Rádio Renascença

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Rádio Renascença (RR) [ˈʁadiu ʁɯnɐʃˈsẽsɐ] (deutsch Radio Wiedergeburt) ist ein privater Hörfunksender der Katholischen Kirche Portugals. Das Programm des Senders umfasst vor allem auf Informations- und religiöse Sendungen. Dazu kommt Musik mit dem Schwerpunkt auf den 1960er und 1970er Jahren.

Der stärkste Sender von Rádio Renascença befindet sich in der Nähe von Muge, Kreis Salvaterra de Magos (geographische Koordinaten: 39.119939 N / 8.711472 W), der auf 594 kHz mit 100 kW Sendeleistung sendet. Als Antenne wird ein 259 Meter hoher, selbststrahlender Sendemast verwendet, der das höchste Bauwerk in Portugal darstellt.

Die portugiesische Katholische Kirche gründete Rádio Renascença im Jahr 1934, um die katholischen Gläubigen besser zu erreichen und erstmals Gottesdienste zu übertragen. Im Juni 1936 ging Renascença erstmals auf Sendung, zunächst ausgestrahlt von einem einfachen Sendemast im Raum Lissabon. Einen Monat später konnte der Radiosender in die neu eingerichteten Studioräume in der Rua Capello einziehen, die bis heute genutzt werden.

Musikalisch bot Rádio Renascença seit den 1960er Jahren innovativen und wagemutigen DJs immer wieder einen Freiraum, insbesondere im Abend- und Nachtprogramm. So begann der bekannte Radiomoderator António Sérgio 1968 bei Rádio Renascença, wo er ab 1976 mit seinem Programm Rotação (deutsch: Rotation) zum Pionier der Rock-, Punk- und Metal-Szene in Portugal wurde. Und bereits 1963 hatten die Sheiks ihre Inspiration aus der abendlichen Musiksendung 23a hora (deutsch: 23. Stunde) bezogen, bevor sie zur wichtigsten Beatband des Landes wurden.

Rádio Renascença hatte auch während der Nelkenrevolution 1974 eine große Bedeutung, da um 0:21 Uhr am 25. April die erste Strophe des von der Diktatur verbotenen Liedes Grândola, Vila Morena (Grândola, braungebrannte Stadt) über ihn vorgelesen wurde, vom Nachtmoderator, der sich sofort mit den Soldaten solidarisiert hatte, die den Sender wenige Minuten zuvor eingenommen hatten. Danach erklang das Lied selbst, gesungen von dem antifaschistischen Protestsänger Zeca Afonso. Für die portugiesische Bevölkerung war es ein Signal – wenn auch noch nicht festzustellen war, wofür. Für die verschiedenen Einheiten der rebellierenden Militärs, dem Movimento das Forças Armadas (deutsch: Bewegung der Streitkräfte), war es jedoch die vereinbarte Nachrichtenlosung, dass alle Ausgangsstellungen wie geplant bezogen werden konnten, und der Putsch nun in Angriff zu nehmen sei. Rádio Renascença übermittelte somit das Signal des Point of no Return für die Revolution, die das autoritäre Estado Novo-Regime nach über 40 Jahren beendete.[1]

Nach der Nelkenrevolution 1974 wurde der Radiosender im Zuge der neuen Wirtschafts- und Ordnungspolitik zunächst verstaatlicht und zum Organ des Comando Operacional do Continente (COPCON), des radikalen Flügels des Movimento das Forças Armadas.[2] Zwar wurde Rádio Renascença der katholischen Kirche am 25. November 1974 wieder übereignet,[3] doch der Kampf um die Programmhoheit zwischen den portugiesischen Bischöfen, geführt von Kardinal António Ribeiro, dem Patriarchen von Lissabon, einerseits und dem COPCON sowie dessen Unterstützern andererseits dauerte fast das ganze innenpolitisch turbulente Jahr 1975 fort und erreichte seinen Höhepunkt im heißen Sommer (port: Verão Quente) 1975.[4]

1986 begann Rádio Renascença unter dem Namen RFM einen zweiten Kanal zu senden, der das jüngere Publikum ansprechen sollte und bis heute vor allem Lieder aus den 1980er Jahren spielt. 1997 nahm der Sender einen weiteren Kanal mit dem Namen MEGA FM in Betrieb, der ebenso wie RFM vor allem Musik abspielt, dabei jedoch vor allem auf die aktuellen Charts fokussiert ist. Über Renascença und RFM werden teilweise auch speziell zugeschnittene Lokalsendungen übertragen, dazu gibt es Redaktionen in Évora, Braga, Lissabon, Chaves, Porto, Viseu, Leiria und Elvas.

  • Paula Borges Santos: Igreja Católica, Estado e Sociedade, 1968–1975: o Caso Rádio Renascença. Imprensa de Ciências Sociais, Lissabon 2005.

Einzelnachweise

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  1. Hans-Christian Rößler: Die verblassenden Spuren der Nelken. Vor 50 Jahren stürzte eine Gruppe junger Offiziere Portugals faschistisches Regime – was ist davon geblieben? In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. April 2024, S. 8.
  2. Filipe Ribeiro de Meneses: Rezension des Buches Igreja Católica, Estado e Sociedade, 1968–1975: o Caso Rádio Renascença von Paula Borges Santos. In: Análise Social, herausgegeben vom Instituto Ciências Sociais da Universidad de Lisboa, Jg. 41 (2006), Nr. 180, S. 891–894, hier S. 891.
  3. Phil Mailer: Portugal: Die unmögliche Revolution? Aus dem Englischen von Anke Fusek und Felix Kurz. Edition Nautilus, Hamburg 2024, ISBN 978-3-96054-350-3, S. 372.
  4. Filipe Ribeiro de Meneses: Rezension des Buches Igreja Católica, Estado e Sociedade, 1968–1975: o Caso Rádio Renascença von Paula Borges Santos. In: Análise Social, Jg. 41 (2006), Nr. 180, S. 891–894, hier S. 892–893.