ist das wahr: das ist mir ein schöner König, der in einem zerlumpten
Schäferrock hergeht.“ Da ward der Sohn zornig und drehte,
ohne an sein Versprechen zu denken, den Ring herum und wünschte
beide, seine Gemahlin und sein Kind, zu sich. In dem Augenblick
waren sie auch da, aber die Königin, die klagte und weinte, und
sagte er hätte sein Wort gebrochen und hätte sie unglücklich gemacht.
Er sagte „ich habe es unachtsam gethan und nicht mit bösem Willen
und redete ihr zu; sie stellte sich auch als gäbe sie nach, aber sie
hatte Böses im Sinn.
Da führte er sie hinaus vor die Stadt auf den Acker und zeigte ihr das Wasser, wo das Schiffchen war abgestoßen worden, und sprach dann „ich bin müde, setze dich nieder, ich will ein wenig auf deinem Schooß schlafen.“ Da legte er seinen Kopf auf ihren Schooß und sie lauste ihn ein wenig, bis er einschlief. Als er eingeschlafen war, zog sie erst den Ring von seinem Finger, dann zog sie den Fuß unter ihm weg und ließ nur den Toffel zurück: hierauf nahm sie ihr Kind in den Arm und wünschte sich wieder in ihr Königreich. Als er aufwachte, lag er da ganz verlassen, und seine Gemahlin und das Kind waren fort und der Ring vom Finger auch, nur der Toffel stand noch da zum Wahrzeichen. „Nach Haus zu deinen Eltern kannst du nicht wieder gehen,“ dachte er, „die würden sagen, du wärst ein Hexenmeister, du willst aufpacken und gehen bis du in dein Königreich kommst.“ Also gieng er fort und kam endlich zu einem Berg, vor dem drei Riesen standen und mit einander stritten, weil sie nicht wußten wie sie ihres Vaters Erbe theilen sollten. Als sie ihn vorbei gehen sahen, riefen sie ihn an
Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 2 (1850). Göttingen 1850, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_(Grimm)_1850_II_044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)