Codex Gigas

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Januar 2011 um 21:41 Uhr durch 91.3.179.7 (Diskussion) (Inhalt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die berühmte Abbildung des Teufels

Der Codex Gigas ist eines der größten Manuskripte der Welt (daher kommt der Name Gigas, griechisch für „riesig“). Er wurde vermutlich im frühen 13. Jahrhundert im Benediktinerkloster von Podlažice in Böhmen geschrieben und ist auch unter der Bezeichnung Teufelsbibel bekannt, die von einer berühmten Illustration des Teufels in dem Codex herrührt.

Erscheinung

Der Kodex ist reich illustriert

Der Kodex ist in einen hölzernen Umschlag mit Lederbezug und Ornamenten aus Metall gebunden. Mit 92 Zentimeter Höhe, 50 Zentimeter Breite und 22 Zentimeter Dicke ist er das größte bekannte mittelalterliche Manuskript. Er besteht aus 320 Pergamentblättern, jedoch wurden acht dieser Blätter später entfernt. Es ist nicht bekannt, wer aus welchem Grund die Seiten entnommen hat, aber es wird vermutet, dass sie die Disziplinarregeln der Benediktiner enthielten. Der Kodex ist fast 75 Kilogramm schwer. Die Schrift ist eine karolingische Minuskel. Schriftanalysen legen nahe, dass der Kodex nur von einer Person geschrieben wurde, die namentlich jedoch unbekannt geblieben ist. Die Erwähnung eines hermanus inclusus („Hermann der Einsiedler“, vermutlich ein Mönch in Klausur) im Text könnte ein Hinweis auf den Urheber sein.

Geschichte

Nach heutigem Stand wurde der Kodex im Benediktinerkloster von Podlažice geschrieben, das im 15. Jahrhundert durch die Hussiten zerstört wurde. Die Aufzeichnungen im Kodex enden 1229. Der Kodex wurde 1245 in das Zisterzienserkloster Sedletz (tschechisch: Sedlec) verbracht und 1477 in das Benediktinerkloster in Breunau (tschechisch: Břevnov), wo er bis 1593 in der Klosterbibliothek aufbewahrt wurde. Danach wurde er in die Prager Kuriositätensammlung des Kaisers Rudolf II. eingefügt.

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die ganze Sammlung als Beute von der schwedischen Armee beschlagnahmt. Seit 1649 wird das Manuskript in der Kungliga Biblioteket in Stockholm aufbewahrt.

Die Königliche Bibliothek in Stockholm hat 2007 das Buch als Leihgabe dem Prager Klementinum zur Verfügung gestellt, wo es von September 2007 bis März 2008 zu sehen war.

Inhalt

Helle Schrift auf dunklem Grund

Der Kodex enthält die komplette Bibel, Isidor von Sevillas Etymologiae, Flavius Josephus Antiquitates Judaicae, Cosmas von Prags Chronica Boemorum, verschiedene Traktate (bezüglich Geschichte, Etymologie und Physiologie), einen Kalender, eine Liste von Brüdern des Klosters, Wunder und andere lokale Aufzeichnungen. Das ganze Buch ist in Latein geschrieben.

Das Manuskript enthält viele Illuminationen in Rot, Gelb, Grün und Gold. Großbuchstaben sind sorgfältig ausgestaltet, häufig auf der ganzen Seite. Der Kodex weist einen gleichbleibenden Stil auf, und die Art des Schreibens zeigt keine Veränderungen etwa auf Grund von Alter, Krankheit oder Stimmung. Das mag ein Grund für die Annahme sein, Wurstsalat dass das Buch in kurzer Zeit fertiggestellt wurde (siehe auch die Legende).

Blatt 289r zeigt ein sehr berühmtes Bild des Teufels, ungefähr 50 Zentimeter hoch. Auf einigen Seiten davor und danach ist der Text zweispaltig auf dunklem Hintergrund in heller Schrift ausgeführt, was sie vom Rest des Buches unterscheidet. Auf einigen dieser Seiten ist lediglich die zweispaltige Hinterlegung ausgeführt, aber kein Text geschrieben worden. Der Text der anderen Seiten ist je nach Erhaltungsgrad der Schrift gut bis mäßig gut lesbar.

Legende

Nach einer Legende wurde der Kodex von einem Mönch geschrieben, der die Disziplinregeln gebrochen haben und deshalb verurteilt worden sein soll, lebendig eingemauert zu werden. Damit ihm diese harte Strafe erlassen werde, versprach er, zur Lobpreisung des Klosters in einer einzigen Nacht ein Buch zu schreiben, das das gesamte menschliche Wissen enthalten sollte. Nahe Mitternacht erkannte er, dass er diese Aufgabe nicht allein erledigen konnte und verkaufte dem Teufel seine Seele. Der Teufel vervollständigte das Manuskript, und der Mönch fügte das Bild des Teufels hinzu, um so auf den wahren Autor hinzuweisen.

Die Übersetzung der vermutlichen Urhebererwähnung hermanus inclusus als „eingeschlossener Hermann“ ist falsch, diese weist vielmehr auf einen einsiedlerisch lebenden Mönch hin.

Literatur