Dieter Kastrup
Dieter Kastrup (* 11. März 1937 in Bielefeld) ist ein deutscher Jurist und Diplomat. Er war von 1990 bis 1995 Staatssekretär im Auswärtigen Amt und 1990 Leiter der Delegation der Bundesrepublik Deutschland bei den Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland sowie Frankreich, den Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich und der Sowjetunion, dessen Abschluss die deutsche Einheit ermöglichte.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dieter Kastrup wurde als Sohn des Steuerberaters Fritz Kastrup (1905–1945) und dessen Frau Margarete, geb. Müller, in Bielefeld geboren und wuchs bei den Großeltern in Häger (heute zu Werther/Westfalen) auf. Nach dem Besuch des Bielefelder Helmholtz-Gymnasiums wechselte Kastrup mit Beginn der Oberstufe auf das Städtische Neusprachliche Gymnasium in Köln-Nippes, an dem er im Februar 1956 das Abitur ablegte. Seit dem Sommersemester 1956 studierte er Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln, bestand 1960 vor dem Justizprüfungsamt des Oberlandesgerichts Köln die erste juristische Staatsprüfung und wurde 1961 bei Walter Erman in Köln mit einer Arbeit über Die Verpflichtungs- und Verfügungsbeschränkungen der Zugewinngemeinschaft zum Dr. jur. promoviert. Anschließend war Kastrup im Auswärtigen Dienst mit Stationen unter anderem an den Botschaften in Rio de Janeiro, Teheran, Washington, D.C. und Rom beschäftigt. Ab 1980 leitete Kastrup das Referat des Auswärtigen Amtes in Bonn, das für „Berlin und Deutschland als Ganzes“ zuständig war.
Die politische Entwicklung in Deutschland ab November 1989 mit der Forderung nach möglichst baldiger Wiedervereinigung machte Kastrup zum entscheidenden Mann im Hintergrund. Von Ende Januar 1991[1] bis 1995 war er Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Als Ministerialdirektor an der Seite von Bundesminister Hans-Dietrich Genscher und Leiter der deutschen Delegation bereitete Kastrup auf Beamtenebene die Zwei-plus-Vier-Gespräche der Außenminister der beiden deutschen Staaten und der vier Hauptsiegermächte des Zweiten Weltkrieges über die äußeren Gesichtspunkte der Herstellung der deutschen Einheit vor. Maßgeblich beteiligt war Kastrup auch an der Ausarbeitung des deutsch-sowjetischen Partnerschaftsvertrages.
Von 1994[2] bis 1998 war Kastrup Deutscher Botschafter in Italien. Von 1998 bis 2001 war Kastrup ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen in New York. Von 2000 bis 2008 war er Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Von November 2001 bis September 2002 war er außen- und sicherheitspolitischer Berater des Bundeskanzlers. Nach dem Erreichen der Altersgrenze ging Kastrup Ende September 2002 in den Ruhestand.
Engagement
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Am 11. April 2008 wurde Kastrup für vier Jahre in den Vorstand von UNICEF Deutschland gewählt.
- Er ist Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen.[3]
- Von 2000 bis 2008 war Kastrup vom Bundeskanzler bestellter Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ in Berlin.[4][5]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 1990: Großes Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
- 1995: Großes Verdienstkreuz mit Stern der Bundesrepublik Deutschland
- 1998: Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
Schriften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Verpflichtungs- und Verfügungsbeschränkungen der Zugewinngemeinschaft (Dissertation, Universität Köln 1961).
- Die Zwei-plus-Vier-Verhandlungen. „Die äußeren Aspekte der Herstellung der deutschen Einheit“. In: Ferdinand Bitz/Manfred Speck (Hrsg.): 30 Jahre Deutsche Einheit: „Wir sind dabei gewesen“. Lau Verlag, Reinbek 2012, S. 135–148.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Gerhard Spörl: Vor den Zwei-plus-vier-Verhandlungen: Die Last mit Lust und Laune tragen. In: zeit.de. 6. April 1990, abgerufen am 2. Mai 2020.
- Kanzleramt: Mützelburg wird Kastrup-Nachfolger. In: Spiegel Online. 17. Oktober 2002, abgerufen am 2. Mai 2020.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Berufliches: Jürgen Chrobog. In: Der Spiegel. Nr. 8, 1991 (online – 18. Februar 1991).
- ↑ BND: Dieser Kram. In: Der Spiegel. Nr. 15, 1996 (online – 8. April 1996).
- ↑ DGVN Präsidium ( des vom 27. März 2019 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Zwangsarbeiter: Die Entschädigung kann beginnen. In: Spiegel Online. 31. August 2000, abgerufen am 2. Mai 2020.
- ↑ Kuratorium der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ ( vom 29. August 2017 im Internet Archive)
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Konrad Seitz | Deutscher Botschafter in Italien 1994–1998 | Fritjof von Nordenskjöld |
Tono Eitel | Ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen 1998–2001 | Hanns Heinrich Schumacher |
Personendaten | |
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NAME | Kastrup, Dieter |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Diplomat |
GEBURTSDATUM | 11. März 1937 |
GEBURTSORT | Bielefeld |
- Beamteter Staatssekretär (Bundesrepublik Deutschland)
- Ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen
- Deutscher Botschafter in Italien
- Jurist im auswärtigen Dienst
- Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern
- Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz)
- Person (Auswärtiges Amt)
- Person (deutsche Wiedervereinigung)
- Deutscher
- Geboren 1937
- Mann