Holocaustforschung :
Die erste Generation

Von René Schlott
Lesezeit: 3 Min.
Das Ringelblum-Archiv aus dem Warschauer Ghetto wird geborgen.
Der Mythos des Schweigens ist fraglich. Die Aufarbeitung des Holocaust begann schon vor den sechziger Jahren. Noch während des Weltkriegs dokumentierten jüdische Historiker die Verbrechen der NS-Zeit.

Unter dem Titel „Vor Pogromen?“ wurde 1919 das Pamphlet eines Potsdamer Juden gedruckt. Alfred Wiener, Weltkriegsveteran und promovierter Philologe, warnte vor dem rechtsradikalen Antisemitismus im Deutschen Reich. 1933 floh Wiener nach Amsterdam und gründete dort mit dem Jewish Central Information Office (JCIO) die erste Einrichtung, die Dokumente zur Entrechtlichung der Juden zusammentrug. 1939 verlegte Wiener das JCIO nach London, wo es heute unter dem Namen Wiener Library eines der weltweit größten Archive für die NS-Zeit bildet. Aber nicht nur im Exil engagierten sich Juden für die Dokumentation der deutschen Verbrechen, selbst mitten im Verfolgungsgeschehen bemühten sich Einzelne um die Rettung von Quellen. Am bekanntesten ist das Geheimarchiv Oyneg Shabes, das Emanuel Ringelblum im Warschauer Getto vergraben ließ. Heute verwahrt das 1947 gegründete Jüdische Historische Institut in Warschau die nach Kriegsende geborgenen Teile.

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