Davensberg

Ortsteil der Gemeinde Ascheberg, Nordrhein-Westfalen, Deutschland

Davensberg ist ein Ort in der Gemeinde Ascheberg im Kreis Coesfeld, Regierungsbezirk Münster. Er ist der kleinste Ortsteil Aschebergs.

Davensberg
Gemeinde Ascheberg
Wappen von Davensberg
Koordinaten: 51° 49′ N, 7° 36′ OKoordinaten: 51° 49′ 11″ N, 7° 35′ 31″ O
Höhe: 62 (60–64) m
Fläche: 72 ha
Einwohner: 1871 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 2.599 Einwohner/km²
Postleitzahl: 59387
Vorwahl: 02593
Davensberg (Nordrhein-Westfalen)
Davensberg (Nordrhein-Westfalen)

Lage von Davensberg in Nordrhein-Westfalen

Geographie

Bearbeiten

Der Ort ist Teil der münsterländischen Parklandschaft und liegt am Rande eines ausgedehnten Waldgebietes namens Davert. Die Entfernung nach Münster beträgt rund 20 Kilometer.

Geschichte

Bearbeiten

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Davensberg im Jahr 1256. Bei dem Dokument handelt es sich um eine Urkunde des Bischofs von Münster, in der Hermann von Meinhövel „von Daverenberg“[2] als Zeuge genannt wird. Davensberg war nie eine selbständige Gemeinde, sondern hat seit seinen Anfängen zu Ascheberg gehört. Der Ort ist als befestigte Freiheit bei der gleichnamigen Burg im Waldgebiet der Davert entstanden. Für 1498 sind elf Häuser bezeugt.[3]

Zwischen 1593 und 1647 (nach anderen Quellen 1657)[4] kam es in und um Davensberg zu Hexenverfolgungen.[5] In 55 Verfahren wurden mindestens 25 Frauen und Männer verurteilt und hingerichtet.[6]

Im Jahr 1985 errang Davensberg die Goldplakette im Landeswettbewerb und die Bronzeplakette im Bundeswettbewerb Unser Dorf soll schöner werden (heute Unser Dorf hat Zukunft).[7]

Einwohnerentwicklung

Bearbeiten

Um das Jahr 1500 lebten auf der Burgfreiheit von Davensberg bis zu 60 Menschen. Im Jahr 1790 waren es 190, ein Jahrhundert darauf waren es 340 Einwohner. Heute leben in Davensberg, das inzwischen Ortsteil von Ascheberg ist, über 1700 Menschen.[8] „Höhepunkt“ der Bevölkerungsentwicklung war bislang der 31. Dezember 2005: Damals lebten in der Ortschaft 1914 Personen.

Gemeinderat

Bearbeiten

Die politischen Vertreter für Davensberg sind Teil des Gemeinderats von Ascheberg. In Davensberg gibt es zwei Wahlbezirke, die Wahlbezirke 9 (Grundschule Davensberg) und 10 (Burgschule Davensberg). Bei der Kommunalwahl am 30. August 2009 hat in beiden Bezirken die CDU die Mehrheit errungen.

Das Wappen von Davensberg zeigt einen schwarzen, bekrönten Löwen auf gelbem Grund.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Im Turm der Burg Davensberg befindet sich ein Museum, das vom Heimatverein Davensberg betrieben wird. Der Ausstellungsschwerpunkt liegt auf alten bäuerlichen Kulturgeräten.

Burg Davensberg

Bearbeiten
 
Der Rundturm in Davensberg

Der Rundturm aus Ziegeln und Bruchsteinmauerwerk war Teil der Ritterburg Davensberg und wurde vermutlich um 1530 errichtet, um 1750 verfiel er zunächst. Erbaut wurde die Burg wahrscheinlich durch die Herren von Büren, einem mächtigen Adelsgeschlecht aus dem Hochstift Paderborn. 1599 wurde die Burg aufgeteilt und ging in den Besitz der Herren von Morrien auf Nordkirchen sowie Wolf von Füchteln über[9]. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Anlage schweren Zerstörungen ausgesetzt. 1634 wurden die Burg und die angrenzende Freiheit von lüneburgischen Truppen in Brand gesteckt. In der oberen Etage des letztmals 1971 restaurierten Turms befindet sich ein Kaminzimmer, darunter ein Gefängnis und ganz unten ein Verlies. Im Burgturm befand sich auch das Atelier des Bildhauers und Ehrenbürger der Gemeinde Ascheberg Friedrich Press.[10]

Haus Byink

Bearbeiten
 
Blick auf Haus Byink

1558 wurde Haus Byink von Heinrich von Ascheberg als westfälisches Bauern- oder Bauhaus im Renaissance-Stil in der heutigen Form erbaut.[11] Allerdings gab es einen Vorgängerbau, der schon um 1400 im Besitz der Herren von Ascheberg war, da Clawes von Ascheberg zu Byinck bei der Heirat des Heinrich mit Anna von der Recke, als sein Vater genannt wird.[12] Angelegt wurde die Anlage als zweiinselige Wasserburg. Bestandteil ist unter anderem ein mächtiges zweigeschossiges Torhaus (erbaut 1561) mit zwei halbrunden turmartigen Vorbauten. Der Bau mit den anderthalb Meter starken Mauern nahe dem Rittersitz Romberg besteht aus Ziegelmosaik. Im Jahr 1698 kam das Haus durch ein Vermächtnis in den Besitz des Christoph Engelbert von Beverförde-Werries. Die Geschichte dieses Familienstammes endete 1780. Haus Byink kam, zusammen mit anderem Besitz, infolge Adoption an Friedrich Clemens von Elverfeld, der den Zweig Elverfeldt genannt von Beverfoerde zu Werries begründete. Seit 1984 ist das Haus Wohnstätte von Ida Freifrau von Elverfeldt. Das Herrenhaus, das auf einer gesonderten Insel gestanden hat, existiert heute nicht mehr[13].

Haus Romberg

Bearbeiten

In Davensberg liegt auch der kleine Rittersitz Haus Romberg. Schießscharten am Torhaus sowie Gräben und Wälle zeugen noch von dieser Vergangenheit. Das im Renaissancestil erbaute Herrenhaus liegt gegenüber dem Torhaus-Durchgang. An das Herrenhaus schließt sich ein achteckiger Turm mit Eckquaderungen aus Sandstein an.

Katholische Pfarrkirche St. Anna

Bearbeiten

Die Katholische Pfarrkirche St. Anna wurde zwischen 1497 und 1510 erbaut. Der spätgotische einschiffige Backsteinbau geht auf Balthasar von Büren zurück. Im Inneren des Gotteshauses ist ein von Johann Brabender 1566 geschaffenes Retabel zu sehen, das mit Flügelgemälden Hermann tom Rings ausgestattet ist.

Papst-Denkmal

Bearbeiten
 
Denkmal für Papst Innozenz VIII.

Am 24. Februar 1995 wurde auf Anregung des Heimatvereins Davensberg neben der Kirche ein Denkmal für Papst Innozenz VIII. eingeweiht. In der Urkunde vom 26. August 1490 erteilte dieser die Genehmigung für die Errichtung der St. Anna-Kirche in Davensberg. Darüber entbrannte eine kontroverse Diskussion, weil das Lebenswerk dieses Papstes mit dem Beginn der Hexenverfolgungen verknüpft ist.[14]

Ein wichtiger Sportverein in Davensberg ist der SV Davaria Davensberg. Er wurde im Jahr 1949 gegründet. Das Vereinsheim Waldstadion mit der 1999 erbauten Tribüne befindet sich am Rinkeroder Weg. Der 1. Vorsitzende ist Wolfgang Lübke. Die Hauptsportart ist Fußball, angeboten werden aber auch der Breitensport und Judo.[15]

Seit 2010 besteht im Ort eine privat betriebene 5 Hektar große Swingolfanlage.[16]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten
 
Bahnhof Davensberg

Der Ort liegt in der Nähe der Bundesautobahn 1, der „Hansalinie“ Köln-Bremen, bis zur Anschlussstelle in Ascheberg sind es vier Kilometer. Die unmittelbare durch den Ort führende Hauptverkehrsachse ist die L 844, die Ottmarsbocholt mit Ascheberg verbindet. Weiterhin verfügt Davensberg über einen Bahnhof[17] an der Strecke Münster – Lünen – Dortmund; die Züge der Eurobahn (RB 50, „Der Lüner“) halten in Davensberg (zwischen 5 Uhr und 24 Uhr) im Stundentakt.

Linie Verlauf Takt
RB 50 Der Lüner:
Dortmund Hbf – Dortmund-Kirchderne – Dortmund-Derne – Lünen-Preußen – Lünen Hbf – Werne a.d. Lippe – Capelle (Westf) – Ascheberg (Westf) – Davensberg – Münster-Amelsbüren – Münster (Westf) Hbf
Stand: Fahrplanwechsel Dezember 2023
60 min

Zwischen 1915 und 1925 gab es eine Materialkleinbahn der Philipp Holzmann AG von Ascheberg nach Rinkerode über Davensberg, die von 1917 bis 1925 planmäßig auch Personen beförderte, die Kleinbahn Rinkerode–Ascheberg.

Persönlichkeiten

Bearbeiten
Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

Bearbeiten
Bearbeiten
Commons: Davensberg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. kluempel.c: Statistik. Gemeinde Ascheberg, abgerufen am 7. September 2023.
  2. Die Familie von Büren zu Davensberg (Memento des Originals vom 19. April 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.davensberg.de auf davensberg.de, abgerufen am 25. Oktober 2021.
  3. Georg Dehio, unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2, S. 35.
  4. Gudrun Gersmann: Konflikte, Krisen, Provokationen im Fürstbistum Münster. Kriminalgerichtsbarkeit im Spannungsfeld zwischen adeliger und landesherrlicher Justiz, in: Delinquenz, Justiz und soziale Kontrolle (1300 - 1800). Beiträge der Historischen Kriminalitätsforschung zu einer Sozial- und Kulturgeschichte der Vormoderne, hg. von Andreas Blauert und Gerd Schwerhoff, Konstanz 1999. H.J. Wolf: Geschichte der Hexenprozesse, Nikol Verlag Hamburg, 1995, S. 677
  5. Gudrun Gersmann: Wasserproben und Hexenprozesse, Ansichten der Hexenverfolgung im Fürstbistum Münster, in: historicum.net@1@2Vorlage:Toter Link/www.historicum.net (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2023. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. vom 23. Januar 2006, abgerufen am 12. August 2015
  6. Namen der Opfer der Hexenprozesse/ Hexenverfolgung Davensberg (PDF; 335 kB), abgerufen am 9. Mai 2016.
  7. Historische Daten zu Davensberg auf der Homepage des Heimatvereins Davensberg, abgerufen am 11. November 2016.
  8. Gemeinde Ascheberg – Davensberg (Memento vom 15. Oktober 2010 im Internet Archive)
  9. Burgenwelt: Burg Davensberg in Ascheberg, unter Bezugnahme auf den HB-Bildatlas Spezial 13 - Wasserschlösser im Münsterland. Hamburg, 1984
  10. Atelier im Burgturm: Friedrich Press, abgerufen am 3. Juni 2012
  11. Eintrag von Stefan Eismann zu Byink in der wissenschaftlichen Datenbank „EBIDAT“ des Europäischen Burgeninstituts, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  12. Otto Baron von der Recke: Geschichte der Herren von der Recke. Louis Köhler`s Hofbuchhandlung, Breslau 1878, S. 128 (digitale-sammlungen.de).
  13. Haus Byink - Sitz der Ritter von Ascheberg, aufgerufen am 17. November 2009
  14. Papst-Denkmal auf davensberg.de, abgerufen am 25. Oktober 2021
  15. SV Davaria Davensberg, abgerufen am 4. November 2009.
  16. SwinGolf Courses in Germany. swingolf-deutschland.de. Abgerufen am 17. Oktober 2016.
  17. Davensberg auf bahnhof.de