Satz von Burnside
Der Satz von Burnside ist ein Satz aus dem mathematischen Teilgebiet der Gruppentheorie und besagt, dass Gruppen bestimmter Ordnung automatisch auflösbar sind.
Formulierung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Eine endliche Gruppe der Ordnung
- ,
wobei und Primzahlen und und ganze Zahlen größer gleich 0 sind, ist auflösbar.
Daher hat jede nichtabelsche endliche einfache Gruppe eine durch mindestens drei verschiedene Primzahlen teilbare Ordnung.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Satz wurde 1904 von William Burnside mittels Darstellungstheorie von Gruppen bewiesen.[1] Einige Teilergebnisse waren zuvor von Burnside, Jordan und Frobenius erzielt worden. Thompson hat dann auf einen möglichen Beweisgang hingewiesen, der die Verwendung von Darstellungstheorie vermeidet und aus seiner Arbeit über N-Gruppen gewonnen werden könne. Das ist dann von Goldschmidt für Gruppen ungerader Ordnung[2] und von Bender für Gruppen gerader Ordnung[3] ausgeführt worden. Matsuyama hat diese Beweise weiter vereinfacht.[4]
Skizze des Beweises von Burnside
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die folgende Beweisskizze muss in dieser Kürze lückenhaft bleiben, vermittelt aber einen Eindruck über die verwendeten Methoden. Eine deutschsprachige Ausarbeitung dieses Beweises findet sich im unten angegebenen Lehrbuch von Meyberg.[5]
- Ist ein irreduzibler komplexer Charakter einer endlichen Gruppe , so ist ganz über , wobei ein Element der Konjugationsklasse sei.
- Sind und teilerfremd, so zeigt man unter Benutzung von 1), dass entweder 0 ist oder den Absolutbetrag hat.
- Mittels 2) ergibt sich, dass eine endliche Gruppe nicht einfach sein kann, wenn sie eine nicht-triviale Konjugationsklasse der Mächtigkeit hat. Nach den Orthogonalitätsrelationen muss es einen nicht-trivialen Charakter mit zu teilerfremdem Grad geben, dessen Wert zu teilerfremd ist. Nach 2) hat den Absolutbetrag , was zur Folge hat, dass unter der zu gehörigen irreduziblen Darstellung auf ein Vielfaches des identischen Operators abgebildet wird. Die irreduzible Darstellung ist damit nicht-trivial und eindimensional, weshalb der Kern ein nicht-trivialer Normalteiler ist.
- Die Klassengleichung zeigt nun, dass eine Gruppe der Ordnung eine nicht-triviale zu teilerfremde Konjugationsklasse hat, die also dann von der Größe für ein sein muss. Nach dem vorangegangenen Schritt folgt, dass nicht einfach sein kann.
- Induktion über die Gruppenordnung zeigt schließlich, dass jede Gruppe solcher Ordnung nicht-triviale Normalteiler hat und daher die Gruppe auflösbar sein muss.
Kleinste nicht-auflösbare Gruppe
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach einem weiteren, einfacheren Satz ist jede Gruppe, deren Ordnung das Produkt dreier Primzahlen ist, ebenfalls auflösbar.[6] Zusammen mit dem Satz von Burnside muss die Ordnung einer nicht-auflösbaren Gruppe daher das Produkt von mindestens vier Primzahlen sein, von denen drei untereinander verschieden sind, das heißt die kleinstmögliche Ordnung ist . Die Gruppe A5 zeigt, dass es tatsächlich eine nicht-auflösbare Gruppe der Ordnung 60 gibt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ W. Burnside: On Groups of Order pαqβ, Proc. London Math. Soc. (1904), Seiten 388–392.
- ↑ D. M. Goldschmidt: A group theoretic proof of the paqb theorem for odd primes, Math. Z. (1970), Band 11, Seiten 373–375
- ↑ H. Bender: A group theoretic proof of Burnside's paqb-theorem., Math. Z. (1972), Band 126, Seiten 327–338
- ↑ H. Matsuyama: Solvability of groups of order 2aqb, Osaka J. Math. (1973), Band 10, Seiten 375–378
- ↑ K. Meyberg: Algebra Teil 2, Carl Hanser Verlag (1976), ISBN 3-446-12172-2, Satz 9.7.2: papb-Satz von Burnside
- ↑ B. Huppert: Endliche Gruppen I, Springer-Verlag (1967), Kap. I, §8, Satz 8.13