verschiedene: Die Gartenlaube (1866) | |
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Künstler zu bewundern, und als das Schlußspiel zu Ende war, lief er der Bande in den nächsten Biergarten nach, wo dieselbe Vorstellung von Neuem gegeben wurde. Glücklich zog er neben einem großen Pudel her, der auf seinem Rücken einen kleinen Affen in einem prächtigen himmelblauen Kleide mit silbernen Borten trug und sich von ihm den Kopf gemüthlich krauen ließ. Ein angehender Kunstmäcen und Bauerbursche hatte dem Hunde aus Anerkennung für seine Leistungen einen Wurstzipfel hingeworfen; der Künstler vermochte einer solchen Lockung nicht zu widerstehen und sprang darnach, indem er dem Knaben zwischen die Beine fuhr und ihn niederwarf.
Hinter ihm drein drängte und schob die nachstürzende Menge, ohne den Gefallenen zu beachten. Unaufhaltsam rollte er weiter, bis er in dem feuchten Chausseegraben mit seinem neuen Sonntagsanzug lag. Hier fand ihn die besorgte Mutter, welche ihn herauszog und mit einigen Püffen regalirte. Trotzdem wurde seine Liebe zur Kunst durch das Mißgeschick nicht abgekühlt, sondern gerade umgekehrt geweckt und gesteigert. Von nun an ahmte er Alles nach, was ihm nachahmungswürdig schien, den Ausrufer auf der Straße, den Prediger auf der Kanzel, dessen Gebehrden und Haltung er getreu copirte. Besonders aber begeisterte ihn das wirkliche Theater mit seinen menschlichen Schauspielern, die er
verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_069.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)