Als Drogenszene bezeichnet man ein soziales Milieu von Konsumenten meist illegaler Drogen.

Der Konsum erlaubter Drogen wie Alkohol findet im deutschsprachigen Raum häufig öffentlich statt und wird gesellschaftlich weitestgehend toleriert. Er ist außerdem so weit verbreitet, dass er unabhängig von sozialen Milieus in den verschiedensten Bevölkerungsgruppen stattfindet. Auch der Konsum der meisten verbotenen Drogen findet oft kontrolliert statt, da diese kaum oder gar nicht abhängig machen können (z. B. Cannabis, MDMA oder Psychedelika), und ist daher so gut wie gar nicht an bestimmte soziale Milieus gebunden. Lediglich der Konsum stärker abhängig machender illegaler Drogen wie Crystal Meth oder Heroin hat regelmäßig Verwahrlosung und damit Ausgrenzung zur Folge, was die Bildung einer Drogenszene befördert. Der einzige Ort Deutschlands, an dem der Konsum harter illegaler Drogen einer größeren Gruppe dauerhaft deutlich erkennbar ist, ist die Heroinabhängigenszene am Frankfurter Hauptbahnhof.[1] Solche Drogenszenen, in denen verbotene Drogen trotz ihres Verbots nicht heimlich, sondern öffentlich konsumiert werden, bezeichnet man als öffentliche Drogenszenen oder offene Drogenszenen.

Die Strafverfolgungsbehörden der DACH-Länder versuchen regelmäßig, offene Heroinszenen durch Polizeieinsätze zu bekämpfen. Diese bewirken jedoch meistens nur örtliche Verlagerungen. Ein Beispiel für eine gescheiterte Verdrängung ist der als „Needle Park“ bekannte Platzspitz in Zürich. Nach der Sperrung des Parks 1992 verlagerte sich die Szene in den benachbarten Oberen Letten. Die Entfernung der weltweit bekannten offenen Heroinszene am Berliner Bahnhof Zoo verlagerte sie nach Kreuzberg in den Görlitzer Park.[2]

Seit den 1990er Jahren werden die Rufe lauter, Abhängigen zum Beispiel mit Konsumräumen, Entzugsprogrammen oder psychosozialer Unterstützung zu helfen, anstatt ihre oft aussichtslose Lage durch Kriminalisierung zu verschlimmern.

Siehe auch

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Portal: Drogen – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Drogen

Literatur

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  • Peter Loos: Lexikon der Drogenszene – Beiträge zur Pharmakologie, Psychologie, Medizin, Rechtsprechung, Kriminologie und Kriminalistik der Drogenszene in der Bundesrepublik, Band 2, Hoheneck-Verlag, 1973
  • Frieder Theyson, Dieter Spazier: Nowhere – Therapeutische Expedition in die Unwegsamkeit der Drogenszene, Athenaeum, 1987, ISBN 3810801801.
  • Kurt van Es, Frans Bosman: Drogenszene Europa – Politik zwischen Repression und Duldung, Rasch und Röhring, 1995, ISBN 9783891365243
  • Bernd Belina: Kriminelle Räume. Funktion und ideologische Legitimierung von Betretungsverboten. Kassel 2000, ISBN 3-8979-2018-2.
  • Andrea Grimm (Hrsg.): Die offenen Szenen der Großstädte. Drogenabhängigkeit, Obdachlosigkeit und Prostitution an den Zentralorten der Städte. Dokumentation einer Tagung der Evangelischen Akademie Loccum vom 31. Oktober bis 2. November 2001. Rehburg-Loccum 2003, ISBN 3-8172-6401-1.
  • Thorsten Finger: Die offenen Szenen der Städte. Gefahrenabwehr-, kommunal- und straßenrechtliche Maßnahmen zur Wahrung eines integren öffentlichen Raums. (Eine rechtswissenschaftliche Untersuchung). Berlin 2006, ISBN 978-3-428-12210-3.
  • Christiane Bernard: Frauen in Drogenszenen: Drogenkonsum, Alltagswelt und Kontrollpolitik in Deutschland und den USA am Beispiel Frankfurt am Main und New York City, Springer, 2013, ISBN 978-3-658-01329-5.
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Einzelnachweise

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  1. Brennpunkt Frankfurter Bahnhofsviertel: Wie die Stadt gegenüber Dealern, Junkies und Kriminalität hilflos bleibt | STERN.de von stern.de, 11. April 2018, auf web.archive.org
  2. Video "Berlin Kreuzberg - Offene Drogenszene" | Mittagsmagazin | ARD Mediathek von ardmediathek.de, 21. April 2015, auf web.archive.org