Schwere Explosion in Gaza: Griechisch-orthodoxe Kirche zerstört
Tote und viele Vermisste bei einem Angriff auf eine Kirche in Gaza-Stadt. Die israelische Luftwaffe übernimmt die Verantwortung.
Gaza – Eine Explosion hat am Donnerstagabend eine historische griechisch-orthodoxe Kirche im Gazastreifen erschüttert. Am frühen Freitagmorgen tauchten Videos auf, die offensichtliche Schäden und Opfer in der orthodoxen St. Porphyrios Kirche in Gaza zeigten. Die Washington Post hat die Explosion geografisch lokalisiert und die Lage der Kirche anhand des Videos bestätigt. Die älteste Kirche der Region soll Hunderten von Palästinensern wegen des Kriegs in Israel als Zufluchtsort gedient haben.
Mindestens 18 Tote und über 100 Vermisste unter den Trümmern
Das griechisch-orthodoxe Patriarchat von Jerusalem machte am Donnerstagabend in einer Erklärung die israelische Luftwaffe und deren Operationen über dem Gazastreifen dafür verantwortlich. Am Freitag gab das Patriarchat die Zahl der bisher geborgenen Toten mit 18 an, darunter neun Kinder. Weitere 100 Opfer würden noch unter den Trümmern vermutet. Unter den Opfern sei auch eine lokale Mitarbeiterin der Caritas Jerusalem, teilte das deutsche Hilfswerk Caritas International in Freiburg mit.
Ein Diakon der Kirche St. Porphyrios sagte der Washington Post, mehrere hundert vertriebene Christen hätten auf dem Gelände Zuflucht gefunden. Rettungskräfte durchsuchten noch am frühen Freitag die Trümmer. Eine palästinensische Amerikanerin, die Anfang der 2000er Jahre aus dem Gazastreifen in die USA kam, sagte der US-Zeitung, sie habe Verwandte und Freunde, die zum Zeitpunkt des Angriffs in der Kirche Zuflucht gesucht hätten. Einige von seien verletzt worden.
Nach eigener Prüfung: Bei Angriff auf eine Kommandozentrale der Hamas wurde die Kirche getroffen
Zunächst erklärte der Sprecher der israelischen Verteidigungskräfte, Oberstleutnant Richard Hecht, am Freitagmorgen gegenüber Newsweek, dass die israelische Armee den Vorfall untersuche, sich aber „sehr wohl bewusst“ sei, dass „die Kirche beschädigt wurde“. Hecht sagte, die IDF plane eine visuelle Bestätigung dessen, „was passiert ist“ und „worauf wir gezielt haben“. Er deutete an, dass die Informationen zeitnah veröffentlicht würden und dass das israelische Militär hart daran arbeitete, die Situation zu klären.
Später erklärte der Pressesprecher in einer Stellungnahme gegenüber Newsweek, dass die israelische Armee für den Schaden an der Kirche verantwortlich sei, dass sie aber „eindeutig feststellen kann, dass die Kirche nicht das Ziel des Angriffs war“. „Gestern Abend griffen Kampfflugzeuge der israelischen Verteidigungsstreitkräfte die Kommandozentrale eines Hamas-Terroristen an, der am Abschuss von Raketen und Mörsern auf Israel beteiligt war“, hieß es in der Erklärung. Infolge des Angriffs wurde die Mauer einer Kirche in der Nähe des Zentrums beschädigt.
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Zuletzt hatten sich die Hamas und Israel gegenseitig vorgeworfen, ein Krankenhaus getroffen zu haben. Der US-Geheimdienst sagt, es gäbe Indizien, dass die Rakete, die ein Krankenhaus im Gazastreifen getroffen hat, von der Terrormiliz „Islamischer Dschihad“ abgefeuert wurde.
St. Porphyrius Kirche im Gazatreifen: Historischer Bau aus dem 5. Jahrhundert
Der ursprüngliche Bau der Porphyrius Kirche stammt aus dem 5. Jahrhundert, das heutige Gebäude ist etwa 700 Jahre jünger. Sie liegt in einem historischen Viertel von Gaza-Stadt und ist nach dem ehemaligen Bischof von Gaza, dem Heiligen Porphyrius, benannt, der dort 420 n. Chr. gestorben sein soll. Das orthodoxe Patriarchat protestierte scharf gegen die Bombardierung von Kirchen und kirchlichen Gebäuden im Gazastreifen. Dies könne nicht hingenommen werden.