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Seite:Die Gartenlaube (1866) 492.jpg

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866)

Opfer vom Felde der Ehre.


Wir Menschen geringeren Schlages besitzen nicht die Seelenstärke und den Heroismus Napoleon’s des Ersten, der, als seine Krieger nach der Schlacht verstümmelt an ihm vorübergetragen wurden, achselzuckend sagen konnte: „Das bringt der Krieg mit sich.“ – Ein allgemeines „Ach Gott!“ entströmte den Lippen der Harrenden, als der endlose Zug die ersten Verwundeten von Löbau brachte, wo ihnen der erste leichte Verband angelegt worden war – traurige Reste einer stolzen, noch vor Kurzem siegesfreudigen Armee!

Ankunft von Verwundeten in Dresden.
Nach der Natur aufgenommen von Herbert König.

Die todtmatten, abgezehrten Gestalten der Unglücklichen lehnten an der Brustwehr der Lowries, in denen, in Ermangelung von Waggons, die Blessirten transportirt wurden. Aus dem Stroh, mit dem die Wagen reichlich gefüllt waren, ragten hier und da Hände oder Füße von Schlafenden, Schwerverwundeten, vielleicht schon Gestorbenen. Selten wird man so viel und so großes Elend auf so kleinem Raume zusammengedrängt sehen, wie hier. – Jene unheimliche Gestalt, in regungsloser Haltung hochaufgerichtet und in eine Pferdedecke gehüllt, stiert glanzlosen Auges nach der Sonne – eine hart vorübersausende Kanonenkugel hat die Sehkraft für immer geblendet. Kaiserjäger, alter Gewohnheit gemäß immer noch den Hut mit wehendem Federbusch keck auf die Seite gedrückt, blicken theilnahmlos oder schmerzlich lächelnd auf die Menge herab, Arme, Schulter oder Kopf vielfach verbunden! Doch die Federn wehen nicht mehr stolz und lustig vom Hute; zerpeitscht und zerknickt von Wind, Wetter und Regen, wie die Adlerfedern auf der „Kutsma“ jener Husaren, flattern sie dürftig im Winde, getränkt vom Blute der Feinde, der Ihrigen und von dem eignen, und verleihen der ganzen Gruppe ein unendlich trauriges Gepräge. Wo ist da noch nur ein einziges Uniformstück in seinem Urzustande herauszufinden? Die Schnüren der „Attilas“ blutbefleckt oder herabgerissen im wüthendsten Handgemenge; die verbrämte „Conföderatka“ des Ulanen beschmutzt und versengt, Rock und Weste aufgerissen, darunter ein blutiges Hemd, oder die Brust voll entsetzlicher Hieb- oder Schußwunden. Diese haben ihre militärische Kopfbedeckung verloren und tragen breitkrämpige Bauern-, selbst Strohhüte, Jene das Haupt bis zur Unkenntlichkeit entstellt und die Hände flehend emporgehoben oder unter furchtbaren Schmerzen verzweiflungsvoll geballt. Statt der blanken Waffe führen die Meisten jetzt einen schlichten Stock, auf den sie sich stemmen, wenn nicht die Schulter des Cameraden mitleidsvoll eine Stütze bietet. Der Blick umflort sich bei diesen chaotischen Gruppen von Elend und Herzeleid – auch der wachestehende preußische Füsilier sieht schmerzbewegt auf den seitwärts liegenden Sterbenden hin und nimmt fromm zum letzten Gebete seine Pickelhaube ab – die kühnste Phantasie wird hier zunichte, Angesichts so grauenvoller Wirklichkeit. Deutsche, Ungarn, Italiener, Polen und Kroaten, nicht mehr feindlich einander gegenüber, sondern verbunden durch gemeinsamen Jammer, gleichen den armen Opferlämmern, die man für große und erhabene Zwecke in grauer Vorzeit den Göttern weihte. – Nervenschwache und delicate Naturen mögen diese Schilderung, die unter

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verschiedene: Die Gartenlaube (1866). Ernst Keil’s Nachfolger, Leipzig 1866, Seite 492. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Gartenlaube_(1866)_492.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)