Benutzerin:Maimaid/Nasim Eshqi
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Nasim Eshqi (persisch نسیم عشقی, geboren 1982 in Teheran) ist eine iranische Sportkletterin und Frauenrechtsaktivistin. Sie ist besonders erfolgreich in den obersten Schwierigkeitsklassen, auch und insbesondere in langen Gebirgstouren. Seit 2022 setzt sie sich vermehrt für Menschen- und Frauenrechte ein und nutzt ihre Bekanntheit als Kletterin, um für diese zu werben.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eshqi wurde 1982 in eine gebildete Teheraner Familie geboren, ihre Mutter war Lehrerin, ihr Vater Universitätsprofessor. Die Familie war eher unpolitisch, nicht sehr gläubig, aber konservativ eingestellt. Sie hat eine jüngere Schwester und zwei Brüder. Eshqui sei als Kind hyperaktiv gewesen, diese Energie lebte sie beim Sport aus. Ab einem Alter von elf Jahren betrieb sie Kickboxen, ein Sport mit Vollkontakt. In diesem Sport wurde sie zehn Mal iranische Meisterin.[1] Um an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen, hätte sie die Haare bedecken und die Kleidervorschriften einhalten müssen. Da sie keine Werbung für das Regime machen wollte, hatte sie sich entschieden, den Sport aufzugeben.[2]
Eshqis Eltern hatten sich mit dem Regime arrangiert und konnten mit dem Widerstand ihrer Tochter schlecht umgehen. Daher entschied sie sich frühzeitig ihr Elternhaus zu verlassen.[3]
Im Jahre 2000 begann sie ein Studium der Sportwissenschaft. Wieder ist Sport für sie ein wichtiges Ventil, diesmal um die Enttäuschung nach ausgebliebenen Reformen im Iran zu verarbeiten. 2005 schloss sie ihr Studium ab.[1] Sie gründete eine Klettersport-Akademie im Iran, um auch anderen Frauen (und Männern) den Sport nahezubringen.
2015 wurde sie von Stefan Glowacz und dessen Unternehmen Red Chili nach Europa eingeladen, sie hatte ein Visum von 30 Tagen.[1] Seit 2022 lebt sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten in Südtirol, Italien[2] und hat mehrere Sponsorenverträge mit Outdoorherstellern.[4]Zwei ihrer Sponsoren haben sich von ihr getrennt, da sie ihr Engagement für Menschenrechte im Iran nicht mittragen wollten.[5] Ihr Haupteinnahmequellen waren seitdem Einnahmen aus Vorträge und aus ihrem Buch.[6]
Aktivismus und Exil
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahre 1999 gab es im Iran massive Studentenproteste, Eshqi war eine von ihnen. Als sie mit anderen Studenten eingekesselt wurde, fürchtete sie um ihr Leben. Sie war enttäuscht und hat sich von der Politik abgewendet.[1] Eshqi wurde mehrere Male von der Sittenpolizei verhaftet und verhört, jede diese Verhaftungen hatte sie psychisch beeinträchtigt und für Monate blockiert.[2] Frei kam sie, wenn ihre Eltern Bestechungsgelder zahlten.[3]
Sie sich für die Rechte der Frauen im Iran ein, insbesondere nach dem Tod von Jina Mahsa Amini im September 2022, den sie konsequent Mord nannte. Nach Aminis Tod war sie von einer Reise nicht mehr in den Iran zurückgekehrt und lebt seitdem in Europa (Stand 2024). Sie machte es sich immer mehr zur Aufgabe auf die Missachtung der Menschenrechte im Iran hinzuweisen. Insbesondere die Unterdrückung der Frauen ist ihr ein Anliegen. Sie will den Menschen im Iran eine Stimme geben und nutzt dafür ihre Bekanntheit als Kletterin.[7] Durch ihr Engagement für Menschen- und Frauenrechte war es ihr verwehrt in den Iran zurück zu kehren, den sie aber nach wie vor als ihre Heimat betrachtet.[6]
Sie hat aber auch eine universelle Botschaft an Frauen, Frauen müssten sich nicht an Männern orientieren. Wenn Frauen etwas mit Freude machen, Träume leben, sollen sie niemals die Perspektive der Männer kopieren. Frauen sollten sich trauen und ihre eigene Perspektive und Sicht auf die Dinge des Lebens einnehmen.[2]
Eshqi hat 2023 das Projekt „Wenn die Berge sprechen“ gegründet, das darauf fokussiert jede neue Erstbesteigung einen Namen zu geben, der an die Menschenrechts- oder Frauenbewegung erinnert.[6]
Alpinistische Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Alter von 23 Jahren entdeckte Eshqi das Klettern als sie bei einer Wanderung in den Bergen des Irans zufällig einige Kletterinnen traf. Bis dahin dachte sie, es wäre eine Indoor-Sportart, bei der naturgemäß Regeln vom Regime leichter zu überwachen wäre. Draußen zu sein, in den Bergen, weit weg von der Sittenpolizei bedeutete Unabhängigkeit von den Strukturen des Regimes.[2] Es zog sie immer mehr in die Klettergebiete des Irans. In den Bergen und in der Wildnis konnte sie sich frei entfalten.[1] Dies habe sich aber seit 2022 verändert, seit dem Ausbruch der Revolten kontrolliere das Regime auch die Berge. Auch sei das Klettern ein Sport ohne Gegner, entscheidend sei Technik, Balance und Koordination.[4]
Wesentliche Stationen von Eshqis Kletterkarierre
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2009 zog sie in die Vereinigten Arabischen Emirate, wo sie in einer Kletterhalle arbeitete.
2003 bestieg sie den Damawand (5604 m), den höchsten Berg Irans.
2012 gelang ihr die erste freie Begehung und erste Frauenbegehung der Hamedan-Route an der Nordwand des Alam-Kuh (4850 m) im Schwierigkeitsgrad VIII+/IX-.
2014 erreichte sie als erste Iranerin den Schwierigkeitsgrad X im Vorstieg.
Eshqi hat über 70 neue Kletterrouten im Iran eröffnet.
Sie ist auch international aktiv und hat in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der Türkei, Indien und mehreren europäischen Ländern geklettert.
Wesentliche Erstbegehungen von Eshqi
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Iran: Sie hat über 70 neue Routen geklettert und eröffnet; speziell werden 50 neue Kletterrouten im Iran erwähnt.
International: Sie hat neue Routen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Armenien, Georgien, der Türkei und dem Oman eingerichtet.
In Europa: In Chamonix, Frankreich: „Rise up for human rights“ - ihre erste Route dort als Teil des Projekts „When Mountains Speak“. In den Dolomiten, Italien: „Women love freedom“ – ihre zweite Route in diesem Projekt.
Gesamtzahl: Insgesamt wird erwähnt, dass sie weltweit mehr als 80 neue Kletterrouten eröffnet hat.
Spezifische Routen: 2015: Erstbegehung von „A girl for all seasons“, IX-, 250 KM, im Sektor Noghre Darre, Bisotun, Nordwestlicher Iran.
Nasim Eshqis Projekt „When Mountains Speak“ zielt darauf ab, weltweit neue Routen zu eröffnen und sie nach Menschenrechtsbewegungen zu benennen.
Herausforderungen als Sportlerin im Iran
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Kletterin im Iran musste Eshqi zahlreiche Hindernisse überwinden. Die strengen Sittengesetze des Landes schreiben vor, dass Frauen in der Öffentlichkeit ein Kopftuch tragen und langärmlige Oberbekleidung tragen müssen. Zudem sind Kontakte zwischen nicht verwandten oder verheirateten Männern und Frauen stark eingeschränkt, was das gemeinsame Klettern erschwert. So ist es z.B. verboten, dass Männer und Frauen gemeinsam klettern.[6] So wurde sie einmal verhaftet, als sie mit anderen Kletterern in einem Klettergebiet im Zelt übernachtet hat.[1]
Ehrungen und Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Im Rahmen des European Outdoor Film Festivals wurde sie 2023 mit dem „21st Century Adventurer Award“ ausgezeichnet, der ihr im Rahmen der Sportmesse ISPO in München verliehen wurde.[8]
- 2022 wurde Eshqi der Albert Mountain Award der Schweizer King Albert I Memorial Foundation verliehen.[9]
Film
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Film „Climbing Iran“ aus dem Jahr 2020 der Regisseurin Francesca Borghetti zeigt Eshqi beim Klettern im Iran.[4]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eshqi lackierte sich die Fingernägel gerne in pink, das stehe für „The Power of Pink“, die Macht der Frauen und den Wunsch, sich frei bewegen und entfalten zu können.[6]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Veröffentlichungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Nasim Eshqi, Francesca Borghetti: Ero roccia ora sono montagna: La mia battaglia per i diritti delle donne in Iran, Verlag Garzanti, 2024, e-book
Weblinks (hier vorerst als Stoffsammlung)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f Tom Dauer: Nasim Eshqi: Die Kraft des Wirbelwinds. In: bergundsteigen.com. Abgerufen am 26. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ a b c d e Katharina Fuchs: Die iranische Profikletterin Nasim Eshqi im VOGUE-Interview: "Der Schwerkraft ist es egal, wer wir sind oder woher wir kommen". 8. März 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024 (deutsch).
- ↑ a b Sebastian Bräuer: Klettern: Nasim Eshqi spricht über ihren Kampf gegen das iranische Regime. In: Neue Zürcher Zeitung. 14. August 2024, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 26. Oktober 2024]).
- ↑ a b c Silvia Süess: Nasim Eshqi : «Das Regime will niemanden lachen sehen». In: WOZ, die Wochenzeitung. 2. Mai 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ Nadine Regel: "Ich habe lange versucht, ein Junge zu sein" – die Kletterin Nasim Eshqi im Gespräch. In: GEO.de. 19. Juli 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ a b c d e Gunnar Meinhardt: Iranische Profikletterin Nasim Eshqi: „Ich empfinde es als Privileg, dass ich noch lebe“ - WELT. In: Welt. Die Welt, 29. Juli 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ Ulrike Nikola: 21st Adventurer Award: Iranerin Nasim kämpft für die Freiheit. In: BR (Bayrischer Rundfunk). 6. Juni 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024.
- ↑ Ulrike Nikola: 21st Adventurer Award: Iranerin Nasim kämpft für die Freiheit. In: br.de. 6. Juni 2024, abgerufen am 9. Oktober 2024.
- ↑ Climbing Iran: Film und Gespräch mit Nasim Eshqi. In: SAC Schweizer Alpin Club. 4. April 2023, abgerufen am 26. Oktober 2024 (Schweizer Hochdeutsch).
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Personendaten | |
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NAME | Eshqi, Nasim |
ALTERNATIVNAMEN | ʿIšqī, Nasīm; ʿAšqī, Nasīm; ʿIshqī, Nasīm; نسیم عشقی |
KURZBESCHREIBUNG | iranische Bergsteigerin und Frauenrechtlerin |
GEBURTSDATUM | 1982 |
GEBURTSORT | Teheran, Iran |