Polen

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Karte Polens mit den Hauptstädten der Woiwodschaften. Markiert sind daneben die wichtigsten Küstengewässer, der größte See und der höchste Berg.

Polen (polnisch Polska [ˈpɔlska] Anhören/?, amtlich Rzeczpospolita Polska, [ʐɛʈ͡ʂpɔsˈpɔlita ˈpɔlska]/?, deutsch Republik Polen) ist eine parlamentarische Republik in Mitteleuropa. Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Landes ist Warschau (polnisch Warszawa), größter Ballungsraum die Metropolregion Silesia. Polen ist ein in 16 Woiwodschaften gegliederter Einheitsstaat. Mit einer Größe von 312.679 Quadratkilometern ist Polen das sechstgrößte Land der Europäischen Union und mit 38,5 Millionen Einwohnern ebenfalls das sechstbevölkerungsreichste. Es herrscht vorwiegend das ozeanische Klima im Norden und Westen sowie das kontinentale Klima im Süden und Osten des Landes.

Im frühen Mittelalter siedelten sich im Zuge der Völkerwanderung Stämme der westlichen Polanen in Gebieten des heutigen Staatsgebietes an. Eine erste urkundliche Erwähnung fand im Jahr 966 unter dem ersten historisch bezeugten polnischen Herzog Mieszko I. statt, welcher das Land dem Christentum öffnete. 1025 wurde das Königreich Polen gegründet, bis es sich 1569 durch die Union von Lublin mit dem Großherzogtum Litauen zur Königlichen Republik Polen-Litauen vereinigte und zu einem der größten und einflussreichsten Staaten in Europa wurde.[5] In dieser Zeit entstand 1791 die erste moderne Verfassung Europas.

Durch die drei Teilungen Polens Ende des 18. Jahrhunderts von den Nachbarstaaten seiner Souveränität beraubt, erlangte Polen mit dem Vertrag von Versailles seine Unabhängigkeit 1918 zurück. Der Einmarsch des Deutschen Reichs und der Sowjetunion am Beginn des Zweiten Weltkrieges und deren Besatzungsherrschaft kostete Millionen, insbesondere jüdische Polen, das Leben. Seit 1952 als Volksrepublik Polen unter sowjetischem Einfluss stehend, kam es 1989 zur politischen Wende zur Demokratie, insbesondere durch die Solidarność-Bewegung. Seit 2004 ist Polen Mitglied der Europäischen Union und eine starke Wirtschaftskraft in Mitteleuropa.

Gemessen am Bruttoinlandsprodukt ist Polen das zweiundzwanzigstreichste Land der Erde mit der einundzwanzigsthöchsten Kaufkraftparität. Im Index für menschliche Entwicklung erreicht Polen die Höchstwertung (very high). Zwischen west- und osteuropäischen Kulturräumen gelegen und durch eine wechselhafte Geschichte geprägt, entwickelte das Land ein reiches kulturelles Erbe. Einige seiner Bürger lieferten wichtige Beiträge in den Naturwissenschaften, der Mathematik, der Literatur, dem Film und der Musik. Polen ist unter anderem Mitglied der Vereinten Nationen, der OSZE, der NATO, des Europarates und der Europäischen Union.

Landesname

Der vollständige Name Polens lautet Rzeczpospolita Polska, auf Deutsch Republik Polen. Der Begriff Rzeczpospolita nimmt dabei explizit Bezug auf die bis 1795 existierende Adelsrepublik und ist keine bloße Übersetzung des Begriffes Republik, auf Polnisch Republika. Im Gegensatz zu dessen lateinischer Bedeutung, Sache des Volkes oder öffentliche Sache, bedeutet der Begriff Rzeczpospolita wortwörtlich gemeinsame Sache.

Der Name Polen leitet sich wiederum vom westslawischen Stamm der Polanen (Polanie) ab, die sich im 5. Jahrhundert im Gebiet der heutigen Woiwodschaft Großpolen um Posen (Poznań) und Gnesen (Gniezno), zwischen den Flüssen Oder (Odra) und Weichsel (Wisła), niederließen. Die Polanen, deren Bezeichnung erst um das Jahr 1000 auftrat,[6] waren größtenteils Ackerbauern, ihr Name entwickelte sich demnach aus dem Wort pole, auf Deutsch Feld.[7]

Geographie

Topographie Polens
Grenze mit Länge[8]
Russland 210 km
Seegrenze zu Russland 22 km
Litauen 104 km
Weißrussland 418 km
Ukraine 535 km
Slowakei 541 km
Tschechien 796 km
Deutschland 467 km
Seegrenze zu Deutschland 22 km
Ostsee[9] 440 km
Summe 3.511 km

Polens Staatsgebiet bedeckt eine Fläche von 312.679 km².[8] Im Norden grenzt es an die Ostsee und die russische Oblast Kaliningrad, im Osten an Litauen, Weißrussland und die Ukraine, im Süden an die Slowakei und Tschechien und im Westen an Deutschland. Insgesamt hat Polen 3.583 Kilometer Staatsgrenze, 524 Kilometer davon in der Ostsee und auf 1.221 Kilometer verläuft die Grenze an Flüssen.[10]

Nördlichster Punkt Polens ist das Kap Rozewie, südlichster der Gipfel des Opołonek in den Bieszczady. Die Entfernung zwischen den beiden Punkten beträgt 649 Kilometer. Der westlichste Punkt ist die Stadt Cedynia, das östliche Pendant ist das Knie des Bug in der Gemeinde Horodło, 689 Kilometer entfernt. Der Gradnetzmittelpunkt liegt bei Ozorków, der Schwerpunkt weicht geringfügig davon ab.[11]

Das Gebiet Polens kann in sechs geographische Räume eingeteilt werden. Von Nord nach Süd sind dies: die Küstengebiete, die Rückenlandschaften, das Tiefland, die Hochländer, die Vorgebirge und die Gebirge.[12] Die Übergänge zwischen den einzelnen Gebieten sind dabei fließend und werden in der Literatur leicht abweichend abgegrenzt.

Die Küste verläuft im Norden Polens an der Ostsee. Die Küstenniederungen sind schmal und um das Stettiner und das Frische Haff zungenförmig ausgeweitet. Die Landschaften bestehen aus flachen, breiten Tälern und ausgedehnten Grundmoränenplatten. Vor allem sandige, lehmhaltige und Moorböden dominieren die Bodenarten.[13]

Die Rückenlandschaft ist während der Eiszeiten entstanden, was sich durch die Gestaltung durch End- und Grundmoränen zeigt. Davon setzt sich deutlich die Sanderfläche im südöstlichen Teil ab.

Zu den zusammenhängenden Tieflandgebieten zählen das Warschauer Becken und das Tiefland Podlachiens.[14]

Die polnischen Hochländer können in zwei Hauptteile unterschieden werden, das Kleinpolnische (Wyżyna Małopolska) und das Lubliner Hochland (Wyżyna Lubelska).[15]

Zu den Vorgebirgslandschaften zählen das Schlesische Tiefland und die Beckenlandschaft der Vorkarpaten.[16]

Im Süden Polens befinden sich die polnischen Mittelgebirge, des Krakau-Tschenstochauer Jura, das Heiligkreuzgebirge, die Beskiden, die Waldkarpaten und die Sudeten. Die höchste Erhebung, die Hohe Tatra, ist ein geologisch sehr vielseitiges Hochgebirge.

Geologie

Granitfelsen in der Hohen Tatra
Geologische Baueinheiten des tieferen Untergrundes. Das Deckgebirge ist als vertikale Schraffur dargestellt.

Der tiefere Untergrund Polens wird von einem Mosaik verschiedener Krustensegmente unterschiedlicher Herkunft und Zusammensetzung aufgebaut. Zwar treten die älteren Bestandteile nur in den südlichen Randbereichen des Landes auf, weil große Flächen in Nord- und Zentralpolen von jungen Sedimenten bedeckt sind, durch Tiefbohrungen ist aber auch in diesen Bereichen der Aufbau des Untergrundes bekannt.

Grundgebirge

Nordöstlich einer Linie, die durch die Orte Ustka an der Ostsee und Lublin markiert wird, stehen im Untergrund Gesteine an, welche die südwestliche Fortsetzung des Kontinents Baltica bilden. Es handelt sich um hochmetamorphe Gneise und Granulite, die während der Svekofennidischen Orogenese vor 1,8 Milliarden Jahren letztmals deformiert wurden. Diese Gesteine wurden vor 1,5 Milliarden Jahren von Anorthositen und Rapakivi-Graniten intrudiert und unterlagen in der Folgezeit einer langsamen Abtragung. Ab dem Kambrium war dieser alte Kraton, der Baltische Schild, von einem Flachmeer bedeckt, dessen geringmächtige Ablagerungen sich bis ins Silur nachweisen lassen.

Südwestlich an den Baltischen Schild schließt sich die 100 bis 200 km breite Zone der Kaledoniden an. Die Grenzzone zwischen den Kaledoniden und dem Baltischen Schild, die Tornquistzone, lässt sich von Dänemark bis in die Dobrudscha verfolgen. Die Gesteine des kaledonischen Gebirgszuges entstanden am Nordrand Gondwanas und wurden von diesem am Ende des Kambriums als langgestreckter, schmaler Mikrokontinent mit dem Namen Avalonia abgespalten. Der als Tornquist-Ozean bezeichnete Meeresraum zwischen Avalonia und Baltica wurde bis zum Oberordovizium subduziert, wodurch es zur Kollision und Gebirgsbildung kam. Im nördlichen Heiligkreuzgebirge (Lysagoriden) findet man kaledonisch deformierte Schelfsedimente des Baltischen Schildes, wohingegen der südliche Teil (Kielciden) präkambrische Gesteine enthält, die ursprünglich Teile Gondwanas waren. Auch das Małopolska-Massiv im Südwesten des Heiligkreuzgebirges ist gondwanidischen Ursprungs, allerdings driftete es unabhängig von Avalonia nach Norden und gelangte erst im Rahmen von Seitenverschiebungen bei der jüngeren, variszischen Orogenese in seine heutige Position.

Die dritte große Baueinheit wird von den variszisch deformierten Sudeten gebildet. Im frühen Ordovizium löste sich eine weitere Gruppe von Mikrokontinenten vom Nordrand Gondwanas und driftete durch die Subduktion des Rheischen Ozeans auf Baltica zu. Diese Kleinkontinente, zu denen die Böhmische Masse und das Saxothuringikum gehören, kollidierten im Mittel- und Oberdevon mit dem Südrand Balticas. Dabei entstanden auf polnischem Gebiet die Westsudeten (auch Lugikum genannt), mit ihren hochgradig metamorphen Paragneis-Folgen, in die die Granite des Iser- und Riesengebirges eindrangen. Schon im Karbon wurden abgesunkene Teile des variszischen Gebirges von ausgedehnten, baumbestandenen Niedermooren eingenommen, die heute in den Flözen des Oberschlesischen Steinkohlereviers dokumentiert sind.

Das jüngste Gebirge ist im südlichen Polen in den Karpaten aufgeschlossen. Im Eozän hatte sich die Tethys geschlossen und die Adriatische Platte, ein Sporn Gondwanas, kollidierte mit dem Südrand Europas. Im polnischen Anteil der Karpaten wurden Sedimentgesteine des Mesozoikums und des Paläogens nach Norden auf das ältere Grundgebirge überschoben.

Deckgebirge

Im Perm begann im heutigen Zentralpolen eine kontinuierliche Absenkung des gefalteten Untergrundes, so dass dort bis zu 10 km mächtige Sedimentgesteinsschichten abgelagert wurden. Im Rotliegenden enthalten die Ablagerungen noch Gesteine vulkanischen Ursprungs, aber ab dem Zechstein herrschten marine Bedingungen vor; in abgeschnürten Lagunen kam es auch zur Bildung von Steinsalz. Im Buntsandstein zog sich das Meer zurück und es wurden bis zu 1.400 m kontinentale Sande abgelagert. Danach wurde das Gebiet bis zum Ende des Mesozoikums vorwiegend von einem Flachmeer bedeckt, in dem Kalksteine und Tone zur Ablagerung kamen. Auch das ältere Grundgebirge (Heiligkreuzgebirge und Sudeten) war bis zum Ende der Kreide von diesen jungen Sedimenten bedeckt. Erst im frühen Paläogen vor etwa 55 Millionen Jahren kam es zu einer Heraushebung der alten Gebirgsmassive. In Zentralpolen wurden während des Paläogens und Neogens wurden nur etwa 250 m Sande und Tone abgelagert. Weite Bereiche des polnischen Tieflandes liegen unter einer nahezu geschlossenen Decke von Moränenmaterial, sowie Kiesen und Sanden, die von den Gletschern der letzten Eiszeit aus Skandinavien herantransportiert wurden.

Flüsse

Die Weichsel bei Grudziądz

Die längsten Flüsse sind die Weichsel (Wisła) mit 1.022 km, der Grenzfluss Oder (Odra) mit 840 km, die Warthe (Warta) mit 795 km und der Bug mit 774 km.[8] Der Bug verläuft entlang der polnischen Ostgrenze. Die Weichsel und die Oder münden, wie zahlreiche kleinere Flüsse in Pommern, in die Ostsee. Die beiden Flüsse bestimmen das hydrographisch-fluviatile Gefüge Polens.[17] Die Alle (Łyna) und die Angrapa (Węgorapa) fließen über den Pregel und die Hańcza über die Memel in die Ostsee. Daneben entwässern einige kleinere Flüsse, wie die Iser in den Sudeten, über die Elbe in die Nordsee. Die Arwa aus den Beskiden fließt über die Waag und die Donau (Dunaj), genauso wie einige kleinere Flüsse aus den Waldkarpaten, über den Dnister ins Schwarze Meer. Pro Jahr fließen 58,6 km² Wasser ab, davon 24,6 als Oberflächenabfluss.[18]

Die polnischen Flüsse wurden schon sehr früh zur Schifffahrt genutzt. Bereits die Wikinger befuhren während ihrer Raubzüge durch Europa mit ihren Langschiffen die Weichsel und die Oder. Im Mittelalter und der Neuzeit, als Polen-Litauen die Kornkammer Europas war, gewann die Verschiffung von Agrarprodukten auf der Weichsel Richtung Danzig (Gdańsk) und weiter nach Westeuropa eine sehr große Bedeutung, wovon noch viele Renaissance- und Barockspeicher in den Städten entlang des Flusses zeugen.

Seen

Polen gehört mit 9.300 geschlossenen Gewässern, deren Fläche einen Hektar überschreitet,[19] zu den seenreichsten Ländern der Welt. In Europa weist nur Finnland mehr Seen pro km² als Polen auf. Die größten Seen mit über 100 km² Fläche sind Śniardwy (Spirdingsee) und Mamry (Mauersee) in Masuren sowie das Jezioro Łebsko (Lebasee) und das Jezioro Drawsko (Dratzigsee) in Pommern. Neben den Seenplatten im Norden (Masuren, Pommern, Kaschubei, Großpolen) gibt es auch eine hohe Anzahl an Bergseen in der Tatra, von denen das Morskie Oko der flächenmäßig größte ist. Der mit über 100 m tiefste See ist der Hańcza-See in der Seenplatte von Wigry, östlich von Masuren in der Woiwodschaft Podlachien. Gefolgt wird er von dem Drawsko mit 83 m sowie dem Bergsee Wielki Staw Polski (dt. Großer Polnischer See) im „Tal der fünf polnischen Seen“.[20]

Zu den ersten Seen, deren Ufer besiedelt wurden, gehören die der Großpolnischen Seenplatte. Die Pfahlbausiedlung von Biskupin, die von mehr als 1.000 Menschen bewohnt wurde, gründeten bereits vor dem 7. Jahrhundert v. Chr. Angehörige der Lausitzer Kultur. Die Vorfahren der heutigen Polen, die Polanen, bauten ihre ersten Burgen auf Seeinseln (ostrów). Der legendäre Fürst Popiel soll im 8. Jahrhundert von Kruszwica am Gopło-See regiert haben. Der erste historisch belegte Herrscher Polens, Herzog Mieszko I., hatte seinen Palast auf einer Wartheinsel in Posen.

Küste

Dünen im Slowinzischen Nationalpark

Die polnische Ostseeküste ist 528 km lang und erstreckt sich von Świnoujście (Swinemünde) auf den Inseln Usedom und Wolin im Westen bis nach Krynica Morska auf der Frischen Nehrung (auch Weichselnehrung genannt) im Osten. Die polnische Küste ist zum großen Teil eine sandige Ausgleichsküste, die durch die stetige Bewegung des Sandes aufgrund der Strömung und des Windes von West nach Ost charakterisiert wird. Dadurch bilden sich viele Kliffe, Dünen und Nehrungen, die nach dem Auftreffen auf Land viele Binnengewässer schaffen, wie z. B. das Jezioro Łebsko im Slowinzischen Nationalpark bei Łeba. Die bekanntesten Nehrungen sind die Halbinsel Hel und die Frische Nehrung. Die größte polnische Ostseeinsel ist Wolin. Die größten Hafenstädte sind Gdynia (Gdingen), Danzig (Gdańsk), Stettin (Szczecin) und Świnoujście. Die bekanntesten Ostseebäder sind Świnoujście, Sopot (Zoppot), Międzyzdroje (Misdroy), Kołobrzeg (Kolberg), Łeba (Leba), Władysławowo (Großendorf) und Jurata.

Gebirge

Nationalpark Góry Stołowe
Pieniny in den Karpaten

Die drei wichtigen Gebirgszüge Polens sind von West nach Ost die Sudeten, die Karpaten und das Heiligkreuzgebirge. Alle drei gliedern sich wiederum in kleinere Gebirge. Das Gebirge mit der höchsten Reliefenergie sind die Sudeten, gefolgt vom Heiligkreuzgebirge, beide mit Werten von teilweise über 600 m/km².[21]

Charakteristisch für die Sudeten sind sanfte, gleichmäßige Oberflächen in den Höhenlagen und schroffe Ausformungen in den Tallagen. Der höchste Teil der Sudeten ist das Riesengebirge. Der ursprünglich das Gebirge bedeckende Mischwald wurde von Fichtenwäldern verdrängt.[22] Ab 1250 Metern beginnt die Krummholzzone.[23]

Die polnischen Karpaten haben größtenteils den Charakter eines Mittelgebirges, nur in der Tatra ist das Gebirge als Hochgebirge einzustufen. In den äußeren Bereichen der Karpaten herrschen weiche Formen vor, im inneren Bereich ist ein eher alpiner Bereich mit Karen, Hörnern, Hang- und Trogtälern.[24] Die Tatra gehört größtenteils zur Slowakei, in welcher auch die höchsten Erhebungen liegen.[25]

Berge mit über 2000 m Höhe befinden sich alle in der Tatra. Mit 2499 m ist ein Nebengipfel des Rysy mit dem Meerauge (Morskie Oko), einem Karsee, der höchste Gipfel. Weitere Gipfel sind Mięguszowiecki Szczyt Wielki (2438 m), Niżnie Rysy (2430 m), Mięguszowiecki Szczyt Czarny (2410 m), Mięguszowiecki Szczyt Pośredni (2393 m). Die zweithöchste Gebirgskette in Polen sind die Beskiden mit der Babia Góra (1723 m) als höchstem Gipfel.[8] Gefolgt werden sie vom Riesengebirge, dessen Schneekoppe (Śnieżka) mit 1602 m die höchste Erhebung der Sudeten darstellt.[8]

Der mit 2 m unter dem Meeresspiegel am tiefsten gelegene Punkt Polens befindet sich bei Raczki Elbląskie in der Nähe von Elbląg (Elbing) im Weichseldelta.

Bodennutzung

27 Prozent des Landes sind von Wald bedeckt.[26] Kiefern- und Buchenwälder dominieren in weiten Teil Polens.[27] Nordwestpolen wird dabei von Buchen dominiert, Richtung Nordosten treten verstärkt Fichten auf. In den Gebirgen Südpolens finden sich vor allem Eichenmisch- und Tannen-Buchenwälder.[27]

Über die Hälfte der Fläche Polens wird landwirtschaftlich genutzt, wobei allerdings die Gesamtfläche der Äcker zurückgeht und gleichzeitig die verbliebenen intensiver bewirtschaftet werden. Die Viehzucht ist insbesondere in den Bergen weit verbreitet. Über ein Prozent der Fläche (3.145 km²) werden in 23 Nationalparks geschützt. In dieser Hinsicht nimmt Polen den ersten Platz in Europa ein. Drei weitere sollen in Masuren, im Krakau-Tschenstochauer Jura und in den Waldkarpaten neu geschaffen werden. Die meisten polnischen Nationalparks befinden sich im Süden des Landes. Zudem werden Sumpfgebiete an Flüssen und Seen in Zentralpolen geschützt, sowie Küstengebiete im Norden. Hinzu kommen zahlreiche Reservate und Schutzgebiete.

Flora und Fauna

Wisent im Nationalpark von Białowieża

Die Anzahl der Tier- und Pflanzenarten ist in Polen EU-weit am höchsten, ebenso die Anzahl der bedrohten Arten.[28] So leben hier etwa noch Tiere, die in Teilen Europas bereits ausgestorben sind, etwa der Wisent (Żubr) im Białowieża-Urwald und in Podlachien sowie der Braunbär in Białowieża, in der Tatra und in den Waldkarpaten, der Wolf und der Luchs in den verschiedenen Waldgebieten, der Elch in Nordpolen, der Biber in Masuren, Pommern und Podlachien. In den Wäldern trifft man auch auf Nieder- und Hochwild (Rotwild, Rehwild und Schwarzwild). Zudem gibt es im Osten Polens auch Urwälder, die nie von Menschen gerodet wurden, wie der zuvor erwähnte Urwald von Białowieża. Große Waldgebiete gibt es auch in den Bergen, Masuren, Pommern und Niederschlesien.

Polen ist das wichtigste Brutgebiet der europäischen Zugvögel. Rund ein Viertel aller Zugvögel, die im Sommer nach Europa kommen, brütet in Polen. Dies gilt insbesondere für die Seenplatten und die oftmals durch eigene Nationalparks geschützten Sumpfgebiete, u. a. die Gebiete des Nationalparks Biebrza (seit 1993), des Nationalparks Narew (seit 1996) und des Nationalparks Warthe (Warta, seit 2001). Auch der Tiefland-Urwald des Nationalparks Białowieża (seit 1932) ist ein großes Brutgebiet für Zugvögel.[29]

Klima

Niederschlagskarte Polens

Das Klima Polens ist ein gemäßigtes Übergangsklima. Hier trifft die trockene Luft aus dem eurasischen Kontinent mit der feuchten Luft des Atlantiks zusammen. Im Norden und Westen herrscht vor allem ein gemäßigtes Seeklima, im Osten und Südosten Kontinentalklima.[30] Als Trennlinie gilt die Achse zwischen oberer Warthe und unterer Weichsel.[31]

Im Juli bis September wehen die Winde meist aus westlicher Richtung, im Winter, besonders im Dezember und Januar, dominieren Winde aus Osten. Im Frühjahr und Herbst wechseln die Windrichtungen zwischen West und Ost. Die Windgeschwindigkeit liegt im Norden in der Regel zwischen 2 und 10 m/s, in den Bergen misst man auch Winde von über 30 m/s. In der Tatra treten Föhnwinde auf.[30]

An 120 bis 160 Tagen beträgt die Bewölkung über 80 Prozent, an 30 bis 50 Tagen ist die Bewölkung unter 20 Prozent.[30] Mit 1700 mm pro Jahr im mehrjährigen Mittel fallen in der Tatra die höchsten Niederschläge, die geringsten Niederschläge fallen mit unter 500 mm nördlich von Warschau, am Gopło-See, westlich von Posen und bei Bydgoszcz. Weiter nördlich steigen die Niederschläge wieder auf 650 bis teilweise 750 mm.[32] Die niederschlagreichsten Monate sind der April und der September.[33] Im unteren Oder-Warthe-Gebiet fällt an etwa 30 Tagen Schnee, im Nordosten, den Karpaten und in den Beskiden sind es 100 bis 110 Tage. In den Gebirgen bleibt der Schnee 200 oder mehr Tage liegen.[33]

Die Jahresmitteltemperatur beträgt 5 bis 7 °C auf den Anhöhen der Pommerschen und Masurischen Seenplatte sowie auf den Hochebenen. In den Tälern des Karpatenvorlands, der Schlesischen und Großpolnischen Tiefebene beträgt sie 8 bis 10 °C. In den höheren Gebieten der Karpaten und Sudeten liegt die Temperatur bei 0 °C.[30] Der wärmste Monat ist der Juli mit Mitteltemperaturen zwischen 16 und 19 °C. Dabei beträgt sie auf den Gipfeln von Tatra und Sudeten 9 °C, an der Küste 16 °C und in Zentralpolen 18 °C. Der kälteste Monat ist der Januar. Frost gibt es von November bis März. An der unteren Oder und der Küste an durchschnittlich 25 Tagen und bis zu 65 Tagen im Nordosten um Suwałki.[30]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung von Polen 1960–2009

Demographische Struktur

Polen hat mit etwa 38 Millionen Einwohnern die achtgrößte Bevölkerungszahl in Europa und die sechstgrößte in der Europäischen Union. Die Bevölkerungsdichte beträgt 122 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Geburtenrate betrug 2008 1,31 Kinder pro Frau.[34]

Ethnien

Das heutige Polen ist ethnisch betrachtet ein äußerst homogener Staat, was ungewöhnlich in der polnischen Geschichte ist. Nach der Volkszählung von 2011 sind 99,7 % der Bevölkerung polnische Staatsbürger und 95,53 % davon bezeichnen sich ethnisch als Polen, wobei 2,17 % hiervon neben der polnischen Identität eine weitere angegeben haben.[35] Nach dem Zweiten Weltkrieg war es ein Ziel des kommunistischen Regimes, Homogenität u. a. durch Zwangsumsiedlungen oder Assimilation der ethnischen Minderheiten zu erreichen. In der Verfassung von 1947 wurde Gleichheit der Bürger ohne Ansehen der Nationalität garantiert; jedoch wurden 1960 besondere Rechte für Minderheiten ermöglicht.[36] Seit 1997 ist der Schutz von Minderheiten in der Verfassung verankert.[37]

Zu den nationalen Minderheiten gehören die Deutschen mit 0,28 % (0,068 %), Weißrussen mit 0,12 % (0,081 %), Ukrainer mit 0,12 % (0,068 %) und Russen mit 0,03 % (0,013 %), sowie Litauer, Tschechen, Slowaken und polnische Armenier. Zu den ethnischen Minderheiten gehören Kaschuben mit 0,59 % (0,042 %), Roma mit 0,04 % (0,023 %), Lemken mit 0,03 % (0,013 %) als auch Tataren, Karaim und Juden. Ferner lebt in Polen mit 2,1 % (0,94 %) eine Gruppe von Personen, die sich als Schlesier bezeichnet.[35][38]

Das Gesetz über die nationalen und ethnischen Minderheiten sowie über die Regionalsprache wurde 2005 erlassen. In diesem wird unter anderem geregelt, dass in Gemeinden, in denen mehr als 20 % der Einwohner einer Minderheit angehören, deren Sprache als Hilfssprache genutzt werden kann. Einzige anerkannte Regionalsprache ist Kaschubisch, dennoch sind in Gebieten mit einer deutschen Minderheit Hinweis- und Ortsschilder zweisprachig.[39]

Unter den in den letzten Jahren zugewanderten ausländischen Staatsangehörigen stammen die meisten aus Mitgliedsstaaten der EU, wozu vor allem Personen aus Deutschland, Italien, Frankreich und Bulgarien zählen. Weitere zahlenmäßig relevante Migrationsgruppen stammen aus den Nachbarstaaten Ukraine, Weißrussland und Russland, sowie aus Vietnam, der Volksrepublik China, der Türkei, Kasachstan und Nigeria.[40]

Die Zahl der Auslandspolen weltweit wird auf bis zu 20 Millionen geschätzt.

Sprachen

Polnisches Alphabet

Polnisch ist die Landessprache Polens und gehört der westslawischen Gruppe der indogermanischen Sprachen an.[41] In Polen verwendeten 1990 von den 38 Millionen Einwohnern etwa 37 Millionen Polnisch als Sprache im Alltag.[41]

Daneben gibt es eine Reihe von Minderheitensprachen, die seit 2005 offiziell anerkannt sind:[42]

Zweisprachiger polnisch-weißrussischer Wegweiser bei Białystok in Ostpolen
  • Ethnische Minderheitensprachen:

Auch wenn im Alltagsleben Polnisch dominierte, war Latein bis ins 18. Jahrhundert die Verwaltungs-, Kirchen- und Schulsprache.[41] Die ältesten heute bekannten polnischen Schriftzeugnisse sind Namen und Glossen in lateinischen Schriftstücken, insbesondere in der Bulle von Gnesen des Papstes Innozenz II. von 1136, in der fast 400 einzelne polnische Namen von Ortschaften und Personen auftauchen. Den ersten geschriebenen vollständigen Satz fand man in der Chronik des Klosters Heinrichau bei Breslau. Unter den Einträgen des Jahres 1270 findet sich eine Aufforderung eines Mannes zu seiner mahlenden Frau. „Daj, ać ja pobruszę, a ty poczywaj“, was in der Übersetzung lautet: „Lass mich jetzt mahlen, und du ruh dich aus.“ In der Literatur war Polnisch ab dem 14. Jahrhundert und verstärkt ab dem 16. Jahrhundert in Gebrauch.[41] Im 16. Jahrhundert entwickelte sich auch ein Standardpolnisch.[41] Während der Teilungen Polens Ende des 18. bis Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Polnische durch Russisch bzw. Deutsch verdrängt. Mit dem 1918 wiederentstandenen polnischen Staat wurde die Polnische Sprache zur Amtssprache. Damals sprachen etwa 65 % Polnisch als Muttersprache, die restliche Bevölkerung sprach Ukrainisch, Weißrussisch, Deutsch, Jiddisch und andere. Nach der Westverschiebung der Grenzen ist Polen seit Ende der 1940er Jahre erstmals ein ethnisch relativ homogener Staat. Etwa 95 % bis 98 % der Bevölkerung sind Polen und entsprechend groß ist die Dominanz der polnischen Sprache.

Die Polnische Orthographie basiert auf dem Lateinischen Alphabet, welches um Buchstaben mit diakritischen Zeichen erweitert wurde. Dazu gehören Ą, Ć, Ę, Ł, Ń, Ó, Ś, Ź und Ż. Die Buchstaben Q, V und X sind offiziell Bestandteile des polnischen Alphabets, kommen aber nur in Fremdwörtern vor.

Die Polnischen Dialekte werden traditionell in fünf Gruppen eingeteilt; das Großpolnische, das Kleinpolnische, das Masowische, das Schlesische und das Kaschubische. Hinzu kommen sogenannte gemischte Dialekte in den Gebieten, welche durch die Umsiedlung von Polen nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden.[41] Kaschubisch wird auch als eigenständige Sprache betrachtet.[41]

Etwa 8 Millionen Menschen außerhalb des polnischen Staatsgebietes nutzten Polnisch innerhalb der Familie.[41] Nach Russisch ist Polnisch die am häufigsten gesprochene slawische Sprache.

Religionen

Częstochowa ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte in Polen
Spätgotische Holzkirche im Karpatenvorland Haczów
Evangelische Stabkirche Wang im Riesengebirge (Karpacz)

Seit dem Zweiten Weltkrieg und der Westverschiebung Polens ist das Land größtenteils katholisch. 87 % der polnischen Gesamtbevölkerung sind römisch-katholisch (Anteil der katholisch Getauften an Gesamtbevölkerung, 2011),[43] vor 1939 waren es nur 66 %.[44] Davon geben 54 % an, ihren Glauben auch zu praktizieren.[44] Die zweitgrößte Religionsgemeinschaft ist die orthodoxe Kirche. Zu ihr bekannten sich 2006 0,5 Millionen Menschen, was 1,3 % der Bevölkerung entspricht. Vor 1939 gehörten noch 11 % der Bevölkerung zur orthodoxen Kirche.[45] Weiterhin sind 0,3 % der Bevölkerung Zeugen Jehovas, 0,2 % griechisch-katholisch, ebenso 0,2 % sind evangelisch-lutherisch.[46] Kleinere Minderheiten bilden unter anderem die Altkatholischen Mariaviten, die Polnisch-Katholischen, Pfingstler, Adventisten, Juden und Muslime.[46]

Die heute polnischen Regionen Niederschlesien, Lebus (Ost-Brandenburg), Westpreußen, Hinterpommern und das südliche Ostpreußen waren vor der Vertreibung der ansässigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg mehrheitlich evangelisch-lutherisch. Die ab 1945 aus Oberschlesien und dem Ermland vertriebenen deutschen Bevölkerungsteile waren demgegenüber ebenso wie die dort bereits ansässige und neuangesiedelte polnische Bevölkerung mehrheitlich katholisch.

Ein besonders hohes Ansehen in Polen besitzt der verstorbene Papst Johannes Paul II. (1920–2005), der vor seiner Papstwahl als Karol Wojtyła Erzbischof von Krakau war und eine bedeutende politische Rolle während des Zusammenbruchs des Ostblocks innehatte.[47]

Die polnischen Stämme waren ursprünglich Heiden und hatten, ähnlich wie andere Westslawen, ein polytheistisches Religionssystem, dessen Hauptgott der vierköpfige Świętowit war, dessen Statuen zwischen Pommern (z. B. bei Kap Arkona auf Rügen) und der Ukraine (z. B. der „Antichrist aus dem Zburz“) gefunden wurden. Diese Religion konnte sich teilweise bis ins 14. Jahrhundert behaupten. Insbesondere im Nordosten wurde auch ein Ahnenkult gepflegt, der teilweise bis ins 19. Jahrhundert überdauerte und in der Romantik unter anderem von Adam Mickiewicz in seinem Drama Totenfeier wieder aufgegriffen wurde.

Die polnischen Stämme kamen wahrscheinlich im 9. Jahrhundert über das Großmährische Reich mit dem christlichen Glauben erstmals in Kontakt. Die Wislanen in Kleinpolen wurden zur Zeit der byzantinischen Slawenapostel Kyrill und Method von den Herrschern des Großmährischen Reiches unterworfen. Mährischen Chronisten zufolge soll bereits zu dieser Zeit das Christentum nach slawischem Ritus in der Region um Krakau eingeführt worden sein. Im Jahre 965 heiratete der Herzog von Polen, Mieszko I., die böhmische Prinzessin christlichen Glaubens Dubrawka und ließ sich im folgenden Jahr nach lateinischem Ritus taufen. Damit hatten auch seine Untertanen den neuen Glauben anzunehmen. Polen war jedoch im Mittelalter nie religiös homogen. Noch bevor sich der christliche Glaube endgültig durchsetzen konnte, wanderten in den nächsten Jahrhunderten, begünstigt durch das Toleranzedikt von Kalisz von 1265 Juden aus Westeuropa und Hussiten aus Böhmen nach Polen ein. Durch die Union mit Litauen 1386 und 1569 kamen viele weißrussisch- und ukrainischsprachige orthodoxe Christen unter die Herrschaft der polnischen Könige. Das Luthertum fand seit dem 16. Jahrhundert besonders bei der deutschen Bevölkerung in den nordpolnischen Städten viele Anhänger, während der Kalvinismus beim Kleinadel, der Szlachta, beliebt war. Aus der Reformierten Kirche entstand 1565 die unitarische Kirche der Polnischen Brüder, die in Raków über eine eigene Akademie verfügten und stark von Fausto Sozzini und dem Sozinianismus beeinflusst waren. Der Sejm von 1555 debattierte über die Einführung einer protestantischen Nationalkirche in Polen. Diese wurde zwar nicht eingeführt, doch die Warschauer Konföderation und die Articuli Henriciani von 1573 sicherten die individuelle Glaubensfreiheit in der polnischen Verfassung, daher kam es in Polen nie zu Religionskriegen. 1596 wurde in der Kirchenunion von Brest die griechisch-katholische Kirche gegründet. Im 17. Jahrhundert vermochte die Gegenreformation jedoch die meisten „Andersgläubigen“ auf die katholische Seite zu ziehen.

Gegen Ende des 17. Jahrhunderts siedelte der polnische König Jan Sobieski muslimische Tataren in Podlachien an. Eine relativ große muslimische Minderheit lebte auch um Kamieniec Podolski in Podolien, das zwischen 1672 und 1699 zum Osmanischen Reich gehörte.

Die polnischen Juden sind seit dem 18. Jahrhundert in zwei dominierende Glaubensrichtungen getrennt, die aufgeklärten Haskalen und die orthodoxen Chassiden.

Laut einer repräsentativen Umfrage des Eurobarometers glaubten im Jahr 2005 80 % der Menschen in Polen an Gott, 15 % glaubten an eine andere spirituelle Kraft.[48][49]

Geschichte

Westslawische Stämme in Mitteleuropa im Frühmittelalter

Frühgeschichte und Gründung

Die Römer erwähnten bereits um Christi Geburt die Städte Kalisz und Truso. Germanische Stämme siedelten einige Zeit vor 200 v. Chr. in großen Teilen des heutigen Polens. Textquellen berichten über Goten, Vandalen, Lugier und Burgunder. Archäologische Spuren sind die Przeworsker Kultur (ab 250 oder 200 v. Chr.) und die Wielbark-Kultur (ab etwa 100 v. Chr.). Zwischen 200 n. Chr. und 450 n. Chr. zogen die Ostgermanen weiter ins heutige Italien, Deutschland, Frankreich, Spanien und Tunesien und vermischten sich mit den dortigen Bevölkerungen. Gleichzeitig kamen während der Völkerwanderung andere Völker, darunter die Balten und Slawen in das heutige Polen. Dauerhaft siedelten seit dem 5. Jahrhundert die Westslawen im polnischen Gebiet. Vor der Staatsgründung unternahmen die Wikinger, Ungarn und Mährer Raubzüge nach Polen. Mit dieser Zeit verbindet man auch die Sagen um die ersten Urfürsten Polens Popiel, Piast, Lech und Siemowit.

Das Herzogtum Polen, dessen Name sich vom westslawischen Stamm der Polanen ableitet, ist im frühen 10. Jahrhundert von Poznań (Posen) und Gniezno (Gnesen) aus gegründet worden. Es wurde von 960 bis 992 von Herzog Mieszko I. aus der Dynastie der Piasten regiert, der nach und nach die anderen westslawischen Stämme zwischen Oder und Bug unterwarf.

966 ließ sich Mieszko I. nach römisch-katholischem Ritus taufen. Das Territorium erreichte durch Eroberungen unter Mieszko I. und seinem Sohn Bolesław dem Tapferen Grenzen, die den heutigen Staatsgrenzen sehr nahe kamen. Um 997 schloss Polen ein enges politisch-militärisches Bündnis mit dem ostfränkisch-deutschen Reich, während des Akts von Gnesen im Jahr 1000 wurde die Übereinkunft vom polnischen Herrscher Bolesław I. und Kaiser Otto III. bestätigt. Mit der Krönung Bolesławs im Jahr 1025 wurde Polen in den Stand eines Königreiches erhoben.

Mittelalter und Neuzeit

Polnisch-Litauische Adelsrepublik (1569–1795)

Während der Regentschaft des Piasten Kazimierz I., wurde die Hauptstadt 1040 von Gnesen nach Krakau verlegt. Nach dem Tod von Bolesław III. Schiefmund 1138 wurde die Senioratsverfassung eingeführt, nach welcher die Söhne von Bolesław III. als Juniorherzöge unter dem Seniorat des Ältesten der Dynastie die ihnen unterstehenden einzelnen Landesteile regierten. Bis 1295 dauerte diese feudale Zersplitterung in Polen an. Dieser sogenannte Partikularismus führte zu einer starken politischen Schwächung Polens im 13. Jahrhundert. Polen zerfiel 1138 in sechs unabhängige Herzogtümer: Kleinpolen, Großpolen, Pommern, Pommerellen, Schlesien und Masowien, das sogenannte „Seniorat Polen“. Die Jahre bis zur Wiedervereinigung waren durch feudalistische Territorialzersplitterung geprägt. Das im Osten gelegene Gebiet Kleinpolens zerfiel in das Adelsterritorium Sandomierz, das östliche Großpolen in die Herzogtümer Łęczyca und Sieradz, das westliche Masowien in das Herzogtum Kujawy. Zwei lehnsabhängige Fürstentümer trennten sich unter einheimischen Herrscherhäusern ganz vom Reichsverband und gingen ihre eigenen Wege, so Pommern 1181 unter den Greifen und Pommerellen 1227 unter den Samboriden. Schlesien wurde 1348 im Vertrag von Namslau endgültig ein Teil Böhmens und damit des Heiligen Römischen Reiches. Hinzu kamen in den folgenden Jahrhunderten Eroberungen verschiedener Staaten (Kgr. Böhmen, Mgf. Brandenburg, Deutscher Orden). Auch der Mongolensturm des Jahres 1241, und die nachfolgenden großen Plünderungszüge der Tataren ließen die Bevölkerungszahl in den polnischen Teilfürstentümern schrumpfen.

Anfang des 14. Jahrhunderts wurde Polen unter der Regentschaft von Władysław I. Ellenlang wiedervereinigt. Sein Sohn, Kasimir der Große, setzte den väterlichen Kampf um die Einheit fort und leitete erfolgreich soziale und wirtschaftliche Reformen ein, die Polen zu einer machtvollen Position in Mitteleuropa verhalfen. 1386 heiratete der litauische Großfürst Jagiełło die polnische Königin Jadwiga. Er, Władysław II. Jagiełło, nunmehr zugleich litauischer Großfürst und polnischer König, schuf den mächtigen Doppelstaat Polen-Litauen, der für die nächsten 400 Jahre die Geschicke Mittel- und Osteuropas entscheidend beeinflusste. Nach der Schlacht bei Tannenberg (1410) und der damit verbundenen schweren Niederlage des Deutschen Ordens in Preußen gegen den Doppelstaat Polen-Litauen, stieg das aus Polen und Litauen hervorgegangene Großreich zu einer der führenden Kontinentalmächte auf und war lange Zeit der größte Staat Europas mit Einflusssphären vom Baltischen- zum Schwarzen Meer und von der Adria bis an die Tore Moskaus. Auf Betreiben des letzten polnischen Königs aus der Jagiellonen-Dynastie, Zygmunt August, wurde die Personalunion zwischen Polen und Litauen in Lublin im Jahr 1569 in eine Realunion umgewandelt. Polen und Litauen bildeten seit 1569 die sogenannte Adelsrepublik und damit den ersten modernen Staat Europas mit einem adelsrepublikanischen System und einer Gewaltenteilung.

Teilungen – Unterdrückung und Unabhängigkeitskampf

Polen in den Grenzen von 1772 und spätere Teilungen in den Jahren 1772, 1793, 1795

Die Adelsrepublik stürzte im 17. und 18. Jahrhundert in eine dauerhafte Krise, die durch zahlreiche Kriege (mit Schweden, dem Osmanischen Reich, Russland, Brandenburg-Preußen und Siebenbürgen), fehlende politische Reformen und innere Unruhen gekennzeichnet war. Es kam zur Bildung von Magnaten (sogenannten Konföderationen gegen die Interessen des Staates und des Königs), Kosakenaufständen und dauerhaften Konfrontationen mit den Krimtataren in den südöstlichen Woiwodschaften. Besonders die Wahl ausländischer Dynasten zu polnischen Königen (sie verfügten über keine Hausmacht in Polen und waren vom Wohlwollen des Hochadels abhängig) und die Uneinigkeit innerhalb des polnischen Adels, der Szlachta und Magnaten, schwächten den Staat beträchtlich. Insbesondere die so genannte Sachsenzeit wird dabei aus polnischer Sicht als negativ für den weiteren Bestand des polnischen Staates eingestuft.

Auch die Ratifizierung einer Verfassung 1791, der ersten modernen Verfassung Europas überhaupt, konnte den Niedergang der Adelsrepublik nicht stoppen. In den drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795 wurde Polens innere Schwäche von seinen Nachbarn Preußen, Österreich und Russland ausgenutzt, welche Polen gleichzeitig überfielen und am Ende unter sich aufteilten. Polen wurde damit seiner Souveränität beraubt und in drei unterschiedliche Staaten zerrissen.

Auf Drängen des französischen Kaisers Napoleon entstand 1807, im Rahmen des Friedens von Tilsit, aus den preußischen Erwerbungen der Zweiten und Dritten Teilung ein relativ kleines Herzogtum Warschau, als Vasallenstaat Frankreichs, dem es 1809 gelang, Teile Kleinpolens (Westgalizien) von Österreich zurückzuerobern. Aufgrund der Niederlagen der polnisch-französischen Allianz im Russlandfeldzug 1812 und in der Völkerschlacht bei Leipzig im Jahr 1813 kam es zu keiner Wiederherstellung Polens und das Herzogtum wurde auf dem durch die Teilungsmächte dominierten Wiener Kongress aufgeteilt. Große Teile Großpolens fielen als Provinz Posen wieder an Preußen. Krakau wurde zum Stadtstaat, der Republik Krakau. Der Rest, das sogenannte „Kongresspolen“, wurde als „Königreich Polen“ 1815 in Personalunion mit dem Russischen Kaiserreich verbunden, war also formal bis auf den gemeinsamen Herrscher von Russland unabhängig. Bis 1831 genoss dieses polnische Staatswesen weitgehende Autonomie. Mit dem Aufkommen des Nationalismus beim Übergang von der Feudalgesellschaft zum Kapitalismus wurde durch die zaristische Verwaltung versucht, diese Autonomie Schritt für Schritt abzuschaffen.

Dadurch kam es zum fehlgeschlagenen Novemberaufstand von 1830, in dem die Polen versuchten, die russische Fremdherrschaft und Dominanz abzuschütteln. Mit der Niederlage wurde die polnische Bevölkerung seit 1831 in den preußischen und russischen Besatzungszonen einer verstärkten Germanisierung – den preußischen Volkszählungen zufolge ohne größere Auswirkungen auf die Bevölkerungsverhältnisse – und Russifizierung unterzogen, die nach dem zweiten, gescheiterten Aufstand, dem Januaraufstand von 1863, besonders forciert wurde. Die Bezeichnung Polen wurde verboten und das Land durch die russische Obrigkeit als Weichselland bezeichnet. Ähnlich verfuhren auch die Hohenzollern in Pommerellen und Großpolen: In Volkszählungen tauchen Polen als Nationalität auf, aber als zeitgenössischer geographischer Begriff wird Polen in preußischen Schulbüchern und allen deutschsprachigen Kartenwerken auf den russischen Teil beschränkt. Nur im von Österreich besetzten polnischen Galizien konnten die Polen durch die politischen Reformen des Hauses Habsburg-Lothringen in der Donaumonarchie seit 1867 der geistig-nationalen Unterdrückung in den von Preußen und Russland dominierten Teilen Polens entkommen. Im russischen Teil hingegen bildete die Revolution von 1905 einen Wendepunkt, in dem zunächst sozialistische Forderungen dominierten, später aber die Forderung nach nationaler Unabhängigkeit an Boden gewann.[50]

Unabhängigkeit und die Zweite Republik (1918–1939)

Polen nach dem Frieden von Riga mit Sowjetrussland am 18. März 1921, administrative Aufteilung in Woiwodschaften

Während des Ersten Weltkrieges beschlossen die Kaiserreiche Deutschland und Österreich-Ungarn die Gründung eines selbständigen polnischen Staates auf dem Russland abgenommenen Territorium Kongresspolens. Dies war aber eher eine gegen Russland gerichtete Maßnahme als die Anerkennung des Rechts aller Polen auf Eigenstaatlichkeit. 1916 wurde das in Analogie zum Entschluss des Wiener Kongresses benannte Königreich Polen durch das Deutsche Reich ausgerufen. Durch die Kriegsereignisse bedingt, hatte der Beschluss keine praktischen Auswirkungen.

Nach dem Ersten Weltkrieg erlangte Polen seine Souveränität zurück. Im Friedensvertrag von Versailles wurde die Unabhängigkeit der Republik Polen 1919 im internationalen Rahmen bestätigt. Polen war damit Gründungsmitglied des Völkerbundes. Gleichzeitig wurde im polnischen Minderheitenvertrag vom 28. Juni 1919 der Schutz der deutschen Minderheit in Polen vereinbart.

Durch die Siegermächte wurden in Mittel- und Osteuropa Grenzen nach Bevölkerungsmehrheiten vorgesehen. Federführend war dabei der britische Außenminister Lord George Nathaniel Curzon. Die Weimarer Republik war gezwungen, die preußischen Provinzen Westpreußen und Posen größtenteils aufzugeben. Sie waren im Rahmen der Teilungen Polens vom Königreich Preußen annektiert worden. Unmittelbar danach verließen 200.000 Deutsche die der Republik Polen zugesprochenen Gebiete.

Aufgrund der unklaren politischen Verhältnisse nach dem Zusammenbruch der Hohenzollern- und Romanow-Monarchien kam es während der ersten Konsolidierungsphase des neuen Staates zu Konflikten mit den Nachbarstaaten, zum Beispiel mit Deutschland um Oberschlesien in der Schlacht um St. Annaberg oder um die Stadt Wilna im heutigen Litauen.

Im August 1920 versuchte die Rote Armee während des Polnisch-Sowjetischen-Krieges in der Schlacht von Warschau diese einzunehmen. Dies scheiterte jedoch unter hohen Verlusten und so schlugen die polnischen Truppen den Gegner bis in die Ukraine zurück. Nach dem Sieg Marschall Józef Piłsudskis gegen die Bolschewiken an der Weichsel wurde im Friedensvertrag von Riga am 18. März 1921 Polens Ostgrenze etwa 250 km östlich der Curzon-Linie festgelegt.

Die Curzon-Linie markierte die östliche Grenze des geschlossenen polnischen Siedlungsgebietes, während die östlichen Gebiete eine gemischte Bevölkerungsstruktur aus Polen, Ukrainern, Weißrussen, Litauern, Juden und Deutschen aufwiesen, wobei die Polen in vielen Städten und die anderen Bevölkerungsgruppen auf dem Land dominierten. Während die Bevölkerungsmehrheit der Städte meist römisch-katholisch oder jüdisch war, war die Landbevölkerung überwiegend orthodox. Gleichwohl verfehlte Piłsudski sein Ziel, die Ukraine als unabhängigen „Pufferstaat“ zwischen Polen und Sowjetrussland zu etablieren. In Riga erkannte Polen die Ukraine als Teil der späteren Sowjetunion unter Mykola Skrypnyk an. In den von Sowjetrussland Polen zugesprochenen Gebieten, östlich des Westlichen Bugs, bildeten die Polen 1919 25 % der Bevölkerung, 1939, nach einer Ansiedlungspolitik mit Bevorzugung von Polen während der Amtszeit Piłsudskis, waren es bereits etwa 38 %. Polnische Sprachinseln im je nach Region mehrheitlich ukrainischen oder weißrussischen Umland, waren die Regionen um Pinsk, Łuck, Stanisławów und Lemberg (Lwów). Insgesamt waren in dem Gebiet 1939 von 13,5 Millionen Einwohnern etwa 3,5 Millionen Polen. Die Rajongemeinde Vilnius ist bis heute mehrheitlich polnischsprachig geblieben und die Stadt Vilnius bildet, nach der Zwangsumsiedlung ihrer polnischen Stadtbewohner nach dem Krieg, eine litauische Sprachinsel.

Die innere Konsolidierung des neuen Staates wurde erschwert durch die Zersplitterung der politischen Parteien, die in der Teilungszeit entstandenen unterschiedlichen Wirtschafts-, Bildungs-, Justiz- und Verwaltungssysteme sowie durch die Existenz starker ethnischer Minderheiten (31 % der Gesamtbevölkerung). Außenpolitisch war Polen zunächst in das französische Allianzsystem einbezogen. Eine restriktive Politik gegenüber der deutschen Minderheit, die zur Emigration etwa einer Million deutschsprachiger Staatsbürger führte, die Weigerung der Regierung Stresemann, die neue deutsche Ostgrenze anzuerkennen, ein „Zollkrieg“ um die oberschlesische Kohle sowie der politisch-weltanschauliche Gegensatz zum Sowjetsystem schlossen eine Kooperation Polens mit seinen beiden größten Nachbarn aus.

Am 12. Mai 1926 gewann Marschall Piłsudski nach einem Staatsstreich die Macht (1926–1928 und 1930 als Ministerpräsident, 1926–1935 als Kriegsminister). Zur außenpolitischen Absicherung wurden Nichtangriffsverträge mit der Sowjetunion (1932) und dem Deutschen Reich (1934) geschlossen. Außenminister Józef Beck strebte den Aufstieg Polens zur ostmitteleuropäischen Hegemonialmacht im Rahmen eines neuen Europa von der Ostsee bis zur Adria an, seine Pläne scheiterten jedoch aufgrund der geopolitischen Lage.

Kurz bevor Polen selbst vom nationalsozialistischen Deutschland angegriffen wurde, stellte es im Zuge des Münchener Abkommens territoriale Forderungen an die Tschechoslowakei. Im Oktober 1938 annektierte Polen, gegen den Willen der tschechischen Regierung, das mehrheitlich von Polen bewohnte Olsagebiet, welches 1919 von der Tschechoslowakei besetzt worden war. Am 1. September 1939 wurde Polen vom Deutschen Reich angegriffen. Auch Truppen des deutschen Vasallenstaats Slowakei stießen auf polnisches Gebiet vor. Nachdem die westlichen Teile des Landes an die deutschen Invasoren verlorengegangen waren, begann ab 17. September, unter dem Vorwand des „Schutzes“ der weißrussisch-ukrainischen Bevölkerung, die sowjetische Besetzung Ostpolens. Die Annexion und Aufteilung des polnischen Staatsgebietes war zuvor in einem geheimen Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt von den Diktatoren beschlossen worden. Damit nahm der Zweite Weltkrieg seinen Anfang, in dem 5,62 bis 5,82 Millionen polnische Staatsbürger, darunter fast die Hälfte jüdischer Abstammung, ihr Leben verlieren sollten.[51]

Zweiter Weltkrieg (1939–1945)

Die nach dem Zweiten Weltkrieg von der UdSSR erzwungene Abtretung der Gebiete bis zur Curzon-Linie

Mit dem Angriff Deutschlands auf Polen begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Am 17. September 1939 marschierte die Rote Armee in Ostpolen ein. Anschließend verließ die polnische Regierung in der Nacht vom 17. auf den 18. September 1939 über einen noch freien Grenzübergang Polen und begab sich ins neutrale Rumänien, später nach Paris und 1940 von dort aus nach London und organisierte von dort aus den Widerstand.

Hitler machte frühzeitig klar, dass er die „Liquidierung des führenden Polentums“ (Reinhard Heydrich) ins Auge gefasst hatte. Allein in den ersten vier Monaten der deutschen Besatzungsherrschaft wurden mehrere 10.000 Menschen erschossen. Anfang der 1940er Jahre errichteten die Nationalsozialisten mehrere Konzentrationslager auf dem Gebiet Polens, unter anderen die Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, Majdanek und Treblinka. Die Besatzungszeit hatte für große Teile der polnischen Zivilbevölkerung katastrophale Folgen. In manchen Fällen beteiligten sich auch Polen an der Entrechtung, Deportation und Ermordung von polnischen Juden. Polen wurde gemäß dem Hitler-Stalin-Pakt im Westen von der Wehrmacht und im Osten von der Roten Armee besetzt und zum Teil annektiert.

Zu den übergreifenden Zielen der Besatzungspolitik im gesamten Gebiet gehörte erstens die Ausschaltung und Vernichtung der polnischen Juden und der polnischen Intelligenz, zweitens die Vorverlegung der deutschen Ostgrenze und die Erweiterung des „Lebensraums im Osten“ und drittens die Stärkung der deutschen Kriegswirtschaft durch Ausbeutung des Arbeitskräftepotenzials der Zwangsarbeiter und der materiellen Ressourcen Polens. Großpolen, die 1919 an Polen abgetretenen Teile Westpreußens sowie Ostoberschlesien wurden direkt von Deutschland annektiert. Kleinpolen, Masowien und Galizien mit etwa 10 Millionen Menschen wurden als sogenanntes „Generalgouvernement“ dem Reichsminister Hans Frank unterstellt. Er leitete die Vernichtungspolitik vom Wawel aus, dem Krakauer Königssitz der frühen polnischen Könige.

Auch die Polen, die unter sowjetische Herrschaft gerieten, waren von Gewaltmaßnahmen betroffen. Man schätzt, dass ungefähr 1,5 Millionen ehemalige polnische Bürger deportiert wurden. 300.000 polnische Soldaten gingen in sowjetische Kriegsgefangenschaft, nur 82.000 von ihnen überlebten. Ein Großteil der Offiziere, etwa 30.000 Personen, wurde durch sowjetische Truppen 1940 im Massaker von Katyn und in den Kriegsgefangenenlagern von Starobelsk, Koselsk und Ostaschkow ermordet.

1941 entstand im Hinterland der Sowjetunion aus polnischen Soldaten die „Anders-Armee“ in Stärke von sechs Divisionen. Mangels Ausrüstung und Verpflegung wurden diese Einheiten jedoch bereits 1942 über Persien in den Nahen Osten verlegt, wo sie dem britischen Nahostkommando unterstellt wurden. Später kämpften sie als 2. Polnisches Korps in Italien.

Polnische Soldaten kämpften auf Seiten der Alliierten an nahezu allen Fronten des Zweiten Weltkrieges von der Luftschlacht um England, in Afrika, der Sowjetunion, bis zur Invasion in der Normandie und in Italien. Die polnischen Soldaten stellten damit noch vor den Franzosen die viertgrößte Armee der Alliierten auf dem europäischen Kontinent. Polnische Partisanengruppen, die die größte Widerstandsbewegung im besetzten Europa darstellten, leisteten auch in Polen selbst Widerstand. Nachdem die Rote Armee im Januar 1944 die polnische Grenze von 1939 überschritten hatte, wurden die Truppen der Heimatarmee vom NKWD entwaffnet, ihre Offiziere erschossen oder in den sowjetischen Gulag geschickt. Der Kampf einzelner Untergrundeinheiten gegen das, von der Sowjetunion abhängige, kommunistische Regime wurde bis Ende der 1940er Jahre fortgeführt.

Am 1. August 1944 begann auf Befehl der Londoner Exilregierung der Warschauer Aufstand. Die Sowjetunion, deren Truppen bereits am Ostufer der Weichsel standen, unterstützen die Einheiten der Heimatarmee fast gar nicht. Die große Entfernung machte eine effektive Hilfe der Westalliierten unmöglich. So konnten deutsche Besatzungstruppen die größte europäische Erhebung gegen sich niederschlagen. Die Zahl der Toten wird auf 180.000 bis 250.000 geschätzt. Danach wurde die Innenstadt Warschaus unter großem Einsatz an Sprengmaterial nahezu vollständig zerstört.

Volksrepublik (1945–1989)

Westverschiebung Polens (Vergleich der Vor- und Nachkriegsgrenzen)
50-Pfennig-Briefmarke der Deutschen Post der DDR (1951) zum Görlitzer Abkommen zur Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 wurden die Grenzen des ehemaligen polnischen Staatsgebietes gemäß dem Potsdamer Abkommen nach Westen verschoben. Polen verlor das ethnisch gemischte, mehrheitlich von Ukrainern und Weißrussen bevölkerte Drittel seines bisherigen Staatsgebietes an die Sowjetunion. Die dort ansässige polnische Bevölkerung, etwa 1,5 Millionen Menschen, wurde zwangsumgesiedelt. Aus dem heutigen Ostpolen wurden etwa eine Million Ukrainer in die Sowjetunion und in die West- und Nordgebiete Polens zwangsumgesiedelt. Bereits in den Jahren 1943–1944 waren Zehntausende Polen in den Massakern in Wolhynien ermordet worden, Hunderttausende mussten flüchten.

Im Westen und Norden wurden Polen bis zu einer abschließenden Friedensregelung die deutschen Gebiete östlich der Oder und Neiße („Oder-Neiße-Linie“) zugesprochen. Etwa fünf Millionen Deutsche waren gegen Kriegsende von dort geflohen und wurden durch Einreiseverbot an einer Rückkehr gehindert, und nach dem Krieg wurden weitere 3,5 Millionen Menschen vertrieben.[52]

Die sog. Wiedergewonnenen Gebiete wurden später überwiegend mit Bürgern aus Zentralpolen (drei Millionen), darunter etwa eine halbe Million von Polen zwangsumgesiedelte Ukrainer, und mit Repatrianten aus den ehemaligen polnischen Ostgebieten (etwa zwei Millionen) besiedelt. Einige Oberschlesier, Masuren und Deutsche blieben als Minderheit zurück, wurden fortan als Autochthone bezeichnet und erhielten polnisch klingende Namen. Der Gebrauch der deutschen Sprache wurde ihnen verboten.

Die neuen Grenzen wurden auf der Potsdamer Konferenz im August 1945 geregelt. Mit dem Görlitzer Abkommen zwischen der neu entstandenen DDR und Polen vom 6. Juli 1950 wurde diese Grenzziehung von der DDR und durch den in Warschau geschlossenen Vertrag vom 7. Dezember 1970 von der Bundesrepublik Deutschland anerkannt.

Auf die deutsche Besatzung während des Zweiten Weltkrieges folgte die kommunistische Diktatur. Das Land kam in den Einflussbereich der Sowjetunion und wurde als Volksrepublik Polen Teil des Ostblocks. Ab 1956 kam es nach Aufständen zu einer Entstalinisierung unter dem Vorsitzenden der kommunistischen Partei Władysław Gomułka. Polen wurde bis 1989 in den Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe und den Warschauer Pakt eingebunden. Durch mehrere Aufstände äußerte die polnische Bevölkerung immer wieder ihren Unmut gegenüber der kommunistischen Führung (z. B. im Posener Aufstand, 1970 in Danzig, 1976 in Radom und Ursus bei Warschau). 1968 beteiligte sich die VR Polen an der militärischen Niederschlagung des Prager Frühlings.

Erst die Gründung der Gewerkschaft Solidarność unter Lech Wałęsa führte schließlich zu einem gesellschaftlich-politischen Umschwung im Land und zu den revolutionären Ereignissen von 1980 bis 1989, die zuerst in der Verhängung des Kriegsrechts und schließlich in den Runder-Tisch-Gesprächen und den ersten im Ostblock freien Wahlen am 4. und 18. Juni 1989 mündeten. An deren Ende wurden der sogenannte Ostblock und anschließend auch die Sowjetunion aufgelöst und das kommunistische Regime durch eine demokratische Regierungsform ersetzt.

Dritte Republik (seit 1989)

Polen in der Europäischen Union
Wolkenkratzer in Warschau als Wahrzeichen der Dritten Polnischen Republik

Bei den Parlamentswahlen vom 4. und 18. Juni 1989 gewann das „Bürgerkomitee Solidarność“, die politische Organisation der Gewerkschaft Solidarność, sämtliche 161 (von 460) freigewählten Sitzen im Sejm und 99 von 100 Sitzen im wiedereingeführten Senat. Tadeusz Mazowiecki wurde zum ersten nichtkommunistischen Ministerpräsidenten Polens seit 1945 (sowie zum ersten nichtkommunistischen Regierungschef im Warschauer Pakt) gewählt. Am 29. Dezember 1989 wurde die Verfassung geändert. Die Bestimmungen über die Allianz mit der Sowjetunion und den Ostblockstaaten und die Führungsrolle der kommunistischen Partei wurden gestrichen und der frühere Staatsname „Rzeczpospolita Polska“ (Republik Polen) mit dem alten Wappen wiedereingeführt. Mit schnellen Schritten wurde ab 1989 auch die polnische Wirtschaft nach dem Balcerowicz-Plan in eine Marktwirtschaft umgewandelt.[53] Im Dezember 1990 wurde der ehemalige Solidarność-Vorsitzende Lech Wałęsa in einer Volkswahl zum Staatspräsidenten gewählt. 1991 endete die Mitgliedschaft im Warschauer Pakt durch Auflösung des Militärbündnisses.

Im Dezember 1995 wurde Aleksander Kwaśniewski zum Nachfolger Wałęsas als Staatspräsident gewählt. Während Kwaśniewskis Amtszeit trat Polen 1999 der NATO und 2004 der Europäischen Union bei. Am 2. April 1997 wurde von Sejm und Senat eine neue Verfassung verabschiedet und am 25. Mai 1997 per Volksabstimmung angenommen. Sie trat am 17. Oktober 1997 in Kraft. Am 1. Mai 2004 wurde Polen, zusammen mit neun weiteren Staaten, Mitglied der Europäischen Union. Polen ist unter den mittlerweile 13 neuen Mitgliedstaaten das bevölkerungsreichste und flächenmäßig größte Land. Während des Konfliktes um die Präsidentschaftswahlen im Nachbarstaat Ukraine im November und Dezember 2004 engagierte sich der polnische Präsident Aleksander Kwaśniewski als Vermittler zwischen den Konfliktparteien, während die polnische Öffentlichkeit und die Medien in besonders hohem Ausmaß Solidarität mit der Ukraine und ihrem neuen Präsidenten Wiktor Juschtschenko übten.

Die Parlamentswahlen des Jahres 2005 führten zu einem Politikwechsel in Polen. Der bis dahin regierende SLD wurde durch ein konservatives Bündnis abgewählt. Wahlsieger der schlecht frequentierten Sejm- und Senatswahlen wurde die nationalkonservative PiS von Jarosław Kaczyński, vor der liberalkonservativen PO. Lech Kaczyński, der Zwillingsbruder von Jarosław, gewann anschließend im Oktober 2005 die Präsidentschaftswahlen. Bei den vorgezogenen Parlamentswahlen am 21. Oktober 2007 verlor die PiS ihre Position als stärkste Partei.

Von November 2007 bis 2015 bildeten die liberalkonservative PO und ihr Koalitionspartner, die gemäßigte Bauernpartei PSL, die Regierung. Zunächst unter Ministerpräsident Donald Tusk, und ab 2014 eine unter Ewa Kopacz. Nach der Präsidentschaftswahl im Mai 2015 löste Andrzej Duda als Staatspräsident den bisherigen Amtsinhaber Bronisław Komorowski ab. Die Parlamentswahl im Oktober 2015 brachte einen Erdrutschsieg für die nationalkonservative PiS, die mit 37,6 % und 235 von 460 Abgeordneten die erste Alleinregierung in Polen seit 1989 bilden konnte.

Politik

Politisches System Polens

Politisches System

Die Republik Polen ist eine parlamentarische Demokratie. Das Parlament besteht aus zwei Kammern, Sejm (460 Abgeordnete) und Senat (100 Senatoren).

Der polnische Sejm gehört zu den ältesten Parlamenten der Welt; er existiert in verschiedenen Formen und mit Unterbrechungen seit 1493. Er hat, zusammen mit dem Senat, die Legislative inne. Die im Parlament vertretenen politischen Parteien gruppieren sich als Fraktionen in eine Regierung und die Opposition. Die Exekutive wird von einem Ministerpräsidenten (Prezes Rady Ministrów, kurz Premier) und einem Ministerrat ausgeführt, die vom Staatspräsidenten ernannt werden und mit diesem gewisse Kompetenzen (Landesverteidigung, Außenpolitik) teilen, aber dem Parlament verantwortlich sind. Der Präsident wird alle fünf Jahre vom Volk direkt gewählt. Einmalige Wiederwahl ist möglich.

Der ehemalige Präsident Bronisław Komorowski und seine Ehefrau zusammen mit dem neuen Präsidentenpaar (2015)

Die Innenpolitik war in den 1990er Jahren von einem sich dynamisch verändernden Parteienwesen geprägt. Mittlerweile haben sich feste Parteistrukturen aus den zerfallenden politischen Kräften der Solidarność-Bewegung und der postkommunistischen Partei herausgebildet. Das Augenmerk der Innenpolitik fokussiert hauptsächlich auf den Reformen, die das Land im internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig machen und erhalten sollen. Enttäuscht von einer stark angestiegenen Arbeitslosigkeit und Verarmung eines großen Teils der Bevölkerung, sowie einer übermäßigen Vetternwirtschaft der alten kommunistischen Eliten in Politik und Wirtschaft, demonstrierten viele polnische Bürger ihren Unmut mit einer Wahlenthaltung bei Europaparlament-, Sejm- und Präsidentschaftswahlen bis 2005.

Die Präsidentschaftswahl am 24. Mai 2015 konnte Andrzej Duda für sich entscheiden, welcher von der Partei Recht und Gerechtigkeit, als Kandidat aufgestellt wurde. Mit der Vereidigung am 6. August 2015 löste er Bronisław Komorowski ab und ist seitdem amtierendes Staatsoberhaupt.

Zu den im Sejm vertretenen Parteien gehören seit der Parlamentswahl 2015 die als nationalkonservativ charakterisierte Partei Recht und Gerechtigkeit, die liberalkonservative Bürgerplattform, die systemkritische Ruch Kukiza, die liberale Nowoczesna und die konservative Polnische Volkspartei sowie das Wahlkomitee Deutsche Minderheit.

Außenpolitik

Die Außenpolitik der Dritten Polnischen Republik wird von der Geschichte und der geopolitischen Lage des Landes bestimmt. Verantwortlich zeichnet der Außenminister, derzeit Witold Waszczykowski, unterstützt vom Staatspräsidenten.

Die polnische Außenpolitik ist bis zu einem gewissen Grad an den eigenen Vorstellungen von internationaler Position und möglichst uneingeschränkter Souveränität ausgerichtet. In der EU sucht man ein hohes Maß an Eigenständigkeit. In Osteuropa sieht sich Polen als Anwalt der Ukraine in Beziehungen zu NATO und EU.

Zu den ehemaligen Ostblock-Bündnispartnern versucht die polnische Regierung stabile, freundschaftliche, für die polnische Wirtschaft günstige Beziehungen aufrechtzuerhalten und auszubauen. Mit Tschechien, der Slowakei und Ungarn bildet Polen die Visegrád-Gruppe.

Militär

F-16 der Polnischen Luftstreitkräfte
Polnische Soldaten

Der Präsident ist oberster Befehlshaber über die polnischen Streitkräfte (Siły Zbrojne Rzeczypospolitej Polskiej). Unmittelbar untersteht das Militär jedoch dem Verteidigungsminister und besteht aus den Landstreitkräften (Wojska Lądowe), der Marine (Marynarka Wojenna) und der Luftwaffe (Siły Powietrzne).

Polen hat aktuell etwa 120.000 Soldaten und 500.000 Reservisten. Dass Rückgrat der Streitkräfte bilden die ca. 1.000 Kampfpanzer. Viele der Kampfpanzer sind jedoch veraltete Exemplare aus noch sowjetischer Produktion. Die Luftstreitkräfte verfügen über knapp 200 Kampfflugzeuge, die ebenfalls oft älterer Bauart sind.[54] Derzeit modernisiert Polen seine Streitkräfte. Im Zuge der Ukrainekrise hat Polen diesen Prozess intensiviert.[55]

In den Zeiten der Adelsrepublik bestand die Wehrpflicht nur für die Szlachta zum Verteidigungskrieg (pospolite ruszenie). Bekannt sind in der Geschichte besonders die polnische Hussaria und die Ulanen, die sich in den Schweden- und Türkenkriegen auszeichneten.

Die moderne polnische Armee entstand 1918 in der Zweiten Republik mit anfangs über 800.000 Soldaten. In der Volksrepublik unterstanden die polnischen Streitkräfte im Rahmen des Warschauer Paktes der sowjetischen Führung.

Nach 1989 wurde das Militär reformiert, die Zahl der Soldaten von über 500.000 auf 150.000 Soldaten (plus 450.000 Reservesoldaten) reduziert und die Ausrüstung modernisiert. Die polnischen Streitkräfte verfügen über neuestes Waffenmaterial, wie z. B. die amerikanischen F-16, moderne israelische Panzerabwehrlenkwaffen und die finnischen Patria AMV 8x8. Daneben wurden die polnischen Waffenproduzenten durch Offset-Investitionen der Amerikaner auf den neuesten Stand gebracht und exportieren erfolgreich schweres Kriegsgerät weltweit. Eine neue Eliteeinheit, die Einheit GROM, wurde in den 1990er Jahren eingeführt.

Im März 1999 trat Polen der NATO bei, nachdem es seit 1994 in deren Programm „Partnerschaft für den Frieden“ mitgearbeitet hatte.

Am 13. November 2006 wurde gemeinsam mit Deutschland, Lettland, Litauen und der Slowakei ein Abkommen zur Bildung einer gemeinsamen EU-Einsatztruppe unterzeichnet. Polen übernahm dabei das Oberkommando und stellte ca. 1.500 Soldaten zur Verfügung.

Bis 2008 bestand in Polen Wehrpflicht für Männer. Polnische Militäreinheiten waren 2010 im Ausland im Afghanistan (2.600 Soldaten), im Kosovo (320), in Bosnien und Herzegowina (204) und im Irak (20) im Einsatz.

Verwaltung

Verwaltungsgliederung

Seit dem 1. Januar 1999 ist Polen in 16 Woiwodschaften (województwo) eingeteilt.

Da Polen ein Zentralstaat ist, weisen die Woiwodschaften im Gegensatz zu den deutschen Bundesländern keine Staatsqualität auf.

DänemarkRusslandLitauenBelarusUkraineSlowakeiTschechienDeutschlandWestpommernPommernErmland-MasurenPodlachienLublinKarpatenvorlandLebusNiederschlesienOpoleSchlesienKleinpolenGroßpolenKujawien-PommernŁódźHeiligkreuzMasowien
Polnische Woiwodschaften
Deutscher Name Polnischer Name
Woiwodschaft Ermland-Masuren Województwo warmińsko-mazurskie
Woiwodschaft Großpolen Województwo wielkopolskie
Woiwodschaft Heiligkreuz Województwo świętokrzyskie
Woiwodschaft Karpatenvorland Województwo podkarpackie
Woiwodschaft Kleinpolen Województwo małopolskie
Woiwodschaft Kujawien-Pommern Województwo kujawsko-pomorskie
Woiwodschaft Lebus Województwo lubuskie
Woiwodschaft Łódź Województwo łódzkie
Woiwodschaft Lublin Województwo lubelskie
Woiwodschaft Masowien Województwo mazowieckie
Woiwodschaft Niederschlesien Województwo dolnośląskie
Woiwodschaft Opole Województwo opolskie
Woiwodschaft Podlachien Województwo podlaskie
Woiwodschaft Pommern Województwo pomorskie
Woiwodschaft Schlesien Województwo śląskie
Woiwodschaft Westpommern Województwo zachodniopomorskie

Jede Woiwodschaft besitzt als Selbstverwaltungsorgane eine eigene Volksvertretung – Woiwodschaftssejmik (sejmik województwa) und einen von ihnen gewählten Woiwodschaftsvorstand (zarząd województwa) unter dem Woiwodschaftsmarschall (marszałek województwa) als Vorsitzendem. Der Woiwode (wojewoda) ist hingegen ein Vertreter der Zentralregierung in Warschau und für Kontrolle der Selbstverwaltung der Woiwodschaften, Landkreise (powiat) und Gemeinden (gmina) zuständig.

Nächstkleinere Selbstverwaltungseinheit ist der Powiat (Landkreis) mit 380 Einheiten, die sich wieder in insgesamt 2.478 Gemeinden (gmina) unterteilen (Stand 1. Januar 2016).

Städte

Die größten Städte Polens sind Warschau, Krakau, Łódź, Breslau, Posen, Danzig, Stettin, Bydgoszcz und Lublin. Die größten Agglomerationen sind der Warschauer Großraum, das Oberschlesische Industriegebiet und die sogenannte „Dreistadt“ mit Danzig, Sopot und Gdingen.

Wirtschaft

Die Wirtschaft Polens stand 2010 sowohl gemessen am Bruttoinlandsprodukt (468.539 Mio. USD[56]) als auch bezüglich der Kaufkraftparität (721.319 Mio. USD[56]) an 20. Stelle in der Welt.

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Polens betrug im Jahr 2014 nunmehr 414,0 Mrd. Euro. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf betrug im selben Jahr 10.700 Euro. Die Wirtschaft des Landes wuchs 2015 um 3,6 Prozent.[57] Die Arbeitslosigkeit betrug im Februar 2016 ca. 10,3 Prozent, die Zahl der registrierten Arbeitslosen lag bei 1,655 Mio.[58]

Polen war das einzige Europäische Land, welches in Folge der globalen Krise (2008) nicht eine Rezession erfahren musste. In den Jahren 2013 und 2014 hat sich die Wirtschaft erholt, getragen von inländischer Nachfrage (Investitionen und Konsum). Während die Inflation in 2010 2,581 % betrug[56] herrscht seit Mitte 2014 Deflation in Polen.

Inflationsentwicklung in Polen

Bruttoinlandsprodukt

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in % gegenüber dem Vorjahr
Jahr 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014
Veränderung in % gg. Vj. 4,8 4,1 4,3 1,2 1,4 3,9 5,3 3,6 6,2 6,8 5,0 1,7 3,8 4,5 1,9 1,6 3,4

Das Bruttoinlandsprodukt ist regional sehr unterschiedlich verteilt. Die reichsten Regionen sind Masowien (133 % des Landesdurchschnitts) und Niederschlesien (114 %). Die ärmsten Regionen sind Lublin (68 % des Landesdurchschnitts), Karpatenvorland (71 %) und Heiligkreuz (74 %).[60]

Staatshaushalt

Der Staatshaushalt umfasste 2009 Ausgaben von umgerechnet 95,9 Mrd. USD, dem standen Einnahmen von umgerechnet 87,9 Mrd. USD gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 1,8 % des BIP.[61]

Die Staatsverschuldung betrug 2009 199 Mrd. US-Dollar oder 46,5 % des BIP.[61]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Außenhandel

Der Export umfasste im Jahre 2009 134,7 Mrd. USD und der Import 141,7 Mrd. USD.[61] Mit 24,4 % der Exporte und 28 % der Importe stellte Deutschland den größten Handelspartner dar. Weitere wichtige Handelspartner sind die EU-Staaten Italien, Frankreich, Großbritannien, Niederlande und die Tschechische Republik, sowie Russland, Volksrepublik China und die USA.

Arbeitsmarkt

Kartografische Darstellung der Arbeitslosigkeit in Polen (August 2009)
Diese Graphik zeigt den sektoralen Wandel der Beschäftigung in Polen

Im Juni 2008 lag die Arbeitslosenquote bei 9,4 %,[63] was ungefähr 1,5 Mio. Menschen im erwerbsfähigen Alter ausmachte. Im Oktober 2012 lag laut polnischem Haupt-Statistikamt die Arbeitslosigkeit bei 12,5 %.[63] Die Arbeitslosigkeit in Polen ist regional sehr unterschiedlich verteilt. In den Städten Posen und Warschau liegt die Arbeitslosigkeit unter 3 %, in den ländlichen Regionen von Masuren liegt sie hingegen bei über 20 %. Im November 2006 erhielten 13,2 Prozent der registrierten Arbeitslosen Arbeitslosengeld. Etwa 12 % der Beschäftigten waren 2013 in der Landwirtschaft beschäftigt, was im Verhältnis zum EU-Durchschnitt (5 %) viel ist. 30,3 % sind in der Industrie und 57,8 % im Dienstleistungssektor tätig.[64] Etwa ein Drittel der Arbeitsplätze finden sich im öffentlichen Dienst.[64]

Energieversorgung

Die Bruttostromerzeugung der polnischen Kraftwerke lag im Jahr 2012 bei ca. 160 TWh.[65] Die elektrische Energieversorgung in Polen basiert weitgehend auf der Verstromung von Stein- und Braunkohle, die im Jahr 2012 zusammen 88,6 % des polnischen Stroms lieferten. Wichtigstes Bergwerksunternehmen ist die staatliche Kompania Węglowa. Gaskraftwerke waren weitgehend unbedeutend, Erneuerbare Energien deckten 8,7 % des Strombedarfs, wobei Biomasse vor der stark wachsenden Windenergie und der Wasserkraft lag. Der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung liegt mit 16,6 % an der Gesamterzeugung auf relativ hohem Niveau.[66] Aufgrund des sehr hohen Anteils konventioneller Energieträger setzen sich polnische Politiker aus Sorge vor möglicherweise hohen Kosten gegen ambitionierte Klimaschutzziele ein[67][68]. Die polnische Politik setzt auch auf den Kohlestrom, um möglichst unabhängig von Energieimporten zu sein.

Das Land besitzt bisher keine kommerziell betriebenen Kernkraftwerke, betreibt aber mit dem Forschungsreaktor Maria, der am 18. Dezember 1974 kritisch wurde, einen kleinen Versuchsreaktor mit einer thermischen Leistung von 30 MW. Dieser arbeitet gegenwärtig mit nur zwei Drittel der Leistung. Bis 1968 wurde im Südwesten des Landes Uranbergbau betrieben. Die Planung neuer Kernkraftwerke wurde im Juni 2013 ausgesetzt. Begründet wurde der Schritt mit zu hohen Kosten.[69]

Infrastruktur

Verkehr

Polen ist ein wichtiges Transitland von Nordeuropa nach Südeuropa und von Westeuropa nach Osteuropa. Bereits in der Antike und im Mittelalter führten wichtige Handelsstraßen durch das heutige Polen, wie z. B. die Bernsteinstraßen, der europäische Abschnitt der Seidenstraße, die Handelsroute von Westeuropa nach Asien.

Straßenverkehr

Geschwindigkeits-
begrenzungen in Polen
Geltende Straßengebühren für die verschiedenen Fahrzeugklassen

Das Straßennetz verfügt über eine Gesamtlänge von ca. 382.000 km,[70] darunter ungefähr 1374 km Autobahnen und weitere 1050 km Schnellstraßen.

2007 war das polnische Autobahnverkehrsnetz noch zweieinhalbmal kleiner als das der Schweiz. Von 2007 bis 2012 wurde das Autobahnnetz nahezu verdoppelt, insgesamt um 672,5 Kilometer erweitert. Komplett ausgebaut soll das Netz knapp 2000 Kilometer betragen. Das Netz an Schnellstraßen betrug 2006 insgesamt 266,2 km. In den sechs Jahren von 2007 bis 2012 erfolgte die Fertigstellung von 854 Kilometern und die Verfünffachung des Schnellstraßennetzes. Das Straßennetz an Schnellstraßenverbindungen soll insgesamt 5500 km umfassen.

18.368 km Landesstraßen (poln.: droga krajowa) dienen – ähnlich wie die deutschen Bundesstraßen – dem nationalen und internationalen Verkehr. Zum 1. Januar 1999 wurden 28.444 km Landesstraßen zu Woiwodschaftsstraßen (poln.: droga wojewódzka) herabgestuft. Daneben gibt es noch 128.870 km Kreisstraßen (poln.: droga powiatowa) und 203.773 km Gemeindestraßen (poln.: droga gminna).[71]

In Polen sind über 12 Millionen Pkw und 2 Millionen Lkw und andere Nutzfahrzeuge registriert. Insgesamt waren Ende 2007 383 Pkw je 1000 Einwohner registriert, im EU-Durchschnitt sind es 486.[72]

Dem in Polen trotz wachsendem Individualverkehr immer noch sehr bedeutsamen öffentlichen Verkehr dient ein ausgedehntes Überlandbusnetz. Der Busverkehr spielt landesweit eine größere Rolle als der Eisenbahnverkehr.[73]

2004 starben in Polen 5700 Menschen bei Verkehrsunfällen, das bedeutet eine viermal höhere Rate als im Durchschnitt der EU.[74] Dies ist aber bereits eine Verringerung der Zahl, 1999 waren es noch 6730 Tote und 1998 – 7080.[75] Stellen mit einer hohen Unfallrate werden häufig durch einen sogenannten Schwarzen Punkt (czarny punkt) gekennzeichnet.

Es besteht seit 14. April 2007 die ganztägige und -jährige Lichtpflicht für Pkw und Lkw, wobei Abblend- oder Tagfahrlicht vorgeschrieben sind. Seit dem 1. Juni 2007 gilt beim Fahren von Kraftfahrzeugen ein absolutes Alkoholverbot, nachdem bis dahin eine Blutalkoholkonzentration von 0,2 Promille erlaubt war.

Für Autobahnen, Schnell- und Landesstraßen ist auf ausgewählten Straßenabschnitten eine streckenabhängige Maut für Kraftfahrzeuge zu entrichten. Für Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen (u. a. Lastkraftwagen) kommen ein als viaTOLL bezeichnetes System des staatlichen Betreibers GDDKiA sowie eine manuelle Mautentrichtung auf den Autobahnabschnitten der privaten Betreiber infrage. Für Kraftfahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von weniger als oder gleich 3,5 Tonnen (u. a. Personenkraftwagen) besteht auf den von der GDDKiA betriebenen Straßenabschnitten die Möglichkeit der Nutzung des viaTOLL-Systems oder der manuellen Mautabgabe an den Mautstellen. Auf Autobahnabschnitten der privaten Betreiber ist nur die manuelle Mautabgabe möglich.

Schienenverkehr

Der Schienenverkehr spielt in Polen auch nach dem starken Wachstum des Individualverkehrs in den letzten zwei Jahrzehnten immer noch eine wichtige Rolle für das polnische Verkehrswesen. Die polnische Eisenbahngesellschaft PKP gehört zu den größten europäischen Eisenbahngesellschaften mit über 23.420 km Schienennetz. An der polnischen Ostgrenze trifft das europäische Normalspurnetz auf das breitere russische Gleissystem.

Flugverkehr

Die polnische Fluggesellschaft LOT ist Mitglied der Star Alliance

Polen hat 14 Flughäfen, u. a. den Chopin-Flughafen in Warschau, den Flughafen Johannes Paul II. in Krakau, den Flughafen Katowice, den Lech-Wałęsa-Flughafen Danzig, den Flughafen Breslau, den Flughafen Posen-Ławica, den Flughafen Rzeszów-Jasionka, den Władysław-Reymont-Flughafen Łódź, den Flughafen Stettin-Goleniów, den Ignacy-Jan-Paderewski-Flughafen Bydgoszcz, 123 nationale Flugplätze und drei Hubschrauberbasen. Die Anzahl der Fluggäste steigt seit der Öffnung des polnischen Luftverkehrs für die Niedrigpreisfluglinien rasant.

Schifffahrt

Polen besitzt 3.812 Kilometer schiffbare Flüsse und Kanäle. Die Überseehandelsflotte besteht aus über 100 Schiffen. Die wichtigsten polnischen Seehäfen sind Danzig, Hafengruppe Stettin-Swinemünde und Gdynia. Dazu kommt auch das Hafen Police, das vor allem den ortlichen Chemieindustrie-Anlagen dient. Weitere Seehäfen haben nur eine geringe Bedeutung in Handel. Im Binnenland sind es: Warschau, Gliwice und Breslau.

Bildung

Schulsystem

Das Bildungssystem in Polen umfasst vor allem die Kindergärten (przedszkole), Grundschulen (szkoła podstawowa), Mittelschulen (gimnazjum), weiterführende Schulen sowie die Hochschulen. Zu den weiterführenden Schulen zählen die allgemeinbildenden Gymnasien (liceum ogólnokształcące), die Berufsgymnasien (liceum profilowane), die Berufsoberschulen (technikum) sowie die Grundberufsschulen (zasadnicza szkoła zawodowa). Hinzu kommen weitere Spezialschulen. Die Organisation des Bildungssystems ist größtenteils zentralisiert.[76]

Mit sieben Jahren werden Kinder in Polen eingeschult. Nach der Bildungsreform 1999 besteht in Polen Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr. Das neue Schulsystem hat drei Stufen.

Obligatorisch und für alle Kinder gemeinsam sind:

Szkoła podstawowa Grundschule sechs Jahre vergleichbar mit Volksschule
Gimnazjum Gymnasium drei Jahre vergleichbar mit Mittelstufe

Danach werden die Schüler getrennt. Es stehen folgende Möglichkeiten zur Wahl:

Szkoła zawodowa Berufsschule zwei-drei Jahre Berufsausbildung
Liceum ogólnokształcące Allgemeinbildendes Lyzeum drei Jahre Abitur
Technikum Berufliches Lyzeum vier Jahre Abitur und Berufsausbildung
Liceum profilowane Profiliertes Lyzeum drei Jahre Abitur und beruflich orientierte Grundbildung

Alle Schulen der dritten Stufen werden mit einer zentralen Prüfung abgeschlossen, die schriftliche und mündliche, bzw. praktische Teile enthält. Das Bestehen der Abiturprüfung ist Voraussetzung für das Studium an einer Hochschule.

Die staatlichen Schulen sind kostenlos, Schulmittel, wie etwa Bücher, müssen aber privat getragen werden. Das Schuljahr beginnt am 1. September und endet in der ersten Junihälfte.[77]

Hochschulen

Collegium Maius der Jagiellonen-Universität
Aula Leopoldina der Breslauer Universität

In Polen studieren fast zwei Millionen Studenten. Die Hochschulen sind von Anweisungen des Staates bezüglich ihrer Bildungsangebote seit 1990 weitgehend unabhängig. 2008 gab es in Polen 130 staatliche und 315 nichtstaatliche Hochschulen. Weiterhin gab es 78 Einrichtungen der Polska Akademia Nauk (Polnische Akademie der Wissenschaften) sowie etwa 200 selbständige Forschungseinrichtungen.[76] Die staatlichen Hochschulen haben dabei seit den 1990er Jahren vermehrt Konkurrenz durch private Hochschulen bekommen.

Das Studium an staatlichen Hochschulen in Polen ist in den Vollzeitstudiengängen grundsätzlich kostenlos. Berufsbegleitende Teilzeit-, Wochenend- und Fernstudiengänge als auch das Studium an privaten Hochschulen sind kostenpflichtig.

Der polnische Magister (Abkürzung mgr) entspricht dem deutschen Diplom, jedoch nicht exakt dem deutschen Magister mit Bezug auf die Studienstruktur, obwohl der Name identisch ist. Denn wie im deutschen Diplom- oder Masterstudium wird auch im polnischen Magister- oder Masterstudium meistens eine Fachrichtung präferiert, beim deutschen Magisterabschluss hingegen mehrere Fachrichtungen.

Es gibt sowohl grundständige als auch auf Abschlüssen der Bakkalaureatsebene (Licencjat bzw. Inżynier in den Ingenieurwissenschaften) aufbauende Magisterstudiengänge.

Der Magister wird nach einer vier- bis fünfjährigen Regelstudienzeit vergeben, die mit einer Abschlussarbeit beendet wird. In der Humanmedizin ersetzt der Abschluss Lekarz medycyny den Magister, in der Tiermedizin heißt der entsprechende Abschluss Lekarz weterynarii. In technischen Studiengängen wird der Grad Magister durch den Zusatz Inżynier (Ingenieur, abgekürzt mgr inż.) ergänzt.

Zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen besteht ein Äquivalenzabkommen über die gegenseitige Anerkennung der Hochschulabschlüsse.

Wissenschaft

Stanisław Staszic
Marie Skłodowska-Curie

Bereits mit der Gründung der Bistümer im Jahr 1000 wurden nach und nach Kirchenschulen an den Bischofssitzen eröffnet. Mit dem Zisterzienser-Orden kam auch die abendländische Wissenschaft nach Polen. Bereits 1364 gründete Casimir der Große die Krakauer Universität, die die zweitälteste Alma Mater in Mitteleuropa ist. Sie war die erste Universität, die eine eigenständige Professur für Mathematik und Astronomie hatte. Ihr Rektor Paweł Włodkowic – einer der wichtigsten Völkerrechtler jener Zeit – stellte auf dem Konzil von Konstanz 1415 die These auf, dass heidnische Völker ein Recht auf einen eigenen Staat hätten und nicht mit dem Schwert christianisiert werden dürften. Dass er nicht das Schicksal seines Prager Kollegen Jan Hus teilen musste, verdankte er der zahlreichen polnischen Ritterschaft, die beim Konzil anwesend war.

Die Wissenschaft in Polen erreichte in der Zeit des Humanismus ihre Blüte. Einer der Krakauer Studenten war Nikolaus Kopernikus, der sich unter anderem hier das mathematische und astronomische Rüstzeug zu seiner späteren Entwicklung des heliozentrischen Weltbilds erwarb. Wichtige Astronomen und Mathematiker jener Zeit waren Marcin Król, Marcin Bylica, Marcin Biem, Johann von Glogau und Albert de Brudzewo. In der (Al)Chemie und Medizin waren damals Adam z Bochenia und Maciej Miechowita führend. Neue Universitäten wurden in Zamość, Raków, Wilna, Posen und Lemberg gegründet, zudem kamen die zahlreichen Schulen der Jesuiten. Nach den Kriegen des 17. Jahrhunderts verfiel die polnische Wissenschaft jedoch zusehends und erreichte in der sächsischen Zeit ihren Tiefpunkt. Eine Ausnahme bildete das 1740 von den Piaristen in Warschau gegründete Collegium Nobilium.

Mit dem Amtsantritt Stanisław August Poniatowskis begann in der Aufklärung die Neuorganisation der polnischen Universitäten durch Hugo Kołłątaj im Rahmen der Kommission für nationale Erziehung, dem ersten Bildungsministerium der Welt. Als einer der wichtigsten Wissenschaftler und Industrieller dieser Zeit gilt Stanisław Staszic, der um 1800 in Warschau eine Akademie der Wissenschaft ins Leben rief. 1817 wurde die Warschauer Universität gegründet. Auf dieser Grundlage konnte sich die polnische Wissenschaft im 19. Jh. entwickeln. Um 1850 entdeckte Ignacy Łukasiewicz eine Methode zur Destillation von Erdöl. Napoleon Cybulski und Władysław Szymonowicz schufen die moderne Endokrinologie. Zygmunt Wróblewski und Karol Olszewski gelang es erstmals, Sauerstoff und Stickstoff zu verflüssigen. Stefan Banach und Hugo Steinhaus begründeten die Funktionalanalyse in der Mathematik. Der Arzt Kazimierz Funk prägte den Begriff Vitamine. Marie Skłodowska-Curie entwickelte das Fachgebiet der Radioaktivität und entdeckte das Polonium und das Radium. Sie war die erste Frau, die einen Nobelpreis erhielt, und gleichzeitig der erste Mensch dem zwei zuerkannt wurden (Physik und Chemie). Eugeniusz Kwiatkowski entwickelte die polnischen Wirtschaftswissenschaften, die er nach der Unabhängigkeit Polens als Wirtschaftsminister in die Praxis umsetzen konnte.

In der Zweiten Republik wurde die polnische Sprache an den polnischen Universitäten wieder eingeführt und die Lehre und Wissenschaft florierten. Einer der größten polnischen Juristen Roman Longchamps de Bérier vereinheitlichte das polnische Zivilrechtssystem, das 1918 noch aus fünf Rechtsordnungen bestand. Sein Schuldrechtgesetzbuch gilt als eines der besten der Welt.

Der Zweite Weltkrieg war ein Desaster für die polnische Wissenschaft, denn die Nationalsozialisten wollten die polnischen Eliten vernichten. Bereits in den ersten Kriegswochen wurden hunderte polnischer Professoren ermordet oder in Konzentrationslager deportiert. Insoweit erlangte die Sonderaktion Krakau und das Massaker an den Lemberger Professoren traurige Berühmtheit. Im Krieg wurden auch die polnischen Universitätsbibliotheken ausgeraubt und ihre Bestände zielgerichtet vernichtet, sodass 1945 ein völliger Neuanfang bevorstand. Zudem flohen viele der überlebenden Wissenschaftler vor den Kommunisten ins westliche Ausland und die überlebenden polnischen Juden emigrierten nach Israel. Die polnische Wissenschaft erholte sich nur langsam. Die polnischen Restauratoren konnten schon bald wieder Weltruhm genießen, doch den anderen Wissenschaften fehlte der Austausch mit den bereits führenden US-amerikanischen Universitäten. Dies änderte sich erst nach 1989. Im Jahr 2001 wurden die Erfolge zu Entwicklungen zum Blauen Lasers in der praktischen Medizin vorgestellt.

Kultur

Adam Mickiewicz, einer der größten unter den polnischen „Dichterfürsten“

Die polnische Kultur ist sehr vielfältig und resultiert aus der wechselvollen Geschichte des Landes. Im Mittelalter und der Neuzeit war die multikulturelle Adelsrepublik ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen und Religionen, die alle ihren Einfluss auf das polnische Kulturerbe hatten und noch immer haben. Nach den Teilungen Polens versuchten polnische Künstler immer wieder den Kampf um die Unabhängigkeit Polens unter dem Schlagwort „Zur Hebung der Herzen“ zu unterstützen. Als Beispiele hierfür können die Gedichte und Epen von Adam Mickiewicz, die Prosawerke eines der ersten Literaturnobelpreisträgers Henryk Sienkiewicz, die Historienmalerei von Jan Matejko oder die Mazurkas, Polkas, Krakowiaks und Polonaisen von Frédéric Chopin genannt werden.

Heute ist die breit gefächerte Kultur Polens, ähnlich wie aller westlicher Staaten, von Globalisierungstendenzen betroffen, andererseits kann sie, gerade in der Kulturszene größerer Städte und auf dem Land eine eigene Identität erhalten. Besonders bedeutend ist der polnische Symbolismus und die polnische Plakatmalerei. Plakate polnischer Künstler mit ihren sehr spezifischen Eigenschaften sind auf der ganzen Welt bekannt. Auch der polnische Film mit hervorragenden Regisseuren, wie Roman Polański, Andrzej Wajda, Krzysztof Kieślowski, Krzysztof Zanussi, Agnieszka Holland und Jerzy Hoffman findet weltweit Anerkennung.

Polnische Literatur

Jan Długosz
Ignacy Krasicki
Adam-Mickiewicz-Denkmal in Warschau

Mittelalter

Das älteste erhaltene polnische Schriftstück ist das Dagome-Iudex-Regest aus dem Jahr 991. Wie fast alle polnischen Werke des Mittelalters ist es in Latein geschrieben. Zu diesen gehören vor allem die Chroniken von Gallus Anonymus, Wincenty Kadłubek, Janko z Czarnkowa, Jan Długosz und Jan Łaski sowie die Heiligkreuz-Jahrbücher als auch die Adelsprivilegien (siehe Verfassungsgeschichte der Adelsrepublik) und religiöse Texte der Heilig-Kreuz-Predigten (die ältesten Schriftstücke auf Polnisch), die Bibel der Königin Zofia (erste Bibelübersetzung ins Polnische), der Puławy-Psalter, der Davids-Psalter, die erste polnische Nationalhymne Bogurodzica sowie diverse Gebete und Heiligengeschichten. 1488 wurde die welterste Dichterbruderschaft Nadwiślańskie Bractwo Literackie von dem Deutschen Conrad Celtis und dem Italiener Kallimachus an der Universität in Krakau gegründet, wo sich bereits die erste polnische Druckerei befand.

Renaissance

Die polnische Sprache setzte sich in der Renaissance durch, obwohl viele Autoren auch noch in Latein oder beiden Sprachen veröffentlichten. Der erste nur polnischschreibende Dichter war Mikołaj Rej, der als Vater der polnischen Sprache gilt. Der größte polnische Renaissancedichter war jedoch Jan Kochanowski, der mit dem ersten polnischen Drama „Die Abfertigung der griechischen Gesandten“ und zahlreichen Gedichten Weltruhm erlangte. Gleichzeitig galt Klemens Janicki als talentiertester lateinischschreibender Poet der Renaissance in Europa. Andere wichtige Renaissanceschriftsteller waren Andrzej Frycz Modrzewski, Szymon Szymonowic, Łukasz Górnicki, Piotr Skarga, Andrzej Krzycki, Mikołaj Hussowski, Biernat z Lublina, Mikołaj Sęp Szarzyński und Johannes Dantiscus.

Barock

Der polnische Barock ist aufgrund der vielen vernichtenden Kriege dem Motto memento mori treu und bringt im Gegensatz zum Harmoniebestreben der polnischen Renaissance die Unruhe der damaligen Zeit zum Ausdruck. Hervorzuheben sind hier die Liebesbriefe des Dichterkönigs Jan Sobieski sowie die Kriegsmemoiren von Jan Chryzostom Pasek. Weitere wichtige Vertreter dieser Epoche waren Wacław Potocki, Jan Andrzej Morsztyn, Daniel Naborowski, Krzysztof Zawisza und Benedykt Chmielowski.

Aufklärung

Die Aufklärung brachte vor allem politische Literaten, die mit den Reformen König Poniatowskis verbunden waren. Viele engagierten sich für die Verfassung vom 3. Mai 1791. Insbesondere Ignacy Krasicki, Adam Naruszewicz, Wojciech Bogusławski, Franciszek Bohomolec, Franciszek Salezy Jezierski, Franciszek Karpiński, Franciszek Dionizy Kniaźnin, Hugo Kołłątaj, Stanisław Konarski, Julian Ursyn Niemcewicz, Stanisław Staszic, Stanisław Trembecki und Franciszek Zabłocki sind hier zu nennen.

Romantik

Nach der letzten Teilung Polens entstanden zwei gegensätzlich poetische Richtungen, die Klassik und die Romantik. Das Jahr 1822, als Adam Mickiewicz seinen ersten Gedichtband herausbrachte, gilt als endgültiger Sieg von letzterer. Damit entwickelte sich die Romantik in Polen ein Vierteljahrhundert später als im restlichen Europa, war dafür aber intensiv und begründete die bedeutende polnische Lyrik.[78] Die polnische Romantik, die in der Zeit zwischen dem Novemberaufstand 1830 und Januaraufstand 1863 ihren Zenit erreichte, hat sehr viele Poeten hervorgebracht. Neben Mickiewicz allen voran Juliusz Słowacki, Zygmunt Krasiński und Cyprian Kamil Norwid.[79] Nicht unerwähnt bleiben dürfen aber auch Stanisław Bogusławski, Adam Jerzy Czartoryski, Aleksander Fredro, Klementyna Hoffmanowa, Józef Ignacy Kraszewski, Wincenty Pol, Henryk Rzewuski und Kornel Ujejski. Viele Literaturkritiker sehen in der polnischen Romantik die Epoche, die den polnischen Nationalgeist am meisten beeinflusst hat und am meisten auf die anderen Richtungen einwirkte.

Positivismus

Nach der Ernüchterung der Niederlage von 1864 kam die Zeit des Positivismus, die sich von der Dichtung zur Prosa wandte, insbesondere dem realistischen Roman. Henryk Sienkiewicz, einer der wichtigsten Vertreter der Epoche, erhielt als erster Pole den Nobelpreis für Literatur. Weitere wichtige Vertreter waren Eliza Orzeszkowa, Bolesław Prus, Maria Konopnicka, Adolf Dygasiński, Wiktor Gomulicki, Maria Rodziewiczówna, Gabriela Zapolska, Stefan Żeromski und Adam Asnyk.

Junges Polen

Als neoromantische Reaktion entwickelte sich ab 1890 das Junge Polen, deren wichtigste Dichter Tadeusz Boy-Żeleński, Jan Kasprowicz, Kazimierz Przerwa-Tetmajer, Mieczysława Przybylska-Łuczyńska, Stanisław Przybyszewski, Władysław Reymont, Leopold Staff und das Allroundgenie Stanisław Wyspiański. Das Junge Polen zeichnete sich durch eine dem Symbolismus folgende Mystifizierung der Wirklichkeit aus. Das wichtigste Werk ist Wyspiańskis „Hochzeit“.

Zwischenkriegszeit

In der Zwischenkriegszeit hatte Polen eine Reihe von hervorragenden Literaten, die in verschiedenen Richtungen experimentierten und verschiedene Dichtervereinigungen (Salamander, Grüner Ballon etc.) bildeten. Zu diesen gehörten Jan Brzechwa, Zofia Charszewska, Józef Czechowicz, Bruno Jasieński, Jarosław Iwaszkiewicz, Maria Kuncewiczowa, Bolesław Leśmian, Kornel Makuszyński, Czesław Miłosz, Stanisław Młodożeniec, Zofia Nałkowska, Maria Pawlikowska-Jasnorzewska, Bruno Schulz, Andrzej Strug, Julian Tuwim, Stanisław Ignacy Witkiewicz (Witkacy) und Aleksander Wat. Während des Zweiten Weltkrieges schuf die junge Generation der sogenannten Kolumbusse Krzysztof Kamil Baczyński, Tadeusz Borowski und Tadeusz Gajcy, die alle sehr jung starben und diese Vorahnung in ihren Gedichten thematisierten.

Nachkriegszeit

Die polnische Nachkriegsliteratur ist sehr mannigfaltig. Sie reicht vom Sozrealismus Jerzy Andrzejewskis bis zur Science Fiction Stanisław Lems. Zunächst war Hauptthema die Verarbeitung des Zweiten Weltkrieges, später wandten sich die Kulturschaffenden der neuen Wirklichkeit zu. Dabei waren auch systemkritische Werke möglich.[80] Wichtige Vertreter der Nachkriegsliteratur sind Witold Gombrowicz, Sławomir Mrożek, Miron Białoszewski, Kazimierz Brandys, Ernest Bryll, Zbigniew Herbert, Marek Hłasko, Paweł Huelle, Ewa Lipska, Jan Parandowski, Jerzy Pilch, Julian Przyboś, Tadeusz Różewicz, Andrzej Szczypiorski, Wisława Szymborska, Władysław Terlecki, Jan Twardowski, Ryszard Kapuściński, Stefan Chwin, Leszek Kołakowski, Andrzej Stasiuk, Olga Tokarczuk, Dorota Masłowska und Jerzy Prokopiuk, sowie auch der als Papst Johannes Paul II. bekannte Karol Wojtyła.

Bisher erhielten polnische Schriftsteller vier Mal den Literaturnobelpreis: 1905 (Henryk Sienkiewicz), 1924 (Władysław Reymont), 1980 (Czesław Miłosz) und 1996 (Wisława Szymborska). Zählt man den polnischstämmigen und auf Jiddisch wirkenden Amerikaner Isaac Bashevis Singer hinzu, welcher den Preis 1978 entgegennahm, so kommt man auf fünf polnische Preisträger in dieser Kategorie.

Musik

Konzertsaal der Philharmonie Stettin, einem der modernsten Konzerthäuser Europas

Der erste namentlich bekannte Musiker Polens ist der Dominikaner Wincenty z Kielczy, der in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebte und die Hymne „Gaude mater Polonia“ schrieb. Dagegen ist der Autor des ältesten bekannten polnischen Liedes Bogurodzica unbekannt. Neben Hymnen zeichnete sich die mittelalterliche polnische Musik durch Tänze aus. Mikołaj Radomski schrieb diese am Anfang des 15. Jahrhunderts auf. In der Renaissance kamen viele italienische Musiker an den polnischen Königshof. Mikołaj Gomółka war der bekannteste polnische Komponist des 16. Jahrhunderts. Er schrieb Kompositionen unter anderem zu den Gedichten von Jan Kochanowski (Melodie na Psałterz polski). Andere wichtige Renaissancekomponisten am polnischen Königshof waren Wacław z Szamotuł und Mikołaj Zieleński.

1628 wurde in Warschau die erste Oper außerhalb Italiens aufgeführt: Galatea. Die italienischen Opernkomponisten Luca Marenzio, Giovanni Francesco Anerio, and Marco Scacchi waren zur Barockzeit in Warschau tätig. Während der relativ kurzen Regentschaft von Władysław IV. Wasa von 1634 bis 1648 wurden in Warschau mehr als zehn Opern aufgeführt, womit Warschau zu dieser Zeit zum wichtigsten Opernzentrum außerhalb Italiens wurde. Die erste Opernkomponistin der Welt, Francesca Caccini, schrieb ihre erste Oper La liberazione di Ruggiero dall’isola d’Alcina für den polnischen König, als dieser noch ein Prinz war. Die polnischen Barockkomponisten komponierten vor allem Kirchenmusik, allen voran ihr bekanntester Schöpfer Adam Jarzębski.

Freiluftkonzert am Chopin-Denkmal in Warschau

In der Barockzeit entstand auch die Polonaise als Tanz an polnischen Höfen, während die bäuerliche Gesellschaft regional unterschiedliche Tänze wie die Mazurkas, Krakowiaks und Chodzony und die auch in Tschechien bekannten Polkas entwickelte. Die wichtigsten Polonaise-Komponisten im 18. Jahrhundert waren Michał Kleofas Ogiński, Karol Kurpiński, Juliusz Zarębski, Henryk Wieniawski, Mieczysław Karłowicz und Joseph Elsner. Gleichwohl sollte erst Frédéric Chopin in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts diese Musikart zur Vollendung bringen. Er gilt als einer der größten polnischen Komponisten.

Im 19. Jahrhundert entwickelte Stanisław Moniuszko die moderne polnische Oper, deren berühmtestes Werk Halka ist. Oskar Kolberg begann zu dieser Zeit die polnische Folkloremusik zu sammeln und niederzuschreiben. Seinen Werken verdanken die Folkloreensembles Mazowsze, Słowianki und Śląsk ihr Entstehen. Karol Szymanowski, der sich in Zakopane niederließ, entdeckte die traditionelle Musik der Goralen in Podhale, die er im 19. Jahrhundert weiter entwickelte. Berühmte Komponisten der Zwischenkriegszeit waren Arthur Rubinstein, Ignacy Jan Paderewski, Grażyna Bacewicz, Zygmunt Mycielski, Michał Spisak and Tadeusz Szeligowski. Die zeitgenössische polnische Musik wird von Stanisław Skrowaczewski, Roman Palester, Andrzej Panufnik, Tadeusz Baird, Bogusław Schaeffer, Włodzimierz Kotoński, Witold Szalonek, Krzysztof Penderecki, Witold Lutosławski, Wojciech Kilar, Kazimierz Serocki, Henryk Mikołaj Górecki, Krzysztof Meyer, Paweł Szymański, Krzesimir Dębski, Hanna Kulenty, Eugeniusz Knapik und Jan A. P. Kaczmarek repräsentiert.

Jazzmusiker Polens werden zu den besten Europas gezählt. In den 1950er Jahren entwickelte sich der Jazz zu einer wichtigen Musikrichtung des Landes. Das Jazz Jamboree findet seit 1958 statt und schon zur Zeit der Volksrepublik Polen traten US-amerikanische Musiker wie etwa Miles Davis auf.[81]

Bildende Kunst

Veit Stoß, Krakauer Hochaltar (1488), Marienkirche in Krakau
Bernardo Bellotto genannt Canaletto, Warschau, von der Terrasse des Königsschlosses aus betrachtet (Ausschnitt, 1773), Muzeum Narodowe Warschau
Jan Matejko, Schlacht bei Grunwald, 1878, Muzeum Narodowe Warschau

Zur heidnischen Zeit schufen die westslawischen Künstler Steinfiguren von Światowit und anderen Gottheiten. Mit dem Übergang zum Christentum behielt die Kunst zunächst ihren rituellen Charakter. Zu den ersten bedeutenden und erhaltenen Kunstwerken gehören die monumentalen Bronzetüren der Kathedralen von Gnesen und Płock im Stil der Romanik. Die erste stellt die Lebensgeschichte des Heiligen Adalbert (Wojciech) dar. Die zweite wurde später an die Stadt Nowgorod in Russland geschenkt. Daneben waren in den romanischen Kirchen Steinfiguren und Reliefs sehr beliebt. In der Gotik entwickelte sich die Holzschnitzerei, die Bronzegießerei, die Bildhauerei und die Malerei. Bedeutende Künstler aus dem deutschen Raum, wie Veit Stoß, Hans Dürer, Peter Vischer kamen an den Hof der polnischen Könige auf dem Wawel in Krakau. Der Krakauer Hochaltar von Veit Stoß ist das größte Schnitzwerk der Gotik. In Krakau selbst entwickelte sich in der Malerei und Schnitzerei um 1400 eine eigene Schule, die von einheimischen Künstlern vertreten wurde, wie z. B. dem Meister der Dominikanerpassion. Zudem kamen orthodoxe Künstler aus Ostpolen und brachten ihre Freskenmalerei mit, die noch heute in der Wawelkathedrale und in der Kapelle im Lubliner Schloss bewundert werden kann.

In der Renaissance kamen viele Künstler aus Florenz, Padua und Mailand (mit Bona Sforza) nach Polen. Sie gründeten ihre eigenen Schulen in Krakau. Auch polnische Renaissancekünstler wie Stanisław Samostrzelnik waren in Krakau aktiv. Hervorzuheben gilt es die Sigismund-Kapelle an der Wawel-Kathedrale mit den Grabmälern der letzten Jagiellonen, die als formtreustes Beispiel der italienischen Renaissance außerhalb Italiens gilt. In der Zeit des Manierismus waren ebenfalls die italienischen Künstler in Polen führend, allen voran Paolo Romano, der in Lemberg tätig war. Aber auch Danzig war ein Zentrum des wiederum niederländisch geprägten Manierismus. Auch der Barock kam aus Italien nach Polen. Hier ist insbesondere Giovanni Trevano hervorzuheben, der am Wawel und dem Königsschloss in Warschau wirkte. Als bedeutendster Maler des Barock in Polen gilt Karol Dankwart. In der sächsischen Zeit kamen viele Künstler aus Sachsen nach Polen, wie z. B. der Italiener Bernardo Bellotto. In Ostpolen entwickelte sich zu dieser Zeit eine eigene Form des ukrainischen Barock und der Ikonenmalerei. Der wichtigste Vertreter des Klassizismus in Polen war Däne Bertel Thorvaldsen, der viele Denkmäler in Warschau und Krakau schuf.

Die romantische Malerei entwickelte sich in Polen nach den Teilungen und behandelte meist politische oder mystische Themen. Im Zeitalter des Positivismus dominierte die Historienmalerei, deren bekannteste Vertreter Juliusz Kossak, die Brüder Maksymilian und Aleksander Gierymski und Jan Matejko sein dürften. Seine Schüler Józef Mehoffer und Stanisław Wyspiański entwickelten die sezessionistische Richtung Junges Polen. In der Zwischenkriegszeit entwickelten sich verschiedene Kunstrichtungen. Bekannte Vertreter dieser Epoche sind Bruno Schulz und Wojciech Weiss. Während des Zweiten Weltkrieges wurden von Hitlerdeutschland und der Sowjetunion sehr viele Kunstschätze aus den polnischen Museen geraubt. Viele von ihnen wie z. B. der Jüngling von Raffael sind bis heute nicht wieder aufgetaucht. In der Volksrepublik war der Sozrealismus vorherrschend. Gleichwohl entwickelten Künstler wie Tadeusz Kantor, Piotr Potworowski, Władysław Hasior oder Nikifor Krynicki eigene Kunstrichtungen. Mittlerweile ist die Kunst wieder entpolitisiert.

Architektur

Gotische Marienkirche in Danzig
Renaissance-Arkadenhof des Wawels in Krakau
Barocker Wilanów-Palast in Warschau
Klassizistischer Palast auf dem Wasser im Warschauer Łazienki-Park
Bürgerhäuser mit Polnischer Attika in Kazimierz Dolny

Die ersten erhaltenen Architekturdenkmäler Polens sind Hügelgräber (kopiec) und kultische Steinzirkel. Die christliche Architektur kam als Vorromanik im 9. Jahrhundert nach Polen. In diesem Stil wurden die Burgen und Kirchen der Polanen gebaut. In der Romanik wurden die ersten Kathedralen in Gnesen, Krakau, Breslau, Kolberg und Posen, Rotunda (z. B. Cieszyn, Krakau), Wehrkirchen (z. B. Strzelno) und Zisterzienser-Klöster errichtet (z. B. Tyniec).

Im Zeitalter der Gotik dominierte in Polen die Backsteingotik im Norden und eine gemischte Backstein-Kalksteingotik im Süden, insbesondere in Krakau. Der größte gotische Backsteinbau der Welt ist die Marienburg am Nogat und die größte Backsteinkirche der Welt ist die Marienkirche in Danzig.

Das goldene Zeitalter Polens begann in der Spätgotik und reichte über die Renaissance und den Manierismus bis in den Frühbarock. Aus dieser Zeit (1350–1650) stammen die bedeutendsten Bauwerke Polens, allen voran das königliche Wawelschloss in Krakau. Dieses wurde von den Adeligen in ganz Polen hundertfach mehr oder weniger originalgetreu nachgebaut. Zu den bedeutendsten Renaissance-Schlössern zählen Baranów Sandomierski, Krasiczyn, Łańcut, Janowiec, Krzyżtopór, Pieskowa Skała, Sucha Beskidzka, Brzeg, Nowy Wiśnicz, Ogrodzieniec. Das Zentrum der Renaissance war Südpolen, insbesondere die Region um Kleinpolen und die Gegenden um Lemberg. Gleichzeitig entwickelte sich am Übergang zwischen Spätgotik und Renaissance auch die bürgerliche Architektur in den Städten, die viele schöne Kirchen und Rathäuser sowie Gebäude anderer öffentlichen Einrichtungen, wie z. B. das Collegium Maius der Krakauer Universität, hervorbrachte. Vor allem in Krakau kann man die typisch polnische Renaissancearchitektur an der polnischen Attika erkennen. In dieser Zeit kamen bedeutende italienische Architekten und Künstler aus Italien (insbesondere Florenz) nach Polen, z. B. Bartolomeo Berrecci, Santi Gucci, Francesco Florentino, Bernardo Monti, Giovanni Quadro, Mateo Gucci, die die italienische Renaissance den klimatischen Bedingungen Mitteleuropas anpassten und so einen eigenen polnischen Renaissancestil schufen, der jedoch mit seinen beliebten Arkaden der florentinischen Renaissance am nächsten kam. Viele dieser Bauwerke haben die Zeit der schwedischen Kriege im 17. Jahrhundert nur als Ruinen überdauert.

In der Zeit des reifen Barocks trat die neue Hauptstadt Warschau als Mittelpunkt hervor. Der bedeutendste Architekt dieser Zeit war der aus den Niederlanden stammende Tylman van Gameren, der Hunderte von Schlössern in ganz Polen projektierte. Große Paläste im Versailler Stil entstanden in Warschau (z. B. das Königsschloss, der Wilanów-Palast, Präsidentenpalast, Krasiński-Palast) sowie in und um Masowien (z. B. Białystok, Puławy, Rogalin, Kozłówka, Nieborów) sowie in Ostpolen.

Der Spätbarock und das Rokoko sind von der Zeit der Sachsenkönige und des letzten polnischen Königs Stanisław Poniatowski geprägt. Damals entstanden in Warschau zahlreiche Kirchen (Visitantinnen-Kirche, St.-Anna-Kirche, Heilig-Kreuz-Kirche), Gärten (Łazienki-Park, Sächsischer Garten, Krasiński-Park, Ujazdowski-Park) und Paläste.

In den letzten Jahren der Regentschaft des letzten polnischen Königs Stanisław Poniatowski begann die Epoche des Klassizismus. In diesem Stil wurde das damals größte Theatergebäude der Welt von Antonio Carozzi in Warschau errichtet. Dazu kamen die Gebäude der Warschauer Wertpapierbörse und der Polnischen Bank. Im Łazienki-Park entstanden viele Schlösser und Villen in diesem Stil.

Die Zentren der polnischen Architektur des 19. Jahrhunderts waren Warschau und Łódź, wo viele Bürgerhäuser und Schlösser im Stil des Historismus und später der Sezession errichtet wurden. Auch in Südpolen gibt es viele Baudenkmäler aus dieser Zeit, wie z. B. das neogotische Collegium Novum der Jagiellonen-Universität in Krakau. Eine eigene Spielart der Sezession Junges Polen entwickelte sich ebenfalls dort. Der Erste Weltkrieg brachte viele Zerstörungen in Südpolen. Viele öffentliche Gebäude wurden im Art déco Stil wiederaufgebaut oder neu gebaut. Hierzu zählt z. B. das neue Sejmgebäude oder die Nationalmuseen in Warschau und Krakau.

Die bisher größte Zerstörung der polnischen Bausubstanz brachte der Zweite Weltkrieg. Warschau wurde systematisch zerstört, die Baudenkmäler in Ostpolen kamen an die Sowjetunion und alle größeren Städte Polens bis auf Krakau wurden durch Kriegshandlungen erheblich beschädigt. Der Wiederaufbau in der Nachkriegszeit wurde mustergültig aufgenommen – die polnischen Restauratoren genießen Weltruhm – und ist aber auf absehbare Zeit nicht abzuschließen. Die Altstadt und die Neustadt von Warschau sowie das Weichselviertel Mariensztat wurde in den 1970er Jahren und das Königsschloss in den 1980er Jahren wiederaufgebaut. Einige Paläste sind in den 1990er Jahren wieder erstanden. Demnächst soll mit dem Wiederaufbau der Sächsischen und Brühlschen Paläste und der Wiedererrichtung der Gärten des Königsschlosses begonnen werden. Die Bausubstanz des 19. Jahrhunderts im Zentrum um die Marszałkowska-Straße, die Aleje Jerozolimskie und die Świętokrzyska-Straße scheinen aber für immer verloren. An ihrer Stelle entstanden monumentale Gebäude im Stil des Sozrealismus, allen voran der Kulturpalast, der Platz der Verfassung und das Vorzeigeviertel MDM. In den 1990er Jahren begann ein Bauboom von Wolkenkratzern, die von namhaften Architekten wie z. B. Norman Foster, Daniel Libeskind entworfen wurden. Insbesondere die Johannes-Paul-II.-Allee ist von moderner Architektur umgeben.

Medien

Fernsehen

TVP-Zentrale in Warschau

Neben den öffentlich-rechtlichen Fernsehkanälen von Telewizja Polska (TVP; dt. Polnisches Fernsehen) gibt es zwei weitere ebenfalls landesweit und flächendeckend empfangbare bedeutsame private Fernsehkanäle: TVN und Polsat.

Bis 1992 besaß nur das öffentlich-rechtliche Fernsehen eine Sendeerlaubnis. 1992 kam Polsat hinzu, 1997 folgte TVN.[82]

Der polnische Fernsehmarkt hat sich seit den 1990er Jahren bis heute kontinuierlich weiterentwickelt, sodass die früheren wichtigsten Anbieter TVP, TVN und Polsat von einzelnen Kanälen zu Paketen aus mehreren Kanälen ausgebaut wurden. So findet man in jedem Paket jedes Anbieters zusätzlich auch einen Nachrichten-, Kultur-, Dokumentation-, Spielfilm- und Sportsender.

Die Landschaft an öffentlich-rechtlichen regionalen Kanälen ist der in Deutschland ähnlich. Es gibt 16 selbstständige staatliche Kanäle mit regionaler Ausrichtung (Die Dritten). Fernsehsender mit dem größten Marktanteil war 2012 TVP1 mit 15,41 Prozent. Es folgten Polsat (13,97 %), TVN (13,93 %) und TVP2 (12,56 %).[83]

Rundfunk

Die öffentlich-rechtliche polnische Hörfunkanstalt Polskie Radio betreibt die drei wichtigsten landesweit empfangbaren staatlichen Radioprogramme. Diese sind Jedynka (Das Erste) mit Schwerpunkt auf Politik, Kultur, Reportagen, Dwójka (Das Zweite) als Kultursender sowie Trójka (Das Dritte) vor allem für jüngere Menschen. Es wird auch ein dichtes Netz aus 17 staatlichen regionalen Radiosendern betrieben. Die staatliche Rundfunkanstalt hat in den 1990er Jahren ernstzunehmende Konkurrenz durch die privaten Radiosender Radio Zet (ein landesweiter Sender) und RMF FM (Netz aus ca. 20 regionalen Sendern) bekommen, die sich bei 15- bis 35-Jährigen größter Beliebtheit erfreuen.

Eine Besonderheit der polnischen Medienlandschaft ist die Existenz stark religiös ausgerichteter Sender wie TV Trwam und Radio Maryja, welche unter katholisch-konservativen Rentnern gehört werden.

Den größten Marktanteil konnte 2004 RMF FM mit 23,95 Prozent verbuchen. Es folgten Radio Zet (21,41 %), Polskie Radio 1 (15,51 %), Polskie Radio 3 (5,32 %) und Radio Maryja (2,39 %).[84]

Die Hörfunk- und Fernsehsender werden von einer staatlichen Aufsichtsbehörde, der Krajowa Rada Radiofonii i Telewizji (dt. Landesrat für Radio und Fernsehen) lizenziert und überwacht.

Auflagenstärkste überregionale Tageszeitungen sind Gazeta Wyborcza, Rzeczpospolita und die Boulevardzeitung Fakt.

Zu den auflagenstärksten meinungsbildenden Wochenmagazinen gehören Wprost, Polityka und Newsweek Polska. Die wichtigste polnische Presseagentur ist die Polska Agencja Prasowa (PAP). Für englischsprachige Leser erscheinen die Warsaw Voice und das Warsaw Business Journal. Dagegen ist die deutschsprachige polen-rundschau nicht sehr weit verbreitet.

1990 gab es 3.007 Zeitschriften, die Zahl wuchs bis 1999 auf 5.444. Die Zahl der Tageszeitungen sank von 1990 bis 2000 von 130 auf 66. Auflagenstärkste war 2004 Fakt.[85]

Die bekanntesten Internetportale sind Onet.pl, Wirtualna Polska und Interia.pl.

Bräuche

Ikone des Heiligen Nikolaus aus dem 15. Jahrhundert

Nationale und regionale Bräuche werden vor allem auf dem Land aufrechterhalten. Sie sind mit den verschiedenen Religionen, besonders der römisch-katholischen, verbunden.

Wichtig sind die Feste der verschiedenen religiösen Gemeinschaften: Sternsinger, Wigilia und Pasterka an Weihnachten, Friedhofsfeiern an Allerheiligen, das Fronleichnamsfest in Łowicz, der Palmsonntag, die Mysterienspiele in Kalwaria Zebrzydowska, das kaschubische Bootsfest, der Dominikaner Jahrmarkt in Danzig, aber auch das orthodoxe Jordanfest in Drohiczyn und das muslimisch-tatarische Kurban Bajram in Bohoniki. Pilgerfahrten erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit, etwa die katholischen Wallfahrten nach Tschenstochau, Heiligelinde, Licheń Stary, Kalwaria Zebrzydowska, Łagiewniki und zum St. Annaberg, aber auch die jüdischen Grabbesuche der chassidischen Mystiker Elimelech aus Leżajsk und Moses Isserles aus Krakau und die orthodoxe Wallfahrt nach Grabarka. Viele der lokalen Bräuche und Riten stehen in Zusammenhang mit den Jahreszeiten (z. B. die Zuwasserlassung der Wianki, die Versenkung der Marzanna und der Krakauer Lajkonik).

Kunstwerke, die mit den Bräuchen verbunden sind, umfassen die Ikonenmalerei vor allem in Podlachien, Lublin und dem Karpatenvorland, Schnitzereien mit religiösen (Jezus Frasobliwy) und weltlichen Motiven sowie die Stickereien – Koronki. Bekannt sind auch Trachten, insbesondere die aus Krakau und die der Goralen. Daneben gibt es viele traditionelle Bräuche der Lebensmittelherstellung, wie z. B. der Schafskäse Oscypek, die Krakauer Brezel Obwarzanek und Krakauer Würste. Von den traditionellen Bräuchen in der Architektur sind die Wegkapellen zu nennen, vor allem in den Beskiden und Masowien.

Verbunden mit dem polnischen Brauchtum sind auch die traditionelle Musik (jüdische Klezmer, Kammermusik, Mazurkas, Polonaisen, Krakowiaks und Polkas) sowie der Tanz (u. a. die Tanzensembles Mazowsze, Śląsk und Słowianki), das traditionelle Theater sowie die Mundartdichtung der Goralen, Kaschuben und Schlesier.

Essen und Trinken

Die polnische Küche ist vielschichtig und vor allem mit den Küchen der östlichen Nachbarländer Polens verwandt, weist aber auch zu den mitteleuropäischen und skandinavischen Küchen einige Parallelen auf. In den Eigenheiten der polnischen Küche spiegeln sich die historische Adelskultur und die bäuerliche Kultur des Landes ebenso wider wie seine geographischen Gegebenheiten.

Zu den bekanntesten polnischen Nationalgerichten gehören Pierogi, Gołąbki, Bigos und Barszcz. Tee und Kaffee sind die am meist getrunkenen nichtalkoholischen Getränke in Polen, zu den meist getrunkenen alkoholischen Getränken gehören Wodka und Bier. Wodka ist ein polnisches Nationalgetränk, der erste Wodka wurde in Südostpolen (Sandomierz) im Jahre 1405 hergestellt.

Freizeit, Tourismus und Sport

Dunajec-Durchbruch in Südpolen

Aufgrund der vielen Seen und der langen sandigen Meeresküste sind Wassersportarten wie Segeln (u. a. Große Masurische Seen), Surfen (u. a. Hel), Tauchen (u. a. Danziger Bucht), Kajak (u. a. auf den Flüssen Krutynia, Czarna Hańcza, Drawa), Schwimmen und Angeln in Polen sehr beliebt. Hausbooturlaub ist auf den revitalisierten Wasserwegen auch ein touristischer Faktor geworden. Die Polen nutzen die vielen Wälder auch gerne zum Pilze sammeln. In den Bergen wird viel gewandert und Alpin Ski und Snowboard gefahren (u. a. Sudeten, Beskiden, Tatra). Rafting ist auf dem Gebirgsflüssen, vor allem dem Dunajec im Pieniny-Durchbruch, sehr beliebt. Auch Segel- und Ballonfliegen ist in den Beskiden populär. Skispringen (u. a. Zakopane, Wisła) erfreut sich in Polen großer Beliebtheit. Langlauf, Hundeschlittenfahren und Eissegeln werden in den Waldkarpaten und Masuren praktiziert. Gleichwohl stehen beim polnischen Sportfan Fußball, Volleyball, Handball, Basketball, Speedway und Schwimmen am höchsten im Kurs. An den verschiedenen international bedeutenden Straßenläufen nehmen zunehmend auch Volksläufer teil.[86][87][88] Das Schachspiel hat in Polen eine lange Tradition.

Am 18. April 2007 wurde Polen zusammen mit der Ukraine von der UEFA zum Ausrichter der Fußball-Europameisterschaft 2012 bestimmt.

Feiertage

Am 11. November wird der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens nach dem Ersten Weltkrieg unter der Führung von Józef Piłsudski gedacht
1. Januar Neujahr (Nowy Rok)
6. Januar Heilige Drei Könige (Święto Trzech Króli)
März, April Ostersonntag (Niedziela Wielkanocna)
März, April Ostermontag (Poniedziałek Wielkanocny)
1. Mai Staatsfeiertag (Święto Państwowe)
3. Mai Tag der Verfassung vom 3. Mai 1791 (Święto Konstytucji Trzeciego Maja)
7. Sonntag nach Ostern Pfingsten (Zielone Świątki)
9. Donnerstag nach Ostern Fronleichnam (Boże Ciało)
15. August Mariä Aufnahme in den Himmel (Wniebowzięcie Najświętszej Maryi Panny), gleichzeitig Tag der Polnischen Armee
1. November Allerheiligen (Wszystkich Świętych)
11. November Unabhängigkeitstag (Dzień Niepodległości)
25. Dezember 1. Weihnachtsfeiertag (pierwszy dzień Bożego Narodzenia)
26. Dezember 2. Weihnachtsfeiertag (drugi dzień Bożego Narodzenia)

Verweise

Siehe auch

Portal: Polen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Polen

Literatur

Commons: Polen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Polen – Reiseführer
Wikimedia-Atlas: Polen – geographische und historische Karten
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Wikiquote: Polen – Zitate
Wiktionary: Polen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikisource: Polen – Quellen und Volltexte

Fußnoten

  1. Polen bei Ethnologue
  2. http://www.wolframalpha.com/input/?i=Polen
  3. World Economic Outlook Database, April 2014 des Internationalen Währungsfonds
  4. Human Development Report Office: Poland – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 26. Oktober 2014
  5. Norman Davies, Europe: A History, Pimlico 1997, p. 554: Poland-Lithuania was another country which experienced its 'Golden Age' during the sixteenth and early seventeenth centuries. The realm of the last Jagiellons was absolutely the largest state in Europe
  6. Przemysław Urbańczyk: Początki Polski do poprawki. 29. August 2008 auf focus.pl.
  7. Krystyna Długosz-Kurczabowa: Polska – Jaka jest etymologia słowa Polska (nazwa kraju)?, Wydawnictwo Naukowe PWN, 21. Februar 2003
  8. a b c d e Główny Urząd Statystyczny: Mały Rocznik Statystyczny Polski 2010, Juni 2010, abgerufen am 23. Juli 2010.
  9. inklusive der je 22 Kilometer Seegrenze zu Russland und Deutschland.
  10. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 8–9.
  11. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 8.
  12. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 82.
  13. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 83.
  14. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 87–89.
  15. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 90.
  16. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 93–94.
  17. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 53.
  18. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 57, Tabelle 3.
  19. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 57.
  20. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 59.
  21. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 94–95.
  22. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 59–96.
  23. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 96.
  24. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 96–97.
  25. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 97.
  26. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 61.
  27. a b Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 62–63.
  28. Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 322.
  29. Im Reich der Hünen Berliner Zeitung, 21. Juni 2003 (abgerufen am 22. September 2013)
  30. a b c d e Portal der Republik Polen, Klima, abgerufen am 11. Juli 2010.
  31. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 47–49.
  32. Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 43.
  33. a b Friedhelm Pelzer: Polen: eine geographische Landeskunde. Darmstadt 1991, ISBN 3-534-09160-4, S. 44.
  34. Wieder mehr (kleine) Polen. Polskie Radio, 29. Jan. 2009 (WebCite (Memento vom 29. Januar 2009 auf WebCite)).
  35. a b Ergebnis der Volkszählung 2011, Główny Urząd Statystyczny: Wyniki Narodowego Spisu Powszechnego Ludności i Mieszkań 2011. Warschau, März 2012. Online (PDF)
  36. Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 362.
  37. Artikel 35 der Verfassung der Republik Polen vom 2. April 1997.
  38. Die Prozentzahlen in Klammern spiegeln die alleinige Identifikation wider.
  39. Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 363.
  40. Arabowie i muzułmanie w Polsce. Sprawdziliśmy, ilu ich z nami mieszka Arabowie i muzułmanie w Polsce. Sprawdziliśmy, ilu ich z nami mieszka, abgerufen am 16. September 2015.
  41. a b c d e f g h Władysław Lubaś, Monika Molas, Imke Mendoza (Übersetzung): Polnisch. In: Wieser-Enzyklopädie des europäischen Ostens / Bd. 10. Lexikon der Sprachen des europäischen Ostens, S. 367–389 (PDF; 689 kB).
  42. http://conventions.coe.int/Treaty/Commun/ListeDeclarations.asp?NT=148&CM=8&DF=23/01/05&CL=ENG&VL=1
  43. Główny Urząd Statystyczny: Mały rocznik statystyczny Polski 2012. Zakład Wydawnictw Statystycznych, Warszawa 2012, S. 117, 134–135 (PDF [abgerufen am 15. Januar 2013]).
  44. a b Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 373.
  45. Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 378.
  46. a b Główny Urząd Statystyczny: Mały Rocznik Statystyczny Polski 2010. Warschau 2010, ISSN 1640-3630, S. 130–131 (online).
  47. Robert Żurek, Markus Krszoska (Übersetzer) Karol Wojtyła in Dieter Bringen, Krzysztof Ruchniewicz (Hrsg.): Länderbericht Polen. Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2009, ISBN 978-3-593-38991-2, S. 400–403.
  48. Religiöser und spiritueller Glaube, Bundeszentrale für politische Bildung, zuletzt gesehen am 01. Oktober 2016.
  49. Special Eurobarometer pdf., zuletzt gesehen am 01. Oktober 2016 (PDF).
  50. Vgl. Wiktor Marzec: Die Revolution 1905 bis 1907 im Königreich Polen – von der Arbeiterrevolte zur nationalen Reaktion, in: Arbeit – Bewegung – Geschichte, Heft III/2016, S. 27-46.
  51. Polen beziffert Zahl seiner Weltkriegstoten neu. Der Standard, 26. August 2009.
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  88. Marathon in Polen. Marathon.de.

Koordinaten: 52° N, 19° O