Schäden durch Smartphones :
Handy weg, Gehalt rauf?

Piotr Heller
Ein Kommentar von Piotr Heller
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Schon wieder „Candy Crush“ während der Mathematikvorlesung gespielt? Das kann das kann sich in der späteren Lohnabrechnung niederschlagen. (Symbolbild)
Eine Studie mit Studenten zeigt: Zu viel Zeit auf dem Smartphone schadet den Noten und dem Gehalt. Doch die Methoden der Forscher sind fragwürdig – ebenso ihre Schlussfolgerung.

Sie sind Student und möchten Ihr zukünftiges Einstiegsgehalt um 2,3 Prozent steigern? Dann legen Sie Ihr Handy weg (aber erst nachdem Sie diesen Artikel gelesen haben), und halten Sie sich zudem von Kommilitonen fern, die ständig aufs Smartphone starren. Diese Tipps lassen sich aus einer Studie ableiten, die man guten Gewissens als massive Verletzung der Privatsphäre von Tausenden Studenten bezeichnen kann.

Die Autoren, Experten aus China und den USA, haben zwei unterschiedliche Informationsquellen verknüpft: Studentenakten einer Universität im Süden Chinas und Mobilfunkdaten. 6430 Personen tauchten in beiden Datensätzen auf – Bingo! Die Forscher kannten somit deren Noten, sie wussten, mit wem sie telefonierten, wo sie sich aufhielten und welche Apps sie nutzen. Kurzum: Sie durchleuchteten ihr Leben. Ob die Studenten dem zugestimmt haben oder welche Ethikkommission diese Aktion durchgewinkt hat, dazu steht in der Studie nichts.

Handyverbot für Studenten steigert das „Humankapital“

Der mangelnde Datenschutz in China ist so gesehen ein Segen für die Forschung. Denn die Ergebnisse haben es in sich: Wer doppelt so häufig am Handy hing wie der Durchschnittsstudent, hatte einen deutlich schlechteren Notenschnitt und ein um 2,3 Prozent niedrigeres Einstiegsgehalt. Weiterer Effekt: Nutzte ein Zimmergenosse im Wohnheim das Handy exzessiv, steigerte das die eigene Bildschirmzeit um 4,4 Prozent und verschlechterte ebenfalls die Noten. Beim Scrollen scheint es wie beim Passivrauchen zu sein. Nur dass man davon keinen Lungenkrebs bekommt, sondern doofer wird.

Unklar ist, ob die Ergebnisse auf andere Weltregionen übertragbar sind. Zudem ist die Studie ohne wissenschaftlichen Bewertungsprozess vom „National Bureau of Economic Research“ in den USA veröffentlicht worden. Daher ist beim Lesen etwas Vorsicht geboten, gerade bei den Lehren für die Praxis.

Die Autoren verweisen auf eine in China geltende Videospiel-Obergrenze für Minderjährige: Nach drei Stunden pro Woche ist Schluss. Würde man das auf die Bildschirmzeit von Studenten übertragen, ließe sich deren „Humankapital“ steigern, schreiben sie. Frage: Warum dort aufhören? Warum keine Bettgehzeit verordnen? Oder eine Behörde, die den Studenten morgens die Klamotten raussucht? Nein, Studenten sind erwachsen. Ob es besser ist, einer Vorlesung zuzuhören oder auf den Tiktok-Feed zu glotzen – das zu beurteilen darf man ihnen zutrauen. Es sei denn, sie haben in ihrem Leben schon zu viel Passivscrollen abbekommen.