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Hessisches Polizeipräsidium Einsatz hat neue Einheit KKO

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Ein junger Polizist Polizeibeamter der Dienstgruppe KKO an seinem Arbeitsplatz. Foto: Peter Jülich
Ein junger Polizist Polizeibeamter der Dienstgruppe KKO an seinem Arbeitsplatz. Foto: Peter Jülich © Peter Juelich

Die Hessische Polizei hat sich im Bereich Einsatz neu aufgestellt und in Mainz-Kastel eine bundesweit einzigartige Dienststelle geschaffen.

Es ist nur ein kleines unscheinbares Büro, aber hier wird die ganze Action in Hessen koordiniert. Wann immer die Polizei bei einem Einsatz Hubschrauber, Hunde, Pferde, Polizeiboote oder Spezialkräfte ins Rennen schickt, haben Andreas Büchler und seine Kollegen den Überblick. Von seinem Schreibtisch im Wiesbadener Stadtteil Kastel aus kann Büchler sehen, wo in Hessen gerade Einsatzkräfte verfügbar sind und für dringlichere Aufgaben abgezogen werden können. An sieben Tagen die Woche rund um die Uhr versuchen Büchler und seine Kollegen in der neu geschaffenen und bislang in dieser Form bundesweit einzigartigen Dienststelle „Kräftekoordination“ (KKO) die sieben Flächen-Polizeipräsidien bei größeren Einsätzen zu unterstützen. „Wir geben dem jeweiligen Polizeiführer damit den Freiraum, sich auf die Lage zu konzentrieren und sich nicht um die Organisation von Kräften kümmern zu müssen“, verdeutlicht Büchler die Vorteile der KKO.

Die neue Dienststelle ist im Rahmen einer großen Umstrukturierung bei der hessischen Polizei entstanden. Der Prozess kam ins Rollen, nachdem das Frankfurter Spezialeinsatzkommando (SEK) wegen des Verdachts rechter und martialischer Chats aufgelöst worden war. Ein Expertenstab befasste sich mit der Neustrukturierung und kam zu dem Schluss, dass die beiden SEK in Kassel und Frankfurt zukünftig der Bereitschaftspolizei unterstellt werden sollten. Unter anderem aus dieser Überlegung heraus entstand im vergangenen Herbst das neue Hessische Polizeipräsidium Einsatz (HPE) als zentrale Einsatzbehörde für alle spezialisierten hessischen Einsatzkräfte.

Dem HPE gehören an verschiedenen Standorten in Hessen gut 2000 Beschäftigte an. Herzstück des Präsidiums mit Sitz in Mainz-Kastel ist die Abteilung Einsatz, der wie schon zuvor im Bereitschaftspolizeipräsidium die Direktionen der Bereitschaftspolizei in Lich, Mühlheim und Kassel, die Wasserschutzpolizei und die Fliegerstaffel in Egelsbach angehören. Neu in der Organisationsstruktur des HPE ist die Direktion Spezialeinheiten, zu der nicht nur die SEK in Frankfurt und Kassel, sondern auch die Mobilen Einsatzkommandos (MEK), der Personenschutz und die Verhandlungsgruppe gehören.

An der Neustrukturierung des HPE war Malte Neutzler als dessen Präsident maßgeblich beteiligt. Zu den Neuheiten gehört auch eine eigene Abteilung Aus- und Fortbildung, die Neutzler als „genial“ bezeichnet, weil dort etwaige neue Erkenntnisse bei Einsätzen unmittelbar in die Aus- und Fortbildung einfließen können. Denn alle größeren Polizeieinsätze werden im HPE nachbesprochen und analysiert, wie etwa der Einsatz beim Eritrea-Festival in Gießen im Sommer 2023. Auch der Polizeieinsatz beim Eintracht-Spiel gegen den VfB Stuttgart werde sicher intensiv nachbereitet, verspricht Neutzler. Allerdings erst nach dem Abschluss der strafrechtlichen Ermittlungen. „Sonst wäre das kontraproduktiv“, so Neutzler.

Die neuen Strukturen ermöglichen der hessischen Polizei eine Vielzahl von Synergien, auch im Zusammenspiel der Kräfte. Etwa wenn bei Bedrohungslagen auf dem Wasser die Wasserschutzpolizei und das SEK gemeinsam agieren. „Für ein solches Bedrohungsszenario gab es davor bundesweit noch kein Konzept“, verrät Polizeipräsident Neutzler. Mittlerweile gebe es Polizeieinheiten aus den nördlichen Bundesländern, die an den Rhein kämen, um sich anzuschauen, wie die hessische Polizei übt. Das neue Konzept hat Neutzler im vergangenen Herbst bei einem Gesprächskreis in Berlin auch den anderen Bundesländern vorgestellt. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die anderen Bundesländer nachziehen“, glaubt Neutzler.

Zum neuen Konzept gehört eben auch die KKO. Um zu verstehen, wie leistungsfähig die speziell geschulten Polizeikräfte sind, erhielten Dienstgruppenleiter Büchler und seine Kollegen im vergangenen September zunächst eine sechswöchige Schulung, die vor allem den Besuch der einzelnen Spezialkräfte wie Reiterstaffel, Fliegerstaffel oder SEK beinhaltete. „Wir wollten wissen, was die Einheiten machen und wo ihre Grenzen sind“, so Büchler. Zudem gab es eine intensive Schulung für das Einsatzführungssystem. In das Softwareprogramm laufen alle aktuellen Einsätze in Hessen ein. Wenn es größere Einsätze gibt, können die zuständigen Flächenpräsidien zum einen selbst Personal beim KKO anfordern. Oder aber die neue Schaltzentrale bietet aktiv Personal an, wie etwa bei dem Familiendrama mit zwei Toten in Darmstadt-Arheilgen im vergangenen Oktober, als die KKO Einsatzkräfte zur Ablösung und eine psychologische Betreuung anbot.

Noch ist die KKO nicht komplett ausgestattet. Die Wunschvorstellung von Polizeipräsident Neutzler sieht so aus, dass die Führungskräfte auf Knopfdruck sehen können, welches Personal mit welchen individuellen Fähigkeiten gerade verfügbar ist. „Der große Benefit der KKO wird sich erst in ein, zwei, Jahren zeigen“, da ist sich Neutzler sicher.

Polizeipräsident Malte Neutzler half, die neue Einheit KKO 24/7 aufzubauen. Foto: Peter Jülich
Polizeipräsident Malte Neutzler half, die neue Einheit KKO 24/7 aufzubauen. Foto: Peter Jülich © Peter Juelich
Auch Einsätze von Fliegerstaffel oder der Wasserschutzpolizei werden von der KKO koordiniert. Foto: Michael Schick
Auch Einsätze von Fliegerstaffel oder der Wasserschutzpolizei werden von der KKO koordiniert. Foto: Michael Schick © Michael Schick

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