Schleifpapier
Schleifpapier (allgemeiner Schleifmittel auf Unterlage), gelegentlich auch als Glas-, Sand- oder Schmirgelpapier bezeichnet, ist ein Hilfsmittel bei der Oberflächenbearbeitung durch Schleifen. Schleifpapier wird verwendet, um raue Oberflächen zu glätten oder um Kanten zu brechen. Es ist auch für größeren Materialabtrag geeignet. Schleifpapiere werden u. a. für Holz, Metall, Lack und Naturstein verwendet. Sehr feines Schleifpapier mit einer Körnungsangabe > 1000 wird auch Polierpapier genannt.
Schleifleinen wird wie Schleifpapier verwendet, allerdings besteht hier das Trägermaterial aus Gewebe (früher Leinen). Schleifleinen ist um ein Vielfaches stärker mechanisch belastbar, somit wird eine höhere Lebensdauer erreicht. Damit ist auch maschinelles Schleifen möglich, z. B. mit einem Bandschleifer. Beim Einsatz kreisförmiger Schleifpapiere werden Handschleifmaschinen benutzt. Die Form des kreisrunden Schleifpapiers hat sich vor allem beim Schleifen von Lacken, Metallen und Naturstein bewährt.
Durch das Schleifen erhalten Oberflächen ihre endgültige Form und Feinheit. Wie beim Sägen, Raspeln und Feilen wird auch beim Schleifen Material abgetragen.
Körnung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schleifpapier oder Schleifgewebe sind in verschiedenen Körnungen erhältlich. Die Zahl der Körnung, die in der Regel auf der Rückseite angegeben ist, orientiert sich an der Maßeinheit Mesh, der Anzahl der Maschen eines Netzes pro Zoll (25,4 mm). Je größer die Zahl, desto feiner die Körnung. Überschlagsmäßig gilt für die Korngröße: Korngröße in mm = 25,4 / Körnung.
Körnung | Körnungsangabe nach CAMI | Korngröße in µm | Verwendung |
---|---|---|---|
grob | 6–30 | > 600 | Entfernen von Leim- und Farbschichten |
mittel | 36–80 | 538–201 | Grobes Vorschleifen roher Holzflächen |
fein | 100–180 | 162–82 | Feinschleifen roher Holzflächen |
sehr fein | 220–1000 | 68–18 | Nachschleifen gewässerter, grundierter und lackierter Flächen |
ultra fein | 1200–7000 | < 15 | Polieren von Oberflächen |
Die Korngröße und die damit verbundene Tätigkeit sind abhängig von der jeweiligen Anwendung (z. B. Werkstoff, Maschine, Ausgangsoberfläche, angestrebte Oberfläche) und auch den Gewohnheiten der Anwender. Hier gibt es auch starke regionale Unterschiede in den Bearbeitungsschritten.
Die Körnung ist definiert in den Normen der Federation of European Producers of Abrasives (FEPA), Beispiele dafür siehe Mesh (Einheit) und in DIN ISO 6344.
Schleifmittel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Als Schleifmittel wurden früher Flint (Feuerstein), Granat und Schmirgel verwendet.
Heute treten synthetische Schleifmittel an deren Stelle, z. B. Aluminiumoxid (Korund), Siliciumcarbid, Chrom(III)-oxid, Zirconium(IV)-oxid und andere Produkte der technischen Keramik.
Schleifband
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ein Schleifband ist ein ringförmig verklebtes Schleifpapier unterschiedlicher Länge, Breite und Körnung zum Einspannen in einem Bandschleifer. Für jedes Gerät gibt es die passenden Abmessungen. Zu beachten ist die Laufrichtung, welche innen aufgedruckt ist. Setzt man das Schleifband falsch ein, läuft es rückwärts und die Klebestelle reißt nach kurzer Zeit.
Streuung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Streuung oder Streuart bezeichnet die Anzahl der auf der Unterlage verteilten Schleifkörner pro Flächeneinheit, also die Streudichte.
- dichte Streuung
- Die Unterlage ist fast vollständig mit Schleifkorn belegt, was zu hohem Materialabtrag und langer Lebensdauer des Schleifmittels führt. Eine dichte Streuung wird vor allem in der Metallbearbeitung verwendet, wenn keine Gefahr besteht, dass sich die Oberfläche des Schleifmittels mit anhaftenden Stoffen zusetzt.
- halboffene Streuung
- Die Unterlage ist zu etwa 70–80 % mit Schleifkorn belegt, so dass im Zwischenraum zwischen den Schleifkörnern Raum verbleibt, um Abrieb von der bearbeiteten Oberfläche abtransportieren zu können. Diese Variante wird beim Schleifen von Hartholz, Nichteisen-Metallen, Kunststoffen und Lacken gewählt.
- offene Streuung
- Die Unterlage ist zu etwa 50–70 % mit Schleifkorn belegt, was einen größeren Spanraum zwischen den Schleifkörnern belässt, so dass Schleifstaub und anhaftende zähflüssige Materialien aufgenommen und idealerweise abtransportiert werden können, ohne dass sich das Schleifmittel zusetzt. Diese Streuung ist zur Bearbeitung von Nadelholz und anderen langspanenden, klebrigen oder weichen Stoffen zu wählen.
Bei einer offenen Streuung muss weniger Andruck aufgebracht werden, um die gleiche Abtragsleistung zu erzielen. Dafür reduziert sich die Lebensdauer des Schleifmittels und der Schliff ist etwas weniger fein.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Isaac Fisher Jr. aus Springfield (Vermont) erhielt am 14. Juni 1834 auf den von ihm dargestellten Herstellungsprozess von Schleifpapier die US-Patente Nummer 8.246 und 8.247.
In Deutschland begann 1863 Carl Friedrich Schröder in Münden mit der industriellen Herstellung von Schleifmitteln auf Unterlage.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Sam Allen: Oberflächenbehandlung von Holz – klassische Techniken und Rezepte. Verlag TH. Schäfer, ISBN 3-87870-586-7.
- Michael Stibane: Grünholz-Werkstatt für alle, die sie einrichten wollen. Amazon Create Space, ISBN 978-1-5028-1292-6.
- Bernd Wittchen, Elmar Josten, Thomas Reiche: Holzfachkunde. 4. Auflage. B.G. Teubner Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-519-35911-1.