Der hessische Kleiderschrank
Der bei Eintracht Frankfurt ausgebildete Julian "Jeff" Chabot ist zum Abwehrchef der U19-Nationalmannschaft gereift - und spielt inzwischen für RB Leipzig.
Er ist ein Kerl wie ein Baum, das Kreuz unheimlich breit. 90 Minuten hatte Julian „Jeff“ Chabot keinen Gegenspieler an sich vorbeigelassen, oft genügte allein seine körperliche Präsenz, um auf der Bühne am Bornheimer Hang zu beeindrucken. In die Knie ging der Abwehrspieler von RB Leipzig erst mit dem Schlusspfiff, als mit dem 4:0 gegen die Slowakei die EM-Qualifikation für die deutsche U19 endgültig perfekt war. „Nun können wir zur Endrunde nach Georgien fahren, das erlebt man als Nachwuchsspieler nicht alle Tage“, berichtete die Nummer fünf mit leuchtenden Augen.
Der 19-Jährige bekam hinterher vom U19-Nationaltrainer Frank Kramer ein besonderes Kompliment: „Bärenstark. Er hat jeden Zweikampf gewonnen. Er steht wahnsinnig stabil und hat sich wirklich gut entwickelt.“ Der 1,95-Meter-Schlaks könnte also einer werden, der es bis in die Bundesliga bringt. Seine langjährigen Wurzeln liegen indes in Hessen und bei Eintracht Frankfurt.
Weshalb „Jeff“, wie ihn alle seit der Kindheit nennen, hinterher hat viele Hände schütteln müssen. Neben den Eltern waren auch Freunde an den Bornheimer Hang gekommen. Der Deutsch-Franzose – die Mutter stammt aus Frankreich – wurde in Hanau geboren, wuchs in Dieburg auf und spielte acht Jahre in den Juniorenteams der Frankfurter Eintracht. Zwischenzeitlich wechselte er ein Jahr ins Internat des 1.FC Nürnberg, kam aber schnell zurück, „der Schritt war zu früh, ich war noch zu jung“.
Dass er vor drei Jahren dem Riederwald endgültig den Rücken kehrte, hatte auch persönliche Gründe – deswegen schob die Nachwuchsabteilung der Eintracht dem Abgang ihres talentierten Abwehrspielers nach der U16 auch keinen Riegel vor. Der Fall Chabot ist deshalb anders gelagert als der von viel Unmut begleitete Wechsel der Itter-Zwillinge zum VfL Wolfsburg. Und ob aus ihm wirklich mal ein Erstligaakteur wird, weiß in dieser Altersklasse noch niemand. Im Nationalteam ist er übrigens mit Aymen Barkok (Eintracht Frankfurt) eng verbandelt, der ihn „einen richtig guten Freund“ nennt. Die beiden haben sich bei der Hessenauswahl kennengelernt und besuchen sich sogar häufig.
Genau wie Barkok wähnt sich auch Chabot, der die Schläfen raspelkurz rasiert hat, was ihn noch furchteinflößender aussehen lässt, auf einem guten Wege in seiner Entwicklung. „Natürlich möchte ich Bundesligaprofi werden. Und in Leipzig bekomme ich alles, was ich als Fußballer brauche.“ Der als zurückhaltend beschriebene Spieler arbeite in der Akademie am Cottaweg regelmäßig „an meiner Schnelligkeit und meinem schwachen Fuß“. Der Alltag sind Einsätze in der A-Junioren-Bundesliga Nord/Nordost, wo RB Leipzig hinter dem VfL Wolfsburg und Hertha BSC Rang drei belegt.
Nun bald im Sommer ein Nachwuchsturnier auf höchstem Niveau, die EM-Endrunde, zu bestreiten, sei der nächste Entwicklungsschritt, findet DFB-Sportdirektor Horst Hrubesch, „es ist wichtig, dass die Jungs Ziele haben.“
Für Kramer ist der Abwehrchef bereits jetzt gesetzt, „gerade in den intensiven Spielen, kann er sein ganzes Potenzial entfalten.“ Als Kleiderschrank in jungen Jahren.