Düsseldorf. Immer wieder kommt Unruhe in die Mannschaft des Tabellenführers, weil zu oft auf diesen wichtigen Positionen gewechselt werden muss

Fortuna Düsseldorf ist der Tabellenführer in der 2. Fußball-Bundesliga. Dass allerdings alles optimal für das Team von Daniel Thioune in dieser Saison läuft, kann wohl niemand behaupten - vor allem daheim fehlt es an Stabilität und am richtigen Lösungsweg, auch gegen Top-Gegner mit durchweg starken Leistungen zu überzeugen. Waren zunächst die Offensivleistungen das Problem, wurde in den vergangenen drei Heimspielen gegen Köln (2:2), Hamburg (0:3) und Kaiserslautern (3:4) deutlich, dass die Restverteidigung und das Verhalten in den Umschaltsituationen mehr als verbesserungswürdig sind. Zu dieser Thematik könnte auch das ständige Wechseln auf den Außenverteidiger-Positionen und die dadurch entstehende Unruhe beigetragen haben.

In Matthias Zimmermann hatte die Fortuna zum Ende der vergangenen Spielzeit einen Außenverteidiger auf der rechten Seite, der zu den absoluten Stützen des Teams zählte. Nach seinem Wechsel auf die Position des Sechsers musste auf dem linken Flügel in der Defensive ein Ersatz her. Takashi Uchino, der zuvor nie an Zimmermann vorbeigekommen war, hatte die Fortuna verlassen. Einen adäquaten Ersatz gab es zunächst nicht, obwohl „Zimbo“ ins Mittelfeld gerückt war. Es ist noch nicht lange her, da hat hinten rechts auch Tim Oberdorf mal ausgeholfen, aber dann rang sich Daniel Thioune dazu durch, Emmanuel Iyoha von der linken Abwehrseite auf rechts herüberzuziehen und brachte den verletzungsanfälligen Nicolas Gavory auf der linken Seite wieder ins Spiel. Bis zum Regensburg-Spiel zeigte der Franzose dort wohl die Leistungen, die sein Trainer von Anfang an von ihm erwartet hatte. Doch dann fiel Gavory wieder verletzungsbedingt aus und musste für die Spiele in Regensburg und gegen Kaiserslautern passen.

Fortunas Trainer überlegte zunächst einmal für die linke Seite eine Alternative zu finden. Und überraschend wurde er bei jemandem fündig, den alle nur als Innenverteidiger auf der Rechnung hatten. Joshua Quarshie machte seine Sache vor zehn Tagen nicht nur gut, er konnte in den 70 Minuten, die er in Regensburg zur Verfügung hatte, absolut überzeugen. Er war defensiv zuverlässig und bereinigte in der Oberpfalz beim 3:0 einige brenzlige Situationen. Zudem schob er auch noch das Spiel als „Hintermann“ von Tim Rossmann nach vorne an.

Emma Iyoha könnte zeitnah in den Angriff zurückkehren?

Für die rechte Seite hatte der Verein noch mit einem Last-Minute-Transfer eine Lücke geschlossen. Aber der auch inzwischen etablierte Valgeir Lunddal musste auf das Regensburg-Spiel wegen ebensolcher muskulärer Probleme passen, die auch Gavory zur Pause zwangen. Er hatte zwar gegen die Hamburger und deren schnellen Stürmer Jean-Luc Dompé nicht besonders gut ausgesehen, aber die Niederlage an sich war ihm nicht unbedingt alleine anzulasten. Der Isländer sollte, wenn er fit ist und Matthias Zimmermann auf der Sechser-Position komplett heimisch wird, in Zukunft einen zuverlässigen, wenn auch noch keinen überragenden Außenverteidiger darstellen. Das gut funktionierende Duo Zimmermann-Klaus ist dadurch allerdings auf Dauer gesprengt.

Fortunas Coach Daniel Thioune ist froh, dass er Emmanuel Iyoha im Kader hat. Der gebürtige Düsseldorfer ist ein Allrounder und eigentlich Stürmer. Selbst nachdem er die vergangene Saison meist als Außenverteidiger ausgeholfen hat und in Summe größere Qualität auf dieser Position offenbarte als der gelernte Linksverteidiger Nicolas Gavory, wird er auf Fortunas Homepage im Kader immer noch als Stürmer geführt. Iyoha hat solide Leistungen gezeigt, war aber deutlichen Formschwankungen unterworfen. Eigentlich ist er zu schade für die Position links und rechts hinten, denn er ist schnell, gewandt und hat einen guten Abschluss. Gegen Kaiserslautern musste er wieder auf der rechten Seite aushelfen. Und einen richtigen Sahnetag hatte der 27-Jährige an diesem Abend auch nicht erwischt. Irgendwie wirkte er gehemmt. Vielleicht muss angesichts der Verletzung und des Ausfalls von Dawid Kownacki Iyoha dann doch in den Angriff „zurück“.

Die Aktionen von Tim Rossmann fehlten in der Offensive

Die Überraschung im Topspiel am Samstag gegen den 1. FC Kaiserslautern war auf Düsseldorfer Seite die Nominierung von Tim Rossmann als linker Außenverteidiger. Es sollte ein Schachzug sein, um eine starke linke Seite anzubieten und um beide Linksaußen spielen zu lassen, die zuvor überzeugende Leistungen gezeigt hatten. Der Schuss mit Myron van Brederode und Rossmann ging zwar nicht nach hinten los, auch weil die Pfälzer ohne direkten Rechtsaußen antraten. Aber aus dem erhofften Zusammenspiel der beiden „Linken“ ergab sich zu wenig Ertrag und Gefährlichkeit. Immerhin ist der Treffer zum zwischenzeitlichen 3:2 von van Brederode erzielt worden. Allerdings kam der Angriff nicht ursprünglich über links.

Eine ideale Lösung war diese „doppelte Sturmbesetzung“ der linken Seite also offensichtlich nicht, auch wenn Daniel Thioune seine Maßnahme damit verteidigte, dass Rossmann in der Jugend und in den Nachwuchs-Nationalmannschaften diese Rolle bereits gespielt hätte. Doch es war der Viererkette eindeutig anzumerken, dass die zwei Veränderungen gegenüber der Vorwoche der Mannschaft keine Stabilität gebracht hatten. Joshua Quarshie saß auf der Bank, kam später auch nicht mehr zum Einsatz. Und der bislang so überzeugende Linksaußen Tim Rossmann hatte zu sehr seine Abwehraufgaben im Hinterkopf, so dass er nicht dazu kam, die eine oder andere gute Flanke zu schlagen.

Fazit: Fortuna benötigt auf den Außenpositionen in der Verteidigung dringend Konstanz. Nur so kann sich die Viererkette als Einheit erweisen. Ständige Veränderungen waren schon in der vergangenen Saison, vor allem in der Hinrunde, ein größeres Problem. Zwar kann man aktuell wohl noch nicht wieder auf die verletzten Stammkräfte zurückgreifen, aber da die Abwehr in Regensburg so gut oder zumindest zufriedenstellend funktioniert hat, wäre es besser gewesen - was sich hinterher natürlich immer leicht sagt - die Kette nicht zu verändern oder nur Jordy de Wijs raus- und Andre Hoffmann hereinzunehmen und die Außenverteidigung so zu belassen.