Friedrich Gilly

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Friedrich Gilly (1772–1800) von Friedrich Georg Weitsch (1758–1828) um 1800
Unterschrift Friedrich Gilly (1772–1800)
Unterschrift Friedrich Gilly (1772–1800)

Friedrich David Gilly [ʒiˈli] (* 16. Februar 1772 in Damm, später Altdamm, bei Stettin; † 3. August 1800 in Karlsbad) war ein deutscher Baumeister in Preußen. Seine Werke sind von der Revolutionsarchitektur beeinflusst.

Friedrich Gilly (Porträt-Herme von Gottfried Schadow)
Briefmarke 1972

Friedrich Gilly entstammte einer hugenottischen Familie, die sich 1689 in Preußen niedergelassen hatte. Er war der Sohn des Baumeisters David Gilly und dessen Ehefrau Friederike, geborene Ziegenspeck. Sein Vater nahm ihn früh mit auf seine Dienstreisen und förderte die Begabung seines Sohnes in jeder Hinsicht. Mit 16 Jahren kam Gilly 1788 nach Berlin und erhielt dort in der Klasse für Architektur der Akademie der bildenden Künste eine umfassende Ausbildung.

Im Fach Architektur waren Friedrich Becherer und Carl Gotthard Langhans seine Lehrer. Zeichenunterricht genoss Gilly bei Christian Bernhard Rode, Johann Christoph Frisch, Johann Heinrich Meil, Daniel Nikolaus Chodowiecki und Johann Gottfried Schadow. Im praktischen Teil unterrichteten ihn Carl Gotthard Langhans, Michael Philipp Boumann und Freiherr Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff. Seine erste Anstellung erhielt er 1789 beim Oberhofbauamt, zeitweise war er bei Bernhard Matthias Brasch am Wiederaufbau Neuruppins tätig.

Im Jahr 1790 begleitete Gilly den Geheimen Oberbaurat Heinrich August Riedel (1748–1810) auf dessen Reise durch Westfalen und Holland. Auf dieser Studienreise befassten sich beide ausführlich mit der Wasserkunst. Im darauf folgenden Jahr war Gilly unter Paul Ludwig Simon am Bau der Berliner Stadtvogtei beteiligt. Eine gemeinsame Reise nach Paris folgte 1793.

Im Jahr 1794 unternahm Gilly zusammen mit seinem Vater eine ausgedehnte Studienreise durch Ost- und Westpreußen. Als Ergebnis dieser Reise kann man die Wiederbelebung des Backsteinbaus in Norddeutschland sehen. Außerdem entdeckte er die Ruine der Marienburg als preußisch-vaterländisches Monument und fertigte Zeichnungen an (teilweise in rekonstruierender Form), die Johann Friedrich Frick von 1799 bis 1803 zusammen mit anderen Marienburg-Darstellungen als Aquatinta-Radierungen veröffentlichte.

Im Jahr 1796 erregte Gilly mit einem Entwurf großes Aufsehen: Mit dem Denkmal für Friedrich den Großen auf der Basis eines dorischen Tempels galt Gilly bei Zeitgenossen als das größte Genie im Baufache. 1798 wurde u. a. Karl Friedrich Schinkel im Alter von 17 Jahren sein Schüler. Im darauf folgenden Jahr wurde Gilly zum Oberhofbauinspektor ernannt. Mit einem königlichen Stipendium versehen, konnte er 1797/98 eine ausgedehnte Studienreise durch Großbritannien, Frankreich, Österreich, Wien und Prag unternehmen. Eine Reise durch Italien war wegen politischer Unruhen unmöglich.

Nach seiner Rückkehr 1798 erhielt Gilly wie sein Vater die Berufung zum Professor an der Bauakademie in Berlin. Dort übernahm er die Fächer Optik und Perspektive. In diese Zeit fällt auch sein Entwurf für ein Nationaltheater in Berlin, das in seiner strengen Wuchtigkeit einen gänzlich neuen Architekturstil ankündigte, der jedoch zunächst keinen Anklang fand. 1799 heiratete er Maria Ulrike „Manon“ Hainchelin (* 13. September 1771 bis † 14. März 1849[1]), eine Tochter des Finanzrats Pierre Jérémie Hainchelin. Ihr gemeinsamer Sohn starb als Säugling bereits 1800.

Gilly gründete zusammen mit dem Architekten Heinrich Gentz im Januar 1799 die „Privatgesellschaft junger Architekten“, welche als Weiterbildungseinrichtung gedacht war. Nach dem Vorbild der Akademie des Platon umfasste diese sieben Mitglieder: neben Gilly und Gentz den Bauassessor Joachim Ludwig Zitelmann sowie die Architekten Carl Haller von Hallerstein, Carl Ferdinand Langhans, Martin Friedrich Rabe und Karl Friedrich Schinkel.

Im Alter von 28 Jahren starb Friedrich Gilly am 3. August 1800 in Karlsbad an Tuberkulose. Schinkel übernahm die weitere Ausführung seiner laufenden Bauprojekte. Seine Witwe heiratete vier Jahre später seinen Jugendfreund Konrad Levezow.

Entwürfe (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Denkmal Friedrichs des Großen
  • Berlin: Denkmal Friedrichs des Großen. 1796.
  • Berlin: Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. 1799.
  • Berlin: Hundebrücke. 1800.
  • Berlin: Börse.
  • Potsdam: Nikolaikirche. 1796.
  • Entwurf zu einem Eisenhüttenwerk. 1797.
  • Entwurf zu einer Basilica nach Philibert de l’Orme. 1797.
  • Entwurf zu einem Landhaus im englischen Geschmack. 1798.
  • Entwurf zu einem Stadttor. 1799.
  • Entwurf zu einem Badehaus. 1800.

Ausgeführte Werke

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Meierei im Park des Schlosses Bellevue
Die Alte Münze in Berlin (Abb. Carl Daniel Freydanck, 1840)
Kopie des Frieses der Alten Münze am ehem. Palais Schwerin (Teil der Neuen Münze)
Nachbildung des Münzfries am Brüstungsband der Neuen Münze Berlin
Mausoleum der Familie von Hoym in Dyhernfurth (Zustand 2007)

Das als Ruine erhaltene Mausoleum der Familie von Hoym im Schlosspark von Dyhernfurth (seit 1945 poln. Brzeg Dolny) in Schlesien gilt als das einzige noch existente Bauwerk des Architekten Friedrich Gilly. Das Gebäude bildete mit seiner Errichtung in den Jahren 1800 bis 1802 den Abschluss der dritten und letzten Umbauphase des im Wesentlichen durch Carl Gotthard Langhans gestalteten Dyhernfurther Schlossparks. Der schlichte, aus massiven Sandsteinquadern gefügte dorische Prostylos-Tempel wurde anlässlich des Todes der ältesten Tochter des Grafen Hoym, Antoinette Wilhelmine Gräfin Maltzan, 1799 in Auftrag gegeben und im Jahr 1802 fertiggestellt. Nach seiner Einweihung diente das Mausoleum bis zu seiner Zerstörung im Kriegsjahr 1945 als Begräbnisstätte der Familie von Hoym.

Aufsätze von Friedrich Gilly in der Sammlung nützlicher Aufsätze und Nachrichten, die Baukunst betreffend beim MDZ der Bayerischen Staatsbibliothek:

Literatur (alphabetisch)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • F[riedrich] Adler: Friedrich Gilly – Schinkel’s Lehrer. In: Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 1, 1881, S. 8 ff. (zlb.de – bis Heft 3).
  • Cord-Friedrich Berghahn: Das Wagnis der Autonomie. Studien zu Karl Philipp Moritz, Wilhelm von Humboldt, Heinrich Gentz, Friedrich Gilly und Ludwig Tieck. Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2012, ISBN 978-3-8253-5988-1.
  • Michael Bollé, María Ocón Fernández: Die Büchersammlung Friedrich Gillys (1772–1800). Provenienz und Schicksal einer Architektenbibliothek im theoretischen Kontext des 18. Jahrhunderts. Gebr. Mann, Berlin 2019, ISBN 978-3-7861-2791-8.
  • Sabine Bock: Gilly, Friedrich (1772–1800). In: Dirk Alvermann, Nils Jörn (Hrsg.): Biographisches Lexikon für Pommern. Bd. 1. Böhlau Verlag, Köln / Weimar / Wien 2013, ISBN 978-3-412-20936-0 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V, Band 48,1), S. 100f.
  • Adolph Doebber: Gilly, Friedrich. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 14: Giddens–Gress. E. A. Seemann, Leipzig 1921, S. 48–49 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Friedrich Gilly, Friedrich Frick: Schloss Marienburg in Preussen. In Lieferungen erschienen 1799–1803. Das Ansichtenwerk neu herausgegeben von Wilhelm Salewski. Galtgarben Verlag, Düsseldorf 1965.
  • Friedrich Gilly 1772–1800 und die Privatgesellschaft junger Architekten. Hrsg. Rolf Bothe, Berlin Museum, 21. September bis 4. November 1984 (Ausstellungskatalog), Koordination Brigitte Schütz, Verlag Willmuth Arenhövel, Berlin 1984, ISBN 3-299-21208-7.
  • Otto Holtze: Friedrich Gilly. In: Pommersche Lebensbilder. Band 3: Pommern des 18., 19. und 20. Jahrhunderts. Saunier, Stettin 1939, S. 204–215.
  • Alste Horn-OnckenGilly, Friedrich David. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 399 f. (Digitalisat).
  • Ines Kruse: Friedrich Gilly im 20. Jahrhundert. wbg Academic, Darmstadt 2023, ISBN 978-3-534-39998-7.
  • Karl-Eugen Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, Berlin 2018, ISBN 978-3-433-03229-9, S. 937 ff.
  • Konrad Levezow: Denkschrift auf Friedrich Gilly, königlichen Architecten und Professor der Academie der Baukunst zu Berlin. Verlag der Realschulbuchhandlung, Berlin 1801.
  • Jan Mende (Hrsg.): Friedrich Gilly 1772–1800. Kubus, Licht und Schatten. Lukas, Berlin 2023, ISBN 978-3-86732-427-4.
  • Arthur Moeller van den Bruck: Gilly. In: Arthur Moeller van den Bruck: Der preussische Stil. Piper, München 1916, S. 109–129.
  • Fritz Neumeyer (Hrsg.): Friedrich Gilly. Essays zur Architektur, 1796–1799. = Gilly, Essays. Ernst & Sohn, Berlin 1997, ISBN 3-433-02652-1.
  • Alste Oncken: Friedrich Gilly. 1772–1800 (= Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte, Band 5, ZDB-ID 573060-0 = Jahresgabe des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft, 1935). Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, Berlin 1935 (korrigierter, im Wesentlichen aber unveränderter Nachdruck (= Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Beiheft 7). Gebr. Mann, Berlin 1981, ISBN 3-7861-1315-7).
  • Hella Reelfs: Friedrich und David Gilly in neuer Sicht. In: Kunstgeschichtliche Gesellschaft zu Berlin. Sitzungsberichte. NF, Band 28/29, 1979/1981, S. 18–23, ZDB-ID 204492-4.
  • Alfred Rietdorf: Gilly. Wiedergeburt der Architektur. Hans von Hugo, Berlin 1940.
  • Hermann Schmitz: Die Baumeister David und Friedrich Gilly in ihren Beziehungen zu Pommern. In: Monatsblätter der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde. Jg. 23, 1909, S. 81–87 und S. 108–111.
  • Hermann Schmitz: Friedrich Gilly. In: Kunst und Künstler. Band 7, 1909, S. 201–206, ZDB-ID 214669-1; (Digitalisat)
  • Gerd-Helge Vogel (Hrsg.): Friedrich Gilly 1772–1800. Innovation und Tradition klassizistischer Architektur in Europa. Geidberg-Verlag, Güstrow 2002, ISBN 3-934776-12-4.
  • Eduard Wätjen: Friedrich Gillys Entwurf für ein Denkmal König Friedrichs II. von Preußen. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. Band 51, 2000, S. 199–228; ISSN 0077-1899.
  • Annette Winkelmann: Verheiratet, verschwägert, verschwippschwägert. Die Berliner Familien Gilly, Hainchelin und Gentz: Mit einem ausführlichen genealogischen Anhang. Books on Demand, Norderstedt 2024, ISBN 9783758324253. (GoogleBooks)
Commons: Friedrich Gilly – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Annette Winkelmann, Verheiratet,veschwägert, verschwippschwägert. Die Berliner Familien Gilly, Hainchelin und Gentz: Mit einem ausführlichen genealogischen Anhang, Books on Demand, Norderstedt 2024, S. 23 f., 85, 99.