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ADB:Heraeus, Karl Gustav

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Artikel „Heraeus, Carl Gustav“ von Wilhelm Creizenach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 15–16, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Heraeus,_Karl_Gustav&oldid=- (Version vom 7. November 2024, 01:30 Uhr UTC)
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Heraeus: Carl Gustav H., deutscher Dichter, geb. 1671 zu Stockholm von deutschen Eltern, kam 1686 nach Stettin ins Gymnasium und besuchte alsdann die Universitäten Frankfurt a. O., Gießen und Utrecht. Mit besonderer Vorliebe beschäftigte er sich mit der Münzen- und Medaillenkunde und gab sich im Zusammenhang mit diesen Studien auch der damals so beliebten Spielerei [16] mit Emblemen und Sinnsprüchen hin. Sein poetisches Talent war äußerst dürftig; er steht darin selbst hinter seinen Zeitgenossen Canitz und Besser, deren nüchterne Correctheit er sich zum Muster genommen hat, weit zurück. Sein Ehrgeiz ging dahin, an einem Hof Unterkommen zu finden, an welchem er, ähnlich wie Besser in Berlin und später König in Dresden, bei feierlichen Gelegenheiten seine Talente nutzbar machen könne. Der Schwarzburg-Sondershausen’sche Hof, an welchem er sich mit dem Titel eines Hofraths eine Zeit lang aufhielt, bot ihm einen zu beschränkten Wirkungskreis dar, er trat wie mehrere andere Protestanten der damaligen Zeit in Wien zum Katholicismus über, um bessere Carriere zu machen (1709), wenigstens zeigt sich in seiner Denkungsart, soweit wir sie aus seinen Dichtungen zu beurtheilen vermögen, nichts, was uns auf eine innerliche Neigung zur katholischen Kirche schließen ließe. Kaiser Joseph I. ernannte ihn zum Antiquitäten-Inspector. Unter Karl VI. erhielt er den Titel eines kaiserlichen Rathes und seine Dienste wurden für Inschriften auf Medaillen, bei Illuminationen, Trauergerüsten etc. mehrfach in Anspruch genommen. Auch hat er einige Staatsactionen in seinen wässerigen Reimen besungen; die meisten seiner Schriften handeln indeß von numismatischen Dingen. Nicht uninteressant ist seine Theilnahme an den Bemühungen, die in Vergessenheit gerathenen Bestrebungen der Sprachgesellschaften neu zu beleben; seine „unvorgreiflichen Gedanken“ über diesen Gegenstand hat er als Anhang zu seinen Gedichten veröffentlicht. Der materielle Lohn für seine Arbeiten soll indeß nach einer Tradition, die uns Reinwald in einem Artikel über H. im Leipziger allgemeinen litterarischen Anzeiger (1800 Nr. 172) aufbewahrt hat, kein sehr glänzender gewesen sein. H. starb in Wien 1730. Seine Gedichte erschienen gesammelt in Wien 1715, am verbreitetsten ist jedoch die Nürnberger Ausgabe von 1721 „Gedichte und Lateinische Inschriften des … Heräus“; in demselben Verlage erschienen zugleich auch seine lateinischen „Inscriptiones et symbola“ mit Abbildungen der von ihm erfundenen Embleme. Besondere Erwähnung verdient sein „Versuch einer neuen deutschen Reimart nach dem Metro des sogenannten lateinischen Hexametri und Pentametri, in einem Glückwunsche bei … Caroli VI. welterfreulichem Geburtstage, anno 1713“, ein Gedicht in elegischen Distichen, in welchem jeder Hexameter auf den folgenden Hexameter und jeder Pentameter auf den folgenden Pentameter reimt. Man hielt diese Gedichte längere Zeit hindurch fälschlich für den ersten Versuch in deutschen Hexametern (vgl. Wackernagel, Kleinere Schriften, Bd. II. S. 59 f.).

Die numismatischen Schriften des Heräus sind bei Adelung-Jöcher aufgezählt. Die Litteratur über H. bei Jördens; Koberstein.