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Anlagen wie aus dem Technikmuseum

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Im Schauspiel ist alles etwas in die Jahre gekommen.
Im Schauspiel ist alles etwas in die Jahre gekommen. © Peter Jülich

Veraltete Technik und Risse in den Wänden. Ein Rundgang durch die Städtischen Bühnen zeigt, wo überall Sanierungsbedarf herrscht.

Was ist eigentlich so kaputt an den Städtischen Bühnen? Bei einem Rundgang zeigt Max Schubert, der das Gebäudemanagement leitet, die Schwachstellen des Hauses. An der Opernpforte reckt er den Arm in die Höhe. Es ist ein Gebäudeteil aus den 1960er Jahren mit niedriger Decke. Schubert berührt sie mit der Hand. „Hier müssen wir eingreifen“, sagt er. Dieser Satz fällt beim Rundgang oft. Rohre und Leitungen müssten an dieser Stelle verlegt werden. Damit gingen rund 50 Zentimeter Höhe verloren. Große Menschen könnten nur noch gebückt gehen oder stehen.

Drei Jahre lang war Max Schubert daran beteiligt, die Mängel der Städtischen Bühnen zu erfassen, um die Machbarkeitsstudie vorzubereiten. Bevor er sie vorstellt, führt er am Dienstag einen Tross von Journalisten durch Schauspiel und Oper. In den Proberäumen spielt jemand Geige. Schubert öffnet eine Kabine, in der sich die Orchestermusiker vorbereiten. Der Raum ist schmal und vollgestellt, hat keine Fenster und ist nicht klimatisiert. „Hier hat sich seit den 60er Jahren so gut wie nichts mehr verändert“, sagt er. Es gebe zehn von diesen Räumen,

Max Schubert läuft und biegt mal links, mal rechts ab, es geht kleine Treppen nach oben und nach unten durch die labyrinthischen Winkel der Theater-Doppelanlage. Unter der Bühne der Oper Frankfurt bleibt er stehen.

Es ist mit rund 40 Metern Durchmesser die größte Drehbühne in Europa. Bis zu vier Bühnenbilder passen auf diese Fläche, so dass die Oper verschiedene Inszenierungen an aufeinander folgenden Abenden zeigen kann.

Unter der gewaltigen Bühne liegen Dutzende Zargen gestapelt. Die Bauteile dürften hier nicht mehr lagern, sagt Schubert. Der Brandschutz lasse das künftig nicht mehr zu. „Sie sind nur noch geduldet.“ In spätestens fünf Jahren müsse dafür neuer Platz geschaffen sein.

Derzeit herrscht Platzmangel. In Metallschränken auf den Gängen lagern Requisiten. In einem Raum liegen Stühle und Bänke auf einem Haufen.

Im Technikraum brummen Trafos. ,Hochspannung, Lebensgefahr“, warnen Schilder. In diesem fensterlosen Raum steuern Mitarbeiter Lüftung, Heizung, Klimaanlage, Elektrik. Die Stromkästen aus den 1960er Jahren könnten aus einem Technikmuseum stammen. „Ersatzteile besorgen wir uns von anderen Häusern“, sagt Schubert. Die Transformatoren und die Verteilerkästen dürften nicht so nahe beieinander stehen, habe der Brandschutz bemängelt. „Hier müssen wir eingreifen.“

In einem Gang zeigt Schubert auf eine Dehnungsfuge in der Decke. Darüber ist der Zuschauerraum. Die Fuge, dieser Luftraum, sei nötig, damit das Gebäude sich bewegen könne. Es bewegt sich mittlerweile so stark, dass Beton aus der Decke bröckelt und Wände Risse bekommen. „Das muss behoben werden“, sagt Schubert. Statisch sei das Gebäude noch in Ordnung.

In der „alten Klimazentrale“ sieht man Kessel, Rohre, Ventile und einen Wasserfleck auf dem Boden. „Hier hatten wir einen Wasserschaden, ein Rohr ist geplatzt“, sagt Schubert. Die Anlage, ebenfalls aus den 1960er Jahren, müsse erneuert werden. Sollte sie ausfallen, „bekommen die Leute in der Oper und im Schauspiel keine Luft mehr“. Aber neue Anlagen seien „doppelt so groß“ und passten nicht in diesem Raum. Eine Möglichkeit sei, die Technik auf das Dach zu befördern. Allerdings sei das, was die Statik angehe, „am Limit“.

Dann leitet Schubert in die Kammerspiele. Der Zuschauerraum soll wachsen, von 200 auf 300 Sitzplätze, sagt er. Ein Treppchen führt unter die Bretter, die die Welt bedeuten; wer größer als 180 Zentimeter ist, muss den Kopf einziehen. Auch die Decke über der Bühne soll höher werden, rund fünf Meter, sagt Schubert, um mehr Platz für das Bühnenbild zu bekommen.

Im Osthof an der Neuen Mainzer Straße bringen Lastwagen ihre Lieferungen. „Es gibt aber keine Parkplätze“, sagt Schubert. Die Laster blockierten beim Rückwärtseinparken die Straße.

Vor dem Zuschauersaal des Großen Hauses im Schauspiel deutet Schubert auf die in den 1980er Jahren eingebauten Saalwände und die Türen, die nicht gegen einen Brand gesichert seien. „Das ist eines der massivsten Probleme“, erläutert er, „wir müssen sie komplett abreißen und neu aufbauen.“ Eine gesprungene Scheibe zur Panorama-Bar haben die Gebäudetechniker mit einem Plakat behängt – das Glas zu ersetzen würde 100 000 Euro kosten. Enorm seien die Kosten für das Heizen des verglasten Foyers. Pro Jahr fielen allein eine Million Euro für die Betriebskosten an. Den Städtischen Bühnen stehen umfangreiche Bauarbeiten bevor.

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