zwei Tänzern bestand, zusammengestellt wurde. Keines ihrer Lieder wurde von dem Duo selbst gesungen. Als dies Ende 1990[10][11] bekanntwurde, führte es zu einem Skandal, und den beiden vermeintlichen Sängern, Fab Morvan und Rob Pilatus, wurde der Grammy aberkannt.

Nach rund 30-jähriger Zusammenarbeit endete 2004 das Vertragsverhältnis zwischen Farian und Hansa (Ariola-Sony BMG). Zwei Jahre später unterschrieb er einen neuen Vertrag bei Sony BMG Deutschland.

Im September 2006 hatte in London das Musical Daddy Cool Premiere, in dem Farian nicht nur viele Hits von Boney M., sondern auch solche von Milli Vanilli, Eruption, No Mercy und La Bouche verarbeitete.[12] Im Frühjahr 2007 kam Daddy Cool auch nach Berlin. Danach arbeitete Farian an dem Projekt Daddy Cool Kids, bei dem auch eine seiner Töchter mitsang.

Verfilmung

In der Filmbiografie Girl You Know It’s True mit Matthias Schweighöfer als Frank Farian wird die Geschichte rund um Milli Vanilli aufbereitet.[13] Der Film kam im Dezember 2023 in die Kinos.[14]

Diskografie

Studioalben

Jahr Titel
Musiklabel
Anmerkungen
1971 So ein Tag
Hansa Musik Produktion
Erstveröffentlichung: 1971
1973 So muß Liebe sein
Hansa Musik Produktion
Erstveröffentlichung: 1973
1976 Rocky
Hansa Musik Produktion
Erstveröffentlichung: Februar 1976
als Far Corporation
 
1985 Division One
Ariola • IMP
Erstveröffentlichung: 1985
1994 Solitude
MCI
Erstveröffentlichung: 31. Oktober 1994

Autorenbeteiligungen und Produktionen (Auswahl)

Auszeichnungen

Veröffentlichungen

  • Frank Farian, Reginald Rudorf, Dieter Kaltwasser: Stupid Dieser Bohlen. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit über den Pop-Hochstapler. Franks Kleiner Buchverlag, Berlin 2004, ISBN 3-9809531-0-6.
Commons: Frank Farian – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Wikinews: Frank Farian – Biographischer Nachruf

Einzelnachweise

  1. Happy Birthday, Frank Farian! In: dw.com. Abgerufen am 13. Mai 2021.
  2. a b c d e f Frank Farian In: smago.de, 23. Januar 2024. Abgerufen am 24. Januar 2024
  3. Frank Farian: „Ich hatte in meinem Leben mehr Hits als Frauen“. In: t-online.de, 23. Januar 2024
  4. Farian tauscht „alte, zickige“ Ex gegen Po-Prinzessin. In: welt.de. 14. März 2012, abgerufen am 26. Januar 2024.
  5. Der Star-Produzent wird zum ersten Mal Opa! In: bunte.de. 2. Dezember 2017, abgerufen am 26. Januar 2024.
  6. Frank Farian. In: welt.de. Abgerufen am 26. Januar 2024.
  7. Frank Farian, Music Producer Who Created Milli Vanilli and Boney M, Dies at 82. In: variety.com. 23. Januar 2024, abgerufen am 23. Januar 2024 (englisch).
  8. Selbstdarstellung (Memento vom 5. Juni 2017 im Internet Archive) auf Farians Website
  9. https://hitparade.ch/song/Frank-Farian/Rocky-384
  10. Chuck Philips: Milli Vanilli’s Grammy Rescinded by Academy. LA Times, 20. November 1990 (englisch)
  11. Chuck Philips: It’s True: Milli Vanilli Didn’t Sing: Pop music: The duo could be stripped of its Grammy after admitting it lip-synced the best-selling ‘Girl You Know It’s True’. In: Los Angeles Times. 16. November 1990, abgerufen am 21. Mai 2017 (englisch).
  12. Frank Farian presented the musical DADDY COOL in Germany (april 2007, ZDF Fernsehgarten). 22. April 2022, abgerufen am 11. September 2023.
  13. Matthias Schweighöfer spielt Musikproduzent Frank Farian in Film über Milli Vanilli. In: Der Spiegel. 28. August 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 20. September 2022]).
  14. Filmstarts: Girl You Know It’s True. Abgerufen am 20. September 2022.
  15. Echo 1997 Deutscher Musikpreis: Die Preisträger (Memento vom 1. Oktober 2011 im Internet Archive)
  16. RSH-Gold Verleihung 1990
  17. RSH-Gold Verleihung 1998