Seegräser

Gattung der Familie Seegrasgewächse (Zosteraceae)

Die Seegräser (Zostera) sind eine Pflanzengattung in der Familie der Seegrasgewächse (Zosteraceae). Die etwa 16 Arten sind einige der wenigen submers in den Meeren lebenden Blütenpflanzen-Arten. Sie können untergetaucht bis zu einer Tiefe von 15 Meter wachsen. Auch ähnlich aussehende Pflanzenarten anderer Gattungen und Familien werden „Seegräser“ genannt.

Seegräser

Seegras (Zostera spec.)

Systematik
Unterabteilung: Samenpflanzen (Spermatophytina)
Klasse: Bedecktsamer (Magnoliopsida)
Monokotyledonen
Ordnung: Froschlöffelartige (Alismatales)
Familie: Seegrasgewächse (Zosteraceae)
Gattung: Seegräser
Wissenschaftlicher Name
Zostera
L.

Beschreibung und Ökologie

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Illustration des Gewöhnlichen Seegrases (Zostera marina)
 
Illustration des Zwerg-Seegras (Zostera noltii)

Vegetative Merkmale

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Zostera-Arten wachsen als ausdauernde krautige Pflanzen. Sie wirken grasartig und sind untergetaucht lebende (submerse) Wasserpflanzen. Sie sind im Meeresgrund mit Adventivwurzeln an einem monopodialen Rhizom verankert. Die wechselständig und zweizeilig angeordneten Laubblätter besitzen linealische Blattspreiten.

Generative Merkmale

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Zostera-Arten sind einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die funktional eingeschlechtigen Blüten besitzen keine Blütenhülle oder Deckblätter und sind in zwei Reihen auf je einer Seite einer flachgedrückten Ährenachse (der Spadix) angeordnet und zur Blütezeit in ein einzelnes Hochblatt (die Spatha) eingeschlossen. Die männliche Blüte enthält ein Staubblatt. Die weibliche Blüte enthält nur einen oberständigen Fruchtknoten der aus zwei, aber anscheinend nur einem Fruchtblatt besteht. Die Bestäubung erfolgt über das Wasser mit Fadenpollen.

Seegräser bilden kleine Nussfrüchte aus, die zylindrisch geformt sind und einen zweispaltigen Griffel an der Spitze aufweisen.

Wo Meerwasser an flach auslaufende Strände anbrandet, bilden sich unter der Wirkung von zylindrischen Wasserwirbeln und Schwerkraft etwa kugelige Seegrasbälle.

 
Verbreitungskarte der Gattung Zostera gemäß IUCN-Daten

Systematik Verbreitung

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Die Gattung Zostera wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum[1] mit der Typusart Zostera marina aufgestellt.[2] Der Gattungsname Zostera ist dem griechischen Wort „zoster“ angelehnt, was so viel wie „Gürtel“ bedeutet und sich auf die flachen, bandförmigen Blätter bezieht.

Die etwa 16 Zostera-Arten gedeihen in kalten, kühlen und warmen, aber nicht tropisch warmen Küstengewässern fast weltweit. Am häufigsten sind sie an Küsten gemäßigter Gebiete der Nordhalbkugel anzutreffen. Sechs Arten kennt man von australischen, fünf Arten von chinesischen und zwei Arten von nordamerikanischen Meeresküsten.[3] Sie kommen nur in Meeren vor und wachsen zumeist bestandsbildend in Seegraswiesen.

 
Gewöhnliches Seegras (Zostera marina), als Treibgut angespült

Die Gattung Zostera enthält etwa 16 Arten:

 
Seegrasdach im Freilandmuseum auf Læsø

Da Seegras – gemeinsam mit Algen und anderen Pflanzenresten – an den Stränden der Nord- und Ostsee als Treibsel eine große Menge Biomasse darstellt, gibt es verschiedene Nutzungskonzepte. An europäischen Tourismusstränden angelandetes Seegras wird bisher aufgesammelt und entweder auf Deponien entsorgt oder gelegentlich auf Feldern als Dünger untergepflügt. In Dänemark wird es auch als Dämmstoff und für die Renovierung der berühmten Seegrasdächer auf Læsø gewonnen.[6] Projekte zur Wiederherstellung von Seegras können als Kohlenstoffspeicher und damit dem Klimaschutz dienen.[7]

Stoffliche Nutzung

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Seegrasernte im 19. Jahrhundert, Illustration in Gartenlaube, 1888

Getrocknetes Seegras fand früher Verwendung als Polstermaterial für Sofas und dgl., Matratzen und als Verpackungsmaterial (allerdings wurde auch die ähnlich genutzte Zittergras-Segge als „Seegras“ bezeichnet). In der heutigen „klassischen Polsterung“ hat die Palmfaser (Afrique) das Seegras ersetzt. Dem ersten Kühlschrank diente Seegras als Isolierschicht. Der Südpolforscher Robert Falcon Scott hat seine Forschungsstation mit Seegras gedämmt. In New York sind die Radio City Music Hall und das Rockefeller Center mit Seegrasdämmmatten der Firma Cabot’s Quilt gedämmt (Seegras engl.: eelgrass)[8].

Neben Produkten wie Katzenstreu und Erosionsschutzmatten zeigte sich Seegras als effizienter ökologischer Dämmstoff, der sowohl als Matte wie auch als Schüttung verarbeitet werden kann. Mittlerweile ist Seegras vom Deutschen Institut für Bautechnik als Dämmstoff anerkannt.[9] Seegrasdämmungen weisen als Schüttung einen WLG-Wert von 045 auf, speichern Wärme sehr gut (Wärmekapazität 2.0 kJ/(kg × K)), haben relativ gute Entfeuchtungseigenschaften und sind von Natur aus schwer entflammbar. Darüber hinaus ist Seegras auch ungezieferresistent (Milben, Insekten, Mäuse usw.) und daher als Polstermaterial besonders gut für Hausstauballergiker geeignet. Es bietet guten Schallschutz. 1997 wurde im Amt Klützer Winkel das Projekt „Entsorgung durch Verwertung“ gegründet, das Nutzungsmöglichkeiten des Abraums erschließen sollte. In Deutschland wurden auf dieser Grundlage bis 2006/2007 Seegrasdämmmatten hergestellt, die Produktion wurde allerdings mittlerweile eingestellt.

Seit 2012 ist in Rundballen gepresstes Seegras als Dämmstoff wieder auf dem Markt.

Untersuchungen beschäftigen sich mit möglicher Nutzung von Seegras als Zusatzstoffe für Kosmetika, Wellnessanwendungen, Produkten für die Ernährungswirtschaft und Arzneimittel.[10]

Seegras kann auch verwendet werden, um Körbe zu flechten.

Energetische Nutzung

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Auch als Biogassubstrat ist Seegras gemeinsam mit Algen grundsätzlich nutzbar. Problematisch sind hierbei allerdings der geringe Biogasertrag von 8 bis 20 m3 aus einer Tonne Algen-Seegras-Gemisch sowie der mit bis zu 50 Prozent sehr hohe Sandanteil an den Aufsammlungen.[10] In einem Langzeitversuch der Hanseatischen Umwelt GmbH wurden die Gäreigenschaften des Algen-Seegras-Gemischs sowie weiterer Landschaftspflegebiomasse der Küstenregion untersucht, eine Pilotanlage wurde 2015 umgesetzt mit der Erkenntnis, dass es kostenneutral möglich ist.[11][12]

  • Robert R. Haynes: Zosteraceae. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 22: Magnoliophyta: Alismatidae, Arecidae, Commelinidae (in part), and Zingiberidae. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2000, ISBN 0-19-513729-9, S. 90–94 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche)., textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitt Beschreibung)
  • Youhao Guo, Robert R. Haynes, C. Barre Hellquist: Zosteraceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 23: Acoraceae through Cyperaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2010, ISBN 978-1-930723-99-3, S. 106 (englisch)., online, PDF-Datei (Abschnitte Beschreibung, Systematik und Verbreitung).
  • Leslie Watson: Zosteraceae. In: Western Australian Herbarium (Hrsg.): FloraBase. The Western Australian Flora. Department of Environment and Conservation 2008, online (Abschnitt Beschreibung)
  • S. W. L. Jacobs, D. H. Les: New combinations in Zostera (Zosteraceae). In: Telopea. Band 12, Nr. 3, 2009, S. 419–423. ISSN 0312-9764 PDF-Datei.

Einzelnachweise

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  1. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2, Impensis Laurentii Salvii, Holmiae 1753, S. 968Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fwww.biodiversitylibrary.org%2Fopenurl%3Fpid%3Dtitle%3A669%26volume%3D2%26issue%3D%26spage%3D968%26date%3D1753~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D.
  2. Zostera bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  3. Vernon Hilton Heywood (Hrsg.): Blütenpflanzen der Welt. Birkhäuser, Basel / Bonn / Stuttgart 1982, ISBN 3-7643-1305-6 (englisch: Flowering Plants of the World.).
  4. a b c d e f g h i j k l m n o Zostera. In: POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science, abgerufen am 7. Juni 2020.
  5. a b Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7.
  6. Læsø Seaweed Houses.
  7. Matthew P. J. Oreska, Karen J. McGlathery, Lillian R. Aoki, Amélie C. Berger, Peter Berg: The greenhouse gas offset potential from seagrass restoration. In: Scientific Reports. Band 10, Nr. 1, 30. April 2020, ISSN 2045-2322, S. 7325, doi:10.1038/s41598-020-64094-1 (nature.com [abgerufen am 11. März 2021]).
  8. Eelgrass in History. Seagrass.LI, abgerufen am 6. September 2018 (englisch).
  9. Georg Conradi: Seegrasdämmung: Eine Alternative zu Alternativen Dämmstoffen. In: Bauthema Naturdämmstoffe. 2006, ISBN 3-8167-6916-0, S. 73–76.
  10. a b Wie Algen verstromt werden (Memento vom 1. Februar 2012 im Internet Archive) (PDF; 72 kB). Financial Times Deutschland, 19. Oktober 2009.
  11. Projektbeschreibung Energetische Verwertung von Landschaftspflegematerial – Reet, Schilf, etc. – Herkunft Elbe – Weserufer sowie Nordsee@1@2Vorlage:Toter Link/www.gutshaus-rederank.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Stand 10. Oktober 2009.
  12. Vortrag Martin Staemmler: Verwertungsmöglichkeiten von Treibsel vor dem Hintergrund der industriellen Verwendung (PDF; 5,1 MB). Hanseatische Umwelt CAM GmbH, Stand 5. Oktober 2017.
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Commons: Seegräser (Zostera) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien