Königsbinde
Eine Königsbinde (griechisch διάδημα diadema, deutsch ‚Stirnbinde‘, auch ταινία; lateinisch: taenia) war in der griechischen und römischen Antike – vor allem in hellenistischer Zeit – eines der wesentlichen Insignien herrschaftlicher Würde und Macht.
Etymologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das griechisch-lateinische Wort für Stirnbinde lautet διάδημα (= diadema) und ist vom griechischen dia-dein „umbinden“ abgeleitet. Es bedeutet demnach wörtlich „Umgebundenes“; es besteht auch eine etymologische Verwandtschaft mit dem Wort demos (‚Band‘). Nachgewiesen ist das Wort diadema erstmals bei Xenophon in dessen Schilderung des persischen Königsornates.[1]
Materialien
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Obwohl keine antike Königsbinden mehr erhalten sind, kommen – folgt man den Abbildungen – eigentlich nur gewebte (eventuell auch geflochtene) und hinter dem Kopf verknotete Stoff- oder Lederbänder als Materialien in Frage; meist flattern die Bandenden lose im Wind. Die antiken Quellen schweigen zu der Frage, ob es sich um farbige, eventuell auch golddurchwirkte Bänder gehandelt hat; einige neuzeitliche Autoren sprechen von farblosen weißen Seidenbändern. In jedem Fall unterscheiden sich die Königsbinden der hellenistischen Zeit deutlich von den selteneren metallenen, manchmal auch perlen- und edelsteinbesetzten Diademen und den erst in der Spätantike aufkommenden Kronen. Aus den losen Bandenden entwickeln sich wahrscheinlich die Stoff-Pendilien (inful) an bischöflichen Mitren und päpstlichen Tiaren (siehe Weblink).
Ursprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Herkunft der Stirnbinde als Zeichen königlicher Macht ist letztlich nicht ganz geklärt. Während einige Forscher sie aus den Siegerbinden der olympischen Athleten herleiten, sehen andere achamänidisch-persische Ursprünge, die von Alexander dem Großen (reg. 336–323 v. Chr.) adaptiert und später dann von anderen Herrschern Vorderasiens und des Mittelmeerraumes übernommen wurden.
Vorkommen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Darstellungen von Königen mit Stirnbinden erscheinen hauptsächlich auf Münzprägungen aus hellenistischer Zeit, aber auch bei Königsbüsten derselben Zeit sind sie zu finden. In der römischen Kaiserzeit sind sie weitgehend unbekannt – stattdessen findet sich manchmal ein Lorbeerkranz; in der Spätantike (Diokletian, Konstantin, Theodosius) tauchen – nunmehr perlen- oder edelsteinbesetzte – Stirnbinden als Insignien der Herrscherwürde kurzzeitig wieder auf, werden aber allmählich durch Kronen ersetzt.
Ägypten und Königreich Aksum
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schon einige ägyptische Pharaonen und die späteren Herrscher des Aksumitischen Reiches ließen sich mit einer aufwendiger gestalteten Form der Herrscher- oder Königsbinde darstellen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Abeler: Kronen. Herrschaftszeichen der Welt. Econ, Düsseldorf u. a. 1972, ISBN 3-430-11002-5.
- W. Max Müller: Die Königsbinde der abessynischen Herrscher. In: Orientalistische Literaturzeitung. Bd. 13, Nr. 10, 1910, ISSN 0030-5383, Sp. 425–427.
- Hans-Werner Ritter: Die Bedeutung des Diadems. In: Historia. Zeitschrift für alte Geschichte. Bd. 36, 1987, S. 290–301, (Digitalisat (PDF; 1,07 MB)).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Stirnbinden, Diademe, Kronen – Fotos + Infos (englisch)
- Bischofsmitra mit Pendilien (um 1500) – Foto
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jürgen Abeler: Kronen. Herrschaftszeichen der Welt. 3. verbesserte und erweiterte Auflage. Orb-Verlag Pies, Wuppertal 1976, S. 16.