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U17-Weltmeister des DFB gegen Frankreich: Ein Jahrgang bereit zum Durchstarten

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Im Konfettiregen: Die deutsche U17 feiert auf dem Podium den WM-Titel.
Im Konfettiregen: Die deutsche U17 feiert auf dem Podium den WM-Titel. © dpa

Die U17-Nationalmannschaft ist Fußball-Weltmeister. Trainer Christian Wück wünscht sich Spielzeit und Vertrauen für die Talente in den Klubs. Der Übergang ist aktuell ein Problem.

Normalerweise läuft es bei einer Pokalübergabe so: Der Kapitän nimmt die Trophäe von einem Funktionär in die Hand, stellt sich vor die Mannschaft und stemmt sie unter lautem Gejohle in die Luft. Noah Darvich, Spielführer der deutschen U17-Nationalmannschaft hat es am späten Samstagabend (Ortszeit) in Surakarta anders gemacht. Der frisch gebackene Weltmeisterkapitän drückte die Trophäe seinem Trainer Christian Wück in die Hand und überließ ihm die Ehre, die Feierlichkeiten in Indonesien zu eröffnen. Eine wunderbare Geste, die den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe, aber auch gleichzeitig den Respekt für Wück unterstrich.

Schon wie vor exakt sechs Monaten beim EM-Finale zwischen den Nachwuchsteams aus Deutschland und Frankreich musste das Elfmeterschießen das WM-Finale entscheiden. Und wie schon bei der EM mit dem besseren Ausgang für Deutschland. Torwart Konstantin Heide parierte gleich zwei Elfmeter und wurde wie im Halbfinale gegen Argentinien erneut zum Matchwinner. Nach 90 Minuten hatte es 2:2 (1:0) gestanden. Die Liveübertragung allein bei RTL sahen im Schnitt 2,47 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer. In der Spitze schauten sogar bis zu vier Millionen Fans zu.

Deutschland hatte die Partie zunächst spielerisch dominiert und war nach Toren von Paris Brunner (29.) und Noah Darvich (51.) vor 20 000 Zuschauerinnen und Zuschauer souverän mit 2:0 in Führung gegangen, ehe Saimon Bouabre (53.) verkürzte. Nach der Gelb-Roten Karte von Winners Osawe (69.) mutierte das Spiel zu einer Abwehrschlacht der DFB-Auswahl, mehr als der 2:2-Ausgleich durch Mathis Amougou (85.) gelang den Franzosen aber nicht. Weil der DFB mit den „deutschen Tugenden“ dagegenhielt und alle verfügbaren Körperteile in die Abschlüsse der Franzosen warf. Belohnt wurde das mit dem zweiten WM-Titel der Geschichte für eine deutsche Nachwuchsmannschaft. 1981 gewann die U 20 die WM in Sydney mit 4:0 gegen Katar mit Spielern wie Ralf Loose, Michael Zorc oder Roland Wohlfarth. Trainer damals; Dietrich Weise.

U17-Cheftrainer Christian Wück sieht große Chancen für eine hoffnungsvolle Generation an Kickern. „Jetzt liegt es an den Klubs, es liegt wirklich an der deutschen Fußballlandschaft, diesen Jungs die Möglichkeit zu geben, in der ersten, zweiten oder dritten Liga zu spielen“, sagte Wück. „Wir müssen in Deutschland Wege gehen, den deutschen Talenten Spielzeit zu verschaffen. Dazu gehört auch Vertrauen.“ Erstmals ist damit eine Mannschaft in dieser Altersklasse Europa- und Weltmeister geworden. „Dieser Jahrgang hat genug Talent, um durchzustarten“, sagte Wück.

Das kann sich auch DFB-Sportdirektor Rudi Völler vorstellen. „Oftmals sind es ja genau diese Jahrgänge, die dann viele Jahre später Karriere machen“, sagte Völler bei RTL. „Wenn sie so weiterarbeiten und sich weiter verbessern, können sie auch irgendwann mal A-Nationalspieler werden. Das ist noch ein langer Weg.“ Oft habe er das aber schon erlebt, sagte Völler. „Wenn sie fit bleiben und gut beraten werden – auch das ist immer wichtig im Fußball – dann haben viele eine ganz große Karriere vor sich.“

Wück betonte, dass man Probleme im Übergangsbereich habe, weil Talente dort nicht genügend Spielzeit bekämen. Stattdessen werden talentierte Spieler aus Frankreich, England, Brasilien, Belgien oder den Niederlanden geholt. „Da müssen sich der Verein und die deutsche Fußballlandschaft hinterfragen“, sagte der 50-Jährige. „Leidtragende sind der Verband, die A-Nationalmannschaft und die U21.“

Beim aktuellen Jahrgang habe man sich auf die deutschen Tugenden konzentriert. „Dass wir immer noch Klasse und individuelle Stärke im Team haben, sieht man an Paris Brunner und Finn Jeltsch“, nannte Wück namentlich den Dortmunder und den Nürnberger. „Ich könnte aber alle aufzählen auf den unterschiedlichen Positionen.“ Brunner wurde zum besten Spieler des Turniers gewählt.

Wie schwer der Weg tatsächlich ist zeigt auch das Beispiel der starken U17-Generation, die 2011 in Mexiko WM-Dritter wurde. Aus dem 88er-Jahrgang um Kapitän Emre Can spielen nur noch Marvin Ducksch, Mitchell Weiser und Rani Khedira in der Bundesliga. Koray Günter spielt immerhin noch erstklassig in Italien bei Hellas Verona. Torwart Odisseas Vlachodimos (Nottingham Forest) hütet mittlerweile das Tor Griechenlands. Der gebürtige Gelsenkirchener Kaan Ayhan trägt das Trikot der türkischen Nationalmannschaft und war zuletzt Kapitän im Freundschaftsspiel gegen Deutschland in Berlin. Auch im aktuellen U17-Kader stehen Spieler wie Fayssal Harchaoui oder Bilal Yalcinkaya, die vom marokkanischen beziehungsweise vom türkischen Verband in Zukunft umworben werden dürften.

Zunächst soll aber der WM-Titel gefeiert werden. Der DFB lädt alle Fans am Montag um 9 Uhr auf den Campus nach Frankfurt ein, um die Weltmeister nach der Rückkehr aus Indonesien gebührend zu würdigen. mit sid/dpa

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